Der abschließende zehnte Spieltag der EM-Qualifikation sorgte noch einmal für bemerkenswerte Spannung und eine überraschende Ticketvergabe. Ungarn verlor ohne selbst am Platz zu stehen... Kasachstan schießt die Türkei zur Endrunde, Österreich in Lostopf zwei

Europameisterschaft UEFA PokalDer abschließende zehnte Spieltag der EM-Qualifikation sorgte noch einmal für bemerkenswerte Spannung und eine überraschende Ticketvergabe. Ungarn verlor ohne selbst am Platz zu stehen in letzter Minute das sicher geglaubte Ticket an die Türkei, wobei die bisher sieglosen Kasachen durch das Ergebnis im Parallelspiel innerhalb kürzester Zeit wohl 75 Millionen neue Fans dazu gewannen. Kroatien sicherte sich als letztes Team das Ticket und konnte Norwegen noch überflügeln. Das endgültige Feld wird jedoch erst mit der Relegation, welche zwischen 12. und 17. November und nun mit Ungarn über die Bühne geht, komplettiert. Die Auslosung dafür erfolgt bereits diesen Sonntag. Darüber muss sich Österreich erfreulicherweise schon länger keine Gedanken mehr machen und wir können entspannt den Fokus auf die vier Lostöpfe werfen. Welche drei Teams mit Österreich um den Aufstieg kämpfen erfährt die Fußballwelt am 12.12. 2015 bei der Auslosung in Paris.

Ungarn trauert, die Türkei jubelt

Eigentlich konnten die Ungarn dem allerletzten Spieltag recht gelassen entgegenblicken. Die Vorgabe war einfach: Die Türkei darf keinen Heimsieg gegen die bereits fix qualifizierten Isländer feiern und – wesentlich wichtiger – die bisher sieglosen Kasachen müssen ihre Negativserie in Lettland fortsetzen.

Besonders das zweite Spiel war hier von großer Bedeutung, weil die Ergebnisse gegen den jeweiligen Gruppenletzten gestrichen werden. Durch diese Berechnungsgrundlage lag Ungarn uneinholbare sechs Punkte vor der Türkei. Letztendlich konnten die Kasachen doch noch einen Sieg im allerletzten Spiel feiern und damit Lettland hinter sich lassen.

Als Konsequenz daraus wurden der Türkei nur die zwei Unentschieden gegen den neuen Gruppenletzten Lettland gestrichen. Gegen Kasachstan hingegen wurde zwei Mal voll gepunktet, weswegen man nun die Tabelle der besten Gruppendritten abschließend anführt – einen Punkt vor den Ungarn. Hätten die Kasachen nicht gewonnen und sich nicht auf den fünften Tabellenplatz vorgeschoben, würde die Türkei nun drei Punkte zurückliegen.

Das wäre immer noch nicht fatal gewesen, doch dem nicht genug, erzielte die Türkei in der 89. Spielminute das entscheidende Tor und trug damit ihren Teil zur erfolgreichen Teilnahme dabei. Ein Unentschieden in dieser Partie hätte die Türkei nur auf einen Punkt an Ungarn herangebracht. Somit muss nun Ungarn statt der Türkei in das entscheidende Play-off.

So schlimm dieser Fußballabend für unsere Nachbarn auch war, am Ende des Artikels haben wir auch eine positive Nachricht parat.

Kroatien fixierte mit einem 1:0-Sieg auf Malta die fixe Teilnahme an der Endrunde, weil die zweitplatzierten Norweger trotz zwischenzeitlicher Führung beim Tabellenführer Italien verloren.

Die Lostöpfe – Topf eins ist fixiert, Topf zwei fast

Aufgrund der zu absolvierenden Relegationsspiele können sich die einzelnen Gruppen noch verändern. Der erste Topf ist bereits vollständig, weil die Niederlande sogar das Minimalziel Playoff deutlich verpasste und somit Nachbar Belgien den letzten Platz im ersten Topf erbte. Im zweiten Topf ist lediglich eine Position vakant.

Tschechien hat als fix qualifiziertes Team noch Chancen auf den heiß begehrten Platz in Lostopf zwei, allerdings müssen dafür Bosnien und die Ukraine ihre Playoffduelle verlieren.

Polen, Rumänien und die Slowakei fixieren den dritten Lostopf

Nachdem nur noch ein Team den zweiten Topf komplettieren kann und maximal drei Teams in den Bewerb rutschen, haben die Polen, Rumänien und die Slowakei ihren Platz im dritten Topf fixiert.

Auch in der unteren Hälfte gibt es ein fix qualifiziertes Team, welches seinen schlussendlichen Lostopf noch nicht kennt. Allerdings sind die Chancen der Türkei eher klein, sofern sich Fortuna nach der soeben beendeten Qualifikation tatsächlich wieder vom Bosporus zurückgezogen hat. Um doch noch den dritten Topf zu erreichen, müssen ebenfalls zwei Favoriten ihr Duell verlieren, wobei dies ohne dänische Beteiligung erfolgen muss. Die Skandinavier sind das erste und einzige ungesetzte Team, welches mehr Punkte als die Türkei erspielt hat, womit der schlussendliche Ausgang dieses Relegationsduells unerheblich ist.

Setzen sich sämtliche Favoriten, also gesetzte Mannschaften durch, bleibt auch für die gegebenenfalls siegreichen Ungarn nur mehr ein Platz im vierten Lostopf übrig.

Im vierten Topf sind ebenfalls bereits vier fix qualifizierte Vertreter einzementiert. Die restlichen zwei Plätze ergeben sich aus den Relegationsspielen. Neben den Türken können nur noch die Iren in den dritten Topf vorstoßen, allerdings müssen hierfür sämtliche Favoriten (abgesehen von dem Duell mit dänischer Beteiligung) auf der Strecke bleiben.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Tschechien also im dritten Topf landen und die Türkei, aber in jedem Fall mindestens ein ungesetztes Team den vierten Topf komplettieren.

Topf 1GERESPENGPORBELFRA  
Topf 2ITARUSSUIAUTCRO*BIH  
Topf 2/3*UKRCZE      
Topf 3  *SWEPOLROMSVK*HUN*DEN
Topf 4TUR*IRL*NOR*SLOISLWALALBNIR

* Play-off, 12.-17 November, Auslosung am 18. Oktober

Gesetzt:          Bosnien, Ukraine, Schweden, Ungarn

Ungesetzt:      Dänemark, Irland, Norwegen, Slowenien

Wie nahe Glück und Pech zusammen liegen zeigt folgende Ausgangslage für die Setzung im Playoff. Ungarn, gerade noch der große Verlierer, startet in der Relegation dank eines hauchdünnen Vorsprungs als gesetztes Team. Hier zeigt sich wieder einmal, wie wichtig jeder einzelne erspielte Punkt ist. Ungarn hat in den letzten drei Jahren 27142 Punkte erreicht, das erste ungesetzte Team Dänemark 27140. Somit entscheiden lächerliche zwei Punkte, ob man es mit der Ukraine oder Slowenien zu tun bekommt. Im Übrigen bringt ein Sieg mit zwei Toren Differenz 20 Punkte mehr.

Ob sich im Fußball – wie von den Fans so gerne propagiert – „alles ausgleicht“ wird also der nächste Monat zeigen.

Daniel Walter, abseits.at

Daniel Walter

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