Als Tabellenführer mit sechs Siegen aus sechs Spielen, darunter auch ein 2:1-Achtungserfolg gegen Spanien, trat die slowakische Nationalmannschaft im Zuge der EM-Qualifikation in Oviedo... 2:0 – Titelverteidiger Spanien stellt gegen die Slowakei die Kräfteverhältnisse wieder her

Fußball in Spanien - Der Torrero und der Stier_abseits.atAls Tabellenführer mit sechs Siegen aus sechs Spielen, darunter auch ein 2:1-Achtungserfolg gegen Spanien, trat die slowakische Nationalmannschaft im Zuge der EM-Qualifikation in Oviedo gegen die Titelverteidiger zum Rückspiel an. Die Spanier waren jedoch tabellarisch unter Druck, angesichts der Tatsache, dass die Ukraine nach dem Sieg gegen Weißrussland punktemäßig im Nacken der Iberer saß. Beide Mannschaften hielten an ihren gewöhnlichen Strategien fest, wodurch ein taktisch äußerst interessantes Spiel entstand, aus dem die Iberer als verdienter Sieger hervorgingen und die Pole Position in Gruppe C übernahmen. 

Grundausrichtung

Die Spanier begannen im klassischen 4-3-3 mit Diego Costa als Spitze sowie Silva und Pedro auf den Außenpositionen. Ansonsten gab es keine nominellen Besonderheiten. Selbstverständlich versuchten die Spanier von Beginn an das Spiel zu machen. Die Slowaken hingegen begannen in einem 4-1-4-1, das defensiv zu einem 4-5-1 wurde. Die meiste Zeit agierte die Slowakei dicht vor dem eigenen Strafraum in einem Abwehrpressing und lauerte auf Konter. Dabei setzten sie auf schlaue Mechanismen.

Die Slowaken machen die Mitte dicht

Das 4-5-1 gegen den Ball ist als taktisches Mittel enorm unterschätzt, da es spielstarken Mannschaften den Raum in der Mitte und in den Halbräumen komplett nimmt. Gerade letzteres wird durch die äußeren zentralen Mittelfeldspieler, also in diesem Fall Hamšik und Greguš, bewerkstelligt. Besonders für die zentrumsorientierten Spanier war dies sehr unangenehm zu bespielen, weswegen sie zunehmend auf die Flügel ausweichen mussten. Gerade das Juego de posicion (Positionsspiel) lebt vom Finden von zentralen Schnittstellen, hinter denen sich die Spieler positionieren können, um einfacher in den Zwischenlinienraum zu gelangen. Die Slowakei machte die Räume allerdings so eng, dass das für die Spanier nicht mehr möglich war. Deswegen hat man oft beobachten können, dass sich Iniesta und Fábregas vor der gegnerischen Mittelfeldkette positioniert haben und die Heimmannschaft eher auf Breite gesetzt hat. Darüber hinaus stellte der Tabellenführer die Rückpasswege von den Flügeln in die Mitte durch die Halbspieler im Mittelfeld zu, um so zu Ballgewinnen und Kontern zu kommen.

Auffällig war, dass sich Hamšik sehr oft höher als der Rest der Mittelfeldkette positionierte und so eine Art asymmetrisches 4-4-1-1 herstellte, was den Sinn hatte die Passwege über die von den Spaniern deutlich eher präferierte rechte Seite zu verkürzen. Darüber hinaus rückten die anderen beiden zentralen Mittelfeldspieler Gyömber und Greguš gemeinsam mit dem Kapitän des SSC Napoli mannorientiert auf, sobald sich Busquets in der Nähe befand. Der Spielmacher der Seleccion sollte so wenig Platz wie möglich zur Verfügung haben. Die Spanier wussten sich jedoch mit bekannten Mitteln zu befreien.

Der Europameister ist zu stark für die passiven Gäste

Durch die Feldvorteile, die sich in der Statistik durch 75% Ballbesitz äußerten, aber auch nicht zuletzt durch ein starkes Gegenpressing, das von einem enorm hoch stehenden Busquets angeführt wurde, konnten die Spanier sich aufgrund ihrer individuellen und strategischen Überlegenheit deutlich mehr Chancen erarbeiten. Dies gelang wegen der eben genannten taktischen Kniffe der Gäste natürlich schwerer, allerdings hatten sie vor allem die slowakischen Konter gut unter Kontrolle. Das 1:0 fiel relativ früh, da die Spanier intelligent verlagerten, als die Slowakei zu kompakt in Richtung Ball verschoben hatte. Den Ball verwertete Alba direkt per Kopf zum Führungstreffer. Der Elfmeter zum 2:0 durch Iniesta resultierte aus einer Umschaltsituation, nachdem die Spanier mit einem langen Ball hinter die aufgerückte gegnerische Abwehrlinie Diego Costa fanden und dieser nur mit einem Foul zu stoppen war. Durch eben jenes 2:0 war die Messe praktisch gelesen, da die Slowaken eher auf ein offenes Spiel spekuliert haben, um ihre gezielten Nadelstiche wie im Hinspiel zu platzieren. Allerdings waren sie offensiv nicht sehr präsent und gingen beispielsweise auch kaum ins Gegenpressing. Lediglich vereinzelt versuchten die wenigen aufgerückten Spieler den Ball aggressiv zurückzuerobern, was jedoch relativ schnell abgebrochen wurde angesichts der Ballsicherheit und Pressingresistenz der spanischen Abwehrspieler. So waren sie praktisch die ganze Zeit am eigenen Strafraum „festgenagelt“. Zudem schafften es die Spanier geschickt vom Flügel zurück zur Mitte zu verlagern, wodurch die slowakische Taktik, dies zu verhindern, ins Nichts lief.

Fazit

Die Spanier gewinnen ein wichtiges Spiel verdient mit 2:0, wobei die Slowaken von der Idee her mit dem Spiel gegen den Ball einen interessanten Plan auf das Feld brachten und das Ergebnis zumindest knapp hielten. Dennoch gelang es den Hausherren durch die individuelle Stärke das Spiel für sich zu entscheiden, in dem besonders ein aggressiver Alba, ein technisch sicherer Silva und ein intelligenter Busquets die Akzente setzten. Die Gruppe C bleibt gerade wegen dieses Ergebnisses enorm spannend, da die ersten drei Mannschaften nur drei Punkte trennen.

Shahin Bazani, abseits.at

Shahin Bazani

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