In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 6. Runde der tipico Bundesliga 2015/2016 | Prevljak, Kayode

Taktikboard grün_abseits.atIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 2. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Smail Prevljak (Salzburg) und Larry Kayode (Austria) unter die Lupe.

Red Bull Salzburg – FK Austria Wien 1:1, Smail Prevljak (25. Minute)

Während der SK Rapid weiterhin das Maß aller Dinge im österreichischen Fußball ist, kämpfen Red Bull Salzburg und die Wiener Austria um den Anschluss. Im direkten Duell der beiden Teams gab es am Sonntag ein 2:2-Unentschieden, bei dem die Bullen zweimal eine violette Führung ausgleichen konnten. Den ersten Ausgleich durch Smail Prevljak wollen wir uns genauer ansehen.

Dieses Tor zeigt einerseits die gruppentaktischen Schwächen von Ognjen Vukojevic (rot), die wir in dessen Spielerinfo hervorgehoben haben. Salzburgs rechter Mittelfeldspieler, Benno Schmitz (weiß), rückt hier von der Seite ein und hat viel Platz. Vukojevic besetzt nicht den Sechserraum, sondern lässt sich von Prevljak (gelb) zurückziehen, anstatt diesen an die Innenverteidiger zu übergeben. Er agiert zu mannorientiert. Linksverteidiger Christoph Martschinko (grün) macht genau das Gegenteil: er hält seine Position und lässt Schmitz laufen.

Da auch der linke Flügelspieler in dieser Situation nicht attackiert, stürmt Lukas Rotpuller (schwarz) aus der Viererkette nach vorne. Dieser wurde im Nachhinein zwar für dieses Verhalten kritisiert, nach Berücksichtigung der genannten Punkte ist er jedoch der einzige, der hier Druck auf den Ballführenden ausübt. Dafür ist er jedoch der falsche Mann, wofür er wie ausgeführt wenig kann, sodass die Bullen in der Folge Vorteile aus der schlechten Staffelung der Wiener ziehen können.

Da die Distanz zum Ball recht groß ist, kommt Rotpuller naturgemäß zu spät um diesen zu erobern, sodass Schmitz auf Takumi Minamino (blau) passen kann. Hier sieht man erneut die strategischen Mängel von Vukojevic. Der Kroate beobachtet zwar den Ball, geht aber nicht aktiv in den Passweg. Er hat offenbar Angst, dass der Ballführende direkt auf Prevljak spielen könnte, was in dieser Konstellation jedoch quasi unmöglich ist. So kommt er in der Folge zu spät um das Abspiel von Minamino auf den späteren Torschützen zu verhindern.

Außerdem erkennt man das Problem, das durch das zu positionstreue Verhalten von Martschinko entsteht. Würde dieser enger stehen, würde Vukojevic den Passweg auf Minamino wohl besser belauern. Die mögliche Gleichzahlsituation in seinem Rücken schreckte ihn jedoch vermutlich ab, sodass der Japaner vor der FAK-Restverteidigung zu viel Platz bekommt. Ein ähnliches Gegentor musste die Austria übrigens auch beim letzten Gastspiel in Salzburg hinnehmen. Auch damals wurde den Bullen halblinks zu viel Platz gelassen und Minamino konnte durch einen Vorstoß über die gegenüberliegende Seite ein Tor vorbereiten.

Red Bull Salzburg – FK Austria Wien 1:2, Larry Kayode (48. Minute)

Die zweite zwischenzeitliche Führung der Wiener Austria erzielte Larry Kayode, der in den Medien und bei den Fans aktuell hoch im Kurs steht. Der nigerianische Neuzugang ist aufgrund seiner Explosivität ein enorm spektakulärer Spieler, der jedoch taktisch starke Akteure um sich herum benötigt, die seine Schnelligkeit einsetzen können. In den ersten Saisonspielen war das in erster Linie Philipp Zulechner, gegen Salzburg Alexander Grünwald, der den vierten Saisontreffer von Kayode vorbereitete.

Dafür, dass die Austria Kayodes Schnelligkeit überhaupt ins Spiel bringen kann, sorgt eine grundlegende Diskrepanz in der Abstimmung der Salzburger. Valon Berisha (weiß) setzt hier dem zweiten Ball sofort nach und sucht den Zugriff, während sich die Abwehr auf die Stabilität fokussiert. Daraus resultiert ein großer Raum, in dem die Austria gleich drei Spieler hat. Diesen nutzen sie in der Folge durch kluge Bewegungen von Kayode (gelb) und Grünwald (blau).

Der Nigerianer kreuzt hier um Bogen vor Grünwald und zieht damit Paulo Miranda (schwarz) von seiner Position rechts in der Innenverteidigung weg. Mit einer starken Ballannahme kommt Grünwald genau in diesen geöffneten Raum und hat ein gutes Sichtfeld. Der zweite Innenverteidiger der Salzburger, Duje Caleta-Car (rot) orientiert sich in dieser Szene bereits sehr früh nach hinten – vermutlich weil er um die Antrittsschnelligkeit von Kayode weiß und sich einen Vorsprung verschaffen will. Genutzt hat dies jedoch nichts.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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