Kein Leckerbissen: Wacker Innsbruck wirft bei 0:0 die Rieder Spielphilosophie über den Haufen
Bundesliga 19.März.2012 Rene Maric 0
Gegen die Innsbrucker haben sich auswärts schon einige Teams schwer getan und die Rieder waren in den letzten Wochen nicht in Topform. Ganz im Gegenteil, drei Niederlagen hintereinander setzte es für die Oberösterreicher auswärts und dies unter anderem lag an der fehlenden Abstimmung in sämtlichen Mannschaftsteilen. Die einstmals für österreichische Verhältnisse fast perfekten Laufwege in der Defensive existierten nicht mehr, was die gesamte Spielphilosophie der Rieder in sich einstürzen lässt.
Ohne das eminent wichtige Zustellen der Löcher kann das System mit nur drei primären Verteidigern sehr schief gehen, deshalb erwarteten viele auch eine Abkehr von der höheren Positionierung des Kollektivs in den letzten Wochen und Monaten. Gegen die Innsbrucker auswärts trat man also wieder tiefer positioniert an und wollte auf alte Tugenden zurückgreifen: schnelles Spiel in die Spitze, Fokus auf Angriffe über die Flügel und eine stabile Abwehr.
Letzteres mag zwar funktioniert haben, ließ man doch nur drei Schüsse auf das Tor zu – allerdings konnte man selbst auch nur einen abgeben. Denn die Innsbrucker haben sich ebenfalls sehr vorsichtig und passiv organisiert, konnten zwar mehr Ballbesitz verbuchen, waren aber leider ebenso ungefährlich wie die Gäste. Positiv anmerken kann man hierbei nur, dass sie es sogar schafften, noch weniger Schüsse aufs Tor zuzulassen – ein einziger gefährlicher Versuch der Rieder landete nämlich bei Torhüter Safar, der wie sein Gegenüber einen verhältnismäßig ruhigen Abend genießen durfte.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Wie bereits erwähnt traten die Rieder kaum überraschend mit ihrer klassischen 3-3-3-1-Formation an, doch dieses Mal spielten die Flügelverteidiger etwas konservativer und hofften auf gute Aktionen der Vordermänner. Mit Nacho auf rechts, Zulj im Zentrum hinter Casanova und Beichler auf der linken Außenbahn gab es vier sehr offensivorientierte Spieler, die vom jungen Talent Ziegl angetrieben wurden und eine defensive Absicherung bitter nötig hatten. Aufgrund der numerischen Unterlegenheit gegen das gegnerische 4-1-4-1 war man sogar gezwungen, auf die klassischen Rieder Stärken zurückzugreifen und das Spiel über die Seiten aufzubauen. Problematisch hierbei war, dass die Innsbrucker genau das wollten. Einerseits konnten sie mit ihrer Formation sehr gut die Außen doppeln und so Ballgewinne im Mittelfeld ihr Eigen nennen, andererseits war man bei Flanken mit den vielen zentralen Spielern und der tiefen Ausrichtung auf dem Platz sehr gut gewappnet, um ja keine Gefahr aufkommen zu lassen. Lediglich in der Schlussphase hatte Riegler einen gefährlichen Kopfball, davor war großteils Stille vor dem gegnerischen Tor und die Innsbrucker hatten über die gesamte Partie fast 55% Ballbesitz.
Die Gäste aus Oberösterreich hatten beim Umschalten ein großes Problem: mit Wernitznig und Bergmann spielten zwei laufstarke und dynamische Spieler auf den Außenbahnen, dazu kam die bereits geschilderte zahlenmäßige Überlegenheit im Zentrum. Dadurch hätte man sehr schnell und effektiv nach vorne spielen können, doch hier fehlte die Kompaktheit nach vorne. Burgic wurde gut abgedeckt und deshalb konnte das Spiel nicht in die Tiefe gezogen werden – die Innenverteidiger der Oberösterreicher hatten desweiteren eine relativ simpel gestrickte Aufgabe: das Verlangsamen der wenigen gegnerischen Angriffe, die präzise in die Spitze gespielt wurden. Damit konnten die auf das schnelle Zurückkehren getrimmten Außenspieler zurückkehren und die defensive Grundformation wiederherstellen, womit man die gegnerischen Vorstöße im Nichts verpuffen ließ.
Ein weiterer Punkt, der dafür sprach, dass man taktisch das gegnerische Angriffsspiel im Keim ersticken wollte, war die hohe Anzahl an Fouls. Unglaubliche 25mal wurde einer der Spieler Innsbrucks Zufall gebracht, ein schöner Spielfluss und präzise Vorstöße somit sofort unterbunden. Die Innsbrucker brauchten dieses Mittel aufgrund ihrer Spielweise nicht, sie begrüßten die gegnerischen Vorstöße, da sie ja bewusst in die für die Hausherren korrekte Richtung gelenkt wurden. Letztlich zwei unterschiedliche Herangehensweisen für ein und dasselbe Ziel: defensive Stabilität durch einfache taktische Mittel, der Vorteil der Innsbrucker Variante waren die theoretisch möglichen Gegenstöße, welche aber kaum stattfanden. Wichtig für das Funktionieren der Rieder Spielweise waren die beiden Innenverteidiger in den Halbpositionen, welche je nach Bedarf auf eine der beiden Seiten schieben konnten oder im Zentrum gegen Burgic unterstützten. Man war im eigenen Spielfelddrittel somit pausenlos in Überzahl, wobei hier die Ursache für das ineffektive Offensivspiel zu suchen ist. Konstante Überzahl in einem Mannschaftsteil wird immer Unterzahl woanders hervorbringen – der große Nachteil der Dreierkette im modernen Fußball. Beim FC Barcelona wird dieser gelöst, indem die beiden Innenverteidiger manchmal wie Außenverteidiger agieren und hoch spielen, für die Rieder natürlich undenkbar. Ob langsam der Moment kommt, wo man von der eigenen Schöpfung Abkehr nehmen muss oder gelingt ein Wechsel zu einer wieder erfolgreichen Variante der geliebten Formation?
(RM)
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Rene Maric
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