In einem intensiven Spiel, in dem die dominierende Rolle häufig wechselte, setzte sich schließlich Real Madrid gegen den Stadtrivalen durch und gewann somit die... Entscheidung erst im Elfmeterschießen: Real feiert 11. CL-Sieg

Real Madrid - Wappen mit Farben_abseits.atIn einem intensiven Spiel, in dem die dominierende Rolle häufig wechselte, setzte sich schließlich Real Madrid gegen den Stadtrivalen durch und gewann somit die Champions League 2016.

Die Grundformationen

Beide Trainer schickten ihre Mannschaften in den erwarteten Systemen auf das Feld, Atletico im 4-4-2 und Real im 4-3-3. Einzige Überraschung beim Personal war die Aufstellung von Stefano Savic anstelle von Giménez in der Innenverteidigung der Rojiblancos. Zudem entschied sich Simeone für Augusto anstelle von Carrasco, womit mit einer eher defensiveren Ausrichtung zu rechnen war.

Bei Atletico rückte der eigentliche Linksaußen Koke bei eigenem Ballbesitz oftmals ein, dadurch entstand ein – schon oftmals gesehener –Rechtsfokus. (11 Tore der Colchoneros in der aktuellen CL-Saison fielen über rechts, nur 2 über links)

Erste Halbzeit – Atletico in ungewohnter Rolle

Zu Beginn starteten beide Mannschaften sehr vorsichtig und waren darauf bedacht, keine Fehler zu machen und frühe Gegentore zu vermeiden. Folglich beschränkte sich der Spielaufbau meist auf lange Bälle in die Spitze – bei Real, um dort die individuelle Klasse der Sturmreihe nutzen zu könne, bei Atletico, um über zweite Bälle zu Torgelegenheiten zu kommen. Bei Real war zwar das Ballbesitzspiel noch etwas geduldiger, allerdings suchten insbesondere Modric und Kroos ständig Lücken, um mit Pässen auf Bale, Benzema oder Cristiano in den Zwischenlinienraum zu gelangen.

Atletico hingegen versuchte sich zu Beginn mit durchaus hohem Pressing im gewohnten 4-4-2. Atletico hatte dabei die Absicht, das Aufbauspiel von Real auf die Außenverteidiger oder Casemiro zu leiten. Dadurch schaffte man es, den Ball von Modric und Kroos möglichst oft fern zu halten und hatte insgesamt guten Zugriff.

Auf den Kopf gestellt wurde das Spiel dann durch die frühe Führung von Real nach 15 Minuten.  Diese hatte nicht nur strategisch zur Folge, dass Real sich eher zurückzog und Atletico das Spiel machen musste – was sicherlich nicht ihre größte Stärke ist. Zudem übte Real immer wieder Druck auf den Spielaufbau von Atletico aus und kam so zu vielversprechenden Ballgewinnen. Noch dazu hatte Atletico nach dem Rückstand auch Zugriffsprobleme und wirkte insgesamt äußerst verunsichert. Der mangelnde Zugriff entstand auch durch schwaches defensives Umschalten, das bei Atletico sonst kaum zu sehen ist.

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Nach Ballverlust sind drei Spieler vor dem Ball. Modric hat Raum und Zeit, und könnte hier Bale vielversrechend anspielen.

Nach etwa 30 Minuten schaffte es Atletico aber, sich vom Schock des Gegentors zu erholen und fand mehr und mehr zu ihrem Spiel. Real beschränkte sich auf Ballbesitz im Mittelfeld, bei dem oft die Verbindung in die letzte Linie fehlte. Bei Ballbesitz von Atletico zogen sich die Königlichen zurück und begannen ihr Pressing oft erst in der eigenen Hälfte. Dadurch war die Mannschaft von Simeone gezwungen, sich durch geduldiges Pass-und Positionsspiel Chancen zu erarbeiten, hatte aber dabei einige Probleme. Folglich kamen die Rojiblancos vor der Halbzeit zwar noch zu einzelnen Abschlüssen, allerdings ohne wirklich große Torgefahr.

Zweite Halbzeit

Nach der Pause kam Carrasco für Augusto. Atletico spielte von da an im 4-3-3 mit Griezmann auf rechts und den beiden Achtern Saul und Koke. Dieser Wechsel hatte Simeone auch schon im Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern München mit Erfolg gezogen. Zudem war Carvajal schon früh gelb vorbelastet, sollte also wohl auf der linken Seite mit Carrasco in Eins-gegen-Eins-Duelle gezwungen werden (Carvajal musste allerdings nach 50 Minuten verletzt raus).

Auch dieses Mal brachte diese Umstellung Atletico deutlich mehr Torgefahr. Nach dem verschossenen Elfmeter direkt nach der Pause, konnten die Mannen von Simeone konstant Druck auf das Tor von Real Madrid aufbauen. Dabei wurden die Attacken meist über links initiiert, wo man jetzt –im Gegensatz zur ersten Halbzeit – mit Filipe Luis, Carrasco und Koke oder Saul bewusst versuchte, Überzahlen auszunutzen.

Real hingegen verteidigte die Führung und kam hin und wieder zu Kontern, welche oft aus vertikalen Pässen von Modric und Kroos auf die Sturmreihe entstanden. Die beste Chance hatte Benzema nach 70 Minuten nach tollem Dribbling und Pass von Modric, Oblak hielt Atletico aber im Spiel. In dieser Phase, in der Real mehrere Chancen auf das 2:0 hatte, fiel nach starker Kombination zwischen Juanfran und Gabi auf rechts der Ausgleich durch den Begier Carrasco.

In der Schlussphase wurde Real wieder stärker und dominierender, schaffte aber nicht mehr den Siegtreffer.

Fazit

In der Verlängerung war die körperliche und mentale Erschöpfung beider Mannschaften dann deutlich zu sehen, beide Teams hofften auf eine entscheidende Einzelaktion. Da diese aber nicht zustande kam, fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen.

Unüblich war – vor allem mit Hinsicht auf eine mögliche Verlängerung – die Auswechselstrategie von Zidane, der bereits 15 Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit den dritten Wechsel vornahm. Auch die Auswechslung von Kroos war hinsichtlich dessen starker Leistung fragwürdig.

Ein weiterer Schlüsselfaktor im Finale waren die Standards: so wurde Real bei fast jeder Ecke oder Freistoß gefährlich, insbesondere Bale wurde immer wieder gesucht. Atletico hingegen – eigentlich als Standardspezialisten bekannt – hatte viele Probleme beim Verteidigen der ruhenden Bälle und selbst kaum gefährliche Situationen.

Fabian Schaipp, abseits.at

Fabian Schaipp

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