14 Runden sind in der laufenden Spielzeit der österreichischen Bundesliga bereits absolviert. Vor allem die Fans der österreichischen Topklubs mussten schon die eine oder... Folgen Saisonverläufe einem Muster? Oder: Warum Rapid-Fans nicht dramatisieren sollten

Bilanz Statistik Graph_abseits.at14 Runden sind in der laufenden Spielzeit der österreichischen Bundesliga bereits absolviert. Vor allem die Fans der österreichischen Topklubs mussten schon die eine oder andere emotionale Schwankung erleben. Doch kamen diese Emotionen wirklich überraschend? abseits.at beschäftigt sich im Folgenden mit dieser Frage.

Emotionen sind ein wichtiger Faktor dafür, dass der Fußball weltweit und kulturübergreifend beliebt ist. Sie sind aber in der objektiven Betrachtung einer Sache hinderlich, weil dabei oft der Blick für das Wesentliche bzw. die Weitsicht verloren gehen. Manche Dingen werden fälschlicherweise als Fakten hingestellt, andere als Zufall abgetan. Es wird beispielsweise von einem „glücklichen Verlauf“ gesprochen, ohne zu hinterfragen ob dieser nicht für das betreffende Team sogar typisch ist.

Methodik und Stichprobenumfang

Eine Ebene über dem Spielverlauf steht der Saisonverlauf. Während ein schlechtes Spiel und die entsprechende Emotion vergleichsweise leicht verdaut werden können, wird dies schwieriger je öfter solche Ereignisse vorkommen – zum Leidwesen vieler Trainer. In diesem Artikel soll nun untersucht werden, ob der Saisonverlauf – wir beschränken uns hier auf die erste Saisonhälfte – einer Mannschaft einem bestimmten Muster folgt. Ist dies der Fall, soll dieses mit den Ergebnissen aus der laufenden Saison verglichen werden.

Dazu werden die letzten fünf Spielzeiten von verschiedenen Teams betrachtet. Als Bewertungsgrundlage wird die durchschnittliche Anzahl an Punkten aus den letzten vier Bundesligaspielen herangezogen. Verliert ein Team beispielsweise vier Spiele in Folge beträgt dieser Wert also 0, werden hingegen die Spiele allesamt gewonnen ist er 3. Wir beschäftigen uns hier mit den vier österreichischen Topklubs Red Bull Salzburg, Austria, Rapid und Sturm.

Salzburg: schlechten Start mehr als verdaut

Die Salzburger starteten bekanntlich schlecht in die Saison. In der Bundesliga wurden die ersten beiden Spiele verloren und international scheiterte man sowohl in der Qualifikation zur Champions League als auch zur Europa League. Danach ging es bergauf und die Bullen stürmten mit einer Serie von elf Spielen ohne Niederlage – davon zehn Siege – an die Tabellenspitze. Diesen Trend erkennt man auch im nachstehenden Diagramm. Doch entspricht er dem üblichen Verlauf?

Die Antwort ist nein. So schlecht wie heuer sind die Bullen in den letzten fünf Jahren noch nie gestartet. Aus den ersten vier Spielen holte man nur einen Punkt im Schnitt. Andererseits liegt der Punkteschnitt aus den folgenden Spielen merklich über dem üblichen Trend. Dieser sieht so aus, dass die Salzburger zu Saisonbeginn die meisten Punkte holen und mit Fortdauer des Herbstes etwas schwächer werden. Aufgrund des hohen Niveaus, auf dem sie sich bewegen, bleibt das allerdings praktisch ohne Wirkung.

Austria: Steigerung nach planmäßigem Start

Die Ansprüche von Fans der Wiener Austria sind bekanntlich sehr hoch, auch wenn – oder vielleicht sogar weil – die Saisonziele in den letzten Jahren oft verfehlt wurden. Dem Meistertitel 2013 stehen drei verpasste Qualifikationen zum internationalen Geschäft gegenüber. Diese Schwankungen spiegeln sich in der Gemütslage der Fans wider. Thorsten Fink soll die Veilchen stabiler und erfolgreicher machen. Der Weg dorthin ist bisher holprig, wenngleich die Ergebnisse den letzten Spielen durchwegs gut waren.

In den letzten fünf Jahren steigerte sich die Austria in den ersten acht Spielen kontinuierlich, holte in dieser Zeit im Schnitt 1,66 Punkte pro Spiel. Um etwa den gleichen Wert (1,7) schwankt auch die Kurve der aktuellen Saison. Danach gab es in den letzten Jahren einen leichten Einbruch, ehe man zum Ende der Hinrunde wieder stärker wurde. Diesen Knick nach unten gab es heuer nicht – im Gegenteil. Die Austria gewann alle Spiele seit dem zehnten Spieltag und ist aktuell Tabellenführer.

Rapid: Qualitativ im Soll

Hochemotional geht es üblicherweise beim SK Rapid zu. Die laufende Saison ist dafür das perfekte Beispiel. Die Erfolge im Europacup und die Siegesserie zum Beginn der Bundesliga ließen die grün-weißen Fans vom 33. Meistertitel träumen. Danach kam allerdings ein Einbruch, mit dem Höhepunkt der Niederlage im Heimderby. Drei von vier Spielen im Oktober wurden verloren. Aus dem formidablen Vorsprung wurde zwischenzeitlich ein beträchtlicher Rückstand. Überraschend? Mitnichten, wenn man die Formkurve der letzten fünf Jahre betrachtet.

Die schwachen Ergebnisse um den Oktober herum gab es in letzter Zeit nämlich häufiger. 2012/2013 gab es in den letzten zwei Oktober- und ersten zwei Novemberspielen bei drei Niederlagen nur einen Sieg. Im November des Vorjahres konnte ein punkteloser Monat nur mit einem Sieg gegen Schlusslicht Wiener Neustadt abgewandt werden – analog zu heuer im letzten Spiel des Monats. Auch 2010/2011 gab es drei Niederlagen am Stück, allerdings von Runde sechs bis acht. Die Ausbeute im Oktober: vier Punkte aus vier Spielen.

Sturm: die Diva unter den Topklubs

Zum Abschluss betrachten wir noch die Ergebnisse des SK Sturm Graz. Die Steirer sind ebenfalls sehr ambitioniert, waren in der Vergangenheit unter den „Top-4“ gefühlsmäßig das unscheinbarste Team. Die Minimalziele wurden erreicht ohne zu glänzen, was vor allem an den Leistungsschwankungen lag. Diese sind auch heuer überaus stark ausgeprägt, wie man der folgenden Grafik entnehmen kann.

Im Vergleich zu den letzten fünf Jahren kam Sturm zwar äußerst gut aus den Startlöchern, fiel dann aber in ein Loch. Zwischenzeitlich gab es vier Spiele ohne Sieg (drei davon verloren). Die gegenteilige Entwicklung gab es in den letzten Spielen. Während man von 2010 bis 2015 nach Runde zehn ein wenig zurückfiel, verzeichnete man heuer überdurchschnittlich viele Punkte. Ähnlich wie die Austria und Rapid wurden die Blackies in den letzten fünf Jahren im Laufe der Hinrunde etwas stärker.

Zusammenfassung

Es gibt also durchaus Muster in den Hinrundenverläufen der verschiedenen Teams. Salzburg startet in der Liga üblicherweise sehr gut, während Sturm und die Austria etwas Anlaufzeit brauchen. Bei Rapid gibt es um den Oktober und November herum einen negativen Ausreißer. Heuer scheint dieser besonders stark zu wirken, da man dies nach dem überragenden Saisonstart nicht erwartet hätte. Die Hütteldorfer sind allerdings die einzige Mannschaft, die bisher ihrem Muster qualitativ folgt. Erweitert man den Betrachtungszeitraum auf 36 Runden ergeben sich die nachstehenden Kurven.

Die wesentlichen Punkte daraus: Der Punkteschnitt von Austria und Sturm nahm in den letzten fünf Jahren mit Fortdauer der Saison ab. Markant bei den Veilchen ist zudem der Einbruch kurz vor Saisonende, wodurch der Europacup mehrfach verspielt wurde. Rapid steigerte sich im Laufe einer Spielzeit, jedoch auf einem niedrigeren Niveau als Salzburg. Die Mozartstädter schaffen es vor allem im letzten Viertel – also jenem Zeitpunkt, den man gerne als „entscheidende Saisonphase“ bezeichnet – zuzulegen. Ob die Teams den vergangenen Mustern auch heuer folgen werden, wird man sehen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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