Heute Abend tritt das ÖFB-Team im Zuge der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 erstmals auswärts an. In Chisinau trifft die rot-weiß-rote Auswahl auf Moldawien,... Mehr Kombinationsstärke für das ÖFB-Team? Drei personelle Fragen vor dem EM-Qualifikationsspiel in Moldawien

Marc Janko - Sydney FC, ÖFBHeute Abend tritt das ÖFB-Team im Zuge der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 erstmals auswärts an. In Chisinau trifft die rot-weiß-rote Auswahl auf Moldawien, das zum Auftakt gegen Montenegro 0:2 unterlag. Gerade in Auswärtsspielen überzeugte das ÖFB-Team in den letzten Jahren kaum. Wird Marcel Koller daher zu personellen Umstellungen greifen?

Im Auftaktspiel gegen die Schweden waren die Österreicher optisch überlegen, hatten aber einige Probleme im Angriffsdrittel und musste sich letztlich mit einem 1:1-Unentschieden zufrieden geben. Bei der Nominierung für die anstehenden Länderspiele verzichtete Koller auf Experimente, jedoch bietet der derzeitige Kader die eine oder andere Stellschraube, an der der Schweizer stellen könnte. Gerade im Offensivbereich würde es sich anbieten, da anzunehmen ist, dass Moldawien ähnlich passiv wie Schweden auftreten wird.

Baumgartlinger oder Leitgeb?

Ein Problem, mit dem das ÖFB-Team seit geraumer Zeit kämpft, ist, dass die Verantwortung oft alleine von David Alaba getragen werden muss. Bis zu einem gewissen Grad ist das fraglos zulässig, schließlich ist der Bayern-Legionär der individuell mit Abstand stärkste Teamspieler und scheut sich auch nicht davor, diese Aufgaben zu übernehmen. Die Gegner des ÖFB-Teams haben es aber mittlerweile verstanden, den 22-Jährigen weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen und damit das österreichische Kombinationsspiel lahmzulegen.

Es stellt sich daher die Frage, ob man Alaba nicht einen spielerisch starken Akteur an die Seite stellen könnte. An und für sich scheint Julian Baumgartlinger gesetzt zu sein – aus nachvollziehbaren Gründen. Der Mainz-Legionär zeigt in der deutschen Bundesliga konstant gute Leistungen und ist für die defensive Stabilität des ÖFB-Teams ein sehr wichtiger Baustein – zumindest gegen nominell stärkere Gegner. Nun ist das gegen Moldawien jedoch nicht der Fall. Zwar agiert Baumgartlinger bei Mainz mittlerweile auch höher und ist auch in Drucksituationen zuverlässig in der Ballverarbeitung, jedoch kein Spieler, der auch ins letzte Drittel durchbrechen würde bzw. dort gefährliche Pässe spielt.

Eine Variante, Alaba spielerische Last von den Schultern zu nehmen, könnte ein Einsatz von Christoph Leitgeb sein. Mit elf Scorerpunkten aus den letzten 50 Bundesligaspielen – im Teamdress war er in 37 Spielen überhaupt noch nie an einem Tor direkt beteiligt – ist der 29-Jährige zwar ebenfalls kein „Killer“, jedoch hat er die Anlagen im zweiten Drittel die Fäden zu ziehen und den Rhythmus zu variieren. Das unterscheidet ihn übrigens auch vom nicht nominierten Veli Kavlak, der in seinem Passspiel relativ eindimensional ist. Zur defensiven Stabilität würde Leitgeb weniger mit Robustheit beitragen, sondern mit seinem strukturierten Bewegungen im Gegenpressing – wie man dies zum Beispiel auch gegen Uruguay gesehen hat.

Harnik oder Lazaro oder Sabitzer?

Gegen die Schweden fokussierte sich das ÖFB-Team zudem, nachdem über die Mitte wenig ging, auf Durchbrüche über die Flügel. Erfolgreich war man damit allerdings nicht, was unter anderem an der Besetzung dieser lag. Auf der rechten Seite agierte die VfB-Achse mit Florian Klein und Martin Harnik. Die Bewegungsmuster im Offensivspiel der beiden sind dabei mehr oder weniger leicht vorherzusehen. Klein hinterläuft sehr gerne, während Harnik einen großen Zug zum Tor hat. Beide haben aber Mängel im Kombinationsspiel, treffen die falschen Entscheidungen und drängen zuweilen zu sehr in die Tiefe.

Hinzu kommt, dass Harnik auch in Stuttgart nicht mehr erste Wahl ist. Wie VfB-Coach Armin Veh hat auch Koller die Möglichkeit, einen kombinationsstärken Flügelspieler anstelle von Harnik aufzubieten und hat dabei im Wesentlichen zwei Optionen – beide aus Salzburg. Valentino Lazaro wurde im Finish des Schweden-Spiels schon eingewechselt. Auf die Möglichkeiten, die der Youngster dem ÖFB-Team eröffnet, sind wir bereits vor seinem Debüt eingegangen. Zuzüglich zum besseren Kombinationsspiel könnte Lazaro auch mit seinen Dribblings für mehr Dynamik im rot-weiß-roten Spiel sorgen.

Auch Marcel Sabitzer agierte unter Koller bereits als Flügelspieler. Der 20-Jährige ist vom Spielertyp zwischen Harnik und Lazaro einzuordnen. Er hat ohne weiteres die Qualitäten, den einen oder anderen Spieler auch auf engem Raum auszuspielen, kann aber auch tororientiert agieren. So kam er sowohl im Salzburg- als auch ÖFB-Trikot schon als Stürmer zum Zug. Zudem würde eine Aufstellung von Sabitzer wohl auch häufigere Rochanden mit Marko Arnautovic am linken Flügel zur Folge haben.

Janko oder Okotie?

Eine Diskussion, die auch nach dem Schweden-Spiel nicht abgerissen ist, betrifft die Stürmerposition in der 4-2-3-1-Formation. Marc Janko war in den letzten Spielen, wohl hauptsächlich aufgrund fehlender Alternativen, gesetzt. Die primären Qualitäten des 31-Jährigen liegen in den typischen Stürmeraufgaben: im und um den Strafraum ist dank seiner Physis sehr durchschlagskräftig und im Abschluss wohl ohnehin der beste im ÖFB-Kader. Als Manko wird Janko landläufig gerne sein Bewegungsspiel ausgelegt, wobei dabei meist die Umstände nicht berücksichtigt werden.

Janko mag zwar keine hohe Reichweite haben, die Abläufe sind aber prinzipiell gut strukturiert. Im Pressing bewegt er sich im Rahmen seiner Reichweite ordentlich und im Kombinationsspiel kann er durchaus Räume freiziehen. Vor allem wenn es um den gegnerischen Strafraum stattfindet, sollte man dies verstärkt ausnutzen, was aber gerade gegen die Schweden kaum gemacht wurde. So wurde der nunmehrige Australien-Legionär damals rund 20 Minuten mit dem Fazit, er blieb blass, ausgewechselt.

An seine Stelle rückte mit Rubin Okotie ein anderer Stürmertyp, der weniger mit seinem Bewegungsspiel auffällt, sondern im technischen Bereich sauberer agiert – einer, von dem auch mal etwas „Unerwartetes“ kommt. Bei 1860 München bringt es der 27-Jährige in seinen bisherigen zehn Pflichtspielen auf starke acht Tore und zwei Assists, schließt damit nahtlos an sein starkes halbes Jahr in Dänemark an. Dabei ist die Situation bei den Löwen alles andere rosig, sodass Okotie als Alleinunterhalter in der Offensive bezeichnet werden könnte.

Wer bei einer derart biederen Mannschaft wie 1860 an 70% der Ligatore beteiligt war, müsste doch auch dem ÖFB-Team weiterhelfen können, oder? Was man dabei jedoch nicht vergessen sollte ist, dass das Spiel der Löwen einen anderen Charakter hat als jenes des ÖFB-Teams. Sie können meist tiefer stehen, wodurch Okotie mehr Platz hat. Ob das auch gegen Moldawien der Fall sein wird? Eher nicht.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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