Heute Abend treffen im Halbfinale dieser Europameisterschaft Deutschland und Italien aufeinander. Die Mannschaft von Joachim Löw geht als leichter Favorit in diese Begegnung. Jedoch... Vor dem Halbfinale: Legendäre Duelle zwischen Deutschland und Italien

Heute Abend treffen im Halbfinale dieser Europameisterschaft Deutschland und Italien aufeinander. Die Mannschaft von Joachim Löw geht als leichter Favorit in diese Begegnung. Jedoch konnten die Deutschen Italien noch nie bei einem großen Turnier schlagen. Ein Rückblick legendärer Duelle als Vorschau auf eines, das sich hoffentlich in Sachen Spannung einreiht.

WM-Halbfinale 1970 – Das Jahrhundertspiel

Am 17. Juni 1970 fand in Mexico-City vor 102.000 Zuschauern das so genannte „Jahrhundertspiel“ zwischen Deutschland und Italien statt. Im Halbfinale der Weltmeisterschaft war an diesem sehr heißen Tag Italien der Favorit. Das Team um die Superstars Giacinto Facchetti, Sandor Mazzola, Gianni Rivera, Roberto Boninsegna und Luigi Riva setzte sich im Viertelfinale souverän mit 4:1 gegen Gastgeber Mexiko durch, während Deutschland in der Revanche für 1966 England in einem kräftezehrenden Spiel mit 3:2 besiegte.

Italien legte gleich auch los wie die Feuerwehr: Schon in der achten Minute ging die „Squadra Azzurra“ durch Boninsegna mit 1:0 in Führung und hatte das Spiel daraufhin unter Kontrolle. Doch zum Ende des Spiels erspielten sich die Deutschen bessere Chancen. In der 90. Minute sorgte dann ausgerechnet der Verteidiger und Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger für den Ausgleich. Ein ziemlicher Schock für Italien.

Diesen Zustand nutzte Gerd Müller zu Beginn der Verlängerung auch postwendend aus und traf zum 2:1 für Deutschland. Italien erholte sich aber schnell von dem neuerlichen Schock: Burgnich markierte nur vier Minuten später in der 98. Minute den Ausgleich. Beide Mannschaften waren nun komplett platt, den Deutschen war zudem immer mehr das Spiel gegen England anzumerken. Dementsprechend hielten alle das Spiel für entschieden, als Luigi Riva in der 104. Minute den Treffer zum 3:2 erzielte. Doch Deutschland gab nicht auf: Trotz unmenschlicher Hitze, schockte Müller die Italiener wiederum mit dem Ausgleich in der 110. Minute. Doch nach diesem neuerlichen Kraftakt war Deutschland stehend K.O. und so sorgte Rivera nur eine Minute später für das 4:3. Danach war der Wille der Deutschen endgültig gebrochen. Italien stand im Finale.

WM-Finale 1982 – Deutschland ohne Chance

Auch vor der damaligen WM in Spanien wurde Italien von einem Wettskandal erschüttert. Superstar Paolo Rossi wurde aufgrund einer Verwicklung in selbigen für zwei Jahre gesperrt und kehrte bei dieser WM auf die große Fußballbühne zurück. Und auch dieses Mal schien es die Blauen nur noch mehr zusammen zu schweißen. Die Superstars des italienischen Teams waren damals Dino Zoff, Claudio Gentile, Bruno Conti und eben Paolo Rossi. Das Team marschierte, nach anfänglichen Problemen, geradezu ungefährdet durch das Turnier und schaltete Polen im Halbfinale souverän mit 2:0 aus. Deutschland, mit den Stars Toni Schumacher, Karlheinz Förster, Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge, musste im Halbfinale gegen Frankreich ins Elfmeterschießen und ließ dementsprechend Kräfte auf dem Weg ins Finale in Madrid.

Die erste Halbzeit konnte Deutschland noch ausgeglichen gestalten, musste dem Spiel gegen Frankreich aber in Hälfte zwei Tribut zollen. Italien nutzte die sich nun ergebenden Räume eiskalt aus. Ausgerechnet Rossi sorgte in der 57. Minute für das verdiente 1:0. Das deutsche Team hatte nun nichts mehr entgegenzusetzen. Tardelli erzielte zehn Minuten später das 2:0 – der endgültige Todesstoß für Deutschland. Altobelli schoss sogar noch das 3:0. Der 1:3-Anschlusstreffer von Breitner war dann nicht mehr als Ergebniskosmetik. Italien holte sich souverän den Weltmeistertitel.

WM Halbfinale 2006 – Das Ende des Sommermärchens

Die Vorbereitung der „Azzurri“ wurde auch vor dem Turnier in Deutschland von einem Manipulationsskandal in der heimischen Liga überschattet. Vor allem die Juventus-Profis wussten nicht, wie es nach der Weltmeisterschaft für sie weiter gehen würde. Um es euphemistisch auszudrücken: keine optimalen Bedingungen.

Man mag es im Nachhinein gar nicht mehr glauben, aber auch in Deutschland reagierte vor der Heim-WM große Skepsis bezüglich der Leistungsfähigkeit der eigenen Mannschaft, die ironischerweise nach der 1:4-Testspielniederlage gegen Italien verstärkt aufkam. Der Druck auf die Mannschaft war natürlich extrem groß.

Deutschlands Teilnahme am Halbfinale war dadurch eher als Überraschung zu sehen, während die Experten Italien trotz aller Widrigkeiten einiges zugetraut hatten. Dementsprechend galten sie als Favorit. Als gutes Omen für Deutschland wurde die Tatsache gewertet, dass die DFB-Auswahl noch kein Spiel im Dortmunder Westfalenstadion verloren hatte. Jedoch fehlte den Deutschen ihr bis dato bester Mann, Torsten Frings, aufgrund einer Sperre.

In der regulären Spielzeit entwickelte sich eine offen geführte Partie, in der sich kein Team entscheidende Vorteile erarbeiten konnte. Da weder Italien, noch Deutschland sich wirklich zwingende Torchancen erspielten, stand es folgerichtig nach 90 Minuten 0:0. Das Spiel musste in die Verlängerung.

Italien wurde nun immer stärker und kam mit mittlerweile gar drei Stürmern immer öfter vor das deutsche Tor. Die DFB-Abwehr um Christoph Metzelder und Per Mertesacker hielt jedoch dicht. Nur wurde immer deutlicher, dass das deutsche Mittelfeld einfach keine Antwort auf Andrea Pirlo parat hatte. Trotzdem blieb es bis zur 119. Minute beim 0:0.

Als sich alle Beteiligten bereits mit einem Elfmeterschießen abgefunden hatten, zirkelte Fabio Grosso den Ball, nach einer Vorlage von Pirlo, unhaltbar für Jens Lehmann ins lange Eck. Italien ging verdient in Führung und war nun ganz klar auf der Siegerstraße. Die endgültige Entscheidung folgte dann nur zwei Minuten später durch den eingewechselten Alessandro del Piero. Italien hatte Deutschland mal wieder geschlagen und stand im WM-Finale. Das deutsche Sommermärchen ging damit zu Ende.

Ral, abseits.at

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