In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 17. Runde der tipp3-Bundesliga | Nutz, Domoraud, Kampl

Kevin Kampl (Red Bull Salzburg)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 17. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Stefan Nutz (SV Grödig), Wilfried Domoraud (Admira Wacker) und Kevin Kampl (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.

 

SV Scholz Grödig – FK Austria Wien 1:0, Stefan Nutz (63. Minute)

Den Vereinsnamen des SV Grödig verbindet man derzeit in erster Linie mit dem kursierenden Wettskandal. Dass die Salzburger auch sportlich gut drauf sind, gerät dabei meist in den Hintergrund. So konnte der Aufsteiger am vergangenen Wochenende einen 1:0-Sieg über Meister Austria Wien feiern. Den entscheidenden Treffer erzielte Stefan Nutz. Wir wollen uns diesen nun genauer ansehen.

Die Austria befindet sich in dieser Situation im defensiven Umschaltspiel. Das Hauptmanko dabei ist, dass sich die Sektionen dabei unabhängig voneinander bewegen. So versuchen drei Spieler den ballführenden Grödiger an der Seitenlinie zu attackieren, dahinter fehlt allerdings die Rückendeckung der Abwehr. Dadurch bekommt Grödig viel Platz zwischen den Linien. Die nominelle Viererkette war zu diesem Zeitpunkt aufgerückt und ist erst auf dem Weg zurück. Man erkennt dies hier an Rechtsverteidiger Fabian Koch (grün) und Innenverteidiger Christian Ramsebner (rot). Besonders mit Letzterem wollen wir uns hier genauer auseinandersetzen.

Ramsebner versucht naturgemäß sofort seine übliche Position im Abwehrzentrum einzunehmen. Während er in der Offensive war übernahm Emir Dilaver die Absicherung. Dadurch fehlte dieser aber im Mittelfeld, sodass Florian Mader (weiß) das Zentrum weitestgehend alleine abdecken musste. Es fehlte ihm daher die Rückendeckung und Grödig konnte ohne Probleme an ihm vorbei spielen. Wäre Ramsebner nicht nach hinten gelaufen, sondern hätte stattdessen Dilavers Position eingenommen, hätte Nutz (gelb) bei der Ballverarbeitung viel weniger Zeit gehabt.

So konnte Grödig ungestört durch das Zentrum kommen und läuft nun auf die wiederformierte Viererkette zu. Angesichts des Tempos, das der Angriff mittlerweile aufgenommen hat, ist das Zurückziehen der Abwehr nachzuvollziehen. In dieser Situation auf den Ball zu gehen, würde nämlich eine präzise Abstimmung erfordern.

Für den Druck auf den Ball sorgen hier die zurückeilenden Mittelfeldspieler – zumindest soweit dies noch möglich ist. Mit einem Pass auf die Seite entledigt sich Nutz nämlich diesem. Hier kommt es nun zur nächsten Nachlässigkeit im Defensivspiel der Austria. Thomas Murg (schwarz) bleibt nach Nutz‘ Abspiel nämlich nicht konsequent am Grödiger dran.

Das Tempo ist nun wieder etwas niedriger, da der Ballführende einen Haken nach innen machte und in einen Zweikampf gehen muss. Mader hält den Druck auf den Ball weiter hoch, allerdings steht Nutz aufgrund des vorher erwähnten Abschaltens von Murg im Rückraum komplett frei und kann anschließend das Siegtor erzielen.

Admira Wacker Mödling – Wolfsberger AC 1:0, Wilfried Domoraud (25. Minute)

Die Admira prolongierte am Samstag ihren Erfolgslauf und besiegte den Wolfsberger AC mit 3:0. Zweifacher Torschütze für die Niederösterreicher war Wilfried Domoraud. Die Ursachen für die beiden Treffer waren dabei sehr ähnlich.

ADM-WAC1

Mit einem einfachen langen Ball aus der Innenverteidigung kommt die Admira in die Gefahrenzone. Man sieht hier, dass die Gastgeber dabei im Zielgebiet des Balls in Überzahl stehen. Dies rührt vor allem in der gestreckten Formation der Kärntner. Die Mittelfeldlinie steht zu hoch um bei einem etwaigen zweiten Ball Zugriff bekommen zu können. Zudem wird der linke Verteidiger von der breiten Stellung des rechten Admira-Flügelspielers nach außen gezogen. Deshalb muss der linke Innenverteidiger dem Lauf von Rene Schicker (weiß) folgen und kann nicht zum Ball gehen.

Auch ein weiterer Abwehrspieler wird weggezogen, in diesem Fall von Stefan Schwab (schwarz), der wie Schicker bereits in die Tiefe geht, obwohl der Ball erst auf seinem Weg nach vorne ist. Der zweite Innenverteidiger muss ins Kopfballduell mit Thomas Weber (blau), weswegen davon auszugehen ist, dass er den Ball nicht kontrolliert klären wird können. Domoraud (gelb) hat daher viele Freiheiten und bringt seine Farben mit einem sehenswerten Schuss in Führung.

Admira Wacker Mödling – Wolfsberger AC 2:0, Wilfried Domoraud (50. Minute)

Beim 2:0 sah man ähnlich Abläufe. Wieder war es ein langer Ball, auf den die Admira mehr Zugriff hatte als der WAC. Wieder standen die Gäste auseinandergezogen da. Wieder war der Torschütze Domoraud.

Hier sieht man, dass zwischen den Ketten der Wolfsberger viel Platz ist. Die Stürmer attackieren hoch, während die Abwehr tief steht. Die Admira bringt dadurch drei Spieler in den Zwischenlinienraum und gewinnt daher logischerweise den zweiten Ball. Die Viererkette des WAC weicht anschließend zurück und die Admira kann den Angriff ohne in einen Zweikampf gehen zu müssen zu Ende spielen.

Nachdem Domoraud den Ball in die Mitte gelegt hat, geht er sofort in den Strafraum. Den dortigen Raum öffnet ihm Schicker (blau), der WAC-Rechtsverteidiger Joachim Standfest (weiß) wegzieht.

Red Bull Salzburg – SV Josko Ried 1:0, Kevin Kampl (31. Minute)

Im Spitzenspiel der Runde überrollte Red Bull Salzburg die SV Ried mit 4:0. Auffälligster Spieler dabei war Kevin Kampl, der bei seinem Comeback zweimal traf. Das Rieder Konzept gegen den slowenischen Teamspieler sah so aus, dass er vom Außenverteidiger in Manndeckung genommen und überall hin verfolgt wurde.

Ausgangspunkt für das Tor ist ein langer Ball von Rieds Torhüter. Die Bullen gewinnen anschließend das Kopfballduell und den zweiten Ball. Im obigen Bild sieht man die Manndeckungen von Andreas Schicker (rot) auf Kevin Kampl (gelb) bzw. die des Rechtsverteidigers auf Sadio Mane (blau). Der Senegalese steht dabei näher zum Zentrum als sein Gegenspieler und bereitet den Treffer letztlich mustergültig vor. Weiters erkennt man die in der Analyse angesprochene Ausrichtung der Rieder Sechser.

Gernot Trauner (weiß) und Oliver Kragl (schwarz) stehen hier im Raum ohne Bindung zum Spiel bzw. Zugriff auf den Ball zu haben. Bei einem kurzen Abpraller stehen die Salzburger günstiger und für einen langen, wie in dieser Szene, stehen sie selbst zu hoch, wodurch das entscheidende Loch im Zentrum zwischen ihnen und der Verteidigung klafft.

Zudem zeigt dieses Tor einen Nachteil der Manndeckung auf. Zwar konnte sich Kampl aufgrund dessen, dass Schicker ständig bei ihm war mit dem Ball nicht drehen, wenn er angespielt wurde, allerdings zog er damit den Rieder Verteidiger aus seiner Position heraus. Das dadurch entstehende Loch konnten die Salzburger über eine dritte Position (hier: Mane) bespielen. Da Kampl deutlich dynamischer als Schicker ist, konnte er sich von diesem so in den freien Raum lösen und in dieser Situation treffen. Auch bei seinem zweiten Treffer lief er seinem Bewacher einfach davon.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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