Der SK Rapid sorgte gestern Nachmittag für eine gelungene Heimpremiere in der Saison 2013/14. Zwar präsentierte sich der SC Wiener Neustadt in Unterzahl nicht... 75 Minuten in Überzahl: Rapid fertigt Wiener Neustadt „nur“ mit 4:0 ab!

Terrence Boyd (SK Rapid Wien)Der SK Rapid sorgte gestern Nachmittag für eine gelungene Heimpremiere in der Saison 2013/14. Zwar präsentierte sich der SC Wiener Neustadt in Unterzahl nicht bundesligatauglich, dafür zeigte sich Rapid an wichtigen Pfeilern des grün-weißen Systems verbessert und vor allem selbstbewusst. abseits.at analysiert das 4:0 des Rekordmeisters über die Blau-Weißen aus Niederösterreich.

Zoran Barisic überraschte fünf Tage vor dem Auswärtsspiel bei Asteras Tripolis mit einigen Änderungen in der Startformation. Das zuerst ins Auge stechende Resultat: Eine für Rapid-Verhältnisse überdurchschnittlich starke Bank. Zu Beginn saßen etwa Spieler wie Sabitzer, Boskovic, Pichler oder Schrammel neben dem Trainerteam. Thanos Petsos gab als Sechser sein Debüt im Rapid-Mittelfeld, spielte im Zentrum mit Dominik Wydra und Steffen Hofmann. Lukas Denner durfte von Beginn an als Linksverteidiger ran und Terrence Boyd wurde als Speerspitze im 4-3-3 Rapids auserkoren.

Erste Verbesserung bei Boskovic

Nachdem Dominik Wydra sich bereits nach wenigen Minuten am Knie verletzte, kam Branko Boskovic und das zentrale Mittelfeld erlebte eine andere Staffelung als zuvor: Thanos Petsos spielte in der Tiefe nun etwas variabler und offensiver, weil Boskovic eine defensivere Position einnahm. Der Montenegriner legte keine weiten Wege zurück, bewegte sich aber in der Breite clever, war stets anspielbar und sorgte einerseits für Ruhe im Spiel, andererseits für viele wichtige Spielverlagerungen. Gegen Ende des Spiels sah man ihm sogar schon einen Hauch von Spielwitz an, der ihn früher so stark und unberechenbar machte. Nach oben ist beim 33-Jährigen zwar noch viel Luft, aber Boskovic dürfte nach den schwachen Spielen gegen den LASK und Wolfsberg erkannt haben, dass er strenger an sich arbeiten muss.

Verbessertes Flügelspiel durch gute Spielverlagerungen

Der größte Unterschied zu den bisherigen Saisonspielen: Rapid konnte über das defensive Mittelfeld und die sehr hoch stehenden Innenverteidiger (Sonnleitner und Dibon hatten bei Ballbesitz ihre durchschnittliche Position an der Mittellinie) das Spiel ausgezeichnet auf die Flügel verlagern. Anders als in den letzten Spielen, lief man sich dadurch nicht in der offensiven Zentrale fest, sondern gestaltete das Angriffsspiel wesentlich breiter. Wichtig: Die Spielverlagerungen passierten nicht zu weit vorne, sondern „hinten herum“, was weniger riskant war, weil der Gegner nicht herausrücken konnte. Es kommt nicht von ungefähr, dass drei der vier Tore per Kopf erzielt wurden. Boyd und Dibon hatten zudem weitere gute Torchancen mit dem Kopf. Rechtsverteidiger Christopher Trimmel spielte stark, sein Kollege auf der linken Seite, Lukas Denner, bewies immer wieder Mut zum Risiko und traute sich das eine oder andere Tempodribbling zu. Der 22-Jährige zeigte sich dabei zwar noch nicht stabil genug, technisch aber klar stärker als sein Positionskonkurrent Thomas Schrammel.

Hofmann als Taktgeber, Hintermänner ballsicher

Im Zuge dieser Spielverlagerungen, die zumeist von Steffen Hofmann angeführt wurden, zeigte Rapid große Sicherheit. Der Ball wurde immer wieder gut aus der Zentrale auf einen der Flügel gespielt – und wenn es zu eng wurde, hatte der spielerisch sehr fordernde Rapid-Kapitän mit Petsos und Boskovic zwei passsichere Hintermänner. Die beiden Sechser bzw. Achter agierten sehr fluide und deckten damit mit relativ wenig Bewegung weite Räume ab. Die Abstimmung zwischen diesen Spielern könnte auf Dauer funktionieren. Rapids größter Trumpf im Ärmel ist aber, wie man gestern unschwer erkennen konnte, ein gesunder Steffen Hofmann, der dem Team den Esprit einimpfen kann, der im vergangenen Frühjahr so oft fehlte. Aktuell gibt es beim deutschen Mittelfeldspieler keine Spur von Alterserscheinungen.

Erste Eindrücke vom „Neuen“

Thanos Petsos durchlebte eine eher einfache Eingewöhnungspartie in Grün-Weiß. Der Deutsch-Grieche zeigte phasenweise, dass er Ballgefühl besitzt und auch dem Zug nach vorne nicht abgeneigt ist. Immer wieder orientierte er sich in seinem Laufspiel und auch in Ballbesitz in die Offensive, was defensiv durch den abwartender agierenden Boskovic gut abgefedert wurde. Gelegentlich wirkte Petsos noch etwas nervös, zu leichtfüßig in der Offensive. Die wichtigste Frage, die vor einer klaren Beurteilung des 22-Jährigen gestellt werden muss, ist die nach seiner defensiven Stabilität. Eine Antwort wird es frühestens nach echten Zerreißproben, etwa in den Spielen gegen Asteras Tripolis und Sturm Graz kommende Woche, geben.

Wiener Neustadt nach spielentscheidendem Ausschluss praktisch K.O.

Der starke Auftritt Rapids relativiert sich durch die dauerhafte Unterzahl der Wiener Neustädter. Dennis Mimm musste nach einem rüden Tritt gegen Terrence Boyd bereits nach 16 Minuten vom Platz. Damit war das Spiel für die Niederösterreicher praktisch zu Ende: Eine Unterzahlsituation über 75 Minuten ist bei Temperaturen jenseits der 30 Grad selbst für starke Teams nicht zu bewerkstelligen. Die Pfeifenberger-Elf war noch dazu alles andere als stark: Rapids Gegenpressing machte den Blau-Weißen bereits im Spielaufbau das Leben schwer, das Umschaltspiel von Defensive auf Offensive funktionierte aus spielerischen und konditionellen Gründen in keinster Weise.

Wiener Neustadt auch kämpferisch unter den Erwartungen

Doch auch die fundamentalsten Fußballertugenden ließen die Neustädter  vermissen. Viel zu häufig wurden Gegner und Ball nur verfolgt, anstatt Zweikämpfe zu generieren, die Rapid aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Thomas Pichlmann war zudem als Mittelstürmer ein Totalausfall und ließ technische Stabilität vermissen. Natürlich war nach der roten Karte für Wiener Neustadt realistischerweise nichts zu holen, der grundsätzliche, auch kämpferische Auftritt des Abstiegskandidaten ist im Vergleich zur Vorsaison dennoch als Rückschritt zu werten. Eine gefestigtere Rapid-Mannschaft hätte die Überzahl genützt, um Neustadt in ein richtiges Debakel zu stürzen. Der SC Wiener Neustadt war mit dem 0:4 am Ende gut bedient…

SK Rapid Wien – SC Wiener Neustadt … 4:0 (2:0)
Rapid: Novota – Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Denner (57.Schrammel) – Wydra (13.Boskovic), Hofmann, Petsos (64.Behrendt) – Schaub, Boyd, Burgstaller
Wiener Neustadt: Siebenhandl – Mimm, Freitag, M. Wallner, Martschinko – Hlinka, M. Koch (80.Dobras) – Pollhammer, Rauter (46.Schöpf), Rakowitz (46.Berger) – Pichlmann
Tore: 1:0 (28.) Burgstaller, 2:0 (38.) Burgstaller, 3:0 (53.) Boyd, 4:0 (79.) Boyd.
Rote Karte: Mimm (16./Foul)

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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