Der ungarische Angreifer Tamas Priskin wurde im vergangenen Winter vom FK Austria Wien verpflichtet, damit die Favoritner im Falle eines spontanen Hosiner-Abganges für die... Nach Hosiners Abgang: „Probiert“ die Austria den Ungarn Tamas Priskin?

FK Austria Wien - Wappen mit FarbenDer ungarische Angreifer Tamas Priskin wurde im vergangenen Winter vom FK Austria Wien verpflichtet, damit die Favoritner im Falle eines spontanen Hosiner-Abganges für die Frühjahrssaison gewappnet gewesen wären. Hosiner blieb, Priskin wurde an Maccabi Haifa verliehen und seitdem wurde der Ungar als „Wertanlage“ (Kurier) angesehen. Durch Philipp Hosiners Abgang nach Frankreich könnte sich die Situation nun aber um 180 Grad drehen.

Noch vor knapp einer Woche berichtete der „Kurier“, dass Priskin nicht in Wien erwartet wird. Der Notnagel für eine unerwartete Transferaktivität rund um Austrias Goalgetter Nummer Eins Philipp Hosiner gehört zwar den Veilchen, hatte aber bisher keinen Platz im Aufgebot. Durch Hosiners Abgang könnte sich dies nun ändern: Priskin stünde wohl für Taten in Wien-Favoriten bereit, im Zuge seines Leihengagements in Israel machte der 27-Jährige aber nur wenig Eigenwerbung.

In jungen Jahren nach England

Bereits im Alter von 16 Jahren debütierte Priskin in der ersten Elf von ETO Györ, die er nach 3 ½ Jahren und 24 Toren in 68 Spielen verließ, um sein Glück in England zu versuchen. Der Ungar wurde 19-jährig um etwa 1,5 Millionen Euro an Watford transferiert und hatte zunächst Schwierigkeiten sich bei den Hornets zu akklimatisieren. Der junge Ungar kam in seinen ersten 1 ½ Saisonen auf 42 Pflichtspieleinsätze (davon 10 im Cup) und fünf Treffer. 16 Spiele bestritt Priskin dabei in der englischen Premier League, wo er weitgehend blass blieb. Die härteren Trainings- und Matchbedingungen machten ihn jedoch schon früh zu einem wichtigen Bestandteil des ungarischen Nationalteams, in dem er eine gute Trefferquote aufweist, obwohl die ungarische Elf gerade zu Priskins Anfangszeit nicht gerade in einem Hoch war. Bis heute erzielte Priskin für die ungarische Nationalmannschaft 14 Treffer in 44 Spielen.

Starkes Jahr in Watford

Nach einem Leihgeschäft mit Preston North End im Frühjahr 2008 kehrte Priskin wieder an die Vicarage Road zurück und wurde 2008/09 zum Publikumsliebling bei Watford. In einer durchwachsenen Saison des gesamten Vereins brachte es Priskin auf 41 Pflichtspiele und 14 Tore. Es war seine beste Saison als Profi – bis heute – und so wurde er um zwei Millionen Euro an Ipswich Town transferiert. Von nun an zeigten die Leistungsdaten des ungarischen Teamstürmers aber nach unten.

Gesamtpaket muss passen

Eines der Probleme, das Priskin nachgesagt wird, ist die langwierige Integrationsdauer in eine neue Mannschaft. Nicht etwa, weil Priskin ein schwieriger Typ ist oder mit mangelhafter Einstellung zu Werke geht, sondern weil er als Typ gilt, bei dem alles passen muss und der Sicherheit braucht. Dies war in Watford und später in Russland der Fall und so rief er bei diesen Stationen sein Leistungspotential ab. In Ipswich und im Rahmen zahlreicher Leihgeschäfte passte das Gesamtpaket nicht und Priskin fühlte sich weitgehend nicht wohl. Auch seine Leistungen in Haifa sprechen für diese These, die abseits.at von Anhängern verschiedenster Ex-Vereine Priskins vernahm.

Erfolglos in Ipswich

Auch wenn Priskin zumindest in seiner zweiten Saison bei Ipswich einige wenige lichte Momente hatte, war er zusammenfassend als Transferflop zu bezeichnen. 59 Spiele und nur acht Treffer waren zu wenig für einen Spieler, für den Ipswich damals verhältnismäßig doch recht viel Geld über den Tisch schob. Sämtliche Leihgeschäfte floppten ebenfalls: Weder bei den Queens Park Rangers, noch bei Swansea City oder Derby County konnte der heute 27-Jährige wirklich überzeugen. Seine lange Reise durch England festigte ihn aber, hielt ihn im ungarischen Nationalteam und sorgte auch dafür, dass er mit etwas erweiterter Visitenkarte in Russland einen sportlichen Neubeginn angehen konnte.

Auf und Ab in Russland

Ab März 2012 spielte Priskin nun in Vladikavkaz für den FC Alania, der mittlerweile aufgrund von finanziellen Problemen aufgelöst wurde. Innerhalb von nicht einmal 1 ½ Jahren stieg Priskin mit Alania zuerst in die erste russische Liga auf und dann wieder in die zweite ab, traf in der höchsten russischen Spielklasse in 23 Spielen fünfmal. Seine Trefferquote in Liga 2 konnte sich jedoch sehen lassen: Neun Tore in zwölf Spielen. Alania war durch das Ausbleiben von Sponsorengeldern gezwungen, seine Leistungsträger abzugeben, Priskin war an der zweiten russischen Liga ohnehin nicht interessiert und so schlug die Austria vorausschauend zu und verlieh Priskin sofort zu Maccabi Haifa.

Nur ein Tor in Israel

Bei Maccabi Haifa pendelte Priskin zwischen Bank und Platz, spielte fünf Spiele von Beginn an und wurde sechsmal eingewechselt. Dabei gelang ihm lediglich ein Treffer. Maccabi spielte eine verkorkste Saison und so erging es auch Priskin, dessen Zukunft nun offen ist. Der Hosiner-Abgang legt nahe, dass die Austria ihm zumindest mal im Beisein seiner potentiellen neuen Teamkollegen auf die Beine schaut. Fix ist dies jedoch noch nicht.

Anders als Hosiner

Priskin ist im Vergleich zu Hosiner ein unterschiedlicher Spielertyp. Zwar ist auch der Ungar schnell und wandelt immer an der Grenze zum Abseits, allerdings ist er kein derart antizipativer Typ wie Hosiner. Der einstige österreichische Torschützenkönig holte sich seine Bälle immer wieder aus dem eigenen Mittelfeld, war ein wichtiger Knotenpunkt im Austria-Kurzpassspiel unter Peter Stöger, was auch Hosiners Statistiken im Bezug auf miteingeleitete Tore belegt. Priskins Aktionsradius ist in offensiveren Regionen angesiedelt („Prallenlassen“) und aufgrund seines mittlerweile bulligen Körperbaus (den er in seiner Anfangszeit in England noch nicht hatte) ist er eher ein „Target Man“, der näher zum gegnerischen Strafraum hin antizipiert.

„Mayrleb-Manier“

Im Abschluss hat Priskin seine besonderen Markenzeichen. Gerne lupft er den Ball in Eins-gegen-Eins-Situationen in „Mayrleb-Manier“ über den Keeper oder schließt platziert ins lange Eck ab. Im Fünfmeterraum bewegt sich Priskin eher an die kurze Stange und versucht seinen Körper vor den Gegenspieler und damit näher zum Ball zu bringen, anstatt die Bewegungen und damit einhergehenden Stellungsfehler seiner Gegner zu „lesen“. Priskin vertraut also eher auf seine physischen Stärken, als auf mögliche Schnitzer von Verteidigern. Er ist einer, der gerade im Sechzehnmeterraum dorthin geht, wo’s weh tut und sein gutes Kopfballspiel spielt ihm hierbei in die Karten.

Satt?

Doch auch Kritik gibt es am Spiel des Ungarn: Was gerade in England nicht gut ankam war die Tatsache, dass der 27-Jährige zumeist das Notwendigste machte und sich danach auf Erreichtem ausruhte. Selbst wenn Priskin einen Lauf hatte und Woche für Woche einen Treffer erzielte, witterten die englischen Fans ein Sättigungsgefühl beim Angreifer. Er präsentierte sich nur sehr selten „torgeil“ und spielte viele Aktionen nicht zielgerichtet zu Ende, wenn er zuvor bereits ein Erfolgserlebnis verbuchen konnte. Allgemein bekrittelt man bei Priskin sein Verhalten im Abschluss. Wenn er trifft, schaut alles cool und einfach aus – aber häufig scheitert er auch an Keeper oder Abwehrspieler, weil er Bälle nicht kalt genug, sondern zu lässig zu verwerten versucht.

Auf perfekte Gesamtsituation bedacht

Das Passspiel des Ungarn wird als solide beschrieben, allerdings ist der durchsetzungskräftige Angreifer auch in dieser Hinsicht etwas schlampig und lässt „Zug“ hinter seinen Aktionen vermissen. Insgesamt ist Tamas Priskin dennoch ein Spieler, der einem österreichischen Bundesligisten weiterhelfen kann – nicht umsonst spielt er weiterhin im ungarischen Nationalteam. Der Knackpunkt, um den sich beim Schnäppchen aus Komárno aber alles dreht: Das Rundherum muss passen wie bei kaum einem anderen Spieler. Wenn man Priskin in Wien, so er in der Saison 2014/15 dort spielt, ein angenehmes Gesamtpaket und eine familiäre Atmosphäre bieten kann, wird er auch treffen.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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