Der erst 27-jährige Vorarlberger Dominik Ouschan bringt alles mit, was man für eine große Karriere als Fußballschiedsrichter braucht. 26-jährig pfiff er seine ersten Spiele... Elfer und Ellbogencheck übersehen, fehlerhafte Kartenspiele – Schiedsrichter Ouschan verpfeift Linzer Derby

Der erst 27-jährige Vorarlberger Dominik Ouschan bringt alles mit, was man für eine große Karriere als Fußballschiedsrichter braucht. 26-jährig pfiff er seine ersten Spiele in der Ersten Liga, neben weiteren Einsätzen in der Regionalliga West und im ÖFB-Cup, durfte er am 31.Juli sein Bundesligadebüt feiern, als er das 0:0 zwischen Red Bull Salzburg und dem SV Mattersburg leitete.

Der Werdegang ist also ein klassischer. Bereits in jungen Jahren darf der in Hohenems geborene Ouschan in den höchsten Spielklassen Österreichs pfeifen. Viele Schiedsrichter, auch jene, die regelmäßig auf internationaler Ebene pfeifen dürfen, werden nicht selten für die mangelhafte Kommunikation mit den Spielern kritisiert. Auch wenn es natürlich die Sache des Schiris ist, ob er Diskussionen forcieren oder eine autoritäre Linie einhalten will. Ouschan studierte in Quebec, Kanada, spricht daher fließend Englisch und Französisch, was ihm auf internationaler Ebene auf Dauer zu Gute kommen wird. Und es dürfte bereits jetzt ein offenes Geheimnis sein, dass der junge Vorarlberger eines Tages als eines der größten österreichischen Referee-Talente in den Europacup-Hauptbewerben vorstellig wird. Es ist das gestrige Linzer Derby, das erst in den nächsten Wochen zeigen wird, wie gut Ouschan wirklich ist…

Elfer übersehen

Im Linzer Derby zwischen dem LASK und Blau-Weiß erwischte Dominik Ouschan den bisher dunkelsten Tag seiner Schiedsrichterkarriere. Das Spiel entglitt ihm in der 27. Minute als er ein klares Foul von Robert Schellander an Manuel Hartl im LASK-Strafraum übersah – dies hätte beim Stand von 1:0 ein Elfmeter für die Blau-Weißen geben müssen. Der Anfang vom Ende eines Fußballspiels.

Luiz Henrique muss runter…

Minuten später: Svetozar Nikolov, bulgarischer Spielmacher von Blau-Weiß Linz, foult Luiz Henrique, den brasilianischen Spielmacher des LASK. Luiz Henrique war bis dahin der beste Spieler auf dem Platz, riss das Spiel an sich, zeigte auffällig hohe Spielfreude und Spielwitz, der auch so manchem Bundesligaklub helfen würde. Allerdings war er zum Zeitpunkt des Nikolov-Fouls bereits gelbgefährdet – eine fragwürdige Entscheidung, da er beim betreffenden Foul (übrigens auch an Nikolov) klar den Ball spielte. Die nächste entscheidende Szene der ersten Halbzeit: Schiedsrichter Ouschan entlastete den eigentlichen Foulspieler Nikolov und zeigte Luiz Henrique die gelb-rote Karte wegen einer Schwalbe im Mittelfeld. Eine Entscheidung, die nicht nur hart ist, sondern nahezu skandalös war. In der Folge kassierte der LASK noch vor der Pause den Ausgleich.

…Aigner nicht…

Kurz bevor der FC Blau-Weiß Linz den Ausgleich erzielte, hätte eigentlich Hannes Aigner vom Platz fliegen müssen. Der 30-Jährige versetzte seinem Gegenspieler Simon Piesinger nach einem intensiven, aber durchaus fairen Zweikampf, als Nachspeise einen Ellbogencheck in die Bauchgegend. Eigentlich ein Foul, für das er mindestens drei, vier Spiele zusehen müsste – und auch eines, das noch im Nachhinein geahndet werden könnte, da der an diesem Tag inferiore Dominik Ouschan seine Augen woanders hatte. Aigners Gestik im Anschluss an seine klare Tätlichkeit ist eines Kapitäns und Routiniers freilich nicht würdig. Er rechtfertigte seinen absichtlichen Ellbogencheck damit, dass er aus der Bewegung heraus passiert sein soll. Völliger Blödsinn, unsportlich hoch zehn – und Aigner, mit allen Wassern gewaschen, weiß das…

…und Nikolov mit Verspätung

Eine Szene, die auch direkte Auswirkungen auf das nächste Kartenspiel des Abends hatte: Nach dem Foul von Svetozar Nikolov – der bereits Gelb hatte und nach dem Foul an Luiz Henrique (für das wiederum dieser gehen musste) nicht mehr auf dem Platz stehen dürfte – an Hannes Aigner – der nach der Tätlichkeit an Simon Piesinger nicht mehr auf dem Platz stehen dürfte – zückte Ouschan richtigerweise Gelb-Rot. Es war quasi ein „Final Destination“-Foul von Nikolov…

Wie geht Ouschan mit dieser Leistung um?

Ein Derby, das schnell und rassig begann, wurde nach einer guten halben Stunde vom Schiedsrichter zerstört. Dominik Ouschan, der hiermit in seinen bisher 33 Spielen als Schiedsrichter zwölf rote Karten verteilte, kann nun in den nächsten Wochen zeigen, dass er neben seinem Talent, das ihn immerhin schon im Alter von 25 Jahren einen Platz im UI-Cup einbrachte, auch die mentalen Voraussetzungen hat, um zum Spitzenschiedsrichter heranzureifen. In den nächsten Spielen wird man Ouschan mit Argusaugen beobachten und er muss beweisen, dass er – ebenso wie Spieler – schlechte Leistungen hinter sich lassen kann. Nahezu jeder Schiedsrichter der Welt hat mal einen schlechten Tag, einige haben selten einen guten… aber den Unterschied zwischen guten und schlechten Schiedsrichtern macht unter anderem die Einstellung aus, wie man in den darauffolgenden Wochen mit schlechten Tagen umgeht.

Weiterhin kein Saisonderbysieger in Linz

Das Linzer Derby ist im Allgemeinen schnell zusammengefasst: Zum zweiten Mal in dieser Saison gab es beim Duell der Rivalen aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt keinen Sieger, zum zweiten Mal gab es ein 1:1. Der LASK hatte in den ersten 25 Minuten die Chance das Spiel vorzuentscheiden. Daraufhin folgte ein fehlpfiffbedingter Leerlauf auf beiden Seiten – die Schlussphase gehörte dann aber den hungrigeren Blau-Weißen, die noch Chancen auf einen Lucky Punch hatten. Insgesamt geht das 1:1 jedoch in Ordnung – und in Linz warten beide Lager noch auf die erste Derby-Siegesfeier seit über 15 Jahren. Übrigens warten die LASK-Fans bereits länger auf einen Derby-Sieg als die Blau-Weiß-Anhänger. Der letzte Derbysieger in Linz war Blau-Weiß, das den LASK am 31.05.1997 mit 3:0 besiegen konnte. Der letzte Sieg des LASK war ein 4:0 im Juni 1995. Von den letzten zehn Linzer Derbies endeten mittlerweile vier 1:1…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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