Mit einem 1:0-Heimsieg gegen die SV Ried verschaffte sich Admira Wacker Mödling in der letzten Runde Platz im Abstiegskampf. Im Gegensatz zum glücklichen Punktegewinn... Mit spielerischen Mitteln gegen den Abstieg: Admiras kreatives Mittelfeldtrio

Admira Wacker Mödling - Wappen mit FarbenMit einem 1:0-Heimsieg gegen die SV Ried verschaffte sich Admira Wacker Mödling in der letzten Runde Platz im Abstiegskampf. Im Gegensatz zum glücklichen Punktegewinn beim SK Rapid Wien überzeugten die Südstädter dabei auch spielerisch – eine neue Facette, die man im Saisonfinish öfters sehen könnte.

Immer wieder hört und liest man, Mannschaften, die gegen Abstieg spielen, müssten in erster Linie noch mehr Einsatz, noch mehr Willen und noch mehr Kampf zeigen, um in die Klasse zu halten. Das wurde unter anderem auch dem Borussia Dortmund im Winter vorgeworfen, als sie im Tabellenkeller waren. Genauso wie der BVB scheint die Admira tatsächlich jedoch mit anderen Mitteln das Abstiegsgespenst zu verjagen.

Kampf als unvermeidbare Basis …

Das Argument, ein Abstiegskandidat müsse viel laufen und kämpfen, ist an und für sich keinesfalls komplett als falsch abzustempeln. Immerhin ist man als solcher der restlichen Liga im Allgemeinen nicht nur taktisch, sondern vor allem individuell unterlegen, was sich eben durch die genannten Eigenschaften durchaus ausgleichen lässt. Jedoch wirkt es oft so, dass viele Teams einen zu großen Wert darauf legen, wenn die Ergebnisse nicht passen, andere wichtige Dinge deshalb vernachlässigt werden und das Spiel dadurch „verkrampft“ wirkt.

… aber spielerische Elemente als Zünglein an der Waage

Dortmund spielte beispielsweise Mitte der Hinrunde keinesfalls unattraktiven oder schlechten Fußball, durch das Ausbleiben der Erfolgserlebnisse wurde das Spiel jedoch stets krampfhafter und in weiterer Folge unstrukturierter, sodass man gegen Ende der Hinrunde kaum Torchancen hatte. Ähnliches sah man auch bei der Admira. Zwar haben sie noch immer die wenigsten Treffer aller Bundesligisten erzielt, jedoch hat sich einerseits die Zahl, aber vor allem die Qualität ihrer Torchancen in den letzten Spielen verbessert. In den letzten fünf Spielen hatte die Admira nur beim 1:1 gegen Rapid weniger Schüsse als der Gegner (12:15).

Unterstützung für „Einzelkämpfer“ Bajrami

Die Grundpfeiler für diese neue Spielweise findet man im Mittelfeld. Dort hatte die Admira im Herbst die größten Probleme im Offensivspiel. Nicht nur, dass es kaum flüssige, zusammenhängende Kombinationen gab, es fehlten auch Spieler, die mit Einzelaktionen für Überraschungsmomente sorgen konnten. Eldis Bajrami war mehr oder weniger der einzige, der die Fähigkeiten dafür hatte, konnte sie aber aus diversen, nachvollziehbaren Gründen nicht konsequent einbringen. Das erkannten auch die Verantwortlichen und wurden im Winter am Transfermarkt dementsprechend aktiv.

Kerschbaumer der neue Chef im Zentrum

Von diesen Winterneuzugänge konnte jedoch bisher nur ein Spieler überzeugen; dieser jedoch in beeindruckender Art und Weise: Konstantin Kerschbaumer. Der 22-Jährige, der aus St. Pölten kam, fügte sich nahtlos in die Stammelf der Admira ein und ist im Zentrum der neue Chef. Kerschbaumer ist kein klassischer Spielmacher, sondern ein strategisch guter Box-to-Box-Mittelfeldspieler, der sich dem Spielrhythmus gut anpassen kann. Er bietet sich meist kleinräumig an, was aufgrund der überschaubaren technischen Qualitäten seiner Mitspieler sinnvoll ist.

Kerschbaumer variiert jedoch sein Passspiel geschickt. Er sichert den Ballbesitz mit risikolosen Quer- und Rückpässen, spielt kurze kombinative Pässe und läuft sich dann frei, setzt seine Mitspieler mit Verlagerungen und Diagonalpässen ein oder spielt in Umschaltmomenten präzise vertikal nach vorne. Das unterscheidet ihn auch hauptsächlich von seinem Vorgänger, Lukas Thürauer. Dieser war in erster Linie ein umschaltstarker Spieler, der aus Mangel an Kreativität im Team zusehends in eine spielmachende Rolle gedrängt wurde.

Toptalent Malicsek

Neben Kerschbaumer tat sich auf der Doppelacht in der 4-1-4-1-Formation der Admira in den letzten Spielen mit Philipp Malicsek ein hochveranlagtes österreichisches Talent hervor. Der 17-Jährige feierte am 27. Spieltag gegen Grödig sein Startelfdebüt in der Bundesliga und lieferte prompt eine Talentprobe ab: 95 Ballaktionen, 85 Pässe, 88% Passquote – Werte, mit denen er sogar Kerschbaumer in den Schatten stellte. Darüber hinaus war er an drei Schüssen direkt beteiligt.

Malicsek ist ein eher schmächtiger Spieler, der für sein Alter jedoch strategisch weit entwickelt ist. Direkte Balleroberungen sieht man vom ihm eher selten, was jedoch insofern weniger stark ins Gewicht fällt, als es mit Richard Windbichler einen defensiv äußerst robusten Akteur als Absicherung auf der Sechserposition gibt. Sein Spiel legt der Nachwuchsteamspieler eher weiträumig an. Manchmal bietet er sich tief bei den Innenverteidigern an, in anderen Situationen unterstützt auf den Flügeln. Durch sein Hereinnehmen konnten Bajrami und Kerschbaumer zusätzlich entlastet werden.

Seine strategischen und technischen Fähigkeiten zeigte Malicsek jüngst beim Siegtreffer gegen Ried, als er sich von der Gegenpressing-Dynamik nicht beirren ließ, einen technisch sauberen Haken schlug und Kerschbaumer, der ballfern freistand, anspielte. Einen Steilpass später landete der Ball im Tor. Anstatt die Zweikämpfe im Mittelfeld also anzunehmen, umspielte die Admira diese und kam so zum Erfolg – ein weiteres Argument dafür, dass die spielerische Herangehensweise der Admira der kämpferischen um nichts nachsteht.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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