Von Otto „Stopperl“ Fodrek haben wir schon vor einiger Zeit erzählt. Sein an Jahren reiches Leben bietet ein gutgefülltes Reservoir unzähliger Geschichten und G’schichterln. Die einmalige Persönlichkeit einer unvergesslichen Austria-Wien-Legende beleuchtet jene Anekdote, die „Stopperl“ und der (ebenfalls legendäre) Ex-Rapidler „Rudi“ Flögel in Monaco erlebt haben.
„Stopperl“, der sich nach seiner Fußballkarriere dem Massieren verschrieben hatte, war für einige Zeit beim Wiener Sportclub engagiert. Der damalige Cheftrainer desselben hieß Rudi Flögel, der seine aktive Laufbahn ebenfalls schon beendet hatte. Ein Trainingslager Mitte der 80er-Jahre führte Fodrek, Flögel und die Sportclub-Kicker in die Nähe von Nizza. Dort schwelgte Rudi in Erinnerungen an eines seiner Kindheitsidole. „Mir haben aber der Stojaspal und der Huber von der Austria gefallen. Die haben Technik gehabt – den „Eisenbahner-Schmäh“ zum Beispiel.“, erinnerte sich der einstige Offensivspieler auch rund 25 Jahre später an jene Herren, die ihn dazu bewogen haben, einst auf der Gass’n einem Ball nachzujagen.
Damals in Südfrankreich wollte Flögel die Gelegenheit am Schopfe packen und einen seiner Helden persönlich treffen: Ernst Stojaspal hatte es nach seiner erfolgreichen Zeit bei der Austria nach Frankreich verschlagen. Dort hängte der gebürtige Wiener seine Fußballschuhe 1962 in Metz an den Nagel und schaffte sich mit dem „Café de Vienne“ ein zweites Standbein in Monte Carlo. Flögel wusste, dass Fodrek gut mit dem Ex-Austrianer bekannt war und bat ihn, ein Treffen mit diesem zu arrangieren. „Stopperl“ willigte ein, telefonierte mit „Stoissi“ und am trainingsfreien Sonntag machten sich Masseur und Trainer nach Monaco auf.
Pünktlich zur verabredeten Zeit standen die beiden in Monte Carlo vor Stojaspals Kaffeehaus. Doch zu ihrer Überraschung mussten sie feststellen, dass die Eingangstür trotz bereits angebrochener Öffnungszeit einbruchssicher verriegelt war. Ein Grund mehr für den sowieso schon leicht nervösen Flögel noch unentspannter zu werden. „Fodrek“ schlug einen Spaziergang vor um etwas Zeit totzuschlagen und so wanderten sie eine Stunde lang durch die engen Gassen der fürstlichen Hauptstadt hoffend, dass „Stoissi“ ihre Verabredung nicht vergessen hatte.
Tatsächlich war das Lokal bei ihrer Rückkehr „bereits“ geöffnet. Im Gastraum herrschte gähnende Leere. Nur ein älterer Herr hatte seinen Kopf in der Sonntagszeitung vergraben und blieb ungerührt, als die Österreicher eintraten. Nach genauerer Inspektion des Lokals fehlte von „Stoissi“ aber jede Spur. „Ernstl, Ernstl!“, rief „Stopperl“ Fodrek mehrmals semi-verzweifelt. Niemand rührte sich. Enttäuscht machten die beiden kehrt und schritten Richtung Ausgang. Vor Flögels innerem Auge war der Traum von einer Begegnung mit dem begnadeten Edeltechniker bereits geplatzt. Da drehte sich der Zeitungsleser plötzlich um: „Werdest doch no a bissl warten kennan.“, entpuppte sich der ältere Herr als Ernst Stojaspal höchstpersönlich. Seelenruhig hatte er dagesessen, während sich seine Gäste auf Expedition nach ihm begeben hatten. Die Wiener Gemütlichkeit hatte Stojaspal auch im Ausland nicht abgelegt, er mochte es ruhig und idyllisch. Das Treffen war nun aber gerettet: Flögel begegnete seinem Kindheitsidol, Fodrek einem alten Weggefährten. Es wurde ein launiges Gespräch in dessen Laufe „Stoissi“ seine Gäste fragte, ob sie gerne etwas trinken würden. „Stopperl“ schlug nach der entbehrungsreichen Trainingswoche Kaffee vor, doch vergaß dabei Stojaspals Bequemlichkeit: „Seid’s narrisch, ich möchte mei Ruah ham, an G’spritzten kriagts, i schalt do jetzt no net die Maschin ein.“
So war Ernst Stojaspal. Mit dem privaten „Stoissi“ hatte der Spieler nichts gemein: Gelassen, stoisch, geradezu phlegmatisch wurde Ernst sobald er sein Trikot auszog und wieder in die Realität zurückkehrte. Am Platz hingegen konnte es ihm nicht schnell genug gehen: Der wunderbare Techniker spielte die gegnerischen Abwehren reihenweise schwindlig. Fünf Mal holte er die Torjägerkrone, drei Meisterschalen stemmte er als FAK-Spieler in die Luft. Bei aller Ruhe und Gemütlichkeit wohnte auch Heldenmut im 2002 verstorbenen Wiener: 1943 ließ sich der Offensivspieler von einem Freund die Hand brechen, um dem Fronteinsatz für Hitler zu entgehen. Er wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, erst das Kriegsende rettete Stojaspal.
Marie Samstag, abseits.at
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