In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich)... Die Welt der Spielerberater (Teil 2 ) – Die Aufgaben eines Spielerberaters

HandschlagIn dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.

Nachdem wir uns im ersten Teil ansahen, in welchen Branchen die meisten Spielerberater vor ihrer Tätigkeit arbeiteten, wie hoch das Durchschnittsalter eines typischen Spielervermittlers ist und warum es Frauen in diesem Job schwer haben, wollen wir uns nun der Frage widmen, welche Dienstleistungen sie den Spielern anbieten.

Wie wir im ersten Teil der Reihe feststellten, gingen viele Spielerberater vor ihrer Karriere anderen Tätigkeiten nach, wobei viele Agenten aus dem Rechts-, Finanz-, oder Marketingbereich kommen. So verwundert es nicht, dass mit dem Ausverhandeln der Verträge zwischen dem Verein und dem Spieler ihre Arbeit meist nicht beendet ist. Spielervermittler bieten zumeist noch andere Dienstleistungen an, die darauf abzielen können dem Sportler ein Zusatzeinkommen zu bescheren, oder ihn in allen möglichen Lebensbereichen zu unterstützen, um ihn so langfristig als Klienten binden zu können.

Vertragsverhandlungen

So gut wie jeder Spielerberater handelt die Verträge seines Klienten mit den Vereinen aus. 98% aller befragten Spielervermittler gaben an, dass sie diese Tätigkeit für ihre Klienten übernehmen. Die restlichen zwei Prozent sind wohl kleine Betriebe, die nur einen oder wenige Klienten haben, die sich ihre Verträge von anderen Spielerberatern oder Familienmitglieder aushandeln lassen und den Spielervermittler aufgrund einer der nachfolgenden Tätigkeiten angeheuert haben.

Verhandlungen über Marketing und persönliche Rechte des Spielers

Gerade bei den Topstars spielt dieser Punkt eine große Rolle, wobei die Bildrechte eines Spielers oft ein Hauptbestandteil der Verhandlungen sind. Die Autoren der CIES-Studie brachten als Beispiel den englischen Mittelfeldspieler Joey Barton, der zwischen 2007 und 2011 seine Bildrechte um 675.000 Pfund pro Jahr an Newcastle United verkaufte. Zahlreiche Premier-League-Spieler gründen zu diesem Zweck eine private Firma, was den Vorteil hat, dass die Gewinne aus den Bildrechten einem Steuersatz von nur 28% unterliegen. Im Vergleich dazu werden die Einnahmen aus den Spielerverträgen mit etwa 40% besteuert. Rechtlich ist das in Ordnung, es sei denn, dass die Vereine diesen unterschiedlichen Steuersatz nutzen, um ihren Spielern bessere Verträge anbieten zu können. Wenn sie weniger fürs Gehalt und mehr für die Bildrechte bezahlen, damit der Spieler weniger versteuern muss, ist das rechtlich natürlich mehr als bedenklich. Andere Vereine wie Real Madrid oder der SSC Neapel kaufen bei jedem Transfer die Bildrechte des Spielers gleich mit. Neapel nahm 2011 immerhin sieben Millionen Euro aus der Verwertung der Bildrechte ein – eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle. Insgesamt 65% der befragten Spielervermittler gaben an, dass sie diese Verhandlungen für ihre Klienten übernehmen.

Rechtsbeistand

Viele Spieleragenten waren zuvor als Rechtsanwälte tätig und so sind immerhin 51% der befragten Spieleragenten für die rechtliche Vertretung der Spieler zuständig. Viele Sportler wählen jedoch statt ihren Agenten Sportanwälte aus, die sich auf ihre Bedürfnisse spezialisiert haben, sodass die rechtliche Vertretung fast in der Hälfte aller Fälle nicht vom Spielerberater übernommen wird.

Komplette Karriereplanung für die Zeit als Fußballer und danach

Die Zeit, in der ein Fußballer seinem Beruf nachgehen kann, ist beschränkt und so kümmern sich 48% der befragten Spielerberater nicht nur um die aktive Karriere, sondern planen zusammen mit ihren Klienten was in der Zeit danach passiert. Zudem versuchen Spielerberater oft schon sehr jungen Kicker unter ihre Fittiche zu nehmen, die noch in Akademien sind, oder in Amateurmannschaften zum Einsatz kommen. Allerdings wechseln Fußballer recht häufig ihre Berater, weshalb es oft schwierig und unrentabel für die Vermittler ist, die gesamte Karriere ihrer Schützlinge vorauszuplanen. Daraus resultiert die Entwicklung, dass einige schwarze Schafe unter den Spielerberatern das Maximum aus ihren Schützlingen herausholen wollen und den kurzfristigen Profit über eine sinnvolle und stabile Karriereplanung stellen – etwa bei Auslandstransfers, für die ein Spieler noch nicht bereit ist.

Hilfestellung bei privaten Problemen

In der Öffentlichkeit entsteht oft der Eindruck, dass Spielerberater „Mädchen für alles“ sind und den Klienten bei Problemen in allen Lebenslagen unterstützen. Gerade bei Auslandstransfers benötigen Spieler oft Hilfe, wenn sie etwa ein Haus für die Familie suchen, einen passenden Kindergartenplatz brauchen, oder selbst banale Dinge erledigen müssen, wie ein Bankkonto zu eröffnen. Überraschender Weise bieten nur 46% aller befragten Spielerberater diese Dienstleistung für die Klienten an, denn meistens kümmern sich die jeweiligen Vereine um diese Belange. Einen ausführlichen Artikel über dieses Thema könnt ihr übrigens in unserer Relocation-Artikelserie nachlesen!

Finanzplanung und Marketing

38% der Spielerberater bieten ihren Klienten eine volle Finanzplanung an, das heißt sie beraten ihre Schützlinge über mögliche Investitionen, suchen die besten Konditionen bei Banken für sie aus und verwalten ihre Vermögenswerte. Während es wie oben erwähnt üblich ist, dass Spielerberater im Rahmen der Vertragsverhandlungen mit den Vereinen über die Bildrechte und ähnliche Sachen verhandeln, bieten nur 31% der Spielervermittler eine volle Planung aller Marketingaktivitäten an, da diese meist oft von den Vereinen selbst übernommen wird. Zudem gibt es eigene Agenturen, die sich auf diesen Bereich konzentrieren, sodass viele Spieler die Marketingaktivitäten den Spezialisten überlassen.

Stefan Karger, www.abseits.at

 

Stefan Karger

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