Am Freitagabend kam es im Pappelstadion zum Aufeinandertreffen der beiden aktuell besten Mannschaften in der Sky Go Erste Liga: Tabellenführer Mattersburg empfing Verfolger LASK.... Mattersburg in allen Spielphasen überlegen, aber zu ineffizient – LASK nach 1:0 Tabellenführer

sky go Erste LigaAm Freitagabend kam es im Pappelstadion zum Aufeinandertreffen der beiden aktuell besten Mannschaften in der Sky Go Erste Liga: Tabellenführer Mattersburg empfing Verfolger LASK. Die Burgenländer waren in allen vier Spielphasen überlegen, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Die Linzer gewannen mit 1:0 und sind nun Erster. Entschieden wurde das Spiel durch ein unglückliches Eigentor von Lukas Rath.

Über 5.000 Zuschauer sahen den SVM im heimischen Stadion vor allem in der ersten Dreiviertelstunde überlegen, wenngleich sich dies nicht unbedingt durch mehr Spielanteile bemessen lässt. Letztlich gelang es ihnen aber trotz 22 Schüssen, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen. In der Nachspielzeit wurde sogar ein Elfmeter verschossen.

Zurückhaltende Außenverteidiger auf beiden Seiten

Ivica Vastic formte den SVM über den Sommer zu einem Titelkandidaten, was vor allem am starken Mittelfeldtrio in der 4-3-3-Grundformation liegt. Mit Jano haben die Burgenländer den strategisch wohl aktuell besten Mittelfeldspieler der Liga auf der Sechs, mit Sven Sprangler und Michael Perlak zwei taktisch flexible Spielertypen auf den Achterpositionen. In Karim Onisiwo gibt es zudem in der Offensive einen weiteren interessanten Spieler. Für dieses Spiel fehlten jedoch mit Patrick Farkas und Thorsten Mahrer zwei wichtige Abwehrspieler.

Der LASK begann in einer 4-2-3-1-Formation. Insbesondere die Flügelzange, bestehend aus Christopher Drazan und Nikola Dovedan, sollte in der Offensive für Akzente sorgen, was ihr auch einige Male gut gelang. Dahinter agierten die Außenverteidiger sehr zurückhaltend – wie übrigens auch jene des SVM. Im Zentrum setzte Karl Daxbacher mit Peter Michorl und Thomas Hinum auf zwei normalerweise vertikal ausgerichtete Sechser. In diesem Spiel konnten die beiden das aber nur selten einbringen, weil sie von Mattersburg gut aus dem Spiel genommen wurden.

Das Spiel gegen den Ball

Aufgrund der konservativen Spielweise der Außenverteidiger staffelte sich der LASK im Spielaufbau sehr flach. Harun Erbek und Daniel Kerschbaumer rückten nur bis etwa auf Höhe der Mittelfeldreihe auf, wodurch sie aber den SVM-Flügelspielern erlaubten, höher zu bleiben und dementsprechend potenziell mehr Zugriff zu bekommen. Entscheidender waren aber die Rollen der beiden Mattersburger Sechser. Im nachfolgenden Bild sieht man ein Beispiel.

Perlak und Sprangler stehen in Manndeckung gegen die beiden LASK-Sechser und sogar etwas höher als die beiden Flügelspieler, die sich an den Außenverteidigern orientierten. Der Stürmer versperrt zuerst den Passweg zum ballfernen Innenverteidiger und attackiert den Ballführenden dann bogenartig. Aufgrund der zugestellten Sechser spielt dieser auf den rechten Außenverteidiger, der später auf seinen Vordermann. Perlak löst sich dabei von seinem Gegenspieler und stellt an der Seitenlinie so eine Überzahl her, sodass der Ball wieder nach hinten zu den Innenverteidigern kommt. Die Mattersburger eroberten in dieser Situation zwar nicht direkt den Ball, hinderten den LASK aber sehr oft daran, nach vorne zu spielen.

Das defensive Umschaltspiel

Interessant waren auch die Abläufe im defensiven Umschaltspiel der Mattersburger, denn auch in diesem Spiel waren sie ihrem Gegner überlegen – sowohl was die Ausführung als auch Flexibilität angeht. Legten sie ihren Fokus auf die Stabilität, kamen sie sehr schnell hinter den Ball und standen in einem gut geordneten 4-1-4-1. Die Linzer kamen dann nur über individuelle Durchbrüche in gefährliche Zonen. Im Gegenpressing gab es zwar die eine oder andere Unsauberkeit, unterm Strich hatte man in diesem Punkt aber auch die Nase vorne.

Hier sieht man eine Aktion aus der Anfangsphase. Die Mattersburger stehen weitestgehend strukturiert und auf engem Raum. Ein gewisser Ballfokus ist zwar vorhanden, aber er ist nicht zu ausgeprägt, was man daran erkennt, dass die meisten Spieler sich mehrere Optionen offenlassen. Der SVM gewinnt hier den Ball und es kommt anschließend zum Gegenpressing des LASK, bei dem man bei genauerem Hinsehen Mängel erkennt.

Im Gegensatz zum SVM agieren die Oberösterreicher in dieser Szene viel ballorientierter. Das ist zwar gegen viele Gegenspieler in der Sky Go Erste Liga und auch in der Bundesliga regelmäßig effizient, der Ballführende lässt das LASK-Gegenpressing aber ins Leere laufen, da er mit dem ersten Ballkontakt auf den freien Innenverteidiger spielt, welcher dann auf die ballferne Seite nach vorne verlagern kann.

Das offensive Umschaltspiel

Der LASK agierte gegen den Ball also keineswegs übermäßig passiv, jedoch fehlte meist der Zugriff – was hauptsächlich an den Mattersburgern lag. Vor allem im Zentrum agierten diese nämlich mit einer, für diese Liga außergewöhnlichen Pressingresistenz. Stellvertretend sei an dieser Stelle eine Aktion von Sprangler nach einer halben Stunde genannt. Der LASK kam an der Seitenlinie zu einer aussichtsreichen eins-gegen-eins-Gegenpressingsituation, Sprangler ließ den attackierenden Gegenspieler aber mit einer Körpertäuschung einfach ins Leere laufen. Generell gelang es den SVM-Akteuren oft, sich nach vorne zu drehen, weil sie von ihren Gegenspieler zu kopflos angelaufen wurden.

Das Spiel in Ballbesitz

Die Dominanz im Kombinationsspiel erreichten die Mattersburger vor allem aufgrund der fluiden Bewegungen der Achter, die – wie die nachstehende Grafik zeigt – vor allem die Halbräume bespielten. Auf der linken Seite ergaben sich dabei immer wieder gefährliche Durchbrüche, da der technisch starke Onisiwo ebenfalls Kurzpasskombinationen suchte.

Andererseits erkennt man in der obigen Grafik auch, dass Perlak und Sprangler immer wieder den Pass in die Tiefe suchten. Der primäre Empfänger dieser Zuspiele war Solostürmer Thorsten Röcher. Dieser bewegte sich meist horizontal und kreuzte dann in die Schnittstellen der Viererkette um hinter die Abwehr zu kommen. So kam der 23-Jährige auf insgesamt sieben Abschlüsse. Andererseits wurde Röcher mit seinen ausweichenden Bewegungen in Kombinationen eingebunden und kam auf 61 Ballaktionen.

Matchwinner Dovedan und Pervan

Und der LASK so? Die Linzer waren durchaus engagiert, allerdings hatten sie aufgrund der gut strukturierten Abläufe des SVM in vielen Situationen das Nachsehen. Gefährlich wurden die Linzer nur wenn den Flügelspielern etwas gelang. Bei Drazan waren dies seine bekannten geradlinigen Durchbrüche auf der linken Seite, nach denen er zur Mitte passte. Dovedan auf der anderen Seite agierte flexibler, rückte auch oft ein um Fabiano eine etwas höhere Feldposition zu erlauben. Der 20-Jährige war vor allem im Umschaltspiel überragend, was wohl an seiner Bullen-Vergangenheit liegt.

Nach Ballgewinnen orientierte er sich meist gut in den Strafraum, behielt dabei die Übersicht und kam teamintern zu den meisten Abschlüssen. Andererseits zeigte er auch ansprechende Dribblings – unter anderem vor dem entscheidenden Tor, als er sich gegen drei Gegenspieler durchsetzte und seine Hereingabe von Lukas Rath ungewollt über die Linie gedrückt wurde. Der zweite Matchwinner für die Linzer war Torhüter Pavao Pervan. Dieser hielt einerseits den an und für sich gut geschossenen Elfmeter von Jano und war im Anschluss ebenfalls auf dem Posten als Rath alleine vor ihm auftauchte.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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