Beric nicht unumstritten gegen den Ex-Klub: Wo es beim Rapid-Neuzugang noch hakt und wo es großes Potenzial gibt
Bundesliga 8.August.2014 Alexander Semeliker 0
Am Samstagabend trifft der SK Rapid Wien auf den SK Sturm Graz. Beide Teams kamen in der bisherigen Saison nicht richtig aus den Startlöchern und mussten einige schmerzhafte Abgänge hinnehmen. Während Rapids Spieler hauptsächlich ins Ausland wechselten, finden sich aufseiten der Grün-Weißen zwei ehemalige Grazer Stützen wieder.
Einerseits soll Florian Kainz die Lücke, die durch die Abgänge von Marcel Sabitzer und Guido Burgstaller auf den Seiten gerissen wurde, füllen, andererseits soll Robert Beric den Weggang von Terrence Boyd auffangen. Der Slowene, der für Sturm in der letztjährigen, chaotischen Saison achtbare 21 Scorerpunkte (10 Tore, 11 Vorlagen) schaffte, ist bei seinem neuen Klub aber noch nicht hundertprozentig angekommen.
Der fehlende Zug zum Tor
In der Analyse zum 1:1 gegen die Admira am letzten Wochenende schrieben wir, Beric „arbeitete an zu vielen Ecken und Enden, pendelte an die Flügel, um Schaub oder vor allem Kainz zu helfen, ließ sich weit ins Mittelfeld zurückfallen, antizipierte schon fast zu viel. Das Resultat daraus ist, dass Beric in entscheidenden Szenen nicht da ist, um seiner eigentlichen Arbeit als Stürmer, nämlich dem Toreschießen, nachzugehen. Wenn Rapids Konzept mit der Flügelüberzahl aufging, wurde es fast immer gefährlich und auch die Pässe der Außenspieler zur Mitte waren zumeist durchdacht und intelligent. Nur Abnehmer gab es selten.“
Dies ist auch der Hauptkritikpunkt am 23-Jährigen und etwas, das man in der letzten Saison noch nicht dermaßen stark sah. Damals verbuchte er alle rund 36 Minuten einen Abschluss – zum Vergleich: bei Boyd waren es 31 Minuten. In der aktuellen Saison hält Beric nach 195 erst bei insgesamt vier Schüssen (49 Minuten pro Schuss), allesamt neben das gegnerische Tor – ein weiterer Angriffspunkt. Denn während die alte Nummer neun 2013/2014 für ein Tor 4,2 Schüsse benötigte, waren es bei der neuen 7,6.
Großes Kombinationspotenzial…
Es sind dies jedoch Dinge, die die Verantwortlichen von Rapid bei der Verpflichtung wohl berücksichtigt und einkalkuliert haben. Dem gegenüber stehen nämlich auch einige sehr positive Dinge, die die Verpflichtung mit sich brachte. Obwohl sich Boyd im Laufe seiner Rapid-Zeit weg vom reinen Strafraumspieler entwickelte war der US-Amerikaner im Wesentlichen ein Spieler für die Gefahrenzone, dem die Mitspieler im Angriffsdrittel zuarbeiten mussten. Beric hingegen ist ein Akteur mit enorm großem Potenzial im Kombinationsspiel.
Hier sieht man das Passschema von Beric aus dem besagten Admira-Spiel. Der größte Unterschied zum Verhalten von Boyd liegt dabei darin, dass Beric auch um den Strafraum viele Aktionen hat. Man erkennt auch, dass Rapid die Kombinationsstärke von Beric nur bedingt im Aufbauspiel nutzt. Vielmehr soll er diese beim Übergang ins Angriffsdrittel einbringen. Boyd hingegen wurde aufgrund seiner starken Physis oft als Wandspieler im zweiten Drittel und in den Halbräumen gesucht, orientierte sich aber in den Strafraum, wenn der Ball in höheren Zonen war.
…ohne Unterstützung in die Tiefe aber wertlos
Es ist allerdings nicht nur die solide bis gute Technik, die Beric für das Kombinationsspiel für Rapid wertvoll macht. Vielmehr sind es seine intelligenten, raumschaffenden und ausweichenden Bewegungen, die potenziell Torgefahr bedeuten. Beim 1:0-Siegtreffer gegen Ried konnte man dies zum Beispiel sehr gut sehen. Beric löste sich dabei sehr gut von seinem Gegenspieler und war als Zwischenstation für die Verlagerung der entscheidende Ankerpunkt. Ein anderes Beispiel für seine präzisen und intelligenten Bewegungen sieht man hier.
Beric blockiert den linken Innenverteidigier zunächst und sorgt damit, dass dieser nicht auf den Ballführenden gehen kann. Er als dieser sehr nahe ist löst er sich zur Seite und zwar entgegen der Richtung des zweiten Innenverteidigers, der sich zum eigenen Tor orientiert. Dadurch kann Rapid wieder ohne Druck verlagern und findet eine große Torchance vor.
Genau hier liegt das enorm große Potenzial bei der Verpflichtung von Beric. Die Meinung, dass dieser mehr Präsenz in der Gefahrenzone zeigen sollte, ist fraglos zulässig und würde vor allem kurzfristig Wirkung ziegen. Mit seinen intelligenten Bewegungen könnte er aber auch seine Mitspieler torgefährlicher erscheinen lassen, wie dies etwa bei Karim Benzema bei Real Madrid der Fall ist. Was es dafür braucht ist eine entsprechende Unterstützung von den Mittelfeldspielern, die diese Räume in die Tiefe annehmen. Mit Louis Schaub, Deni Alar und eventuell auch Florian Kainz gäbe es durchaus das Potenzial dafür.
Alexander Semeliker, abseits.at
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