Munteres Spiel zum Bundesligaauftakt – Admira neutralisiert Austrias Zentrum, Hosiner bricht Bann
Bundesliga 21.Juli.2013 Alexander Semeliker 0
Im Eröffnungsspiel der 40. Bundesligasaison empfing der FK Austria Wien am Samstag Admira Wacker Mödling. Während sich der amtierende Meister auch unter Neo-Coach Nenad Bjelica weitestgehend unverändert präsentierte, zeigten die Niederösterreicher beim Profitrainerdebüt von Toni Polster ein neues Gesicht. Sie boten ihrem Gegner lange Zeit Paroli und mussten sich erst in der Schlussphase geschlagen geben.
In der Generali-Arena sahen rund 9.000 Zuschauer eine sehr unterhaltsame Partie. Die Admira versteckte sich nicht, presste hoch, hatte durchwegs gute Chancen. Die Gastgeber wurden ebenfalls nach Umschaltmomenten sowie Standards gefährlich. Dennoch dauerte es bis zur 77. Minute bis die Saison 2013/2014 in Philipp Hosiner ihren ersten Torschützen fand. In der Nachspielzeit traf schließlich noch der eingewechselte Marko Stankovic per Elfmeter zum 2:0-Endstand.
Alles beim Alten – auch unter Bjelica
Während die Austria den Meisterkader (vorerst) zusammenhalten konnte, verlor sie das erfolgreiche Trainerduo Peter Stöger und Manfred Schmid an den 1. FC Köln. Als Nachfolger installierten die FAK-Verantwortlichen Bjelica, der den Wolfsberger AC in der letzten Saison fast in den Europacup führte. An der Ausrichtung änderte sich dadurch aber nichts. Die Veilchen begannen mit derselben Startelf, die vor zwei Monaten gegen den SV Mattersburg den Meistertitel fixierte. Das heißt, dass auch die Neuzugänge Rubin Okotie und Daniel Royer zu Beginn auf der Bank platznehmen mussten.
In der 4-1-4-1-Grundordnung begannen damit Alexander Gorgon und Tomas Jun auf den Flügeln, die unterschiedlich bespielt wurden. Das lag zum einen daran, dass Gorgon flexibler agierte als der Tscheche, der wie gewohnt in die Spitze drängte. Einhergehend damit unterscheidet sich auch die Ausrichtung der Außenverteidiger. Auf der linken Seite fungierte Markus Suttner in der Offensive als primärer Breitengeber, schlug beispielsweise die meisten Flanken aller Akteure. Emir Dilaver agierte rechts abwartender, hatte aber ein intensiveres Wechselspiel mit seinem Vordermann.
Neue Ausrichtung der Gäste
Die Admira musste viel Spott einstecken als sie Polster als neuen Trainer vorstellte. Der ÖFB-Rekordtorschütze ist zwar der älteste der zehn Bundesligatrainer, hat aber gleichzeitig die wenigste Erfahrung. In seinem ersten Spiel als Cheftrainer eines Bundesligaklubs schickte er sein Team in einer 4-2-3-1-Grundausrichtung aufs Feld. Als Rechtsverteidiger begann mit Stephan Zwierschitz ebenso ein Neuzugang wie im linken Mittelfeld, wo Wilfried Domoraud sein Debüt für die Maria Enzersdorfer gab. Auf der gegenüberliegenden Seite suggerierte die Aufstellung von Rene Schicker eine abwartende, mauernde Spielweise, was sich aber nicht bewahrheiten sollte.
Im Rahmen des mutigen Pressings war dieser nämlich stets bemüht Suttner nach hinten zu drängen. Des Weiteren rückte im Spiel gegen den Ball auch Stefan Schwab vor, wodurch situativ eine 4-4-2-, in manchen Fällen sogar eine 4-2-4-Formation entstand. Im Sturm bot Solospitze Issiaka Ouedraogo eine starke, beeindruckende Leistung. Admiras Nummer neun beschäftigte mit seinem intensiven Laufspiel permanent die gegnerische Innenverteidigung. Dabei suchte er vor allem den Raum hinter dem offensiven Suttner und kam so neben unglaublichen 35 Zweikämpfen auch auf drei Flanken sowie fünf Torschussvorlagen.
Holland isoliert
Die wichtigste Rolle kam aber dem zentralen Mittelfeld zu, das die Austria in der letzten Saison stets dominierte. Immer wieder versuchten es die Gegner mit Manndeckungen gegen die beiden FAK-Achter, die diesen mit fluiden Bewegungen jedoch die Wirkung nahmen. Vielmehr ist jedoch James Holland, der im Spielaufbau zwischen bzw. vor die Innenverteidiger abkippt, der Schlüssel zum Erfolg – quasi der Sergio Busquets der Wiener Austria. Das Trainerteam der Admira erkannte dies offenbar und nahm den Australier ähnlich wie der FC Bayern den Spanier im Champions-League-Halbfinale aus dem Spiel.
Allerdings wählten die Niederösterreicher einen anderen Ansatz als die Münchner, die Busquets mit Mario Gomez einen Kettenhund anlegten. Im Spielaufbau orientierten sich zunächst sowohl Schwab als auch Ouedraogo zu Holland und ließen den Innenverteidigern, die in aller Regel sehr tief standen, Platz. Je nachdem auf welche Seite der Ball dann gespielt wurde, ging einer der beiden dann auf den Ballführenden und der andere stellte Holland im Zentrum zu – siehe rechts. Dadurch provozierte die Admira viele Querpässe und unpräzise lange Bälle.
Achter fehlen in hohen Zonen
Die Mannorientierungen auf die Achter der Austria hielten die Admiraner aber – ebenso wie der FC Bayern gegen Xavi Hernandez und Andres Iniesta – trotzdem aufrecht. Da die Veilchen nicht geordnet von hinten herausspielen konnten, ließen sich zusehends auch Alexander Grünwald und vor allem Florian Mader nach hinten fallen. Dabei wurden sie jedoch von Bernhard Schachner und Markus Rusek konsequent verfolgt. So zwangen die beiden Mader beispielsweise in 23 Zweikämpfe.
Durch dieses Zurückweichen fehlten die beiden Achter der Austria in den höheren Zonen als Anspielstationen, was ein wichtiger Grund dafür war, dass die Gastgeber wie eingangs erwähnt kaum Chancen aus dem normalen Positionsspiel heraus kreieren konnte. Dadurch wurde auch ein häufiger taktischer Mangel der österreichischen Bundesliga – viele Teams (auch die Admira) neigen im Angriffspressing dazu, ihre erste Pressingreihe nicht entscheidend abzusichern – weniger schlagend. Zwar kamen diese Räume wieder zum Vorschein, sie konnten aber von den entsprechenden Austria-Spielern nicht bespielt werden.
Kompaktes Abwehr- und Mittelfeldpressing
Kompakter zeigen sich die angesprochenen Mannschaften wenn sie in der Nähe des eigenen Strafraums verteidigen müssen. So waren etwa das Abwehr- und Mittelfeldpressing der Admira in diesem Spiel durchaus ansprechend. Vereinzelt gelang es den Niederösterreichern sogar ihren Gegner vom eigenen Strafraum bis zum Torhüter zurückzudrängen. Eine Beispielszene sei nun genauer ausgeführt.
Auf einen Einwurf folgt die obige Situation. Der Ballführende Austrianer wird sofort von einem Spieler attackiert, jeder weitere Wiener hat mindestens einen direkten Gegner. Dazu kann Schachner im Zentrum frei auf einen Pass reagieren und zusätzlich Druck ausüben. Daher wechselt Suttner mit einem hohen Pass auf Dilaver die Seite.
Doch der Rechtsverteidiger wird ebenfalls umgehend attackiert. Der Druck wird zusätzlich erhöht, da auch hier die nahen Anspielstationen zugestellt sind. Ein Zuspiel in die Mitte würde die beiden Angreifer in eine Zwei-zu-Vier-Unterzahl bringen. Ein erneuter Wechselpass ist aufgrund dieser Umstände kaum zu bewerkstelligen. Deshalb folgt ein weiterer Rückpass auf den Innenverteidiger.
Kaja Rogulj ereilt dabei dasselbe Schicksal wie seinen Teamkollegen davor. Er wird sofort angelaufen und kann keinen Vorwärtspass spielen, weswegen der Ball zurück zum Tormann kommt.
Austria mit längerem Atem und eine wichtige Umstellung
Diese Spielweise stellt jedoch hohe Anforderungen an die Physis der Spieler, ist über 90 Minuten kaum durchzuhalten. Aus taktischer Sicht hätten sich die Admiraner aufgrund der obigen Ausführungen durchaus einen Punktgewinn verdient, da sie allerdings keine ihrer Torchancen nutzten, konnte sie die Intensität ihres Defensivspiels nicht runterschrauben. Und so war Hosiners Tor der Dosenöffner für eine chancenreiche Schlussphase. Die Austria konnte sich aufs Kontern verlegen und wirkte in dieser Phase deutlich frischer. Es wäre jedoch falsch den Bruch im Spiel der Admira nur damit zu begründen, dass ihr Spielstil zu aufwendig war.
Die Austria erlebte schon vor dem 1:0 einen Aufschwung. Ein Faktor dafür war die Einwechslung von Stankovic. Der 27-Jährige kam anstelle von Holland, der in 65 Minuten nur auf 41 Ballkontakte kam. Dadurch verschob sich die Formation der Veilchen in Richtung eines 4-3-3, aus dem Stankovic und Grünwald von den Mittelfeldhalbpositionen immer wieder nach vorne gingen. Den Gästen gelang es nicht sich auf das einzustellen und ihnen entglitt die Kontrolle zusehends. In gewisser Weise war dieses Spiel also Lehrgeld für das Trainerteam der Admira.
Alexander Semeliker, abseits.at
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