Einmal mehr stellten sich die Altacher gut auf den Gegner ein und eroberten im eigenen Stadion drei Punkte. Der SK Rapid fand zwar bisweilen... Perfekt auf den Gegner eingestellt: Altach feiert Heimsieg gegen SK Rapid

Damir Canadi - SCR Altach_abseits.atEinmal mehr stellten sich die Altacher gut auf den Gegner ein und eroberten im eigenen Stadion drei Punkte. Der SK Rapid fand zwar bisweilen die richtigen Mittel, jedoch schien dies meist durch Zufall zu passieren, weshalb man das geschickte Altacher Pressing nicht erfolgsstabil aushebeln konnte.

Prinzipielle Ausrichtungen

Im Aufbau agierten Schwab und Grahovac auf gleicher Höhe, während die Außenverteidiger Breite gaben. Diese schoben jedoch nicht allzu hoch, hier ging man vor allem zu Beginn noch auf Nummer sicher. Durch die Manndeckungen der Altacher im Zentrum kam man hier kaum nach vorne, sodass man oft um die Altacher Pressingformation herumzuspielen versuchte. Auch dies gelang nur schwierig, da Galvaos und Lienharts Attackieren stets gut abgesichert wurde. Rapid griff somit zu vielen weiten Bällen in die Spitze, die einfach zu verteidigen waren. Im Gegenpressing konnte man in manchen Situationen sich jedoch durchaus für kurze Zeit fest spielen und suchte dann vor allem über Flanken den Torabschluss.

Der SK Rapid agierte im Pressing wie immer im 4-2-3-1, war hierbei auch recht intensiv und ballorientiert, vor allem im Gegenpressing. Dennoch schlichen sich vor allem immer wieder vertikale Unkompaktheiten ein, sodass die Altacher immer wieder Mitspieler im Zwischenlinienraum anspielen konnten. Von dort wurde meist gegen die ballorientierte, zusammenziehende Pressingbewegung der Rapidler auf die sehr breiten Wingbacks (Anm: die defensiven äußeren Mittelfeldspieler) gespielt, die dann meist genug Platz hatten um gefährliche Hereingaben von den Flügeln zu bringen.

Die Altacher Formation im Ballbesitz war ein in Österreich eher selten gesehenes 3-4-1-2. Galvao und Lienhart gaben als Wingbacks konstant Breite. Diese sollten nach Ballgewinn auch immer wieder durch Seitenwechsel eingesetzt werden, um schnelle Gegenstöße über die Flügel vorzutragen. Diese Angriffe gelangen meist sehr gut, da durch die Doppelspitze die Innenverteidiger der Wiener immer gebunden waren und die Außenverteidiger somit isoliert werden konnten und sich stets in Gleich- oder Unterzahlsituationen gegen die Altacher Flügelspieler wiederfanden.

Im etwas höheren Mittelfeldpressing agierte man bisweilen im 3-4-3/5-2-3, denn die Sechser Ngwat-Mahop/Luxbacher nahmen Schwab und Grahovac stets in Manndeckung. Durch das Verfolgen bildete sich oft eine Dreierreihe in der ersten Pressinglinie, Harrer und Dovedan deckten die Halbräume ab. Die Mannorientierungen bargen jedoch auch Gefahren, vor allem wenn mehrere Offensivspieler Rapids entgegen kamen um sich für Pässe anzubieten und das Sturmzentrum doppelt besetzt wurde. Dann waren die Übergabemechanismen nicht immer klar und man musste dies mit sehr intensiven Läufen und etwas Glück (dass dies Rapid nicht nutzte) ausbügeln.

Intensive Anfangsphase, viel Hin und Her

Durch den Fokus des schnellen Umschaltens der Altacher und die vielen Ballverluste, die Rapid vor allem zu Beginn im Zentrum hinnehmen musste, sah man in der Anfangsphase eine Partie geprägt von viel Intensität, Zweikämpfen und direktem Spiel. Die Altacher waren die kontrollierende Mannschaft, konnte immer wieder durch schnelle Konter Gefahr erzeugen, wenngleich man noch keine sauberen Abschlüsse aufs Wiener Tor bekam. Die Rapidler kamen nicht mit den Mannorientierungen im Altacher Mittelfeld zurecht und agierten zu statisch im Freilaufverhalten. Einzig bei Kontern gab es Zeichen der Verwundbarkeit aufseiten der Vorarlberger, jedoch auch nur wenn die Grün-Weißen den ersten Gegenpressing-Wall effektiv zu überspielen wussten, was kaum vorkam. Sehr intensiv agierten die Altacher nach Ballverlust und leiteten den Gegner immer wieder vom Zentrum weg.

Grahovac kippte nach ungefähr 20 Minuten konstant zwischen beide Innenverteidiger ab um bessere Passwinkel zu erzeugen, was jedoch nur bedingt Verbesserung brachte. Die Altacher hatten nun zwar nicht mehr so früh Zugriff, jedoch waren die Verbindungen ins Zentrum weiterhin gekappt. Und da Harrer und Dovedan wie bereits erwähnt sehr breit im Pressing agierten konnten auch die aufgefächerten Innenverteidiger Rapids nur mit großen Schwierigkeiten einen effektiven Spielaufbau betreiben. Am besten funktionierte der Spielaufbau der Wiener, wenn das Zentrum dreifach besetzt wurde, also alle drei zentralen Manndecker der Altacher im Mittelfeld gebunden waren. Nun konnte Grahovac oft recht weit in die Formation aufrücken und durch passendes Freilaufverhalten seiner Mitspieler Staffelungsänderungen besser nutzen.

Konstant erfolgsstabil wusste man sich jedoch nicht freizulaufen, wenngleich es durchaus gute Situationen gab. Vor allem Neuzugang Joelinton initiierte hier jedoch viel zu wenig Positionswechsel, ließ sich nur selten ins Mittelfeld fallen und somit kam nicht genug Bewegung in die Defensive der Altacher. Das Spiel flachte zusehends ab, da Rapid nun etwas sicherer, aber auch deutlich risikoloser im Ballbesitz agierte, Altach somit auch nur wenige Ballgewinne verzeichnen und auch keine Torchancen herauszuspielen vermochte.

Die zweite Halbzeit

Wenig änderte sich nach Wiederanpfiff, einzig die Höhe des Pressings der Gäste wurde angepasst, die Grün-Weißen attackierten den Altacher Spielaufbau deutlich früher als noch in Durchgang eins. Dadurch dass Altach jedoch sehr direkt nach vorne und mehr über Ballgewinne im Mittelfeld zu Torchancen kam stellte sich diese Maßnahme als nicht allzu effektiv heraus. Frühe Ballgewinne konnte der SCR nur bedingt verzeichnen.

In der 57. Minute ging Altach vermeintlich in Führung, einmal mehr durch einen Gegenstoß und einer Hereingabe über den Flügel. Der Schiedsrichter entschied bei Harrers Tor jedoch auf Abseits. Die Altacher fanden wieder zu mehr Chancen, Rapid hatte weiterhin Verbindungsprobleme in die Vertikale.

Die zweite Halbzeit ähnelte sehr den ersten 20 Minuten der ersten, die Partie war geprägt durch die Intensität beider Mannschaften und durch viele Unterbrechungen des Ballbesitzes, wenngleich Rapid weiterhin mehr davon hatte. Aus längeren Ballstafetten konnte man jedoch kaum Kapital schlagen, meist waren es schnelle Gegenstöße und Pässe hinter die Altacher Abwehr, die gefährlich wurden.

In Minute 75 gelang dem eingewechselten Oberlin jedoch ein Geniestreich, als er nach feinem Dribbling und Fersenpass das 1:0 durch Salomon auflegte. Rapid schaffte es nach der Altacher Führung mit direkterem Spiel nach vorne und den Hereinnahmen von Murg, Szanto und Entrup für etwas mehr Bewegung zu sorgen, was die müde werdenden Vorarlberger schlampig in ihren Mannorientierungen machte. Dieses leichte Übergewicht konnten die Gäste aus Wien jedoch nicht mehr zu einem Ausgleich nutzen.

Fazit

Altach war einmal mehr perfekt auf den Gegner eingestellt. Rapid agierte im Ballbesitz zu statisch, vor allem von Joelinton kam zu wenig Bewegung, eine falsche Neun hätte hier den Rapidler durchaus gut tun können. Diese hatten jedoch auch ihre Chancen zur Führung, zwei Mal trafen die Grün-Weißen nur die Stange. Die Altacher Mannorientierungen im 3-4-1-2/3-4-3 ließen die im Ballbesitz überlegeneren Rapidler ab dem Mittelkreis kaum ins Spiel kommen. Bei Kontern konnte man durch gute Ablagen und Nachrückbewegungen, sowie viel Laufpensum der beiden Wingbacks Galvao und Lienhart für ausreichend Gefahr sorgen und sich somit die drei Punkte redlich verdienen.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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