In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 21. Runde der tipp3-Bundesliga | Ulmer, Dobras, Dibon (ET)

Andreas Ulmer (Red Bull Salzburg)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 21. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Andreas Ulmer (Red Bull Salzburg) Kristijan Dobras (Wiener Neustadt) und Christopher Dibon (Rapid Wien/Eigentor) unter die Lupe.

 

FC Wacker Innsbruck – Red Bull Salzburg 0:1, Andreas Ulmer (67. Minute)

Red Bull Salzburg war die überragende Mannschaft dieser Herbstsaison und geht mit einem mit elf Punkten Vorsprung in die Winterpause. Beendet wurde die Herbstsaison mit einem glanzlosen 1:0-Auswärtssieg bei Wacker Innsbruck. Das Siegtor von Andreas Ulmer sehen wir uns genauer an.

Ein Grund dafür, dass Wacker Innsbruck in dieser Saison gegen den Abstieg kämpft ist, dass die Tiroler große gruppentaktische Mängel haben. Im obigen Bild sieht man, dass gleich vier Spieler um Sadio Mane (schwarz) stehen, dahinter aber die Rückendeckung fehlt um Zugriff zu bekommen. Der linke Außenverteidiger und die beiden Innenverteidiger stehen zu tief, sodass die Salzburger Spieler davor einfach angespielt werden können und in weiterer Folge der Raum hinter Thomas Bergmann (rot) bespielt werden kann.

Ein weiteres Manko ist der zu hohe Ballfokus der Spieler. Hier erkennt man, dass alle Akteure der Tiroler in Richtung Ball schauen, wodurch es praktisch zu keinem Übergeben der Gegenspieler kommen kann. Einhergehend damit ist eine große Unordnung in der Defensive, die mit einem einfachen Pass ausgespielt werden kann.

Mane geht in den Strafraum und zieht Bergmann mit. Ulmer (gelb) steht während der ganzen Szene frei. Im ersten Bild ist er nicht anspielbar, da er im Deckungsschatten der drei Tiroler steht. Als der Ball aber zu Valon Berisha (blau) kommt, müsste er von einem Innsbrucker zugestellt werden, beispielweise von seinem nominellen Gegenspieler Daniel Schütz (weiß).

SC Wiener Neustadt – Wolfsberger AC 1:1, Kristijan Dobras (59. Minute)

Der SC Wiener Neustadt kommt in unseren Toranalysen recht selten vor, was auch daran liegt, dass die Niederösterreicher die wenigsten Tore erzielten. Dabei sind aber sehr effektiv. In der letzten Saison holten sie mit jedem Tor durchschnittlich 1,125 Punkte und heuer sind es 0,88. Gegen den Wolfsberger AC schien die Ausbeute mit einem Punkt dennoch gefühlsmäßig zu wenig, denn Wiener Neustadt hatte zahlreiche gute Chancen.

In diesem Bild sieht man die Entstehung des 1:1 durch Kristijan Dobras. Die Wiener Neustädter verlagerten das Spiel nach rechts, wodurch die beiden Angreifer des WAC im Pressing umspielt wurden. Um weiter Druck ausüben zu können rückt nun Roland Putsche (rot) nach vorne. Der Ballführende spielt einen langen Pass auf den nach außen ausweichenden Herbert Rauter (blau). Dieser zieht dadurch den linken Innenverteidiger der Kärntner weg und öffnet den Weg zum Tor für Dobras (gelb).

Dass der 21-Jährige unbedrängt durchlaufen kann, liegt daran, dass die Wolfsberger auf das Herausrücken von Putsche und dem langen Ball falsch reagieren. Dario Baldauf (weiß) orientiert sich zu Rauter, steht aber zu weit weg um Druck ausüben zu können. Michele Polverino (schwarz) stellt zunächst richtigerweise den zweiten Sechser der Wiener Neustädter zu, da Dobras ohnehin im Deckungsschatte von Putsche steht.

Er kommt dann aber bei dessen Vorstoß ebenfalls zu spät, weil er den Plan Wiener Neustädter zu langsam erkennt, was allerdings auch schwer war, da er quasi gegen bei Sechser alleine steht. Abhilfe hätte etwa ein Einrücken von Manuel Kerhe (grün) gebracht. Der rechte Mittelfeldspieler schiebt jedoch nach der Seitenverlagerung nicht konsequent nach.

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien 1:0, Christopher Dibon (54. Minute)

Der SK Rapid Wien blickt auf einen äußerst bescheidenden Dezember zurück. In der Liga holte man nur vier der 15 möglichen Punkte, aus der Europa League schied man aufgrund einer 1:3-Niederlage in Kiew aus. Dass der Rekordmeister das Jahr mit einer Niederlage gegen Sturm Graz beschloss und dem Gegner mit einem Eigentor sogar zur Führung verhalf, passt ins Bild. Das Interessante dabei waren aber die Übergänge zwischen offensivem und defensivem Umschaltspiel.

Rapid hat hinten den Ball gewonnen und will kontern. Von hinten wird ein langer Ball auf den Stürmer geschlagen, dem hier der entscheidende Fehler unterläuft. Die gesamte Mannschaft befindet sich im Umschaltprozess von einer defensiven in eine offensive Ordnung. Dabei wird versucht das Spiel breit zu machen, was sich unter anderem darin äußert, dass sich die beiden Außenverteidiger auf die Seiten orientieren. Dadurch wird der Raum im Zentrum größer.

Der Stürmer köpft nun nicht nur entgegen der Dynamik des Spiels in den Rücken eines aufrückenden Sechsers, sondern auch in den geöffneten Raum in der Mitte. Von dort aus kann Sturm nun gefährlich werden. Wie man im obigen Bild sieht, haben die Grazer noch vier Spieler in einer hohen Spielfeldzone, die naturgemäß träger in die Defensive umschalten. Diesen Vorteil nutzt Sturm anschließend aus.

Daniel Beichler (blau) und Marc Andre Schmerböck (schwarz) überladen Rapids rechte Abwehrseite. Christopher Trimmel (rot) kann aufgrund des oben beschriebenen Ablaufs im Umschaltspiel den Passweg nicht schließen, da er zu weit außen ist. Mario Sonnleitner (grün) schiebt dementsprechend etwas nach außen, darf dies aber nicht zu sehr machen, da sonst der Weg zum Tor frei wird. Christopher Dibon (gelb) kann ein hypothetisches Herausrücken nicht absichern, da sonst Robert Beric (weiß) anspielbar wäre. Hätte Dibon den Querpass von Beichler nicht ins Tor gelenkt, hätte der Slowene aber höchstwahrscheinlich wohl ohnehin eingenetzt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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