Mit einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage konnten die Austrianer den Herbstmeistertitel perfekt machen, doch bis zur roten Karte für die Mattersburger war es... Austria Wien ist Herbstmeister: Verdienter 3:1-Sieg über defensiv robuste Mattersburger

Mit einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage konnten die Austrianer den Herbstmeistertitel perfekt machen, doch bis zur roten Karte für die Mattersburger war es ein schwieriges Unterfangen.

Aufstellungen

Die Austria spielte im 4-3-3 mit Alexander Gorgon und Marko Stankovic auf den Seiten, im Zentrum hatten sie den mitspielenden und in Topform befindlichen Philipp Hosiner als Mittelstürmer. Dahinter bespielten Tomas Simkovic und Florian Mader die Doppelacht, wo sie von James Holland abgesichert wurden. Markus Suttner und Fabian Koch spielte als offensive Außenverteidiger, zentral bildeten Kaja Rogulj und Manuel Ortlechner das Innenverteidigerpärchen.

Die Mattersburger starteten mit ihrem 4-4-2, in dem Manuel Prietl und Philipp Steiner als Sechser eine Schlüsselrolle im Umschaltspiel inne hatten. Sie sollten Ilco Naumoski und Thorsten Röcher, das Sturmduo, ebenso einsetzen, wie die Flügelstürmer Wilfried Domoraud und Alois Höller. Dies gelang aber nur selten effektiv. Durch den hohen Ballbesitz der Austria, der zwar oft ineffizient war, aber zumindest diesen Zweck gut erfüllte, könnten auch die sehr offensiven Außenverteidiger Lukas Rath und Patrick Farkas selten mit nach vorne gehen. Adnan Mravac und Martin Rodler bildeten die Innenverteidigung.

Variable Stürmer, variable Sechser

Bei der Austria war schon an der Aufstellung und später im Spiel ersichtlich, dass sie eine interessante und variable Rollenverteilung im Offensivspiel besitzen sollten. Mit Stankovic und Gorgon auf den Außen hatten sie zwei intelligent und flexibel spielende Flügelstürmer, die sowohl diagonal und torgefährlich, als auch invers und spielgestalterisch agieren konnten. Desweiteren rückten sie oftmals eng ein, öffneten intelligent Räume auf den Außen, welche dann von den Außenverteidigern besetzt werden konnten.

Doch diese waren nicht die einzigen, welchen den Flügel besetzten, sondern gelegentlich half auch Simkovic aus und ging auf die Außen. Dadurch wollte er ebenfalls Räume in der Mitte öffnen, was aber nur bedingt klappte. Dies war eine der Eigenheiten des Mattersburger 4-4-2, welche wir noch erläutern werden.

Wenn Simkovic stärker nach vorne ging, ließ sich Mader zumeist fallen und sicherte mit Holland ab. Diese beiden bedeuteten zwei sichere Anspielstationen im Rückraum, intelligente Raumnutzung und gute Ballzirkulation, auch wenn sie nach vorne nur wenig Kreatives schufen. Das ist besonders ein Kritikpunkt an Mader, der an guten Tagen herausragende Pässe zu spielen weiß.

Mattersburg im 4-4-2 – Stärken und Schwächen

Die Mattersburger spielten wieder in ihrem 4-4-2, welches allerdings einige sehr interessante Aspekte im Defensivspiel besitzt, die man genauer unter die Lupe nehmen sollte. Wichtig ist, dass die Mattersburger keine Mannorientierungen der Flügelstürmer auf die gegnerischen Außenverteidiger spielen und auch im Zentrum im Raum verteidigen. Das bedeutet, dass die vordere Viererkette sehr positionsorientiert verteidigt und man einen – ähnlich den Gladbacher Borussen unter Favre –horizontal wie vertikal kompakten Defensivblock herstellte. In der Horizontale wohl kompakter, als alle anderen Teams in der Liga.

Man sieht schön, dass der ballnahe Flügelstürmer nicht den gegnerischen Außen verfolgt, sondern im Raum steht. Die Abwehrreihe dahinter verschiebt auf die dadurch offene Seite. Allerdings gab es in dieser Viererkette, was wohl das Besondere an dieser Spielweise ist, eine stark mannorientierte Abwehr. In der folgenden Grafik erkennt man es genauer:

Die Viererkette wollte damit die Bewegungen der gegnerischen Stürmer einschränken. Die Austria kommt oftmals in die Mitte mit allen drei Akteuren, was dank deren Kombinationsstärke gefährlich werden kann. Ähnlich wie Salzburg an diesem Spieltag suchen sie die Bindung zueinander, was die Mattersburger aber vergleichsweise gut mit dieser Manndeckung konterten. Sie hatten somit immer einen Mann und der Vierte in der Abwehrkette konnte absichern oder doppeln. Gleichzeitig konnte die Viererkette im Normalfall eng agieren, weil auch ihre Gegenspieler die Bindung zu einander suchten. Jedoch gab es auch Probleme bei dieser Spielweise.

Durch die Positionsorientierung im Mittelfeld entstehen freie Räume, durch die Mannorientierung in der Abwehr können sich Schnittstellen, insbesondere für Diagonalpässe, öffnen. In der Grafik sieht man, dass der nach innen gezogene Stankovic viel Platz hat, um zu marschieren und ihn großer Raum von einem Gegenspieler trennt. Er hat dadurch das Spielfeld in seiner Sicht, kann sich also einen Pass aussuchen.

Eine Möglichkeit wäre, wegen der geöffneten Schnittstellen, ein Pass ins Loch gewesen, doch der Stürmer bewegte sich falsch und startete nicht in die Gasse. Allerdings konnte Stankovic weiter marschieren, spielte dann den Ball diagonal auf die andere Seite, wo er wieder eine Schnittstelle bediente und zum Treffer auflegte. In weiterer Folge war die Austria überlege, wurde aber mit weiterem Spielverlauf konstant schwächer, denn die Mattersburger spielten nun dynamischer und aggressiver.

Immer wieder wichen sie im Mittelfeld schon früh heraus und attackierten dadurch schneller, wodurch es seltener solche Aktionen wie von Stankovic gab. Generell orientierten sich höher und konnten die Austria besser unter Druck setzen, doch nach dem Platzverweis war es damit vorbei.

Nach der roten Karte

Mit dem 4-4-1 hatten sie ihre Probleme, denn obwohl die ersten zwei Bänder gleich blieben, konnten sie mit einem Mann weniger Raum im offensiven Mittelfeld abdecken. Das größere Problem war jedoch, dass die Austria einen Mann problemlos höher spielen lassen konnte, was letztlich eine Kettenreaktion und freie Spieler bewirkte.

Gefährlich wurde es, wenn sich freie Spieler in der Mitte oder zwischen den Linien befanden, weil die Austria dann sofort Richtung Tor gehen und ihre Überzahl ausspielen konnte. Beim Tor von Hosiner sehen wir, wie gefährlich es werden konnte.

Die Viererkette hatte drei Gegenspieler im Zentrum und jeweils einen noch auf den Außen, wodurch sie sich nicht ordentlich mannorientiert, geschweige denn mit Absicherung, positionieren konnte. Hosiner erkannte das, ging ins Zentrum zwischen die zwei Verteidiger und erhielt sofort den Ball aus der Mitte, wo logischerweise die Bedrängnis fehlte. Ein solcher Pass ist für einen Bundesligaspieler kein Problem, Hosiners Ballverarbeitung und Kombination mit Gorgon waren aber letztlich schön anzusehen.

Fazit

In einem Spiel, das von vielen individuellen und individualtaktischen Fehlern geprägt war, setzte sich die Austria verdient durch. Mattersburg war offensiv über weite Strecken harmlos, stand defensiv aber zumeist solide und erst nach der roten Karte hatten die Austrianer Chancen en masse.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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