Nach dem Motto „Mit vollen Hosen ist gut stinken“ besiegte Österreich die Aseri, die es durch die rote Karte für Sasa Yunisoglu in Minute... Ein doppelter Janko, dazu Ivanschitz und Junuzovic: Österreich gewinnt mit 4:1 in Aserbaidschan!

Nach dem Motto „Mit vollen Hosen ist gut stinken“ besiegte Österreich die Aseri, die es durch die rote Karte für Sasa Yunisoglu in Minute 26 dem Gegner leicht machten. Die Spieler überzeugten zwar nicht immer spielerisch, die taktische Arbeit und die Reaktion auf veränderte Spielbedingungen – wohl ein Verdienst von Willi Ruttensteiner – waren bemerkbar. Was machte der Interimscoach anders als sein Vorgänger?

Österreich startete nominell im 4-4-2. Die Viererkette bildeten Christian Fuchs, Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl und Ekrem Dag vor Pascal Grünwald. Davor war es nominell eher experimentell. David Alaba rechts – nicht unbedingt seine Lieblingsposition – Rückkehrer Andreas Ivanschitz links, in der Mitte Paul Scharner und Julian Baumgartlnger mehr oder weniger gleichberechtigt als Achter. An vorderster Front agierte Marc Janko, um ihn herum sollte Marko Arnautovic spielen. Berti Vogts stellte diesem, durchaus offensivem, Spielsystem ein 4-2-3-1 entgegen, welches aber eher ein breit gefächertes 4-5-1 war. Wichtig dabei: Der flinke Rauf Aliyev sollte die Hintermannschaft bei Kontern beschäftigen, Elnur Allahverdiyev kümmerte sich um David Alaba.

Die Anfangsphase

Österreich nahm sofort das Heft in die Hand. Die Aserbaidschaner zogen sich bis tief in die eigene Hälfte zurück, lauerten auf Konter und überließen den Gästen das Spielgerät. Nachdem sich anfangs fast alle Spieler des Teams Austria in des Gastgebers Hälfte tummeln durften, kam es zu wenig klaren Torchancen, gerade mal zwei Schüsse und eine doppelte Kopfballchance durch Paul Scharner schauten heraus. Obwohl Ruttensteiner seinen Mannen offensichtlich auch einen Plan B und C – rotieren, Positionen tauschen, kreuzen – mitgegeben hatte, schaute wenig Zählbares heraus. Vogts wusste, wie er dem Spiel die Würze rauben konnte, mehr als zu verteidigen blieb Aserbaidschan auch nicht übrig. Twente, Mainz mal zwei, West Brom, Bayern, Bremen – Mittelfeld und Sturm wiesen eine doch beeindruckende Visitenkarte auf. Dass aber zwei Jahre mangelnde Taktik und wenig Selbstvertrauen nicht von der einen auf die andere Sekunde umkehrbar sind, war klar. Und so war es Innenverteidiger Yunisoglu, der es Österreich vermeintlich leicht machte.

Fortuna sendet Grüße

Natürlich nicht der Arbeitgeber von Ersatztorhüter Robert Almer, sondern die Glücksgöttin in Person des Schweizer Schiedsrichters Studer ermöglichten Österreich die Überhand. Nach einem Foul an Janko zückte der Schiedsrichter eine vertretbare, aber harte rote Karte für Yunisoglu, der als nicht allerletzter Mann den Kapitän foulte. Eine kurze Phase zeigten sich die defensiv gut stehenden und offensiv durchaus gefälligen Aserbaidschaner geschockt. In Minute 34 legte Alaba den Ball schön in den Sechzehner, ein Raum war frei geworden. Janko spitzelte den Ball in die Hand des Goalies, der konnte das Spielgerät nicht behaupten. So konnte der Bayern-Akteur das Runde zu Ivanschitz bringen, der halbrechts und überlegt und platziert von der Strafraumgrenze einschießen konnte. Schön für den Verschmähten, doch es sollte nicht die Letzte gute Aktion des Mainzers sein.

Überhebliche Verwirrung

Wie so oft in der Geschichte des Fußballs in Rot-Weiß-Rot ließ die Konzentration in der Defensive nach einer Führung schlagartig nach. Plötzlich war die Ordnung in der Verteidigung trotz der numerischen Überlegenheit und der Führung weg und Europa-League-Fuchs und Champions-League-Dragovic gaben ihrem Hirn frei. Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Aseri zu guten Chancen. In der ersten Halbzeit konnte eine taktisch gut eingestellte und kämpferisch überzeugende Mannschaft beobachtet werden – jene in den blau-weißen Dressen. Dennoch freute sich Trainer Ruttensteiner diebisch: Im noch folgenden Machtkampf innerhalb des ÖFBs würde ihm ein Sieg eine gute Ausgangsposition liefern, um Druck auf Neo-Coach Marcel Koller auszuüben. Der Schweizer hätte Ruttensteiner immer als Damoklesschwert mit einem oder vielleicht ab nächster Woche zwei Auswärtssiegen im Gepäck neben sich.

Versagt das Kollektiv, gewinnt das Individuum

Auch in der Anfangszeit von Durchgang zwei rotierten die Österreicher, nun in einem tatsächlich optisch erkennbarem, 4-2-3-1 munter etwa 20 Meter vor dem Tor. Eine Sache blieb offensichtlich, nämlich dass die Aseri trotz technischer Unterlegenheit das Umschalten von Defensive auf Offensive besser beherrschten. Die individuelle Klasse war dennoch auf Seiten der ÖFB-Elf: Alaba fand in Minute 52 die Lücke im Beinewald, setzte Ivanschitz ein, der verlängerte kunstvoll auf Janko und schon stand es zwei zu null. Nachdem einstudierte Spielzüge von Vogts leicht zu durchschauen waren, musste Österreich wieder auf das Talent des 19-Jährigen zurückgreifen. Zehn Minuten später war das Spiel dann endgültig gelaufen, Arnautovic bediente seinen Kapitän, der schoss zum 3:0 ein, die Aktion war zu schnell für die mittlerweile eingeknickten Aseri, bei 0:0 wäre das nicht passiert. Doch auch wenn Berti Vogts‘ Elf im Kopf müde war und der letzte Biss fehlte – die taktische Ordnung sah besser aus, als das, was Österreichs Individualistenkabaret zeigte. Augenscheinlich war dies in Minute 74, als Vügar Nadirov nach einem Konter links in den freien Lauf lief und aus 20 Metern ein Traumtor erzielen konnte. Grünwald fehlten ein paar Zentimeter. Zlatko Junuzovic durfte später noch eins drauflegen.

Fazit: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, schon gar nicht im Herbst

Taktik gibt es auch bei Willibald Ruttensteiner nicht zum Frühstück. Die technisch limitierten Aseri konnten trotz der deutlichen 1:4-Heimniederlage die Bundesliga-Sternchen im Grunde genommen mit einfachen Mitteln gut kontrollieren. Die Tore waren doch schön anzusehen, aber gegen zehn Mann spielt es sich auch leichter als gegen elf. Gegen Deutschland, Irland und Schweden müssen die Österreicher taktisch klüger und flexibler werden. In Schwamendingen dürfen deshalb jetzt schon ein paar Kerzen angezündet werden, dass der österreichische Boulevard und der ÖFB Marcel Koller arbeiten lassen.

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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