Das 315. Wiener Derby verspricht viel Spannung. Der SK Rapid und die Austria sind die ersten Verfolger von Red Bull Salzburgern und wollen mit... Hotspot Mittelfeld: Die Radargrafiken zu den Schlüsselspielern vor dem Wiener Derby

Wiener Derby_abseits.atDas 315. Wiener Derby verspricht viel Spannung. Der SK Rapid und die Austria sind die ersten Verfolger von Red Bull Salzburgern und wollen mit einem Sieg am Tabellenführer dranbleiben. Insbesondere das Mittelfeld dürfte bei diesem Duell ein entscheidender Faktor werden. abseits.at die Schlüsselspieler genauer unter die Lupe.

Die Methodik der Radargrafiken erläuterten wir vor einiger Zeit bereits ausführlich. Sie zeigen im Wesentlichen die Stärken und Schwächen eines Spielers bzw. lassen Schlüsse auf dessen Spielweise zu auf Grundlage der entsprechenden Leistungsdaten. In diesem Artikel wollen wir sie dazu nützen um die Mittelfeldakteure beider Teams gegenüberzustellen.

Die Taktgeber: Petsos vs. Holzhauser

Seitdem Thorsten Fink das Kommando am Verteilerkreis übernommen stehen auch die Veilchen für einen sehr ballbesitzorientieren Stil. Wie Rapid ist auch die Austria pro Spiel im Schnitt für 60% der Zuspiele verantwortlich. Bei beiden Teams gibt es dafür einen symbolischen Spieler. Aufseiten der Austria ist Raphael Holzhauser derjenige, der als primärer Verbindungsspieler agiert. Der 22-Jährige ist für Fink, wie andernorts ausgeführt, ein Schlüsselspieler auf mehreren Ebenen.

Holzhausers Gegenpart ist Thanos Petsos. Der Grieche spielt unter allen Bundesligaspielern durchschnittlich die meisten Pässe. Bei der Gegenüberstellung mit Holzhauser fällt vor allem auf, dass der FAK-Spieler in der Offensive effizienter scheint. Dieser Unterschied in der Scorerausbeute ist vor allem in Austrias Stärke bei Standardsituationen begründet. Holzhauser ist ein sehr guter Schütze bei ruhenden Bällen, bereitet damit Chancen und Tore vor, während Petsos durch sein offensives Markenzeichen – Weitschüsse – zwar ebenfalls regelmäßig an Abschlüssen beteiligt ist, dabei jedoch oft leer ausgeht.

Die Kleinräumigen: Schwab vs. Kehat

Einen kleinen Unterschied gibt es bei den beiden Wiener Großklubs in der Grundordnung. Während Zoran Barisic sein Team in einem 4-2-3-1 spielen lässt, hat Fink mittlerweile auf ein 4-1-4-1 umgestellt. Die Trios im zentralen Mittelfeld sind in ihren Spielstilen jedoch durchaus vergleichbar. Neben den Taktgebern Petsos und Holzhauser, die den Spielrhythmus aus der Tiefe vorgeben, gibt es auf beiden Seiten auch kleinräumige Spieler.

Bei Rapid kommt diese Aufgabe Stefan Schwab zu, bei der Austria ist dies Neuzugang Roi Kehat. Die beiden fokussieren sich dabei auf andere Zonen. Schwab hat einen größeren Aktionsradius, agiert als Box-to-Box-Spieler, während sich Kehat vor allem auf den Zwischenlinien- und den Zehnerraum aufhält. Sie bieten sich für ihre Mitspieler jedoch meist in kurzen Distanzen aus und erzeugen durch ihre Bewegungen Dynamik. Dementsprechend verzeichnen sie auch mehr Tackles als ihre Mitspieler im Zentrum.

Die Spielmacher: Hofmann vs. Grünwald

Als Strippenzieher in den offensiven Räumen agieren zwei Spieler, die man grundsätzlich auch als klassische Spielmacher auf der Zehnerposition einsetzen könnte. Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich aber über mehrere Bereiche. Insbesondere Steffen Hofmann wirkt mit 35-Jährigen lauffreudiger denn je. Der grün-weiße Kapitän konnte seine großartige Form vom Saisonstart nicht halten, sein Profil ist aber nach wie vor gleich. Alexander Grünwald bei der Austria ist ein Profiteur von der Umstellung auf die 4-1-4-1-Ordnung. Er wird nun nicht mehr so oft überspielt.

Insbesondere seine Qualitäten beim flachen Spiel hinter die gegnerische Abwehr kann er nun häufiger einbringen. Dennoch trägt er – genauso wie Hofmann – das Offensivspiel seines Teams nicht alleine, wie man anhand der Grafiken erkennen kann. Grünwald spielt in etwa genauso viele Pässe wie Kehat; Analoges gilt für Hofmann und Schwab. Sie sind vielmehr strukturgebende Balancespieler, die die Kontrolle in Form von viel Ballbesitz mit ihren spielerischen Fähigkeiten in Zählbares umwandeln sollen.

Die Scorer: Kainz vs. Gorgon

Die Besetzung auf den Flügel ist auf beiden Seiten etwas unterschiedlich, sodass die Entscheidung in diesem Duell möglicherweise hier fallen könnte. Am ehesten zu vergleichen sind noch Florian Kainz und Alexander Gorgon. Beide gelten als außerordentlich konstant und haben im Prinzip keine herausstechenden Eigenschaften. Während Kainz im Positionsspiel ab und zu eindimensional wirkt, ist Gorgon in dieser Hinsicht wohl einer der flexibelsten Offensivspieler Österreichs. Bereits unter Peter Stöger war er durch seine unterstützenden und klugen Bewegungen im Kombinationsspiel ein wichtiger Baustein zum Meistertitel.

Andererseits wirkt es, nach Betrachtung der obigen Grafik, so als ob die sehr gute Torausbeute des 26-Jährigen über potenzielle Schwächen hinwegtäuschen würde. Zusätzlich muss hier relativiert werden muss, dass er fünf von neun Saisontoren vom Elfmeterpunkt erzielte. Kainz unterstreicht den starken Eindruck, den man von ihm hat, nicht nur durch starken Zahlen im Scoring- und Vorlagenbereich, sondern übertrumpft den Austrianer bei den Torschussvorbereitungen klar. Zudem scheint er variantenreicher in der Balleroberung zu sein.

Die Zünglein an der Waage: Schaub vs. Kayode

Die verbleibenden beiden Spieler könnten das Zünglein an der Waage sein, weil sie in ihrer Spielweise grundsätzliche Unterschiede aufweisen. Louis Schaub ist ein äußerst starker Kombinationsspieler, der vor allem durch starke taktische Aktionen auffällt. Gemeinsam mit seinen guten Fähigkeiten im Dribbling macht ihn das zu einem der größten heimischen Talente. Er bietet sich sowohl in den Halbräumen an, um dort die Kombinationen seines Teams zu stärken, als auch für Pässe hinter die gegnerische Abwehr. Außerdem sind seine Diagonaldribbling nach innen zum Tor äußerst schwer zu verteidigen.

Lary Kayode ist weniger variabel. Die Austria versucht hauptsächlich seine Schnelligkeit ins Spiel zu bringen und ihn mit Vertikalpässen hinter die Abwehr – egal ob hoch oder flach – einzusetzen. Dieser Unterschied schlägt sich in den Daten nieder. Der Nigerianer hat zwar wie Schaub die meisten Torschussbeteilgungen unter den Mittelfeldspielern, schließt aber meistens selbst ab. Er spielt deutlich weniger Pässe und erobert auch weniger Bälle. Andererseits hat er mehr Scorerpunkte. Und Tore zählen im Fußball bekanntermaßen am meisten.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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