Der Austrian Soccer Board User und abseits.at-Autor „Heffridge“ hatte leider Recht: 2009 war Fußball-Österreich voller Zuversicht, denn wieder einmal zog ein Junger aus um... Philipp Prosenik zurück in Hütteldorf: Das darf/muss man vom einstigen England- und Italien-Legionär erwarten!

SK Rapid Wien (Logo, Wappen)Der Austrian Soccer Board User und abseits.at-Autor „Heffridge“ hatte leider Recht: 2009 war Fußball-Österreich voller Zuversicht, denn wieder einmal zog ein Junger aus um die Welt zu erobern. Der damalige Hoffnungsträger hieß Philipp Prosenik, war zu jener Zeit 16 Jahre alt und verließ den Rapid-Nachwuchs in Richtung Chelsea. Auch in Österreichs größtem Fußballforum tauschte man sich über den Sensationswechsel aus. Der grundsätzliche Tenor: Super für ihn und die grün-weiße Nachwuchsarbeit. Alles Gute, lieber Philipp. Nur Wenige erwähnten Kritisches.

Die virtuell aktiven Rapidfans ärgerten sich, dass man ein Toptalent nicht halten konnte und dass der Verein nur eine Ausbildungsentschädigung für den Stürmer erhielt. „Heffridge“ nahm damals auch zu Proseniks persönlichen Verhältnissen Stellung: „Ich hoffe auch, dass er mit 21 noch Fußball spielen kann und er in diesem Alter nicht wegen anhaltender Herz-Kreislaufprobleme den Profisport praktisch aufgeben muss.“

Leider sollte „Heffs“ Wunsch nicht in Erfüllung gehen: Herz- und Kreislaufprobleme hat Prosenik junior zwar gottseidank nicht, seine Karriere stagniert jedoch wegen eines anderen körperlichen Gebrechens.

Da will ich hin!

In England wird derzeit einfach der beste Fußball gespielt. Dort spielen die besten Spieler, dort wird am schnellsten gespielt, dort will ich hin.“, sprach Prosenik anno 2009. Chelsea bemühte sich um den damals schon 190cm großen Offensivspieler und verpflichtete ihn schließlich. Philipp, der Vergleiche mit seinem Vater „nicht wirklich mag“, konnte sich auf der Insel behaupten und die „Blues“ boten ihm einen Profivertrag an. Im September 2010 verletzte sich der Stürmer jedoch am Knie und fiel für neun Monate aus.

2011 bereitete sich Prosenik gerade mit der B-Elf von Chelsea in Oberösterreich auf die Saison vor und war enttäuscht, dass U20-Coach Andreas Heraf ihn nicht nach Kolumbien zur WM mitgenommen hatte. Auf die Frage eines Reporters, ob er sich eine Zukunft als Spieler in Österreich vorstellen hätte können, antwortete der Sturmtank: „Nein. Mein Traum war immer so schnell wie möglich im Ausland zu spielen.“ Vor Proseniks Rückkehr nach Österreich gibt es in aber noch ein italienisches Intermezzo.

Schwere Zeiten in Italien

Im Jänner 2012 wechselte er von Chelsea zum AC Milan: „Bei Chelsea ist nicht wirklich etwas weitergegangen.“ Milan wollte Prosenik schon 2009 verpflichten und schlug verspätet zu. Bei den Profis sollte der Wiener mittrainieren und bald Serie A-Einsatzminuten sammeln.

Italien ist ein hartes Pflaster für junge Ausländer. Drei Spiele machte Prosenik im ersten Jahr für die Primavera, dieselbe Anzahl schaffte er auch in der Saison 2012/2013. Einmal saß er auf der Bank der Profis. Eine erneute Verletzung führte zum Ende des Vertrages. Prosenik reiste im Juli 2013 zurück nach Österreich und war fortan vereinslos.

Einstellungsproblem?

Mythen und Gerüchte ranken sich um Philipps bisherige Laufbahn: Das „Arnautovic-Syndrom“ sei bei ihm zu diagnostizieren, meinen einige: Ein teures Auto und Überheblichkeit gehören zu seinen Problemen. Andere nennen ihn aufgrund seiner Knieverletzung einen „Sportinvaliden“. Fest steht, dass Philipps Weg zurück hart wird: Er zählt zwar erst 20 ½ Lenze auf dem Buckel und ist damit noch relativ jung, er hat aber auch noch kein einziges Profispiel bestritten. Und dafür ist er relativ alt.

Hochtalentiert

Auf der anderen Seite steht aber das große Talent des Philipp Prosenik. In Rapids U17-Akademiemannschaft erzielte er in 37 Spielen 37 Tore. Seine Mitspieler waren damals Jungs, die auch heute in der Kampfmannschaft des SK Rapid spielen oder zumindest trainieren. Eldis Bajrami, Brian Behrendt, Dominik Wydra – man kennt sich. Auch einige seiner alten Teamkollegen im Nachwuchs wagten den Sprung ins Ausland, so etwa Raphael Holzhauser, Muhammed Ildiz oder Yasin Pehlivan. Prosenik wechselte dabei von allen zum attraktivsten Verein, suchte die größte Herausforderung, war in jungen Jahren aber auch mit dem größten Talent gesegnet.

Der baumlange Angreifer verfügt nicht nur über eine gute Technik, sondern hat den Riecher, wo er im Strafraum zu stehen hat und verfügt im Sechzehner über eine tolle Kopfballtechnik und hohe Sprungkraft. Seine oft aufrechte Körperhaltung täuscht ein wenig darüber hinweg, dass er auch ein sehr robuster Kicker ist, der den Ball gut abdeckt und auch im Stande ist, sich die Bälle von weiter hinten zu holen und aktiv am Antizipations- und Aufbauspiel seines Teams teilzunehmen. Sein größtes Problem ist somit aktuell seine fehlende Matchpraxis und das große Fragezeichen, das hinter seiner körperlichen Verfassung steht. Prosenik selbst verlautbarte in einem sozialen Netzwerk, dass er sich körperlich gut fühle und keine Probleme habe – auch wenn er keinen Knorpel mehr im Knie hat und somit Knochen auf Knochen reibt…

Fokus auf das Wesentliche

Prosenik wird die Zeichen der Zeit erkannt haben und muss sich nun noch professioneller verhalten, als einst in den Top-Ligen. Sein Vertrag mit dem SK Rapid ist wohl die letzte Chance auf einigermaßen „hohen“ Profifußball. Für den 20-Jährigen heißt es jetzt also „reinbeißen“ – Vollgas für neue Karriereziele. Um diese zu verwirklichen ist jetzt vor allem der Fokus auf das Wesentliche ausschlaggebend. Angriffsfläche darf sich der Vollblutstürmer – etwa online – nicht schaffen. Bei Chelsea und Milan war Prosenik ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler, von dem jedoch öffentlich nicht viel erwartet wurde. Bei Rapid sind die Augen der Fans viel stärker auf den möglichen Spätzünder gerichtet und das bereits angesprochene „Arnautovic-Syndrom“ führt dazu, dass man wegen kleinerer, öffentlicher Dummheiten, wie sie phasenweise hier nachzulesen sind, schneller abgestempelt wird.

Übrigens: Am 12. Juni 1991 schoss Prosenik senior, Austria Wien zum Meister: Mit einem sehenswerten Schuss von der Strafraumgrenze netzte die damalige Nummer 9 ein. Sohn Philipp war damals noch gar nicht geboren. Später – bereits zu Philipps Lebzeiten – kickte Vater Christian auch für den SK Rapid Wien, für den er in 113 Spielen elf Tore erzielte.

Marie Samstag / Daniel Mandl, abseits.at

Marie Samstag

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