In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 10. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Aigner, Zulj, Sulimani

Peter Zulj - Wolfsberger ACIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 10. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Hannes Aigner (Altach), Peter Zulj (Wolfsberger AC) und Benjamin Sulimani (Admira Wacker) unter die Lupe.

SK Sturm Graz – SCR Altach 0:1, Hannes Aigner (5. Minute)

Im ersten Bundesligaspiel nach dem Abgang von Darko Milanic erreichte der SK Sturm Graz ein 2:2-Unentschieden gegen den SCR Altach. Der Aufsteiger ging dabei schon in der fünften Minute dank eines Kopfballtors von Hannes Aigner in Führung, welches wir genauer analysieren.

Bei den Grazern sieht man die gewohnte Aufteilung bei Defensivstandards, die Rene Maric in seiner Scouting-Serie bereits erläutert hat. Vier Spieler stehen am Fünfmeterraum und decken den Raum, drei weitere fungieren als Manndecker davor. Man erkennt dies hier auch daran, dass Daniel Beichler (schwarz) versucht, seinen Gegenspieler Alexander Pöllhuber (blau) nach hinten zu übergeben. Beichler muss sich dann erst neu orientieren und hat dabei mehrere Optionen. Er könnte entweder Jan Zwischenbrugger (weiß) oder Aigner (gelb) mann- oder ebenfalls den Raum decken.

Währenddessen führt Altach jedoch schon den Eckball aus – Zwischenbrugger geht zum kurzen, Aigner zum langen Pfosten – und so wirkt Beichler orientierungslos. Selbiges trifft auf Lukas Spendlhofer (rot) zu, der in der Folge die Nachteile einer Raumdeckung bei Standardsituationen demonstriert. Während Spendlhofer erst aus dem Stand beschleunigen muss, kommt Aigner mit Tempo aus dem Rückraum und wuchtet den Ball ins Netz.

Wolfsberger AC – Admira Wacker Mödling 1:0, Peter Zulj (3. Minute)

Mit einem 2:1-Heimsieg gegen Admira Wacker Mödling behauptete der Wolfsberger AC die Tabellenführung. Während der Siegtreffer spät fiel, wurde die zwischenzeitliche Führung schon in der dritten Minute herausgespielt. Dabei sah man aufseiten der Gäste einige kleine, unscheinbare individuelle Fehler, die in der Summe aber dafür sorgten, dass sie gegen den Angriff des WAC chancenlos waren.

Eingeleitet wird das Tor mit einem simplen langen Ball vom WAC-Tormann – ein Mittel, das die Kärntner regelmäßig einsetzen. Sie positionieren ihre Spieler auch dementsprechend hoch, was für viele eins-gegen-eins-Situationen sorgt, die man als verteidigende Mannschaft vermeiden möchte. Verliert man nämlich eines dieser Duelle, kann der Gegner schnell Tempo aufnehmen und in Überzahl kombinieren. Der Admira gelingt es zunächst aber den Angriff des WAC zu verzögern. Aufzupassen ist in weiterer Folge auf die Positionen von Joachim Standfest (blau) und Issiaka Ouedraogo (weiß) am oberen Bildrand. Diese sind nominell direkte Gegenspieler und der Admira-Mittelfeldspieler müsste den Rechtsverteidiger des WAC eigentlich zustellen.

Tatsächlich positioniert sich Ouedraogo – hier am rechten Bildrand – aber sehr schlecht. Standfest hat auf seiner Seite extrem viel Platz. Dieser scheint zunächst ungefährlich, da die Admira in Ballnähe eine fünf-zu-drei-Überzahl hat. Diese wird aber nicht wirksam, denn die beiden Innenverteidiger orientieren sich nach hinten. Sie antizipieren offenbar einen Heber hinter die Abwehr, allerdings ist – trotz der Geschwindigkeitsnachteile – kein Grund für ein derart konservatives Vorgehen gegeben. Auch die beiden defensiven Mittelfeldspieler agieren sehr zurückhaltend.

So hat die Admira trotz Überzahl keinen Zugriff und der WAC kann über einen Rückpass in die freie Zone rechts verlagern. Auch hier sei nochmal auf die Position von Ouedraogo hingewiesen, der sowohl zu weit von Standfest steht, als auch den Rückpass nicht absichert. Das Verhalten von Stephan Auer (rot). Der Linksverteidiger kann in dieser Position weder auf den Ball Druck ausüben, noch ist er bei der Verlagerung schnell genug bei Standfest.

In der Mitte hat sich indes aufgrund der mangelhaften Rückwärtsbewegung der Sechser eine Überzahlsituation zugunsten der Wolfsberger ergeben. Neben dem Stürmer ist auch Peter Zulj (gelb) ins Abwehrzentrum gelaufen und wurde dabei von Richard Windbichler (schwarz) nicht verfolgt. Die Hereingabe von Standfest drückt er dann per Kopf problemlos über die Torlinie.

Wolfsberger AC – Admira Wacker Mödling 1:1, Benjamin Sulimani (51. Minute)

Das letzte Tor, das wir uns im Rahmen dieser Toranalyse im Detail ansehen, fiel ebenfalls im Spiel des WAC gegen die Admira. Wie bei den beiden anderen Toren in dieser Partie spielt Standfest auch hier eine wichtige Rolle.

Ausgangspunkt ist auch in dieser Szene ein langer Pass, diesmal ein diagonaler von einem der Innenverteidiger. Standfest (rot) rückt auf Auer (blau) heraus, was gruppentaktisch gesehen ein großes Risiko mitbringt. Dadurch kommt diesem Zweikampf nämlich eine sehr große Bedeutung zu. Standfest verliert das Eins-gegen-Eins und die Admira kann Tempo aufnehmen, dem das Verschieben des WAC nicht folgen kann. Neben der Möglichkeit des Herausrückens hätte Standfest sich auch abwartend fallen lassen können und den Angriff der Admira solange verzögern können, bis Manuel Kerhe (weiß) zurückgekommen wäre.

Hier sieht man die Folgen des überhasteten Attackieren von Standfest bzw. des verlorenen Zweikampfs. Kehre kommt nicht in den Zweikampf und der rechte Innenverteidiger, Michael Sollbauer (schwarz), muss herausrücken um den beiden Admiranern nicht freien Weg zum Tor zu geben. Dadurch ist der Abstand aber zu seinem Nebenmann viel zu groß, was die Admira gut bespielt. Auer passt auf den ballnahen Stürmer, der im ersten Versuch scheitert, ehe Benjamin Sulimani (gelb) dann akrobatisch den Ausgleich erzielt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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