Lupenreiner Gartler-Hattrick ebnet Riedern den Weg zum Kantersieg über Mattersburg
Bundesliga 12.November.2012 Rene Maric 0
Es war ein Spiel zwischen zwei kriselnden Teams. Die Rieder tun sich in diesem Jahr ohnehin schwer, mussten letzten Woche auch noch eine derbe Klatsche gegen die Wiener Austria hinnehmen. Für die Mattersburger sah es noch schlimmer aus, sie hatten bereits seit acht Ligapartien nicht mehr gewonnen. Der letzte Sieg kam zufälligerweise gegen die SV Ried, was allerdings kein gutes Omen sein sollte. Ried war von Anfang bis Ende überlegen und konnte diese Überlegenheit auch in Tore ummünzen.
Aufstellung der Rieder
Unter immer-mal-wieder-Neo-Trainer Gerhard Schweitzer begannen die Rieder natürlich in ihrem 3-3-3-1-System. Dabei lief René Gartler als Mittelstürmer auf, während Marco Meilinger, Robert Zulj und Clemens Walch die offensive Dreierreihe bildeten. Dahinter waren es Anel Hadzic in der Mitte, Thomas Hinum auf rechts und Emanuel Schreiner auf links, welche die zweite Dreierreihe bespielten. In der Innenverteidigung begann Marcel Ziegl in der Mitte, auf den Halbpositionen begannen Jean-Marc Riegler und Thomas Reifeltshammer.
Ziel war es also wie üblich über die Flügel zu kommen und variabel angreife zu können. Dabei klären wir auch auf, wie genau diese Variabilität in diesem Spiel zum Vorschein kam und wie sie genutzt wurde.
Außenstürmer und Flügelverteidiger
Sowohl Walch als auch Meilinger in der offensivsten Dreierreihe spielten relativ invers und zogen nach innen. Dahinter konnten die Außenspieler sie hinterlaufen und das Spiel breit machen oder ein Pärchen bilden, um schnell miteinander kombinieren zu können. Dadurch hatten die Flügelstürmer mehr Raum und konnten Fahrt aufnehmen, was die gegnerischen Außenverteidiger vor Probleme stellte. Diese hatten aber generell Probleme mit den Riedern und diese nutzten deren offensives Aufrücken wiederum, um die Lücken zu attackieren.
Beim vierten Tor sah man auch gut die Probleme der offensiven Außenverteidiger bei Mattersburg. Walch erhält den Ball und muss vom halblinken Innenverteidiger gestellt werden, der die Situation gänzlich falsch antizipiert und sich falsch positioniert.
Martin Rodler ging wohl davon aus, dass Walch sich den Ball sofort nach vorne legt und wollte ihn abfangen. Eine katastrophale Fehleinschätzung, wie sich noch herausstellen sollte. Walch zog nun nämlich in die Mitte und konnte unbedrängt Geschwindigkeit aufnehmen. Die Räume zum zweiten Innenverteidiger waren frei und riesig.
Gut zu sehen ist, dass Walch bis zum Sechzehner kam, bevor ihn Rodler einholen konnte. Aber der Rieder schloss noch rechtzeitig und präzise genug, was zum Tor führte. Mit diesem 4:1 war das Spiel entschieden.
Vertikale Läufe und schnelle Kombinationen
Ein weiteres Tor fiel eindeutig aus der Wechselwirkung der Rieder Flügelstürmer zu ihren Gegen- und Mitspielern. Dieser Treffer war das 2:0 in der 13. Minute, welches symbolisch zeigte, was die Rieder mit ihren Pärchen auf den Außen machen können. Meilinger zog nach innen, hatte dort drei Spieler zum Kombinieren: Gartler für einen Pass in die Tiefe, Zulj als Doppelpass in der Horizontale und Hadzic als sichere Alternative im Rückraum.
Dazu kam eben der hinterlaufende Flügelverteidiger, mit welchem er kombinieren konnte. Er schickte Schreiner ins Loch, weil dieser ohne Deckung blieb und von links aus perfekt in die Mitte schieben konnte. Dort stand Gartler frei, welcher seinen zweiten von drei Treffern markieren konnte. Dabei wurden auch die verborgenen Stärken von Gartler sichtbar.
Timung und Bewegung – Gartlers Stärke
Ein lupenreiner Hattrick in den ersten 25 Minuten von Gartler ebnete den Riedern den Weg zu diesem Kantersieg. Er zeigte, wie wichtig und effektiv die richtige Positionierung sein kann. Dies geschieht durch mehrere individualtaktische Aspekte, welche Gartler hervorragend nutzt. Immer wieder orientiert er sich zwischen den zwei Innenverteidigern und spielt stark dazwischen, womit er dafür sorgt, dass diese ein kommunikatives Problem beim Übergeben haben sowie keine klare Zuteilung der Verantwortungen beibehalten können.
Dadurch kommt Gartler öfters frei in der besten Position zum Abschluss, weil der ballnahe Innenverteidiger den Torweg sichert, der ballferne Innenverteidiger aber zu weit weg steht. Ein weiterer Punkt ist seine gut getimte Bewegung in entstehende Löcher, womit er beispielsweise gegen Red Bull Salzburg die rote Karte für Isaac Vorsah herausholte. Diesbezüglich gehört er sicherlich zu den besten seines Faches in Österreich und ist im 3-3-3-1-System enorm wichtig, weil er als alleiniger Stürmer die Bälle seiner Mitspieler nutzen kann.
Außerdem ist er gut im „Zocken“, dem richtigen Positionieren in der Offensive beim gegnerischen Ballbesitz und dem Spekulieren auf Ballgewinne. Damit hilft er den Riedern im Umschaltspiel, auch wenn er sich in puncto Offensivzweikämpfen und Ballbehauptung auf höchstem Niveau noch verbessern könnte.
Mattersburgs Aufstellung – und was schief lief
Die Gäste begannen in ihrem 4-4-1-1-System, in welchem Ilco Naumoski und Patrick Bürger das Sturmduo darstellten. Auf den Seiten spielten Marvin Potzmann und Thorsten Rücker, zentral auf der Doppelsechs liefen Philipp Steiner und Manuel Seidl auf. In der Abwehrkette spielten Patrick Farkas und Lukas Rath offensiv, sie wurden von Nedeljko Malic und Martin Rodler abgesichert.
Mit diesem 4-4-1-1 wollten sie auf den Flügeln zwei defensivarbeitende Spieler stellen, in der Mitte kompakt stehen und vorne mit Naumoski zwischen den Linien für Gefahr sorgen. Doch Naumoski erhielt kaum Bälle und vertändelte selbst einige, wodurch auch Bürger ineffektiv wurde. Die Flügelstürmer arbeiteten nicht ausreichend nach hinten und zwischen der Doppelsechs und der Viererkette waren zu große Löcher offen, in welche Zulj, Meilinger und Walch stoßen konnten.
Hinzu kamen – wie beim oben dargelegten vierten Tor – einige individuelle Fehler und diese öffneten Ried viele Räume. Daraus resultierten auch zahlreiche qualitativ hochwertige Chancen, welche es bei Mattersburg nicht gab. Passendes statistisches Beispiel: neun ihrer zwölf Abschlüsse bei Ried gingen aufs Tor, bei Mattersburg waren es nur drei von zehn.
Fazit
Den Riedern gelang die indirekte Revanche für die hohe Niederlage der letzten Woche gegen die Austria, sie schossen sich vor heimischem Publikum den Frust von der Seele, gegen taktisch und spielerisch überforderte Gäste. Deren Matchplan wurde schon in der Anfangsphase von Gartler zerstört, wovon sie sich nie erholten und letztlich durch Konter der Rieder weitere Tore fingen.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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