Wer den Namen des hier zu behandelnden Vereins sucht, wird erst in der 2. Klasse Donau des niederösterreichischen Fußballverbandes fündig. Das ist die achte... Ein fußballerisches Experiment und Unikum – der FC Olympique Klosterneuburg 05

Wer den Namen des hier zu behandelnden Vereins sucht, wird erst in der 2. Klasse Donau des niederösterreichischen Fußballverbandes fündig. Das ist die achte Spielklasse. Warum aber ein Artikel darüber? Weil der Verein in seinen Grundzügen einzigartig ist.

Entstanden ist der FC Olympique Klosterneuburg 2005, weil beim damaligen SC Klosterneuburg 1912 kein Platz im Vorstand für den Jugendleiter war. Der SC, ursprünglich in Weidling beheimatet, spielt in der Oberliga B des Wiener Fußballverbandes, ließ nach Ansicht von fünf Nachwuchstrainern eben deren Arbeit schleifen. Darum wurde 2005 der FC OK aus der Taufe gehoben. Angefangen hat man mit gut 50 Nachwuchsspielern. 2012 halten die Blau-Orangen bei gut 250 Nachwuchskickern, haben eine erste und eine zweite Kampfmannschaft sowie ein Frauenteam. So viel zur Geschichte, aber damit ab zu den wichtigen Fakten, gespickt mit Aussagen von Obmann Daniel Wertheim.

„FC OK“

„Olympique“ ist weniger aus Andenken an Marseille oder Lyon zu verstehen, sonder offenbart ein positives Selbstbild. Durch die Positionierung als Nachwuchsverein, unter anderem gilt die Kampfmannschaft vereinsintern schlichtweg als „älteste Nachwuchsmannschaft“, soll vor allem eines vermittelt werden: Spaß an der Bewegung. Dafür steht „FC OK“. Übrigens stand auch der Name „FC Ostarichi Klosterneuburg“ zur Diskussion, um die Abkürzung zu bekommen. Nachdem der Hauptverein in der drittgrößten Stadt Niederösterreichs kein passendes Klima für die Kinder und Jugendlichen geboten haben soll, ist vor allem dies ein starkes Zeichen für das, was Fußball eigentlich sein sollte – Freude an der Bewegung. Das kam und kommt in Wiens Umland sehr gut an. Auch die sportlichen Erfolge stellten sich ein. Die Nachwuchsmannschaften konnten bei regionalen wie überregionalen Spielen überzeugen. Aber auch die erste Mannschaft, fast ausschließlich aus Eigenbauspielern bestehend, ist sportlich gut unterwegs. In der 2. Klasse Donau führen die Idealisten derzeit die Tabelle deutlich an und könnten im siebten Jahr des Bestehens den ersten Aufstieg schaffen. Und das, obwohl man jahrelang als Schießbude der Liga galt. „Eine Genugtuung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Wertheim.

Kein Geld

Im Gegensatz zu viel zu vielen anderen Vereinen im fußballerischen Unterhaus gibt es für das Spielen keinen einzigen Euro. Wer etwas verdienen will, muss getreu dem Prinzip „Die Besten zu den Jüngsten“ die Trainings der Kinder und Jugendlichen leiten. Mehr als den festgesetzten steuerfrei verdienbaren Betrag von 540 Euro im Monat bekommt aber niemand im Verein. Das Sponsoring kommt im Allgemeinen der Infrastruktur zu Gute. Als Beispiel führte der Obmann die Footballer an: „Die zahlen im Jahr ganz kräftig dafür, dass sie Spitzensport betreiben können!“ Er sehe es nicht ein, warum Spitzensport und Profitum im Fußball so eng miteinander verbunden seien. Allgemein fühlt sich der Verein einem gewissen sozialen Auftrag sehr verbunden. So engagiert sich der FC OK gegen Rassismus und bietet allen Kindern die Möglichkeit, ihren Sport auszuüben, auch wenn es das Geldtascherl nicht ganz zulassen sollte.

Schauen, was geht

Wie weit ohne Geldzahlungen gekommen werden kann, weiß natürlich niemand: „Wenn wir in die 2. Landesliga kommen könnten, wäre das schon ein Traum.“ Wie schwer das werden könnte, veranschaulicht ein Blick auf Spieler und Trainer in dieser Klasse: Den SC Lassee trainiert niemand geringerer als Roman Mählich, die Amateure des SC Wiener Neustadt spielen in dieser Liga. Allerdings schließt Wertheim eine Änderung der Vereinsstatuten keinesfalls aus, sollte der Erfolg größer werden, als erwartet. Noch steht dort „Die Spieler des FC Olympique spielen ausschließlich aus Spaß am Fußball, Prämien werden keine gezahlt. Im Vordergrund stehen Spaß, Freude und Gemeinschaft“ allerdings gilt Folgendes: „Über den Nachwuchs wollen wir später natürlich versuchen, Liga um Liga zu überspringen.“ Inwieweit das in einem Land, in dem ehemalige Nationalteamspieler im Unterhaus spielen, möglich ist, wird die Zukunft zeigen.

Erfolg gibt recht

Neben den sich langsam einstellenden sportlichen Erfolgen der Kampfmannschaft und einigen Spielern, die in den Nachwuchs von Rapid Wien, der Austria oder der Vienna wechselten, ist es aber vor allem das positive Image, welches den Erfolg des Projekts definiert. Mit Michael Konsel konnte 2006 darüber hinaus noch ein sehr bekanntes Gesicht als Schirmherr und repräsentativem Präsidenten gewonnen werden. Darüber hinaus gibt es in der achten Leistungsstufe kaum ein Team, welches so viele Mannschaften betreut, angesichts des Gründungsjahres 2005 ein Beweis für die gute Arbeit.

Es wird sich weisen, ob auch in Zukunft über den FC Olympique Klosterneuburg 05 berichtet werden wird. Die Philosophie wirkt grundsätzlich einzigartig und es wäre ein starkes Zeichen für viele andere Fußballvereine, vor allem im Unterhaus den Kick auf das Leder aus Selbstzweck und Hobby zu betreiben. In Zeiten, in denen in den Regionalligen mittlere vierstellige Eurobeträge netto gezahlt werden, wirkt es wie ein Segen, dass sich ein Haufen Idealisten findet, der spielt, um zu spielen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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