Spektakulär: Deshalb besiegte Mattersburg den FC Wacker Innsbruck auswärts mit 6:3!
Bundesliga 8.Mai.2012 Rene Maric 0
Die torreichste und spektakulärste Partie dieses Spieltages fand in Innsbruck statt. Dort trafen die Mattersburger sechs Mal in des Gegners Tor und waren mitverantwortlich für ein wahres Fußballfest. Jeweils acht Torschüsse auf beiden Seiten zeigten, dass die Innsbrucker besser waren, als es dem Ergebnis nach wirken sollte. Der größte Vorteil der Mattersburger war ihre Effizienz, ihre Präzision und die Qualität ihrer Chancen. Kein einziger Schuss neben das Tor (bei den Platzherren waren es deren sechs) spricht Bände und deutet auf Torabschlüsse zumeist ohne Bedrängnis oder aus nächster Nähe. Nach sechs Spielen ohne Sieg war es dennoch überraschend, dass die Mattersburger den heimstarken Tirolern (ein Gegentor in den letzten vier Heimspielen) gleich sechs Treffer einnetzen konnten.
Interessant auch, dass vier der neun Tore in der Schlussphase des Spiels fielen. Weitere vier fielen in der ersten Halbzeit, wo Mattersburg zweimal auf dieselbe Art und Weise zum Abschluss kam und frühzeitig mit 2:0 in Führung ging. Deswegen musste Innsbruck aufmachen und ließ sehr viele Räume für Konter zu, was Mattersburg das Spiel erleichterte. Nur 38% Ballbesitz waren sicherlich eine Auswirkung des Spielverlaufs, ebenso wie nur ein Siebtel der errungenen Ecken im Vergleich mit den Gegnern.
Die Aufstellung Wackers
Mit einem ungemein interessanten System begann die Kogler-Elf. Eine Mischung aus 4-3-3, 4-2-3-1, 4-1-4-1 und 4-4-2 mündete in einer schwer beschreibbaren Formation.
Burgic bewies sich vorne zwar als Chancentod, arbeitete aber viel für die Mannschaft. Großteils als alleinige Spitze aufgestellt, öffnete er viele Räume und bewegte sich ungemein horizontal. Er bot sich durchgehend als Anspielstation an und deswegen spielte Perstaller gänzlich anders. Normalerweise besitzt Perstaller diese Rolle als mitspielender und laufaktiver Stürmer, dieses Mal kam er aus der Tiefe. Er verkörperte quasi eine umgedrehte Rolle, als es sonst für ihn üblich war. Anstatt sich aus der Sturmspitze fallen zu lassen, sprintete er aus der Tiefe nach vorne und half im Aufbauspiel verstärkt mit. Vermutlich wollte Kogler sowohl Perstallers Spielintelligenz verstärkt nutzen, außerdem war sein Ziel, dass er zwei Stürmer ohne Verlust defensiver Stabilität aufbieten konnte – eine Idee, die logischerweise nicht fruchten konnte.
Merino spielte etwas tiefer neben Perstaller auf dieser nominellen Doppelzehn und übernahm mehr spielgestalterische, wie defensive Aufgaben. Ihre Hauptaufgabe war es ohnehin, schnell bei Angriffen mitzurücken und sich für die Außenstürmer anzubieten. Wernitznig, welcher eine starke Saison zeigt und abermals zwei Treffer für sich verbuchen konnte, kam über links und Schreter über die rechte Angriffsseite. Gleichzeitig hatten sie viele defensive Aufgaben und verrichteten viel klassische Abwehrarbeit. Die Außenverteidiger hinter ihnen zeigten sich defensiv anfällig und offensiv ineffektiv. Nur selten konnten sie gute Aktionen zur Schau stellen und Svejnoha und Bea spielten ebenfalls eine inkonstante Partie.
Die Aufstellung Mattersburgs
Die Gäste traten in einem 4-4-2 an, welches auf Konter ausgelegt war. Ilsanker sicherte vor der Abwehr an, Parlov unterstützte ihn und versuchte die Verbindung zu den Offensivspielern aufrechtzuerhalten. Potzmann spielte auf links und Rath spielte zwar offensiv, allerdings nicht mit so vielen Vorstößen wie Farkas auf der anderen Seite. Der junge Rechtsverteidiger konnte sogar einen Treffer erzielen und war für Seidl Gold wert. Seidl, welcher sonst eher als Spielgestalter auf der Acht fungiert, begann auf der rechten Außenbahn. Dank Farkas konnte er einfach einer Doppelung entgehen und die beiden ergänzten sich gut. Seidl ging manchmal ins Zentrum, manchmal diagonal Richtung Tor oder spielte sehr breit – Farkas passte sich dem an und adaptierte seine Spielweise. Der Jungstar rückte teilweise sogar diagonal auf, was beispielsweise Dani Alves und Marcelo bei den spanischen Topteams ebenfalls machen. Diese Flexibilität zwischen klassischem Hinterlaufen und einem Diagonallauf innen vorbei, machten ihn zu einer offensiven Gefahr und waren mitverantwortlich für sein Tor.
Naumoski agierte hängend, um das 4-4-2 zumindest etwas kompakter zu gestalten. Er suchte den Raum zwischen den Linien und wollte sich für das Mittelfeld anspielbereit halten. Neben seiner Ballverteilung sollte natürlich auch seine Torgefahr zutage treten. Deswegen kam er aus der Tiefe und kreuzte viel mit Röcher, welcher sich ebenfalls oft nach hinten bewegte. Der nominell höchste Stürmer suchte mit Naumoski gemeinsam die Lücke im gegnerischen Defensivblock, sie arbeiteten sich auch zu den Flügeln und wollten Pärchen mit Potzmann und Seidl bilden. Dadurch entstand eine stark ballorientierte Formation bei beiden Mannschaften.
Seitenwechsel und Seidl
Dies war die Ursache, wieso die ersten beiden Tore auf dieselbe Art und Weise fallen konnten. Die Mittelstürmer rückten auf die Seite und boten sich an, wodurch die Mattersburger mitverschoben. Seidl stand in weiterer Folge auf der anderen Seite frei. Ein einfacher weiter Ball in den Raum reichte aus, um das ganze System eigentlich beider Mannschaften auszuhebeln. Da die Mattersburger jedoch mit Seidl einen passstarken Spieler auf der Flanke positioniert hatten, bot sich eine Chance –schnelle Hereingaben und präzise Ablagen, die entgegen der Laufrichtung der gegnerischen Verteidiger kamen. Einmal war es Röcher, der sich im Zentrum freilief, beim zweiten Treffer sogar der aufrückende Farkas, die von den Spielverlagerungen auf Seidls profitierten.
Zu große Abstände bei den Innsbruckern
Wieso die Spielweise der Mattersburger so gut funktionierte, lag auch an den Innsbruckern. Diese pressten zwar im Mittelfeld dynamisch und aggressiv, ließen aber dahinter viele Räume offen. Wenn Wernitznig und Schreter auf den Außen mitpressten, so gab es aufgrund mangelnder Kompaktheit ein großes Loch zwischen Mittelfeld und Abwehr. Teilweise wurde dies durch Abraham ausgelöst. Dieser spielte als Sechser vor der Viererkette und hätte entweder höher aufrücken müssen, damit die Abwehrspieler nachziehen oder seinen Vordermännern beim Pressing Einhalt gebieten müssen. Da dies nicht geschah, gab es sehr viele Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld. Daraus kamen unter anderem die Spielverlagerungen auf Seidl, Halbfeldflanken auf Röcher und Gassenpässe auf Potzmann zustande.
Rene Maric, abseits.at
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