In keinem Bundesland hat das Sterben von Profiklubs eine dermaßen große Tradition wie in Oberösterreich. Sowohl in Wels, Steyr, Braunau, Vöcklabruck, Schwanenstadt und Pasching... Klubfriedhof Oberösterreich – insolvent, fusioniert, ausgelöscht – wo regelmäßig Vereine zu Grabe getragen werden

Kerzen am Friedhof, Nachruf_abseits.atIn keinem Bundesland hat das Sterben von Profiklubs eine dermaßen große Tradition wie in Oberösterreich. Sowohl in Wels, Steyr, Braunau, Vöcklabruck, Schwanenstadt und Pasching (mit in Summe etwa 140.000 Einwohnern) ist die hohe fußballerische Zeit schon längst vorüber und auch die 200.000 Leute zählende Landeshauptstadt Linz ereilte das gleiche Schicksal: Sie mussten sich von einem oder dem lokalen Fußballaushängeschild verabschieden. Die Folgen sind dagegen unterschiedlich. Von kurios bis schmerzlich. Da Standortwechsel, dort die komplette Auslöschung oder Neuanfang in der untersten Liga. Auf jeden Fall haben die Oberösterreicher einiges zu bieten. Wir begeben uns auf einen Streifzug durch das Bundesland, an die Orte wo oft nur noch verbrannte Fußballerde an den Höhenflug vergangener Zeiten erinnert.

VÖEST Linz

Der Werkssportklub des damaligen Rüstungsbetriebs wurde nach dem 2. Weltkrieg geründet und erreichte 1974 sein großes Ziel: Der SK VÖEST Linz stemmte die österreichische Meisterschale. 1991 stieg der mittlerweile privatisierte und sich auf den Börsengang vorbereitende Industriegigant aus. Der Name änderte sich zu Stahl Linz, dann zu Keli Linz und schließlich wurde der FC Linz geboren. Ohne dem finanziellen Polster vom Stahlwerk zwickte es wenig überraschend in den maroden Vereinskassen. 1999 fusionierte der damalige Klubpräsident Franz Grad mit dem verhassten Lokalrivalen LASK, ein großer Linzer Spitzenklub sollte aus der Zwangsehe entstehen. Name und Vereinsfarben wurden dabei „gerecht“ verteilt. Vom LASK wurde eben das „LASK“ übernommen, vom FC Linz, das „Linz“. So wurde daraus der LASK Linz. Ähnlich kreativ die Vorgehensweise bei der Farbenwahl. Die „Schwoarzen“ steuerten das schwarz bei, die „Blauen“ das weiß. Ergibt nach Linzer Farbenlehre: Schwarz-Weiß beim LASK Linz. Diese an und für sich schon wieder lustige Anekdote fanden die Vöestler wenig überraschend gar nicht witzig. So gründete Edel-Fan und Spediteur Hermann Schellmann den FC Blau Weiß Linz. Dieser neue Fan-Verein trat aber im legendären Donaupark die (Rechts)Nachfolger eines anderen Werksklubs an: der Austria Tabak („Tschickbude“). Seit 2014/15 spielt auch wieder eine eigene Betriebsmannschaft der Vöest Vereinsfußball, in der 2. Klasse, der untersten Leistungsstufe in Oberösterreich.

ASKÖ Pasching

Im kleinen Linzer Speckgürtel, der Marktgemeinde Pasching, wurde seit 1946 Fußball gespielt. Zuerst im kleineren Stil gegen die national weniger bekannten Lokalrivalen aus Leonding oder Ansfelden. Seit Anfang des Jahrtausends dann aber richtig groß, dank des hiesigen Speditions-Moguln Franz Grad. Zwei dritte Plätze in der Bundesliga, Europacup-Duelle mit Schalke, Bremen oder Livorno ließen einen Hauch Fußballeuphorie durch das modernisierte Waldstadion wehen. Der wurde 2007 abrupt die Luft aus den Segeln genommen. Die Elf von Didi Constantini wurde – doch relativ überraschend – per Vorstandbeschluss mit 1. Juni 2007 nach Klagenfurt übersiedelt. Der daraus resultierende Nachfolge-Klub SK Austria Kärnten ging im Rekordtempo den Bach runter und schlitterte ziemlich genau drei Jahre später in Konkurs. Jetzt werden in Pasching in einer Spielgemeinschaft mit dem LASK vor allem die Talente der Ersten Liga Vereins gefördert. Die Anrainer freut’s so wie es jetzt wieder ist auf jeden Fall mehr, kehrte doch die beschauliche Vorstadtbehaglichkeit zurück rund um das Paschinger Waldstadion.

SC Schwanenstadt

In „Schwauna“ wird schon seit 1946 gekickt. Lange Zeit in der Bedeutungslosigkeit. Doch Anfang des Jahrtausends ging es dann Schlag auf Schlag, die be-at-home-Arena wurde adaptiert und der Verein stieg 2005 in die erste Liga auf. Als Siebenter in der Saison 2007/08 wurde der Verein aufgelöst und die Lizenz an Frank Stronach verscherbelt. Der Verein, samt Spieler zog weiter und spielte fortan 300 Kilometer östlich, dort als FC Magna Wiener Neustadt. Im Hausruckviertel werden nun wieder kleine Brötchen gebacken, der SC Schwanenstadt 08 spielt in der Landesliga (5. Liga).

FC Union Wels

In der Nachkriegszeit wurde in der zweitgrößten Stadt Oberösterreichs der FC Union Wels gegründet. Es dauert bis 1982 ehe der langersehente Aufstieg in die höchste Spielklasse glückte. Eineinhalb Saisonen blieb man erstklassig, dann war der Ofen aus. Mit Ende der Herbstsaison 1983 musste die Union Konkurs anmelden. Die Auflösung des Vereins wurde zwar abgewandt, doch der Klub spielte in der Folge nur mehr eine unbedeutende Nebenrolle in den Tiefen des oberösterreichischen Unterhauses. 2003 fusionierte der FC Union mit der Eintracht zum neuen FC Wels. Der spielt nun in der Regionalliga Mitte, eine Chance auf ein absehbares Comeback im Oberhaus ist derzeit eher gering.

SK Vorwärts Steyr

Die Industriestadt Steyr war immer schon fußballverrückt. Rotbekleidete Fans pilgern seit 1919 verlässlich ins Vorwärts-Stadion. Während Ende der Neunziger der Verein zum sportlichen Höhenflug ansetzte, zwickte es in den Klubkassen. Der klassische Fahrstuhlverein schlitterte immer mehr in die Schuldenspirale, ehe der 29. Mai 1999 zum endgültigen Schicksalstag monierte. Da schoss nämlich der LASK die Steyrer wieder in die zweite Liga und versetzten so dem bereits angezählten Verein den endgültigen Todesstoß. Bis zu 50 Millionen Schilling betrug der Schuldenberg. Anfang 2000 war dann sowohl die Lizenz, als auch das Stadion weg. Die Liegenschaft wurde an die Raiffeisenbank verkauft, wo man sich beim Neubeginn in der 2. Klasse Ost wieder einmietete. Seit 2011 sind die Roten wieder zurück im nationalen Blickfeld: in der Regionalliga Mitte. Im Vorjahr holte man die Vizemeisterschaft, heuer liegt man nur im hinteren Mittelfeld der Tabelle. Die Euphorie ist trotzdem noch ungebrochen im altehrwürdigen Kultstadion an der Volksstraße.

SV Braunau

1919 wurde der SV Braunau aus der Taufe gehoben und war damit einer der ältesten Vereine im Land. 1993/94 stieg die Bezirkshauptstadt aus dem Innviertel in die Erste Division auf und bis 2001 wurde im Grenzlandstadion Profi-Fußball präsentiert. Bis Ende 2000 blieben Spielergehälter immer öfters aus, so wurde schließlich der Konkursantrag eingebracht. Im Jänner 2002 wurde der Verein dann komplett aufgelöst, kolportierte 35 Millionen Schilling betrug die Schuldenlast. In der Rückrunde dieser Saison 2001/02 wurden alle Spiele mit 0:3 gewertet, trotzdem erreichte man vor dem FC Lustenau sogar noch den vorletzten Tabellenrang. Einen offiziellen Nachfolgeverein gibt es bis jetzt nicht. Die 16.000-Einwohnerstadt spielt zurzeit in der Landesliga (5. Leistungsstufe)

1. FC Vöcklabruck

Schon 1926 wurde in der Bezirkshauptstadt im Salzkammergut der 1. FC Vöcklabruck gegründet. Ohne den Lokalpatrioten vor Ort zu nahe treten zu wollen, aber zahlreiche Jahrzehnte zogen ins Land, ohne nennenswerte, von nationaler Bedeutung gespickte Ereignisse rund um den 1.FC. 2008/09 war es dann aber doch soweit, der Verein stieg dank Hauptsponsor und Präsident Alois Resch raketenartig in die Erste Division auf. Ein Jahr später stieg der aber aus, der Verein ab und die Lichter gingen aus. Mit dem Vöcklabrucker Sportclub wurde ein Nachfolgeklub in der untersten Klasse geründet. Heute ist die Bezirkshauptstadt in der 1. Klasse Süd vertreten, der 8. Leistungsstufe.

SV Stickstoff Linz

Lange ist’s her, doch noch ein weiterer ehemaliger Oberhaus-Klub drehte mittlerweile die Lichter ab. Zwischen 1961 und 1964 kickten die Linzer in der Staatsliga. 1969 wurde aus dem Verein der SV Chemie Linz, der sich 1989 auflöste. Lange war es still, ehe 2005 wieder eine Kampfmannschaft unter dem Namen „Chemie Linz“ gründete, die nun in der letzten Klasse kickt.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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