Nach dem Lizensierungsdesaster in der Schweiz erwarteten die österreichischen Fans, Funktionäre und Berichterstatter mit Spannung die Entscheidung des Senats 5 der Bundesliga. Immerhin ist... „Noch nie dagewesenes Ergebnis“ – 19 von 20 Klubs erhalten Lizenz in erster Instanz

Nach dem Lizensierungsdesaster in der Schweiz erwarteten die österreichischen Fans, Funktionäre und Berichterstatter mit Spannung die Entscheidung des Senats 5 der Bundesliga. Immerhin ist es wünschenswert, dass die Meisterschaften und die Teilnehmer für die Relegation sportlich entschieden werden.

Um 11 Uhr meldete sich Bundesligavorstand Georg Pangl per Twitter: „hallo an alle twitterfreunde, sorry für die absenz in letzter zeit. heute wird’s spannend in sachen lizenzvergabe. melde mich asap“. Parallel dazu liefen die Presseabteilungen der 26 Vereine, die um die Lizenz für die höchsten zwei Bundesligaspielklassen angesucht hatten, heiß. Dabei kam es zu mehr oder weniger witzigen Aussendung, wie etwa „Wir sind Lizenz!“ bei der Vienna oder „Mama, die Lizenz hamma!“ beim FC Wacker Innsbruck. Thomas Hofer-Zeni, Vorsitzender des Senats, äußerte seine Freude über die Lizensierung auf der Bundesliga-Homepage: „Es ist sehr erfreulich, dass bereits in erster Instanz 19 von 20 Bundesliga-Klubs sowie fünf von sechs Regionalliga-Klubs die Lizenz erteilt werden konnte. In fünf Fällen ist die Lizenzerteilung mit finanziellen Auflagen verbunden. Dies ist das beste Ergebnis der letzten zehn Jahre und spricht für die Entwicklung des Verfahrens durch alle Beteiligten und das gestiegene Bewusstsein der Klubverantwortlichen für wirtschaftliches Tun und Handeln.“ Im Allgemeinen erwirtschafteten 17 von 20 Bundesligaklubs 2010/11 ein positives Ergebnis.

Regionalligisten fast makellos

Sechs Regionalligisten suchten um die Lizenz an und  reichten Unterlagen ein. In der Region Wien, Niederösterreich und Burgenland waren dies der SV Horn und der SC/ESV Parndorf. Beide Teams verfügen über alle für die Erste Liga erforderlichen Unterlagen sowie Stadien, die TV-Übertragungen zulassen. Selbiges gilt für die Region im Westen, Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Hier waren es die WSG Wattens und der USK Anif, die einen erfolgreichen Bescheid vonseiten der Liga bekamen. In der Regionalliga Mitte erhielt der GAK, ohnehin mehr oder weniger durch die UPC-Arena und das Team professionell aufgestellt, die Lizenz. Der Antrag des Villacher SV wurde zurückgewiesen. Dies geschieht, wenn die Unterlagen beispielsweise nicht im Sinne der Lizenz eingereicht werden. In Kärnten wird man dies verschmerzen können, erstens ist man der Aufsteiger, zweitens ist ein Meistertitel bei noch sechs Runden und 15 Punkten Rückstand nur noch arithmetisch möglich. Eine Anmerkung noch zu den Regionalligisten: Etwaige Auflagen werden dann erteilt, wenn feststeht, ob ein Verein aufsteigt.

Einziges Sorgenkind in der Heute für Morgen-Erste Liga: LASK

Beim SKN St. Pölten bestehen noch aus dem Vorjahr finanzielle Auflagen. Die Niederösterreicher haben  quartalsmäßige Reorganisationsprüfberichterstattungen. Entwarnung gibt es im Tabellenkeller: Sowohl der TSV Hartberg, als auch der FC Lustenau und die Vienna, erhielten die Lizenz gleich im ersten Anlauf. Der Abstiegskampf wird also sportlich entschieden.  Die Döblinger müssen ihre Liquidität neuerdings monatlich bestätigen und haben eine Beschränkung punkto Personal- und Transferkosten auferlegt bekommen. Die blauen Lustenauer  haben noch Auflagen aus dem Vorjahr und der FCL muss monatlich bestätigen, dass genug Geld vorhanden ist und darüber hinaus quartalsmäßig eine Reorganisationsprüfberichterstattung über sich ergehen lassen.

Dem LASK wurde, für Insider wohl wenig überraschend, die Lizenz in erster Instanz verweigert. Die Athletiker haben nun zehn Tage Zeit, um gegen den Entscheid zu protestieren. Das Schriftstück muss bis spätestens 15. Mai 2012 eingelangt sein, dann entscheidet das Protestkomitee, die zweite Instanz. Sollte der Antrag nach wie vor negativ sein, haben Peter-Michael Reichel und Co. sieben Tage Zeit, um Protest einzulegen. Am 31. Mai wird dann die Entscheidung des Ständigen Neutralen Schiedsgerichtes bekannt gegeben. Viel dürfte den Linzern allerdings nicht gefehlt haben, der diesbezügliche Tweet  von Georg Pangl „lask – schafft’s hoffentlich in 2. Instanz“ geht zumindest in diese Richtung.

Kaum Auflagen in der Bundesliga

Bei der Wiener Austria sind die Auflagen (quartalsmäßige Reorganisationsprüferberichterstattung) ausgesetzt. Beim FC Wacker Innsbruck gibt es noch finanzielle Auflagen aus dem Vorjahr: eine vierteljährliche Prüferberichterstattung. Im Grunde genommen erhielten alle Vereine in der höchsten Spielklasse die Lizenz, einzige Ausnahme ist die Admira. Der FC Trenkwalder muss monatliche Liqiditätsberichterstattungen abgeben.

Fünf verschiedene Bereiche, die überprüft werden

Das Lizensierungsverfahren der Bundesliga sieht fünf Kernbereiche vor, die überprüft werden. Diese kurz zusammengefasst (Die Langversion gibt es hier):

 

  • Die sportlichen Kriterien verfolgen die Sicherstellung der Nachwuchsarbeit. Die Klubs sollen in die Jugend investieren, und zwar auch auf schulischer und medizinischer Ebene. Des Weiteren sind die Anzahl der Nachwuchsmannschaften oder die Anzahl der Profispieler geregelt.
  • Infrastrukturelle Kriterien betreffen das Stadion in Hinblick auf Qualität für die Spieler, die Zuschauer, aber auch die Berichterstattung sowie Trainingsmöglichkeiten.
  • Die personellen und administrativen Kriterien stellen den professionellen Betrieb sicher. Darunter fallen die Trainer sowie die Klubmitarbeiter.
  • Unter rechtlichen Kriterien ist die Einreichung der Lizenzunterlagen zu verstehen, die Einhaltung der Statuten von FIFA, UEFA, ÖFB und Bundesliga und das Dasein als gemeinnütziger Verein sowie ein Registerauszug.
  • Der größte und prominenteste Punkt sind die finanziellen Kriterien. Diese sind zweigeteilt. Einerseits basieren diese auf den österreichischen Rechnungslegungsgrundsätze gemäß unternehmensrechtlicher (und kapitalgesellschaftlicher) Vorschriften. Andererseits geht es um Fußball-spezifische Informationen. Hierbei handelt es sich um eine Verbindlichkeitsübersicht und Rückblicke und Ausblicke.

Zusammenfassend erhält der Fan den Eindruck, dass bis auf ein paar Schönheitsfehler soweit alles passt. Nachdem die genauen Details des Lizenzierungsverfahrens geheim gehalten werden, muss die sehr positive Außendarstellung für bare Münze genommen werden. Die Bundesliga hat hinsichtlich der Lizenzierung ihre Hausaufgaben gemacht – damit darf weiterhin im Rahmen der Bedingungen sportlich auf- und abgestiegen werden.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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