Haruna Babangida – Von La Masia nach Kapfenberg
Bundesliga 26.Januar.2012 Stefan Karger 0
Der Kapfenberger SV verpflichtete vor einigen Tagen die beiden Stürmer Haruna Babangida und Nathan Junior, die die Steirer mit vielen Toren in der obersten Spielklasse halten sollen. KSV-Stürmer Srdjan Pavlov darf sich hingegen einen neuen Verein suchen. Heute nehmen wir für euch Haruna Babangida unter die Lupe, wobei wir insbesondere seinem außergewöhnlichen Karrierebeginn auf die Spur gehen werden. In einigen Tagen folgt ein ausführlicher Bericht über den zweiten Neuzugang im Sturm, Nathan Junior.
Name: Haruna Babangida
Nationalität: Nigeria
Geburtsdatum: 01.Oktober 1982
Alter: 29
Hauptposition: rechter Flügelstürmer
Nebenposition: linker Flügelstürmer, rechtes Mittelfeld, offensives Mittelfeld
Größe: 166cm
Gewicht: 66kg
Momentaner Verein: Kapfenberger SV 1919
Bisherige Vereine: FC Barcelona (B-Mannschaft),Terrassa FC, Cádiz FC, Metalurh Donetsk, Olympiacos FC, Apollon Limassol FC, FC Kuban Krasnodar, 1. FSV Mainz 05, Vitesse; Vereine als Nachwuchsspieler: Shooting Stars F.C, Ajax Amsterdam, FC Barcelona
Ajax Amsterdam und FC Barcelona – bessere geht´s nicht
Haruna Babangidas wurde am 01.10.1982 in Kaduna geboren, einer Stadt mit rund 1,5 Millionen Einwohner, die immer wieder von blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden muslimischen und christlichen Einwohnern erschüttert wird. Auch andere große Fußballer kommen aus dieser Stadt: der Tormann der nigerianischen Nationalmannschaft Vincent Enyeama, der linke Außenverteidiger Celestine Babayaro (Harunas älterer Bruder), der ehemalige Stürmerstar Daniel Amokachi und das AC-Parma-Talent Obiora Nwankwo wurden ebenfalls hier geboren. Haruna hat insgesamt zehn Brüder, wobei zwei ebenfalls Profifußballer wurden: Tijani Babangidas und wie oben bereits erwähnt Celestine Babayaro.
Haruna Babangida begann im Nachwuchs des fünffachen nigerianischen Meisters Shooting Stars F.C., bis ihn Scouts von Ajax Amsterdam entdeckten und ihn mit 13 Jahren in die Niederlande lotsten. Die Entscheidung seine Heimat zu verlassen fiel dem jungen Talent nicht schwer, denn sein älteren Bruder Tijani Babangida lebte bereits in den Niederlanden und unterschrieb im selben Jahr ebenfalls einen Vertrag bei Ajax Amsterdam – allerdings für die Kampfmannschaft. Zwischen 1996 und 2003 absolvierte Tijani, der ebenfalls als Flügelstürmer eingesetzt wurde, 77 Spiele für den niederländischen Rekordmeister und erzielte 26 Tore. Der ehemalige Nationalspieler Celestine Babayaro ist übrigens Harunas zweite Bruder, der eine erfolgreiche Karriere als Fußballer hinlegte. Babayaro spielte unter anderem für den RSC Anderlecht, Chelsea FC und Newcastle United. Nur ein Jahr später wechselte Haruna Babangida von der Ajax-Akademie zum FC Barcelona, wo er als riesiges Talent den Fans und Medien vorgestellt wurde und schon mit 15 Jahren mit der Kampfmannschaft trainieren durfte.
Der Durchbruch bleibt dennoch aus
Für die Jugendmannschaft von Ajax Amsterdam schoss er zuvor 15 Tore in 30 Spielen, bei den Katalanen zerschoss er die gegnerischen Jugendmannschaften nach Belieben: In 21 Spielen traf er 37 Mal. Die Nachwuchstrainer des FC Barcelona waren begeistert und sagten, dass sie noch nie einen Spieler in seinem Alter sahen, der mit dem Ball am Fuß so gut umgehen könnte. Aufgrund dieser hohen Erwartungen durfte er bereits mit 15 Jahren in der Kampfmannschaft mittrainieren und kam sogar zu einem Einsatz im Freundschaftsspiel gegen AGOVV Apeldoorn. Dennoch schaffte er nicht den Sprung in die erste Mannschaft und wurde schließlich an den damaligen Zweitligisten Terrassa FC verliehen. Zuvor spielte er neun Mal für die B-Mannschaft des FC Barcelona, wo er jedoch keinen Treffer erzielte.
Auch bei Terrassa FC blieb er unter den Erwartungen und erzielte nur fünf Tore in 38 Meisterschaftsspielen. Spätestens jetzt kamen Zweifel auf, ob es Babangida in die Kampfmannschaft eines absoluten Spitzenteam schaffen könnte. Babangida war schon als junger Spieler körperlich recht weit entwickelt, was ihm in den Jugendmannschaften immer einen Vorteil verschaffte, da er sich gut gegen gleich alte Jugendliche durchsetzen konnte und stabiler und schneller war. Der Sprung in die Kampfmannschaft des FC Barcelona war jedoch zu groß und sein Stern verblasste langsam.
Babangida wird zum Weltenbummler
Da er sich bei Terrassa nicht für die Kampfmannschaft des FC Barcelona empfehlen konnte, wechselte er leihweise zu Cádiz CF, wo er in 14 Partien ohne Torerfolg blieb. Der Nigerianer stand allerdings nur einmal von Beginn an auf dem Platz und kam 13 Mal als Joker ins Spiel. Sein Vertrag beim FC Barcelona lief aus und er fand in der Ukraine einen neuen Klub. Er unterschrieb bei Metalurg Donezk, wo er sich allerdings auch nicht durchsetzen konnte. Babangida absolvierte für die Ukrainer insgesamt sechs Spiele von Beginn an und vier als Einwechselspieler, in denen er zwei Treffer erzielte. Da er keinen Stammplatz hatte wechselte er zu Olympiakos Piräus nach Griechenland, wo er sich wohler fühlte und auch öfters eingesetzt wurde. In seiner ersten Saison absolvierte er 25 Spiele (11 von Beginn an) und erzielte abermals zwei Treffer. Nachdem er im zweiten Jahr nur acht Mal eingesetzt wurde (ein Tor) wechselte er zu Apollon Limassol, wo er seine besten Leistungen zeigen sollte.
In der ersten Saison für den dreifachen zypriotischen Meister traf er in 23 Spielen neun Mal. Außerdem sah der Flügelstürmer, der am liebsten in einem 4-3-3-System spielt, die erste rote Karte seiner Karriere. Der quirlige Stürmer war bei den Fans beliebt und sein Spielstil passte zur zypriotischen Liga. Auch in seiner zweiten Saison zeigte er gute Leistungen, diesmal unter dem aktuellen KSV-Trainer Thomas von Heesen. Babangida schoss in 31 Einsätzen abermals neun Treffer für seinen Verein und zeigte sich äußerst spielfreudig. Der Klub hätte den Spieler gerne behalten, dieser entschied sich jedoch aus Geldgründen für ein Engagement beim FK Kuban Krasnodar in Russland. Nach nur einer Saison (14 Spiele, 1 Tor) verließ er Russland und kam ablösefrei zum 1.FSV Mainz.
Kein Glück in Deutschland
Der 1.FSV Mainz ging kein Risiko mit seiner Verpflichtung ein, da dem Nigerianer im ersten halben Jahr nur ein Amateurgehalt gezahlt wurde und danach den Vertrag aufgelöst werden konnte. Schon zu Beginn stand sein Engagement bei den Mainzern unter keinem guten Stern, da er sich bei einem Autounfall verletzte und die Vorbereitung nicht voll mitmachen konnte. Ein wenig später zog sich der Angreifer im Mannschaftstraining einen leichten Innenbandanriss und Muskelfaserriss im rechten Knie zu. Der Vertrag wurde nicht verlängert, obwohl Tuchel sagte, dass Babangida gute Qualitäten habe, aber nicht ins Spielsystem passt. Am 16. Jänner unterschrieb er einen Vertrag bis Saisonende bei Vitesse, wo er in sieben Spielen einen Treffer erzielte. Seinen letzten Einsatz absolvierte er am 18. März 2011, bei der 1:3-Niederlage gegen AZ Alkmaar.
Seine Stärken und Schwächen
Haruna Babangida ist, zumindest wenn er körperlich topfit ist, sehr schnell und dynamisch und kann langsame Abwehrspieler vor große Probleme stellen, wenn sich Räume für ihn öffnen. Er ist technisch stark, kann den Ball halten, was aber auch zu einer seiner Schwächen werden kann: Thomas Tuchel kritisierte etwa, dass Babangida den Ball öfters zu lange hält und ihn schneller abspielen müsste. Haruna Babangida hatte laut Thomas von Heesen auch andere Angebote, entschied sich aber für den Kapfenberger SV, da er den Trainer aus der Zusammenarbeit in Zypern kennt und ihm vertraut, was sicherlich ein großer Vorteil ist. Babangida hat einen guten Schuss und fühlt sich in einem 4-3-3-System als rechter Flügelstürmer am wohlsten. In einem 4-2-3-1-System kann er natürlich ebenfalls im rechten offensiven Mittelfeld spielen, wobei er beim FK Kuban Krasnodar in dieser Formation auch auf der linken Seite und zentral hinter der Solospitze eingesetzt wurde.
Von seinem Können her hat er auf alle Fälle die Qualität sich bei seinem neuen Verein durchzusetzen, eine Voraussetzung dafür ist aber, dass er verletzungsfrei bleibt, denn in dieser Hinsicht hatte der Nigerianer in letzter Zeit viel Pech. Es bleibt außerdem zu hoffen, dass Thomas von Heesen den Stürmer, der im Jahr 2003 gegen Japan sein einziges Länderspiel bestritt, auch körperlich auf Vordermann bringen kann, denn in den Niederlanden machte der Angreifer zuletzt nicht den fittesten Eindruck und man vermisste ein wenig seine Dynamik, die für sein Spiel so wichtig ist. Babangida ist jedenfalls ein Kicker mit einem äußerst interessanten Karriereverlauf und es wäre schön, wenn er sich als eine Bereicherung für die österreichische Bundesliga herausstellen würde.
Stefan Karger, www.abseits.at
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Stefan Karger
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