Nach der 0:1-Niederlage beim FC Thun war Rapid im Heimspiel gegen die SV Ried auf Wiedergutmachung aus. Beim Europa League Auswärtsspiel in der Schweiz... Glanzvoll gestartet, glanzlos gewonnen – Rapid besiegt die SV Ried ungefährdet mit 2:0

Louis Schaub - SK Rapid WienNach der 0:1-Niederlage beim FC Thun war Rapid im Heimspiel gegen die SV Ried auf Wiedergutmachung aus. Beim Europa League Auswärtsspiel in der Schweiz dominierte der Gegner der Hütteldorfer die Zweikampfführung, wodurch für das Spiel gegen Ried so oder so Adaptierungen an der Aufstellung zu erwarten waren.

Doch die Änderungen in Barisic‘ Elf passierten nicht nur aufgrund der schweißtreibenden Partie in Thun, sondern auch aufgrund von Verletzungssorgen. Steffen Hofmann (angeschlagen) und Branko Boskovic (krank) standen nicht mal im Matchkader und mit Schrammel und Sabitzer stellte der Rapid-Trainer zwei weitere Akteure aus der Mannschaft.

Linke Seite als Rapids Achillesferse?

Die markantesten Änderungen sah man auf der linken Seite – und die ließen so manchen Rapid-Fan vor dem Spiel ein wenig schlucken. Der bisher schwache Stephan Palla ersetzte den mindestens ebenso schwachen Thomas Schrammel und Lukas Grozurek wurde als Linksaußen ins Rennen geschickt. Die Fehleranfälligkeit Pallas und die Körperlosigkeit Grozureks ließ vor dem Spiel vermuten, dass diese Konstellation auf der linken Seite nicht gutgehen kann.

Zweites Fragezeichen – aber konzentrierte Leistung

Ähnliches musste man im defensiven Mittelfeld vermuten. Die Variante mit Behrendt, Petsos und Schaub auf der Zentralachse gab es so noch nie und es war vor dem Spiel schwer einzuschätzen, ob die Staffelung zwischen diesen Akteuren funktionieren würde. Doch sowohl die linke Seite, als auch die Mittelfeldzentrale waren unterm Strich immer dann wachsam und konzentriert, wenn es notwendig war. Dies traf vor allem auf die erste halbe Stunde zu.

Rapid passsicher, Umschaltspiel schnörkellos

Rapid erwischte Ried eiskalt auf dem falschen Fuß und führte nach etwas mehr als einer Viertelstunde mit 2:0. Bis dahin zeigte sich Rapid sehr passsicher und sorgte dafür, dass auf der Zentralachse immer jemand anspielbar. Das mannschaftlich geschlossene Umschaltspiel von Defensive auf Offensive funktionierte zwar nicht perfekt, aber da man ohnehin zumeist mit eher weiten Pässen oder guten Spielverlagerungen konterte, waren nicht allzu viele aufrückende Spieler notwendig. Eine ideal fertig gespielte Aktion über Schaub, Trimmel und Torschütze Burgstaller gipfelte im frühen 1:0 für Grün-Weiß.

Katzer-Revival-Eckball zum 2:0

Das 2:0 durch Boyd nach Schaub-Eckball war die Rehabilitation für zahlreiche schwache Eckbälle in der unmittelbaren und mittelbaren Vergangenheit. Das Tor erinnerte an die Meistersaison 2004/05, in der der kopfballstarke Markus Katzer immer wieder den Weg zum kurzen Pfosten suchte, um abzuschließen oder ans lange Eck zu verlängern – wo damals übrigens zumeist Axel Lawaree oder Marek Kincl lauerten. Terrence Boyd sorgte mit seiner größten Stärke, dem (platzierten) Kopfballspiel, für das 2:0. Damit war die Partie bereits praktisch durch, auch weil Rapid den Faden nicht abreißen ließ und weiter nach vorne spielte.

Nicht „fertiggespielt“

Hatte man in der ersten Halbzeit phasenweise noch Pech, dass das dritte Tor nicht fiel (Grozurek und Burgstaller vergaben die besten Chancen), wurde man in der zweiten Halbzeit schleißig. Die Konter wurden nicht konzentriert genug zu Ende gespielt, teilweise wurde das Spiel in Überzahlsituationen unnötig verschleppt oder der „vorletzte“ Pass wurde zu schlampig gespielt und Ried konnte den Ball zurückerobern. Rapid hatte die Chance Ried bereits in der ersten Halbzeit auseinanderzunehmen, hielt aber die Spannung aufrecht, indem man als Mannschaft ab der 40.Minute zu wenig auf das 3:0 fokussiert war und eher die Räume genoss, die die Innviertler anboten.

Nicht gefestigt genug, um Tempo und Präzision aufrecht zu erhalten

Dass Rapid den Deckel nicht endgültig zumachte, ist auch wenig der Jugend dieser Mannschaft geschuldet. Routiniertere, gefestigtere Spieler wären den einen oder anderen Konter wohl kompromissloser gefahren. Doch unterm Strich ist es egal, dass nichts mehr passierte und es ist sogar als positiv zu bewerten, dass die jungen Rapid-Offensivspieler Gelegenheit hatten, stressfrei nach vorne zu spielen und ein bisschen was zu probieren.

Schaubs nächste Talentprobe, Palla Verbesserung gegenüber Schrammel

Zurück zu den vermeintlichen Problempositionen: Die Mitte hielt, Petsos spielte durchschnittlich, aber ballsicher – selbiges gilt für Behrendt. Durch die hohe Präsenz der beiden defensiveren Mittelfeldspieler hatte Louis Schaub die Chance sich zu entfalten. Natürlich ging dem jungen Offensivmann nicht alles auf, als gelungene Talentprobe ist sein Auftritt als „Chef“ im offensiven Mittelfeld dennoch zu werten. Stephan Palla überzeugte auf der linken Seite im Vergleich zu Thomas Schrammel als dynamischerer und aktiverer Spieler. Lukas Grozurek zeigte in der ersten Halbzeit gute Ansätze, fiel dann aber wieder ins alte Muster zurück und ließ Dynamik bzw. zumindest eine dynamische Körperhaltung vermissen. Es bleibt dabei, dass man den 21-Jährigen viel zu leicht vom Ball trennen kann.

Viele Facetten von glanzvoll bis glanzlos

Rapid startete glanzvoll, siegte am Ende aber glanzlos. Angesichts dessen, dass die Mannschaft auf einigen Positionen umgestellt wurde und erst vor drei Tagen in der Schweiz verlor, ist dieser Erfolg dennoch einigermaßen hoch zu bewerten. Die Art und Weise zeigte, dass der dünne Rapid-Kader nichts desto trotz recht homogen und zumindest vorerst einer Doppelbelastung gewachsen ist.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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