Im Sonntagsspiel der 17. Runde der tipp3-Bundesliga gewann der SK Rapid Wien bei Admira Wacker Mödling dank der Tore von Deni Alar und Guido... Elfmeter und Kontertor kaschieren fehlerhaftes Aufbauspiel – Rapid siegt in der Südstadt

Im Sonntagsspiel der 17. Runde der tipp3-Bundesliga gewann der SK Rapid Wien bei Admira Wacker Mödling dank der Tore von Deni Alar und Guido Burgstaller 2:0 – ein durchaus schmeichelhafter Sieg. In einem Bundesligaspiel auf sehr überschaubarem technischen und taktischen Niveau waren es nämlich ein Elfmeter und ein Konter in der Schlussphase, die das Pendel zugunsten der Hütteldorfer ausschlagen ließen.

Heikkinen macht sich bereit um dem Spiel neue Impulse zu geben.“ Ein Satz, mit dem der ORF-Kommentator viele Fußballfans zusammenzucken ließ und bezeichnend dafür ist, wie langweilig die Begegnung in der Südstadt war. Das betraf aber nicht nur die Anzahl an guten Torchancen, die in den Augen vieler Zuschauer das Hauptkriterium einer attraktiven Partie darstellen, sondern generell die Qualität des Pass- und Positionsspiel der beiden Mannschaften.

Admira erneut mit 4-1-4-1

Seit Anfang Oktober wartet die Admira auf einen Sieg, holte dabei nur beim Wolfsberger AC einen Punkt. Um diesen Abwärtstrend zu stoppen setzt Trainer Dietmar Kühbauer seit Kurzem auf eine leichte Abwandlung des bis dahin so erfolgreichen 4-4-2. Ein Stürmer agiert nun weit hängend und einer der beiden Sechser höher, während der andere seinen Hauptfokus auf die Defensive legt. Dementsprechend besetzte Kühbauer diese Position in diesem Spiel mit Kapitän Richard Windbichler. Der 21-Jährige kam bisher meist in der Innenverteidigung zum Einsatz und sollte den beiden Achtern, Bernhard Schachner und Stefan Schwab, den Rücken freihalten. Erst nachdem man in Rückstand geriet schaltete er sich auch mehr ins Offensivspiel ein. Ansonsten zeigte sich die Zentrale durchaus fluid, verschoben sich Schachner und Schwab teilweise auch in die ursprünglichen 4-4-2-getreuen Positionen zurück.

Rapid setzt auf Hofmann

Unter Woche musste Rapid in der Europa League eine erneute Niederlage einstecken, bei der Trainer Peter Schöttel unter anderem Jan Novota anstelle von Lukas Königshofer aufstellte. Gegen die Admira kehrte der Stammkeeper aber wieder zurück zwischen die Pfosten. Auch Youngster Dominik Wydra rotierte anstelle von Markus Heikkinen in die erste Elf zurück, während Terrence Boyd aufgrund einer Sperre fehlte. Seinen Platz in der Startformation als Solostürmer nahm Deni Alar ein und auf der Zehnerposition kehrte zudem Steffen Hofmann zurück. Durch die Hereinnahme des Kapitäns erhoffte man sich aufseiten der Grün-Weißen, dass die zuletzt abhanden gekommene Kreativität im Aufbauspiel wieder zurückkehrt – es blieb jedoch bei der Hoffnung. Ansonsten bildeten die gewohnten Spieler das Gerüst der 4-2-3-1-Grundordnung: Michael Schimpelsberger, Mario Sonnleitner, Gerson und Thomas Schrammel als Viererkette, Harald Pichler als Pendant zu Windbichler sowie Christopher Trimmel und Burgstaller als verschiedenartige Flügelspieler.

Rapids Aufbauspiel: statisch

Mit der Rückkehr von Hofmann war das Konzept – entgegen aller Vorsätze, das Aufbauspiel auf mehrere Spieler zu verteilen – vorgezeichnet. Der Deutsche hatte bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeitpause neben den beiden Innenverteidigern die meisten Ballkontakte (39), während beispielsweise Trimmel (19) und Alar (15) als weitere Offensivkräfte nicht mal zusammen genommen so stark eingebunden waren. Dass sich die hohe Anzahl an Ballkontakten jedoch nicht in Kreativimpulsen widerspiegelte, war ein Produkt der Defensivarbeit der Admira und der eigenen Schwäche im Aufbauspiel.

Die Niederösterreicher setzten auf eine stark positionsorientierte Manndeckung, waren also bemüht die ursprüngliche Formation gegen den Ball stets zu halten. Nur eben jener Hofmann wurde vom jeweiligen Admiraner entsprechend der Zuständigkeitsbereiche mannorientiert zugestellt. Da der Ball zudem mit niedriger Geschwindigkeit durch Rapids Reihen zirkulierte, hatten sie auch kaum Probleme bei der Übergabe an den Nebenmann. Ließ sich Hofmann in die letzte Linie zurückfallen, hatte die Admira aufgrund einer durchaus hohen Kompaktheit die Schnittstellen nach vorne ohnehin zugestellt.

Burgstaller variabler als Trimmel

Einzig über die linke Seite sah man ab und zu ansprechende Kombinationen, die auf guten Bewegungen fußten. Anders als Trimmel, der sehr breit stand und nur vertikale Wege zurücklegte, bewegte sich Burgstaller einen Tick variabler. Während der aufrückende Schrammel die Breite hielt, stand der Kärntner etwas zentraler im Halbfeld zwischen den Linien. Dort war er eine zuverlässige Anspielstation und konnte zudem mehrere Laufwege wählen. Er konnte zur Mitte ziehen, oder per Diagonallauf hinter die Abwehr bzw. den Außenverteidiger zusätzliche Breite anbieten.

Zudem konnte man hie und da auch Rochaden mit Alar erkennen, der sich zurückfallen ließ, während Burgstaller dann die Horizontale bearbeitete. Außerdem profitierte auch Schrammel vom variablen Positionsspiel seines Vordermanns, da er so mehr Platz für Flanken aus dem Halbfeld vorfand. Zwar brachte diese Flexibilität aus unterschiedlichen Gründen (Fehlpass, verlorener Zweikampf, ungenaue Flanke etc.) unter dem Strich nichts ein, sie war jedoch im Gegensatz zum Gegner zumindest in Ansätzen vorhanden.

Admiras Aufbauspiel: eindimensional

Die große Stärke von Admira Wacker Mödling liegt im schnellen und präzisen Umschaltspiel. Aus einer kompakten und engen Stellung gegen den Ball wird nach dem Ballgewinn in kurzer Zeit eine breite Angriffswelle, die von Vertikalpässen angetrieben wird. In den letzten neun Spielen hatten die Niederösterreicher mit Ausnahme der Duelle gegen Red Bull Salzburg, Austria Wien und Ried immer mehr Ballbesitz als der Gegner (in den letzten beiden Fällen aber nur marginal weniger), was im Zuge einer Kontertaktik jedoch suboptimal ist.

Die Offensivabläufe sahen keine Adaption für derartige Szenarien vor, so lief sich die Admira mit ihren geraden, eindimensionalen Angriffen immer wieder in Rapids Hintermannschaft fest. Diese Kopflosigkeit deutete sich auch in den großen Abständen zwischen den Linien – die Viererkette stand bei Ballbesitz im letzten Drittel zu tief – an, die Rapid zu Gegenstöße nutzen hätte können. Einzig Thorsten Schick versuchte phasenweise auch horizontale Elemente ins Spiel zu bringen, in dem Ausmaß wie Burgstaller gelang es ihm jedoch nicht.

Umstellungen greifen nur auf einer Seite

Wie bereits erwähnt wurde Hofmann nach den ersten 45 Minuten ausgetauscht; an seiner Stelle kam Christopher Drazan, der fortan von der linken offensiven Außenbahn angriff, während Burgstaller in die Mitte wechselte. Die Verbindungen über die Zentralachse, die in der ersten Halbzeit am ehesten von Hofmann getragen wurden, sollte nun in erster Linie Wydra herstellen, da Burgstaller mehr ein zweiter Stürmer als spielmachender Zehner war. Die entscheidenden Impulse gingen aber weiter von der linken Seite aus, wenn auch in leicht abgewandelter Form. Drazan stand nicht ganz so hoch wie sein Vorgänger, sondern streute Diagonalpässe ein, in die meist Trimmel, der eine leichte Adaption seiner Spielweisevornahm, rein kreuzte.

Die anderen beiden Wechsel (Heikkinen für Pichler und Stefan Kulovits für Wydra) hatten entgegen der Meinung des ORF-Kommentators nur Stabilisierungsgründe. Kühbauers Wechsel erfreuten sich hingegen nicht derartiger Erfolge. Patrick Seeger rackerte zwar viel, blieb jedoch blass, Patrik Jezek kam beim 0:2 zu spät und Patrick Mevoungou ist nicht der Typ um einer Mannschaft seinen spielerischen Stempel aufzudrücken. So kann man letztendlich aus taktischer Sicht durchaus von einem verdienten Sieg sprechen, wenn auch die Begleitumstände überaus glücklich waren.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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