Am Weg zur erstmaligen Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Champions League hat Red Bull Salzburg nur mehr eine Hürde vor sich: Dinamo Zagreb.... Auf den Punkt genau da: Das sind Kader und Spielweise von Dinamo Zagreb

Dinamo Zagreb Wappen_abseits.atAm Weg zur erstmaligen Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Champions League hat Red Bull Salzburg nur mehr eine Hürde vor sich: Dinamo Zagreb. Morgen steigt im Stadion Maksimir das Hinspiel des Playoffs. abseits.at stellt in diesem Artikel die Spielweise und den Kader des kroatischen Serienmeisters vor.

Bereits zum vierten Mal innerhalb der letzten sieben Jahre ist Dinamo Zagreb Europacupgegner einer österreichischen Mannschaft. Man könnte daher möglicherweise meinen, es würde reichen die damals veröffentlichten Teaminfos erneut zu verlinken, doch bei den Kroaten gibt es während den Transferfenstern häufig viel Bewegung. So auch heuer.

Dominanter Fußball im 4-3-3

Neu bei den Blauen ist zum Beispiel der Trainer: Zlatko Kranjcar. Die Rapid-Legende ist auch in Zagreb eine Ikone und trat bereits seine dritte Amtszeit bei Dinamo an. Auch heuer startete der 59-Jährige gut in die Saison, denn von bisher neun Pflichtspielen wurde keines verloren und acht gewonnen. Dabei wirkte man allerdings nicht immer so dominant und souverän, wie man es wohl möchte. Bereits 26 verschiedene Spieler setzte Kranjcar ein – ein Indiz dafür, dass er seine Idealbesetzung noch nicht gefunden hat.

Nachdem man die ersten Spiele in einem 4-2-3-1 und das Qualifikationsrückspiel in Tiflis sogar mit einer Dreierkette bestritt, scheint es so als würde Kranjcar aktuell ein 4-3-3 präferieren. Eine Grundordnung, die zum vorhandenen Spielermaterial auch am besten passen dürfte. Die Spielweise von Dinamo ist hingegen klar vorgegeben. Sie wollen das Spiel über den Ballbesitz dominieren, was allerdings nicht immer taktisch sauber vonstattengeht.

Zwar war man in den bisherigen Pflichtspielen immer das auffälligere Team, diese Überlegenheit war allerdings eher ein Resultat der individuellen Qualität des Kaders. Saubere Kombinationen, mit denen man sich den Gegner zurechtlegte oder reproduzierbare Abläufe, die Lücken rissen, sah man selten. Gerade im defensiven  Umschaltspiel hatte man dadurch teils große Probleme und eröffnete den Gegner gute Kontermöglichkeiten. Auch weitreichende taktische Anpassungen während der Spiele gab es kaum, was das Bild von Kranjcar als „einfachen“ Trainer unterstreicht.

Durchgemischte Defensive

Die Defensive von Dinamo Zagreb bietet vor allem hinsichtlich Routine große Vielfalt. Zwischen den Pfosten steht mit Eduardo ein sehr erfahrener Keeper und amtierender Europameister. Der 33-jährige Portugiese ist zwar im modernen Torwartspiel anfällig, kann mit seinen tollen Paraden sein Team im Spiel halten und ein wichtiger Führungsspieler sein. Der zweite Ü30-Spieler im Kader ist Innenverteidiger Gordon Schildenfeld, den man hierzulande vor allem aus seiner Zeit bei Sturm Graz kennt. Dass sich der 31-Jährige im Herbst seiner Karriere befindet, merkt man vor allem daran, dass er sich relativ langsam bewegt.

Schildenfelds Partner in der Innenverteidigung während der laufenden CL-Qualifikation war der Argentinier Leonardo Sigali: ein durchwegs solider, aber keinesfalls herausragender Abwehrspieler, der mit 29 Jahren auch wenig Entwicklungspotenzial hat. Im Gegensatz zum 19-jährigen Filip Benkovic, der alle Ligapartien durchspielte und wohl auch gegen Salzburg gesetzt sein dürfte. Mit 1,94m Körpergröße wirkt der kroatische Nachwuchsteamspieler zwar zuweilen schlaksig, er ist aber ein durchaus moderner Typ, der antizipiert und auch ein solides Passspiel hat.

Als größte Baustelle im Kader gilt wohl die Position des Linksverteidigers. In der Liga bekam mit Borna Sosa ein junger Spieler zwar die meiste Spielzeit, der 18-Jährige wirkte allerdings gerade im Stellungsspiel überfordert. Mario Musa ist heuer noch ohne Einsatz im Kader und Josip Pivaric, der dritte gelernte Linksverteidiger im Kader, ist ein klassischer Ergänzungsspieler. Kranjcar dürfte daher wohl mit zwei eigentlichen Rechtsverteidigern spielen lassen.

Der rumänische Teamspieler Alexandru Matel fungierte als Aushilfe links bereits mehrfach und ist ein ähnlicher Spielertyp wie Petar Stojanovic: technisch und in der Offensive sehr stark, mit gefährlichen Flanken, allerdings auch Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Sollte es Salzburg also gelingen das Spiel zu machen, dann sind das die wohl größten Angriffsflächen Dinamos.

Klassischer Abräumer fehlt

Auch im defensiven Mittelfeld ist die personelle Situation angespannt, obwohl Kranjcar an und für sich viele Spieler zur Verfügung hätte. Paulo Machado, ein routinierter und wuchtiger Portugiese, wäre Fixstarter, ist aktuell aber verletzt. Domagoj Antolic, ein sehr flexibler Akteur, der die erste Aufbaulinie leitet und auch Kapitän ist, fehlte in den letzten drei Ligaspielen ebenfalls. Die Alternativen für das Duo sind allesamt keine klassischen Abräumer, wodurch die Kroaten auch hier angreifbar ist, wenn sie hinten reingedrängt werden.

Supertalent zieht Fäden im Zentrum

Nachdem Dinamo also defensive Probleme hat, benötigen sie ein sehr ballsicheres Mittelfeld, was durchaus vorhanden ist. Vor allem Spieler ragt hier heraus, obwohl er erst 19 Jahre jung ist: Ante Coric. Der ehemalige Red-Bull-Nachwuchsspieler ist der Spieler, der dem Spiel die Struktur gibt und ein weiteres Produkt von Dinamos scheinbar vorhandener Talente-Serienfertig. Als polyvalenter Alleskönner stellten wir das Supertalent vor einiger Zeit bereits im Detail vor. Jemand, der trotz seiner schmächtigen Figur das Spiel gleichermaßen balancieren wie leiten kann.

Unter Kranjcar spielte Coric zunächst als verkappter linker Flügelspieler, der oft den Ball erhielt, sich meist in das Halbfeld fallen ließ und das Spiel machte. Im 4-3-3 agierte er hingegen als weiträumiger und pendelnder Achter. Er unterstützt das Aufbauspiel, kann mit dem Ball dynamisch nach vorne stoßen oder ihn verteilen. Wegen seiner intuitiven Handlungen ist er auch für den letzten Pass in die Gefahrenzone ein enorm wichtiger und unberechenbarer Akteur.

Viel Torgefahr im offensiven Mittelfeld

Das zweite große Talent im Kader ist Marko Rog, der Dinamo aber bald abhandenkommen dürfte. Angeblich wechselt der 21-Jährige nach den Playoffspielen nach Italien zu Napoli. Schlecht für die Salzburger. Rog ist ein Spieler, der vor allem im Rückraum seine Stärken hat. Er ist kein dominanter Ballmagnet wie Coric, sondern jemand, der mit seinen Läufen in die Tiefe die gegnerische Defensive vor Probleme stellt. Er kann sowohl zentral spielen, als auch am Flügel.

Die meisten Spiele für Dinamo im aktuellen Kader kann mit El Arbi Hillel Soudani ein Legionär vorweisen. Der 28-jährige algerische Teamspieler ist seit 2013 in Zagreb und am rechten Flügel absolut gesetzt. Soudani ist ein sehr wuchtiger Spielertyp, der seinen Körper einzusetzen weiß, was ihm besonders im Eins-gegen-Eins zugutekommt. Technisch und kombinativ hätte er zwar Luft nach oben, bei Dinamos aktuellen Spielstil ist seine Explosivität und Durchbruchstärke für sein Team aber ohnehin hilfreicher.

Die erste Alternative auf den Flügeln ist der Chilene Junior Fernandes, der seit zwei Jahren bei Dinamo ist und ebenfalls als Linksaußen sehr tororientiert agiert. In den letzten beiden Saisonen traf er in 56 Ligaspielen 25-mal und heuer hält er nach fünf Partien bereits bei drei Toren. Auf der rechten Seite sind die Alternativen weniger erprobt: Mario Situm, der in den letzten beiden Jahren in der Serie B acht Tore erzielte, und der 18-jährige spanische Jungspund Dani Olmo, der aus der Barca-Jugend kam.

Keine klare Besetzung im Sturm

Die Rolle des Solostürmers machen sich Armin Hodzic und Angelo Henriquez aus. Letzterer ist an und für sich ein flexibler, mobiler und technisch guter Stürmer, hadert jedoch immer wieder mit seiner Konstanz. Nachdem er sich in der Saison 2014/2015 mit 20 Toren in 25 Spielen zum Torschützenkönig der kroatischen Liga krönte, war seine Ausbeute letzte Saison äußerst dürftig: nur achtmal netzte der 22-Jährige. Auch heuer konnte er noch nicht zum Torjubel abdrehen.

Die jüngste Bilanz von Hodzic ist mit 13 Ligatoren in der letzten Saison und deren zwei heuer zwar besser, aber auch nicht furchteinflößend. Zudem ist der 21-jährige Bosnier eher ein Stürmer, der sich fast ausschließlich auf die Gefahrenzone fokussiert, was seine Einsatzmöglichkeiten reduziert.

Fazit: Ein machbares Los, aber…

Die Ergebnisserie von Dinamo Zagreb in der laufenden Saison ist zwar sehr gut, dennoch gab es in den Spielen viele Leerläufe. Das Team von Krancjar lebt vor allem von der individuellen Stärke des Kaders und war in den bisherigen Spielen eben stets besser aufgestellt als der jeweilige Gegner. Gegen Red Bull Salzburg gehen die Kroaten erstmals nicht als Favorit ins Spiel, was aus taktischer Sicht interessant werden könnte, denn sie scheinen verwundbar, wenn sie reagieren müssen. Insofern scheint es sich um ein machbares Los zu handeln.

Auf der anderen Seite verfügt Dinamo Zagreb über Spieler, die auf den Punkt genau ihre Leistungen bringen können und empfindliche Nadelstiche setzen können. Dass sie es als eigentlich taktisch mangelhafte Mannschaft in den letzten Jahren regelmäßig in die Gruppenphase der Champions League schafften, unterstreicht dies. Gerade in einem KO-Duell kann jede Kleinigkeit entscheiden und es kommt nicht immer auf die Erfolgsstabilität an, wie die Salzburger in den letzten Jahren immer wieder selbst erfahren mussten.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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