Analyse: Ried besiegt Wacker Innsbruck in Unterzahl mit 3:0!
Bundesliga 17.Februar.2013 Rene Maric 0
Die Winterpause ist um – das erste Spiel der Rieder gegen Wacker war auch ein Sieg, der ein erfolgreicheres Frühjahr zu versprechen scheint. Spielerisch war man besser, taktisch klar überlegen und man zeigte sich in allen wichtigen Aspekten überraschend stabil. Dabei erhielten die Oberösterreicher sogar einen Platzverweis, denn die Innsbrucker aber nie ausnutzten.
Wie wurde gespielt?
Michael Angerschmid stellte seine Mannschaft im 4-1-4-1 auf. Dies war bei der SV Ried allerdings kein normales 4-1-4-1, weil man durch Robert Zulj und Anel Hadzic eine asymmetrische Formation hatte. Hadzic unterstützte Marcel Ziegl, wodurch situativ eine Doppelsechs gebildet werden konnte. Im Aufbauspiel wurde ähnliches praktiziert. Ziegl war als tiefliegendste Anspielstation der primäre Anspielpunkt, wenn es nicht über die Außen ging. Wurde er allerdings vom gegnerischen nominellen Zehner abgedeckt, dann wurde er von Hadzic unterstützt.
Dies kam einige Male vor, weil die Gäste in einem 4-2-3-1 pressten und dadurch den Innenverteidigern Platz ließen, aber die Mitte kompakter machen wollten. Ziel der Innsbrucker war es wohl, dass sie mit den beiden Flügelstürmern die aufrückenden gegnerischen Außenverteidiger und das klassische Rieder Flügelspiel verhindern wollten. Gleichzeitig sollte Schreter sich nicht vorne neben Wallner positionieren, um Pässe in die Mitte und schnelle Seitenverlagerungen zu verhindern.
Roland Kirchler ließ im 4-2-3-1 spielen, wobei sie – also fast gegengesetzt zu den Riedern – öfters ein 4-1-4-1 bildeten. Merino orientierte sich im Pressing und im Offensivspiel einige Male nach vorne, wo er seine Spielintelligenz und seine Technik einsetzen sollte. Rein formativ sollte sich also ein interessantes Duell ergeben, indem die Rieder allerdings die Nase vorne hatten.
Überlegenheit durch Überladungen
Obwohl Wacker zwei Außenspieler hatten, konnten sie nur die Qualität der Flanken Rieds verhindern, aber nicht diese als solche. Außerdem kam Ried immer wieder in die Mitte oder bespielte die Halbräume enorm schnell, was insbesondere bei Merinos Aufrücken gefährlich war. Aus diesen defensiven Halbräumen konnten die einrückenden Flügelstürmer der Rieder entweder Richtung Tor ziehen oder Doppelpässe spielen.
Hinzu kam, dass die Rieder dank ihrer Stärke bei Standards, die ihnen in dieser Saison phasenweise fehlte, auch schnell den Führungstreffer erzielen konnten. Nach einer Ecke erzielte Jean-Marc Riegler den Treffer. Es schien nun, als ob Ried sich auf ihre Stärke im Umschaltspiel konzentrieren und sich einen schönen Nachmittag gönnen lassen könnte.
Ihr Pressing hatte zuvor überzeugt – aggressiv, intensiv und überraschend hoch war es angesetzt. Nach der Führung wurde dies allerdings wieder zurückgefahren, was sich allerdings zu rächen schien. Die komfortable Ausgangssituation sollte sich in der 30. Minute kurzfristig ändern.
Der Platzverweis
Ein Lochpass durch die Rieder Abwehr hätte beinahe zu einer Großchance geführt – wenn Trauner dies nicht mit einer Notbremse unterbunden hätte. Der Linksverteidiger beging zwar kein grobes Foul, doch als Notbremse und Raub einer Torchance erhielt er dennoch die rote Karte für sein Einsteigen.
Kurz darauf ging Ziegl auf die Position von Trauner und es wurde ein 4-4-1 gespielt, wobei es weiterhin die Asymmetrie zwischen Zulj und Hadzic gab. Die Rieder nutzten in dieser Spielweise dann ein schnelles Konterspiel, vorrangig über die Flügel, und die Pressingresistenz ihrer zentralen Akteure. Die Erlösung kam dann mit dem zweiten Treffer kurz vor dem Pausenpfiff, welches ihnen den endgültigen psychologischen und taktischen Vorsprung brachte.
Die zweite Hälfte
Bei den Riedern blieb die Ausrichtung und Formation gleich. Zu zehnt spielten sie ihr 4-1-4-0/4-4-1-0 weiter und überließen den Ballbesitz den Gästen. Diese konnten sich einige Chancen erspielen, waren aber nur selten über längere Phasen drückend und blieben auch darum ohne Treffer. Die Rieder konzentrierten sich auf das Verteidigen und konnten schlussendlich noch den dritten Treffer in der Schlussphase erzielen.
Innsbruck fand kaum eine Antwort auf die tiefe und kompakte Formation der Rieder. Sie liefen vergebens an, es fehlte die Schnelligkeit bei hochbleibender Präzision im Kombinationsspiel und die nötigen Anspielstationen für tödliche Pässe wurden nicht geschaffen. Kaum kamen sie hinter die gegnerische Abwehrreihe und meistens waren es Hereingaben oder Abschlüsse unter Bedrängnis, die für ihre Überlegenheit bei den Abschlüssen sorgten.
Fazit
Wacker hatte nie eine Chance – bis zum Rückstand fehlte es ihnen an der Stabilität, um mit den Riedern klarzukommen. Danach waren sie den im Umschaltspiel klar überlegenen Riedern ausgeliefert, obwohl die rote Karte eigentlich das Spiel hätte drehen können. Doch gegen tiefstehende, disziplinierte und kompakte Rieder fanden sie die nötigen Räume nicht. Es fehlte an zündenden Ideen und raumschaffenden Bewegungen, wodurch sie immer wieder nur den Ball zirkulieren ließen.
Sobald sie dann einen Angriff aufzogen, wurde der Ball verloren und Ried hatte ihn. Einzig die vielen Abschlüsse schienen eine Scheingefahr auszustrahlen, die aber nicht zu Toren führte. Und das absolut verdient, denn die Rieder haben sich diese drei Punkte redlich verdient und waren in allen Aspekten, trotz der tiefen Ausrichtung, klar überlegen.
Rene Maric, abseits.at
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