„Halbfinale gegen den Angstgegner“ titelt das ZDF vor dem Duell der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien. Noch nie konnte das DFB-Team bei WM- und EM-Turnieren gegen den Rivalen aus dem Süden gewinnen. Die Halbfinalschlappe im WM-Halbfinale 2006 von Dortmund wird noch immer von vielen Italien-Fans hergenommen um die Deutschen zu häkeln, dabei haben sich die Vorzeichen seither gedreht. Die deutsche Auswahl stellte mit 15 Siegen in Serie einen neuen Weltrekord auf und gilt allen Vorgeschichten zum Trotz als Favorit.
Deutschland – Italien
Donnerstag, 20:45 Uhr | Nationalstadion Warschau | Schiedsrichter Stéphane Lannoy (Frankreich)
Überrascht Löw erneut?
Deutschland besticht bei dieser Europameisterschaft bisher zwar nicht durch eine spektakuläre, dafür aber eine sehr sachliche Spielweise. Die Viererkette stand in den meisten Fällen kompakt, hat mit Mats Hummels endlich auch einen zweiten Fixpunkt in der Innenverteidigung. Vier Gegentore mögen dieses Bild zwar etwas verzerren, dennoch hat sich das „Problemkind Abwehr“ bisher deutlich besser präsentiert als erwartet. Selbst die vermeintlich größte Baustelle rechts hinten konnte größtenteils geschlossen werden. Boateng wirkte beim ersten Gegentor gegen Griechenland unglücklich, lieferte aber anschließend eine sehenswerte Vorarbeit für Khediras 2:1. Auch gegen Superdribbler Cristiano Ronaldo im ersten Gruppenspiel machte der Bayern-Verteidiger eine gute Figur. Als er gegen Dänemark gesperrt fehlte ersetzte ihn überraschend Lars Bender – und das ausgezeichnet. In der Schlussphase erzielte der 23-Jährige nach einem beherzten Vorstoß den Siegtreffer. Ob Löw auch gegen Italien mit einer unvorhersehbaren Variante aufwartet, bleibt abzuwarten, die Bank ist jedenfalls hochkarätig besetzt wie das Viertelfinale gezeigt hat. Drei Viertel seiner Offensivabteilung wechselte der Bundestrainer aus – mit Erfolg. Klose, der für Gomez stürmte, und Reus, der den Vorzug gegenüber Müller bekam, netzten jeweils einmal ein.
Wie stoppt man Pirlo?
An der taktischen Ausrichtung will Löw nichts ändern. „Wir müssen unser eigenes Spiel auf den Platz bringen, uns nicht so sehr am Gegner orientieren“, so der 52-Jährige. Dennoch bleibt die Frage wie die DFB-Auswahl das Herzstück der Squadra Azzurra, Andrea Pirlo, ausschalten will. Eine Manndeckung für den Spielmacher wird es laut Löw nicht geben. „Das wäre sinnlos“, so der Coach. Eine ähnliche Strategie, wie sie England im Viertelfinale wählte scheint dennoch denkbar. Rooney und Welbeck pressten den italienischen Taktgeber abwechselnd an – allerdings nur in der Anfangsphase, wodurch der Altstar zur Höchstform auflief und für Italien den Unterschied ausmachte. Im Falle der Deutschen würde diese Aufgabe somit hauptsächlich an Özil hängenbleiben, jedoch könnte sich das mit der italienischen Ausrichtung ändern.
Welche Formation wählt Prandelli?
Zwei typisch italienische Systeme wählte Teamchef Cesare Prandelli bisher. Im Auftaktspiel gegen Spanien und gegen Kroatien setzte er auf ein 3-5-2, in den beiden folgenden Spielen schickte er sein Team in einer 4-3-1-2-Formation aufs Feld. Sowohl die Ergebnisse als auch die taktische Ausrichtung Deutschlands sprechen dafür, dass der 54-Jährige im Halbfinale wieder auf letzteres zurückgreift. Ersteres konnte zwar lange Zeit gegen Spaniens enge Spielweise im Zentrum überzeugen, offenbarte aber in der Schlussphase, genauso wie in der zweiten Hälfte gegen Kroatien, Schwächen auf den Flügeln. Geht man davon aus, dass die Italiener mit einer eher defensiveren Grundordnung ins Spiel gehen, würde man zwar die beiden deutschen Flügelspieler an die Kette legen, bei Vorstößen der Außenverteidiger würde jedoch die Abschirmung fehlen. Bei einem 4-3-1-2 könnten situativ die beiden Halbspieler rausrücken um die Außenverteidiger zu entlasten, vor allem wenn Riccardo Montolivo erneut als Trequartista agiert. Der 27-Jährige, den man in Italien aufgrund seiner deutschen Mutter „Deutscher“ nennt, interpretiert die Rolle an der Rautenspitze weniger klassisch und weicht selbst auf die Seiten aus oder lässt sich auf Höhe der restlichen Mittelfeldspieler fallen.
Macht die Fitness den entscheidenden Unterschied aus?
Ein wichtiger Faktor, zumindest in den Augen vieler Medien, stellt die Tatsache dar, dass der Abstand zwischen den jeweiligen KO-Spielen bei Italien zwei Tage geringer ist. Dennoch beträgt die Regenerationszeit für die Azzurri vier Tage, was für die meisten Spieler der übliche Zeitraum zwischen zwei Pflichtspielen ist. Auch Löw sieht dies nicht als entscheidenden Faktor: „Sie haben zwar 120 Minuten gespielt, aber sie haben ja vier volle Tage, sich zu regenerieren. Außerdem haben sie mir nicht den Eindruck gemacht, körperliche Probleme zu haben. Diese haben vielmehr die Engländer gehabt. Wir dürfen nicht erwarten, dass die Italiener unter diesem Spiel leiden werden.“
Die Aufstellungen
In Deutschland gab es zuletzt Zweifel, dass Bastian Schweinsteiger nicht komplett fit sein würde, Löw dementierte diese jedoch: „Es gibt nur 100 Prozent fitte Spieler. Kein Spieler wird auflaufen, wenn er nur 80 oder 90 Prozent seiner Leistungsfähigkeit erreicht.“ Daher ist davon auszugehen, dass der Mittelfeldleader in der Startformation stehen wird. Auch die zuletzt nichtberücksichtigten Podolski, Müller und Gomez dürfen sich Hoffnungen auf ein „Startleiberl“ machen. Schürrles Laufwege hinter die Abwehr wären angesichts der vermutlich tiefen Stellung der Abwehr kaum eine Gefahr. Somit bleibt für Podolski lediglich Reus als Konkurrent über. Dessen Stärke ist seine Vielseitigkeit, die auch Müller in die Pole Position auf dem rechten Flügel hieven. Podolski wäre allerdings insofern eine gute Wahl als er als Linksfuß bis weit ins Angriffsdrittel für Breite sorgen könnte, während Reus als inverser Flügelspieler Diagonalläufe bevorzugt. Bei den Italienern zeichnen sich zwei Änderungen ab. Verteidiger Giorgio Chiellini dürfte nach seiner gegen Irland erlittenen Achillessehnenverletzung wieder in die Abwehr rücken, offen ist jedoch die Position. Am wahrscheinlichsten scheint die Beibehaltung des gesamten Juve-Abwehrblocks, wodurch Chiellini als Linksverteidiger anstelle des defensivschwächeren Balzaretti auflaufen würde. Die zweite Rotation betrifft die Offensive, wo Prandelli Stürmer Antonio Cassano eine Pause gönnen will. Der naheliegendste Ersatz wäre Antonio Di Natale, welcher aber Schwächen in der Rückwärtsbewegung mit sich bringen würde. Somit darf sich Alessandro Diamanti berechtigte Hoffnungen auf sein EM-Startelfdebüt machen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist Daniele De Rossi. Sollte der Roma-Kicker nach muskulären Problemen nicht rechtzeitig fit werden, ist mit Antonio Nocerino zu rechnen.
axl, abseits.at
Alexander Semeliker
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