Geballte Routine und Stars im Angriff: Das ist die Nationalelf von Uruguay
Nationalteam 5.März.2014 Daniel Mandl 0
Der uruguayische Teamtrainer Óscar Tabárez gab bereits im Vorfeld der Partie bekannt, mit welcher Startaufstellung seine Mannschaft gegen Österreich auflaufen wird. Auch wenn der eine oder andere Star, allen voran Edinson Cavani, nicht mit von der Partie ist, wird die „Celeste“ eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen des Klagenfurter Wörtherseestadions bringen.
Im Tor steht der 27-jährige Nestor Fernando Muslera vor seinem 56.Länderspiel für Uruguay. Der 190cm große Keeper ist derzeit Stammtorhüter bei Galatasaray Istanbul und überzeugt mit starken Reflexen und gutem Instinkt im Antizipationsspiel. Allerdings hat Muslera immer wieder Probleme, wenn es an Zweikämpfe in seinem Strafraum geht.
Torgefährlicher Abwehrchef
Die Innenverteidigung bilden zwei Diegos: Der Abwehrchef ist der uruguayische Vorzeigeprofi Diego Lugano, der fünf Jahre lang in der Türkei bei Fenerbahce spielte und auch heute noch mit dem Klub assoziiert wird. Nach Zwischenstationen in Paris und Málaga kickt der 33-Jährige nun in der Premier League für West Bromwich Albion, spielte bisher aber kaum eine Rolle im Team des Spaniers Pepe Mel. Lugano ist ein äußerst zweikampfstarker, beinharter Innenverteidiger, der vor allem durch seine offensive Gefährlichkeit auffällt. In seinen 91 Länderspielen für Uruguay traf er bereits neunmal.
Atlético-Starverteidiger, der das Spiel lesen kann
Ein etwas anderer Spielertyp ist Diego Godín, der ebenfalls schon auf 76 Länderspiele zurückblicken kann. Seit fast vier Jahren spielt der 28-Jährige bei Atlético Madrid und gilt eher als Abwehrspieler, der das Spiel lesen kann und die nächsten Züge seiner Gegner gut vorausahnt. Zudem ist Godín der Innenverteidiger, der sich im Aufbauspiel besser präsentiert als Lugano. Die aus Lugano und Godín bestehende Innenverteidigung gilt auch für die WM 2014 als gesetzt. Lugano ist zudem der Kapitän der uruguayischen Auswahl. Auch aufgrund der starken Physis der beiden Abwehrspieler wäre wohl Marc Janko aktuell die Idealbesetzung für den österreichischen Angriff.
„Wadlbeisser“ als rechter Verteidiger
Als Rechtsverteidiger wird der kleine Maxi Pereira starten, der sich in den letzten sieben Jahren in der Stammelf des Nationalteams festspielte. Der 29-Jährige spielt bei Benfica Lissabon, hält aktuell bei 87 Länderspielen und gilt als Laufmaschine, die schnell hinter den Ball kommt und oft zwei- bis dreimal überspielt werden muss, um als Sieger aus dem Duell zu gehen. Maxi Pereira, der auch bei der WM fix als Rechtsverteidiger eingeplant ist, scheut zudem keine harten Zweikämpfe und gilt als Verteidiger, der sich oft an der Grenze zum Foul bewegt.
Reservist beim Verein, trotzdem Chancen auf die WM
Beim Ligakonkurrenten aus Porto spielt Jorge Fucile, für den die nächsten Monate über seinen Status im Team entscheiden werden. Beim FC Porto kommt der 29-Jährige, der in den letzten Jahren immer wieder mit ernsten Knieproblemen zu kämpfen hatte, praktisch gar nicht mehr zum Einsatz. Für ihn spricht allerdings seine Flexibilität, denn auch wenn Fucile eigentlich auch ein Rechtsverteidiger ist, wird er von Trainer Tabárez immer wieder auf der linken Abwehrseite eingesetzt. Etwas überraschend wird Alvaro Pereira vom FC Sao Paulo vorerst nur auf der Bank Platz nehmen. Juventus-Abwehrspieler Martin Cáceres, der ebenfalls rechts und links spielen kann, fällt für das Spiel gegen Österreich aus.
„Der Russe“ als erster Abräumer
Die Doppelsechs bilden die routinierten Diego Pérez und Arevalo Rios. Diego Pérez, mit 87 Länderspielen auch einer der längstdienenden Nationalspieler, spielte sechs Jahre für den AS Monaco und nun seit 3 ½ Jahren in der Serie A für den FC Bologna. Pérez ist ein klassischer Abräumer alter uruguayischer Schule und hätte von seiner Spielweise wohl auch schon in die erste Weltmeistermannschaft der Celeste gepasst. Der beinharte Sechser wird in Uruguay „El Ruso“, also „der Russe“ genannt und gilt als starker Zweikämpfer, der für die etwas glamouröseren Offensivspieler die Drecksarbeit erledigt. Es gibt praktisch kein Kalenderjahr, das Pérez nicht mit mindestens zehn gelben Karten beendet. 2013 waren es 13 Verwarnungen, 2014 waren es bisher schon vier.
Mexiko-Legionär als Unterstützung
Eine ähnliche Rolle nimmt neben ihm der kleine Egidio Arevalo Rios ein. Der 32-Jährige spielte in seiner gesamten Karriere nur ein knappes Jahr in Europa (2012/13 für Palermo), sonst nur in den USA, Mexiko, Brasilien und Uruguay. Trotzdem kommt der zweite Abräumer im Bunde auf bisher 52 Länderspiele und wird Uruguay auch bei der kommenden WM vertreten. Momentan spielt Arevalo Rios bei Morelia in der mexikanischen Liga. Sein Spielstil ist dem von Diego Pérez zwar ähnlich, stützt sich aber noch mehr auf Laufstärke und etwas mehr Vertikalität als auf statische Zweikampfstärke.
Newcomer als Rechtsaußen
Als Rechtsaußen werden wir heute Christian Stuani von Espanyol Barcelona sehen. Der 27-Jährige ist noch relativ neu im Team von Óscar Tabárez und erweckte das Interesse des Teamtrainers erst im Winter 2012, obwohl er in der Saison 2009/10 in der zweiten spanischen Liga bei Albacete mit 23 Saisontoren überzeugte. Damals war in der starken uruguayischen Mannschaft aber nirgendwo Platz für Stuani. Wie für viele andere Flügelakteure der Uruguayer spricht auch für den robusten, durchsetzungsstarken Stuani seine Flexibilität. In einem 4-2-3-1-System könnte er als Stürmer, Linksaußen und Rechtsaußen eingesetzt werden. Im 4-4-2 Uruguays spielt er am rechten Flügel und wird bei seinen Vorstößen vor allem vom halbrechts/zentral agierenden Diego Pérez abgesichert. Stuani als Fixstarter wäre bei der WM eher eine Überraschung.
„Die Zwiebel“ ist im Nationalteam gesetzt
Auf der anderen Seite spielt hingegen mit dem 28-jährigen Cristian Rodriguez ein Spieler, mit dem man aktuell fix für die WM-Startelf plant, auch wenn er bei Atlético Madrid kaum zum Zug kommt. Wie Stuani hat auch Rodriguez einen italienischen Reisepass und gilt als hart arbeitender, schneller Flügelspieler. Obwohl er selbst nicht viele Tore erzielt, erhielt er vor vielen Jahren den Spitznamen „die Zwiebel“, weil er gegnerische Abwehrreihen zum Weinen brachte. Rodriguez war bei seinen Klubs allerdings seit fünf Jahren nie dauerhafter Stammspieler. Bei Tabárez scheint der technisch gute Linksfuß aber gesetzt zu sein.
Rekordtorschütze und Superstar Suárez
Die beiden Angreifer, die heute für Uruguay ins Rennen geschickt werden, müssen wohl nicht mehr vorgestellt werden. Luis Suárez ist der Rekordtorschütze des Nationalteams und aktuell mit 24 Saisontoren in nur 23 Spielen Führender in der Torschützenliste der Premier League. Der exzentrische 27-Jährige, der immer wieder auch mit Skandalen auf sich aufmerksam macht, kann fast aus jeder Lage zum Torerfolg kommen und zeigt dies seit mittlerweile drei Jahren beim FC Liverpool eindrucksvoll und regelmäßig.
Rekordteamspieler und Nationalheld Forlán
Der „blonde Engel“ Diego Forlán stammt aus einer Sportlerfamilie, ist uruguayischer Rekordnationalspieler (107 Länderspiele, 36 Tore) und wurde nach der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zum Spieler des Turniers gewählt. Der 34-Jährige spielt mittlerweile in Japan für Cerezo Osaka, ist im Nationalteam aber schon alleine aufgrund seiner Persönlichkeit noch immer eine Größe. Allerdings keine feste, zumal er in letzter Zeit immer mehr von PSG-Stürmer Edinson Cavani verdrängt wurde. Vor allem im letzten halben Jahr war Forlán somit eher Einwechselspieler. Der technisch starke Angreifer überzeugt vor allem mit seinem Torinstinkt und seiner ungebrochenen Schnelligkeit. Forlán fackelt nicht lange, wenn er seine Chance vorfindet und so darf man sich auch heute nicht von seinem Alter und der abfallenden Tendenz in der Reputation seiner Arbeitgeber täuschen lassen.
Kaum Jugend
Uruguay kommt also mit einer sehr routinierten Mannschaft nach Klagenfurt. Paradoxerweise ist heute der beste uruguayische Teamtorschütze aller Zeiten, Luis Suárez, mit 27 Jahren und 40 Tagen der jüngste hellblaue Spieler, der auf dem Startblankett steht. Einzig auf der Bank finden sich ein paar jüngere Akteure wieder: Martin Silva (TW, 30, Vasco da Gama), José Gimenez (IV, 19, Atlético Madrid), Alejandro Silva (RM, 24, CA Lanus), Alvaro Pereira (LV, 28, FC Sao Paulo), Alvaro González (DM, 29, Lazio Rom), Walter Gargano (DM, 29, FC Parma), Gastón Ramirez (OM, 23, FC Southampton) und Nicolás Lodeiro (OM, 24, Botafogo). Auch aufgrund der Unausgewogenheit der Spielerpositionen auf der Ersatzbank, ist anzunehmen, dass Óscar Tabárez die zweite Halbzeit des Spiels gegen Österreich für eine Systemumstellung auf ein 4-2-3-1 oder gar ein 4-3-2-1 nutzen wird.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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