Der berühmte französische Autor Jules Verne wollte in 80 Tagen um die Welt – Österreichs Team lässt sich dafür mehr Zeit. Über die Färöer... Von Färöer bis Schweden – der ÖFB-Fahrplan zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Der berühmte französische Autor Jules Verne wollte in 80 Tagen um die Welt – Österreichs Team lässt sich dafür mehr Zeit. Über die Färöer Inseln, Deutschland, Kasachstan, Irland und Schweden soll im Sommer 2014 Kurs auf Brasilien genommen werden. Abseits.at kennt den genauen Fahrplan:

  1. Station: Färöer Inseln

So etwas gab‘s für Österreich noch nie: Der Start in die WM-Qualifikation beginnt wenige Tage vor der EM 2012 in Polen und der Ukraine. Böse Zungen behaupten, der ÖFB wollte bloß sein mehrere Jahre altes Versprechen einlösen, und im Sommer 2012 ein Länderspiel bestreiten. Doch dahinter stecken andere Überlegungen. Als Österreich im Oktober 2008 auf den Schafsinseln antrat, erschwerten die Bedingungen das Antreten in der WM-Qualifikation. Starke Windböen und ungemütliche Temperaturen machten bereits die Anreise zu einem Abenteuer, das Spiel selbst brachten die Österreicher, die nicht wirklich mit den Bedingungen zurecht kamen, nie unter Kontrolle. Selbst der ORF hatte seine Schwierigkeiten: der Staatsfunk schaffte es nicht, bewegte Bilder nach Österreich zu senden. Glücklich wäre man in der Heimat darüber sowieso nicht gewesen. Also beginnt für Marcel Koller und seine Mannen bereits im Juni 2012 die Qualifikation für die WM 2014. Noch bevor überhaupt das nächste Großereignis, die EM 2012 angepfiffen wurde. Ganz fix ist dieser Plan aber noch nicht. Die FIFA muss den außergewöhnlichen Termin erst bewilligen.

  1. Station: Cordoba, die Hundertste

Nach dem Ausflug in den hohen Norden dürfen sich die Teamkicker erst einmal ausruhen und die Europameisterschaft im Fernsehen bewundern. Denn es liegt viel Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Auftritt in der WM-Qualifikation. Am 11. September 2012 soll das Happel-Stadion wieder beben. Es geht gegen Deutschland, und weder die Fans noch die Mannschaft haben das unglückliche 1:2 in der EM-Qualifikation vergessen. Wieder einmal wird der Geist von Cordoba heraufbeschworen, wieder einmal steht dem David Österreich der übermächtige Goliath Deutschland gegenüber. Aber auch hier ist Kalkül der Hintergrund. Marcel Koller hofft darauf, dass Deutschland nach der EURO ausgelaugt ist. Das Phänomen großer Mannschaften, die nach einem Großereignis etwas straucheln, war schon des Öfteren zu bestaunen. Auf diesen Faktor hofft auch Koller.

  1. Station: Astana

Nicht so tolle Erinnerungen haben Prödl, Pogatetz & Co. an die kasachische Hauptstadt Astana. Im letzten der zehn Spiele der EM-Qualifikation holten die Österreicher nur ein 0:0. Natürlich, das Spiel war für die Qualifikation belanglos, trotzdem schmerzte es, gegen einen Gegner wie Kasachstan nicht über ein torloses Remis hinaus zu kommen. Dazu kommt, dass die Kasachen bei besserer Chancenauswertung sogar gewinnen hätten können. Am 12. Oktober hat der ÖFB aber die Chance auf Revanche. Kein idealer Termin, da der Oktober im Jahreskalender der späteste Termin für Qualifikationsspiele ist und die Temperaturen in Kasachstan zu dieser Zeit bereits ungemütlich werden könnten.

  1. Station: Home, Sweet Home

Nach den Färöer Inseln, dem Happel-Stadion und Astana wird das Heimspiel gegen die Kasachen wohl nicht in Wien stattfinden. In der letzten EM-Qualifikation spielte man in Salzburg gegen die Kasachen, durch zwei Last-Minute-Tore von Linz und Hoffer wurde die Nullnummer gerade noch verhindert. Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass es im Oktober 2012 zu einer Neuauflage der Partie in der Red-Bull-Arena kommt. Weitere Kandidaten wären Innsbruck oder Klagenfurt.

  1. Station: Irland

Für Christoph Leitgeb könnte es ein Wiedersehen mit Giovanni Trapattoni geben. Der italienische Taktikfuchs, der die Iren im Play-Off gegen Estland zur Europameisterschaft führte, hatte Leitgeb bereits in jungen Jahren in den Himmel gelobt. Als „neuen Nedved“ adelte der Altmeister seinen Youngster damals. Mittlerweile ist Trapattoni bereits weitergezogen, Leitgeb versumpert immer noch in Salzburg. Die Iren kämpften sich mit solidem Fußball zur EURO 2012. Die Bilanz der Iren gegen Österreich ist aber negativ: in sechs Heimspielen gelangen den Iren zwei Siege gegen den ÖFB, ein Mal trennte man sich Remis, drei Mal kehrten die Österreicher mit drei Punkten heim. Ein Hoffnungsschimmer, ähnlich wie der Termin. Im März 2013 geht das Spiel gegen „Trap“ und seine Männer über die Bühne. Bei idealem Verlauf verfügt Österreich bei diesem Spiel auch über einen psychologischen Vorteil. Nach eingeplanten Siegen gegen die Färöer (auswärts) und Kasachstan (2x) sowie einem möglichen Sensationspunkt gegen die Deutschen würde Österreich noch ungeschlagen und mit stolzgeschwollener Brust nach Irland fahren. Die Iren hingegen könnten nach schweren Spielen gegen Deutschland (heim) und Schweden (auswärts) bereits mit dem Rücken zur Wand stehen. Natürlich ist das alles Spekulation – aber das gehört bei einer Terminkonferenz dazu.

  1. Station: Deja-Vu

Wer kann sich nicht erinnern, an die legendären Duelle Österreichs gegen Schweden während der Qualifikation zur WM 1998? Konsels gehaltener Elfmeter, Herzogs Supertor in Wien, Herzogs Supertor in Stockholm, Österreichs Jubel über die WM-Teilnahme. 16 Jahre später beschwört Koller den Geist früherer Tage wieder hinauf. Die Schweden, gespickt mit Superstars, könnten im Juni bereits müde von einer langen Saison sein. Den Österreichern wird das lange Jahr zwar ebenfalls in den Knochen stecken, die Schweden verfügen allerdings über Spieler, die in den europäischen Bewerben weit kommen und dementsprechend viele Spiele absolvieren könnten. Sollte vor eigenem Publikum ein Sieg gelingen, stehen die Chancen gut, dass viele Österreicher das Team bei der nächsten Station, auswärts in Deutschland, begleiten und unterstützen.

  1. Station: die Höhle des Löwen

Sie waren im WM-Finale 2002, sie waren im WM-Halbfinale 2006, sie waren im EM-Finale 2008, sie waren im WM-Halbfinale 2010 – Deutschland holte zwar im letzten Jahrzehnt keinen Titel, zeigte aber mit konstanten Topleistungen auf. Das jüngste Zeichen der deutschen Überlegenheit war die letzte Qualifikation zur EM 2012: aus zehn Spielen holte man ebenso viele Siege. Das bekam auch Österreich zu spüren. Im Heimspiel waren die ÖFB-Kicker einem Punktgewinn gegen die Deutschen so nah wie kein anderes Team in der Qualifikation, auswärts wurde Rot-Weiß-Rot aber abgeschossen. Am Ende des Lehrspiels in der Schalker Arena stand ein 2:6 – und es hätte sogar noch höher ausfallen können. In Deutschland wird wohl nicht einmal Marcel Koller ernsthaft mit einem Punktgewinn rechnen – muss er auch nicht. Nicht in Deutschland müssen wir die nötigen Punkte für die Qualifikation holen, sondern vielmehr in den anderen Spielen.

  1. Station: Das Schlüsselspiel

Koller bezeichnete die Spiele gegen Irland und Schweden als Schlüsselspiele in der Qualifikation, besonders zu Hause müsse man diese Spiele gewinnen. Zum Zeitpunkt des Duells gegen die Iren werden selbige bereits zwei Mal gegen Schweden gespielt haben – Österreich steht der schwere Gang nach Skandinavien noch bevor. Irland muss am vorletzten Spieltag noch in Deutschland antreten – wer die EM-Qualifikation verfolgt hat, weiß, dass Deutschland immer mit vollem Einsatz spielt – auch, wenn man schon qualifiziert ist. Die Hoffnung des ÖFB: Österreich hat noch intakte Chancen auf Platz 2 und kann so das Ernst-Happel-Stadion gegen Irland füllen. Am 13. September 2013 könnte das Team dann schon einen großen Schritt Richtung Play-Off machen.

  1. Station: Schweden

Ibrahimovic, Kallström, Toivonen, Bajrami, Elmander, Berg – besonders in der Offensive verfügen die Schweden über eine geballte Ladung Klasse. Trotzdem hofft der ÖFB darauf, dass Schweden zum Zeitpunkt des Duells bereits die Chance auf eine Qualifikation verspielt hat. Irland werden aufgrund des Spielplans grundsätzlich bessere Chancen zugeschrieben, Schweden wollte außerdem das Heimspiel gegen die Österreicher zum Schluss. Arroganz? Unterschätzen die Schweden Österreich? Grund dazu haben sie eigentlich keinen, das Trauma von 1997, als die Skandinavier durch zwei 0:1-Niederlagen gegen Österreich den Gruppensieg und somit die sichere WM-Teilnahme verspielten, ist noch nicht vergessen. Sollten die Mannen von Marcel Koller zu diesem Zeitpunkt keine Chance mehr haben und Schweden noch um Platz 2 kämpfen, droht allerdings ein ganz schweres Spiel. Hohes Risiko, das Koller bereit ist, zu nehmen.

  1. Station: Der Pflichtsieg!

Am Ende einer langen Odyssee, die sich WM-Qualifikation für 2014 nennt, kommen also die Teilzeitkicker von den Färöer Inseln nach Österreich. Und sie könnten in den Genuss eines prall gefüllten Stadions kommen. Kann Österreich mit einem Sieg den zweiten Platz in der Gruppe fixieren, wird das Stadion unter Garantie voll sein. 50.000 Zuschauer, eine Kulisse, mit der sich die Färinger wohl auch gerne aus der Qualifikation verabschieden würden. Doch das liegt an der Performance der Österreicher im Jahr davor. Ist man bereits ausgeschieden, droht ein „Geisterspiel“. Der ÖFB geht wohl auf Nummer sicher und weicht auf Innsbruck oder Graz aus.

 

Endstation: Brasilien

Der einzige noch nicht fixierte Punkt am Fahrplan ist der begehrteste. Im Juni 2014 will Österreich unter den 32 besten Mannschaften der Welt um den Weltmeistertitel kämpfen. Marcel Koller packte dafür bereits vor seinem ersten Spiel in der Ukraine einen Motivationstrick aus. In der Kabine zog er sich die Jacke aus und präsentierte plötzlich darunter ein Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft. „Dort wollen wir hin!“. Na dann, viel Erfolg und gute Reise!

 

Die Termine:

Mi, 06.06.2012: Fä­rö­er vs Ös­ter­reich

Fr, 07.09.2012: Deutsch­land vs Fä­rö­er, Ka­sachs­tan vs Ir­land

Di, 11.09.2012: Ös­ter­reich vs Deutsch­land, Schwe­den vs Ka­sachs­tan

Fr, 12.10.2012: Ka­sachs­tan vs Ös­ter­reich, Ir­land vs Deutsch­land, Fä­rö­er vs Schwe­den

Di, 16.10.2012: Ös­ter­reich vs Ka­sachs­tan, Deutsch­land vs Schwe­den, Fä­rö­er vs Ir­land

Fr, 22.03.2013: Schwe­den vs Ir­land, Ka­sachs­tan vs Deutsch­land

Di, 26.03.2013: Ir­land vs Ös­ter­reich, Deutsch­land vs Ka­sachs­tan

Fr, 07.06.2013: Ös­ter­reich vs Schwe­den, Ir­land vs Fä­rö­er

Di, 11.06.2013: Schwe­den vs Fä­rö­er

Fr, 06.09.2013: Deutsch­land vs Ös­ter­reich, Ir­land vs Schwe­den, Ka­sachs­tan vs Fä­rö­er

Di, 10.09.2013: Ös­ter­reich vs Ir­land, Ka­sachs­tan vs Schwe­den, Fä­rö­er vs Deutsch­land

Fr, 11.10.2013: Schwe­den vs Ös­ter­reich, Deutsch­land vs Ir­land, Fä­rö­er vs Ka­sachs­tan

Di, 15.10.2013: Ös­ter­reich vs Fä­rö­er, Schwe­den vs Deutsch­land, Ir­land vs Ka­sachs­tan

Archimedes, abseits.at

Archimedes

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