Der SK Rapid kam trotz klarer Feldüberlegenheit gegen die Admira über ein 1:1 nicht hinaus. Die Hütteldorfer warten somit gegen die Admira seit November... Zähes 1:1 in der Südstadt: Rapids verhinderbarer Rückfall in alte Muster

SK Rapid Wien - Wappen mit FarbenDer SK Rapid kam trotz klarer Feldüberlegenheit gegen die Admira über ein 1:1 nicht hinaus. Die Hütteldorfer warten somit gegen die Admira seit November 2013 oder fünf Spielen auf einen vollen Erfolg. In der laufenden Saison endeten alle drei Spiele gegen die Admira Unentschieden – bei einem Torverhältnis von 2:2. Nur die SV Ried erzielte 2014/15 weniger Treffer gegen die Südstädter als Rapid.

Rapid beherrschte den Tabellenneunten relativ problemlos, fiel aber im Aufbauspiel und vor allem im Tempomanagement in Ballbesitz im zweiten Drittel in alte Muster zurück. Die Startaufstellung, die Zoran Barisic wählte, sorgte schon vor der Partie für Verwunderung. Die Variante auf der Doppelacht schien für ein Auswärtsspiel bei der kampfstarken Admira alles andere als die Ideallösung zu sein.

„Verschleppen“

Dominik Wydras erfolgreiche Zuspiele gegen die Admira (by Opta)

Dominik Wydras erfolgreiche Zuspiele gegen die Admira (by Opta)

Barisic entschied sich für eine Doppelacht mit Thanos Petsos und Dominik Wydra und damit für seine beiden passsichersten zentralen Mittelfeldspieler. An der Passsicherheit haperte es auch gegen die Admira nicht – dafür aber an der Passqualität. Dies lag vor allem am Passverhalten Wydras in der gegnerischen Hälfte. Je weiter sich die Doppelacht nach vorne wagte, desto vorsichtiger wurde das Passspiel. Wydra, der im Verbund mit Petsos die offensivere und somit eine tief-spielgestaltende Rolle einnehmen sollte, spielte in der gegnerischen Hälfte praktisch nur in die Breite. Bei den seltenen Versuchen die Tiefe bzw. Räume in der gegnerischen Viererkettenschnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger zu bespielen, scheiterte er an fehlender Präzision.

„Hinten rum“: Langsame und einfache Spielverlagerungen

Petsos sorgte indessen ebenfalls nicht dafür, dass das Spiel Rapids variabler wurde. Wie Wydra verzeichnete auch Petsos einen leichten Linksfokus, der zwar gelegentlich Übergewicht an den Flügeln erzeugte, aber auch der Admira das defensive Verschieben erleichterte. Deni Alar spielte als Offensivfreigeist eine eher unauffällige Partie, suchte seine Freiräume eher auf der rechten Seite. In Szene wurde er allerdings nicht gesetzt, weil das zentrale Mittelfeld einen Großteil der Diagonalbälle verschenkte bzw. die Spielverlagerungen zu kompliziert gestaltete. Im Sinne des Sicherheitsgedanken wurde das Spiel beim Stand von 1:0 sehr häufig neu von hinten aufgerollt, anstatt die Admira in ihrer eigenen Hälfte stärker unter Druck zu setzen.

Schwab und Grahovac nur für zehn Minuten zusammen

Die intensiven Läufe Stefan Schwabs zwischen die Linien hätten hier Abhilfe schaffen und Räume öffnen können. Der Ex-Admiraner durfte aber erst in der Rapid-Viertelstunde mitwirken. Die von vielen Fans für eine Südstadt-Auswärtspartie favorisierte Option auf der Doppelacht mit Grahovac und Schwab sah man nur zehn Minuten lang. Dass Grahovac dabei für Offensivkraft Alar eingewechselt wurde, stieß auf noch mehr Unverständnis. Rapid spielte somit in der Schlussphase in einem defensiven 4-1-4-1.

Grundlegende Veränderungen statt einfachen Adaptierungen

Auf der Bank saßen da noch Ersatztorhüter Knoflach, Außenverteidiger Pavelic – und die beiden Offensivspieler Prosenik und Starkl. Rapid beherrschte die Admira spielerisch, die Admira hatte massive Probleme im Aufbauspiel und dennoch wurde die recht offensive 4-2-3-1-Variante nicht konsequent fortgeführt, sondern durch ein vorsichtigeres 4-1-4-1 ersetzt. Dieses griff nicht, zumal die Admira durch den Ausgleichstreffer eine zweite Luft bekam und die Automatismus-Anforderungen bei Rapid plötzlich andere waren, obwohl man diese aufgrund der Feldüberlegenheit gar nicht hätte ändern müssen. Ein Position-für-Position-Wechsel hätte hier Abhilfe geschaffen.

Kuen nicht mal auf der Bank

Vertretbar wäre diese Änderung gewesen, wenn Barisic keine anderen Möglichkeiten gehabt hätte. Prosenik und der in der Vorbereitung verbesserte Starkl wären jedoch Kandidaten gewesen, um Rapids Spiel (speziell dem offensiven Lauf- und Positionsspiel) neue Facetten zu geben, ohne die grundsätzliche Mittelfeldstaffelung über den Haufen zu werfen. Eine weitere Variante auf der Suche nach einem Lucky Punch wäre zweifelsohne Andreas Kuen gewesen, über den in den letzten Wochen sehr viel gesprochen wurde und der als ernstzunehmende neue Option für mehrere Offensivpositionen angepriesen wurde. Doch obwohl dem Tiroler von vielen Seiten Rosen gestreut wurden, stand er gegen die Admira nicht mal im Matchkader. Die Wandlung vom „Gewinner der Vorbereitung“ zum Tribünengast war nur eine von vielen taktischen und personellen Entscheidungen, die kaum ein Beobachter nachvollziehen konnte.

Unglücklicher Spielverlauf – und dennoch selbst schuld

Rapid hat sich die zwei verlorenen Punkte selbst zuzuschreiben – auch wenn es ein Tausendgulden-Schuss war, der die blasse, wenn auch körperlich intensiv agierende Admira wieder aufweckte. Mit mehr Nachdruck und der bestmöglichen Nutzung des vorhandenen Spielermaterials in der Offensive wäre das Spiel wohl schon vor Webers Supertor entschieden gewesen. Verärgert war Zoran Barisic über die etwas kleinliche Vorgehensweise des insgesamt guten Schiedsrichters René Eisner, als mannschaftlich geschlossene Pressingaktionen tief in der gegnerischen Hälfte wegen kleineren Fouls abgepfiffen wurden. Noch ärgerlicher als diese Pfiffe sollte jedoch sein, dass diese Aktionen gegen die im Aufbauspiel schwache bis überforderte Admira so selten erzwungen wurden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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