Red Bull Salzburg trifft in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation auf den FK Partizani Tirana. Wir sehen uns die Vereinsgeschichte, den Kader und das... Limitierte Truppe mit echtem Teufelskerl im Tor: Das ist der FK Partizani Tirana

_Flagge AlbanienRed Bull Salzburg trifft in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation auf den FK Partizani Tirana. Wir sehen uns die Vereinsgeschichte, den Kader und das Spielsystem des albanischen Klubs an.

Die bisherige Vereinsgeschichte

Der FK Partizani Tirana wurde knapp nach dem zweiten Weltkrieg gegründet und war zunächst der albanischen Armee untergeordnet. Dies hatte für den Klub den Vorteil, dass die stärksten Spieler von konkurrierenden Vereinen einfach zum Militär einberufen und in die Mannschaft eingegliedert wurden. In den ersten drei Jahren nach der Vereinsgründung dominierte man auf diese Weise die Liga und sicherte sich von 1947 bis 1949 drei Meisterschaften in Folge. Bis heute gewann der Klub 15 Meisterschaften, wobei die Fans mittlerweile schon recht lange auf einen Titel warten müssen. Zuletzt wurde die Meisterschaft in der Saison 1992/93 gewonnen, der letzte der insgesamt 15 Cup-Triumphe wurde in der Saison 2003/04 eingefahren.

Im Jahr 1994 übernahm der Geschäftsmann Albert Xhani die Geschicke des Vereins. Nach dieser Privatisierung, die nicht ohne Komplikation über die Bühne lief, durchlebte der Klub immer wieder schwierige Phasen. Den Tiefpunkt erreichte man in der Saison 2010/11, da man von der zweiten in die dritte Spielklasse abstieg. Dazu kamen große finanzielle Probleme, da sich Xhani immer mehr zurückzog und die Mannschaft oftmals lange auf die Gehälter warten musste. Dennoch schaffte der Verein in dieser schwierigen Zeit den Turnaround, auch weil mit Gazment Demi ein neuer Präsident die Geschicke des Vereins übernahm und den Klub finanziell stabilisierte. Nach vier Jahren Unterbrechung stieg der FK Partizani Tirana wieder in die höchste Spielklasse auf und beendete die vergangene Saison hinter Skënderbeu am zweiten Tabellenplatz.

Albanischer Vizemeister übernimmt CL-Platz vom Meister

Es kommt nicht oft vor, dass der albanische Vizemeister in der CL-Qualifikation auflaufen darf. Da Meister Skënderbeu jedoch von der Champions League aufgrund eines Manipulationsverdachts ausgeschlossen wurde, rutschte der FK Partizani Tirana nach und darf von den Millionen der Königsklasse zumindest träumen. Skënderbeu wurde verdächtigt sowohl gegen den Crusaders FC aus Belfast, als auch gegen Dinamo Zagreb gegen Ende der Partie absichtlich Treffer kassiert zu haben. Gegen den Klub aus Belfast gingen im Rückspiel bei einem Gesamtscore von 6:2 für den albanischen Vertreter nach der 78. Minute so hohe Beträge bei den Buchmachern ein, dass die Quote für einen Gegentreffer von 5:1 auf 1,9:1 abstürzte. Gegen Dinamo Zagreb fiel die Quote sogar auf 1,2:1 nachdem geschätzte fünf bis zehn Millionen Euro auf einen späten Gegentreffer gesetzt wurden.

Neuer Mann auf der Trainerbank

Der italienische Coach Andrea Agostinelli, der als Aktiver unter anderem bei Lazio spielte, wechselte Ende der Saison von Partizani Tirana zum Konkurrenten Skënderbeu. Sein Nachfolger Klevis Dalipi wurde schnell vom jetzigen Coach Adolfo Sormani abgelöst, der in der Vergangenheit die Nachwuchsmannschaften von Juventus und Napoli trainierte, als Co-Trainer bei Watford tätig war und zuletzt den FC Südtirol in der italienischen Lega Pro coachte (3. Spielklasse). Sormani ließ gegen Ferencvaros ein defensiv ausgerichtetes 4-1-4-1 mit Konterfokus spielen.

Dass in der zweiten Qualifikationsrunde Ferencvaros im Elfmeterschießen ausgeschaltet wurde, war schon eine riesige Überraschung, denn auch Trainer Sormani sah seinen Klub ganz klar in der Außenseiterrolle. Gegen Red Bull Salzburg scheinen die Kraftverhältnisse noch eindeutiger verteilt zu sein.

Die Mannschaft

Torhüter Alban Hoxha ist der einzige Spieler im Kader der Albaner, der mit der Nationalmannschaft zur Europameisterschaft in Frankreich reiste. Der Schlussmann avancierte im Rückspiel gegen Ferencvaros zum Helden, als er beim Elfmeterschießen den ersten Strafstoß selbst in Panenka-Manier verwandelte und in weiterer Folge die ungarischen Meisterspieler mit seinen Paraden zur Verzweiflung brachte.

In der Nationalmannschaft gibt es momentan kein Vorbeikommen an Lazio-Tormann Berisha, bei seinem Klub ist er jedoch die klare Nummer Eins und Mannschaftskapitän. Er ist ein äußerst reaktionsschneller Tormann mit irren Reflexen, der sehr beweglich ist und immer für spektakuläre Paraden gut ist. Es wäre nicht verwunderlich, wenn demnächst große Vereine bei ihm anklopfen werden – auch wenn er mit 28 Jahren nicht mehr als Talent gelten kann. In der Saison 2014/15 blieb er 1.084 Minuten ohne Gegentreffer, womit er einen neuen Rekord in der höchsten Spielklasse Albaniens aufstellte.

Renato Arapi wechselte letzten Monat von Meister Skenderbeu zu Partizani. Der 29-Jährige ist ein flexibler Abwehrspieler, der sowohl auf der linken Abwehrseite, als auch im Abwehrzentrum eingesetzt werden kann. Gegen Ferencvaros spielte er im Hinspiel links in der Abwehrkette, kam dann aber im Rückspiel in der Innenverteidigung zum Einsatz. Bei gegnerischen Standards sollte man den kopfballstarken Akteur jedenfalls nicht aus den Augen verlieren.

Renaldo Kalari wird ebenfalls in der Startelf stehen. Sollte Arapi in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen, dann nimmt der 32-Jährige seinen Platz auf der linken Abwehrseite ein. Ansonsten startet er wohl rechts hinten. Sollte Kalari links hinten spielen, kann Labinot Ibrahimi auf der rechten Abwehrseite zum Zug kommen. Anderenfalls wird Ibrahimi im Abwehrzentrum zum Zug kommen.

Gezim Krasniqi ist fix im Abwehrzentrum gesetzt. Der 1.92 Meter große Innenverteidiger ist so wie Arapi ein Unruheherd bei Standardsituationen und gilt als konsequenter Verteidiger, der den Ball im Zweifelsfall lieber mal übers Stadiondach schießt, als eine spielerische Lösung zu suchen.

Die Position im defensiven Mittelfeld könnte mit Ylber Ramadani ein unerfahrener, junger Spieler einnehmen, der Anfang des Jahres von KF Drita zur Mannschaft stieß. Im letzten halben Jahr kam er in der Meisterschaft nur dreimal als Joker ins Spiel, dürfte nun aber in der Hackordnung aufgestiegen sein.

Rechts im Mittelfeld wird Emiljano Vila erwartet, der vergangene Saison in 18 Meisterschaftsspielen vier Treffer erzielte. Der 28-Jährige bestritt 27 Länderspiele für Albanien und spielte im Laufe seiner Karriere auch in Kroatien und Griechenland.

Auf dem linken Flügel sehen wir wahrscheinlich den einzigen Legionär, der es in die Startelf gegen RB Salzburg schaffen wird und der einigen Lesern vielleicht noch ein Begriff sein wird. Agustín Torassa war in der Saison 2007/08 im Kader von Salzburg, setzte sich aber nicht durch und wechselte wieder in seine Heimat. In der argentinischen Liga brachte er es zwar phasenweise zum Stammspieler, doch der große Durchbruch sollte nicht gelingen. Auch in der vergangenen Saison schaute bei 17 Einsätzen für seinen albanischen Arbeitgeber kein Tor heraus.

Im zentralen Mittelfeld erwarten wir die beiden 24-jährigen Idriz Batha und Lorenc Trashi. Batha stieß 2014 von Teuta Durres zur Mannschaft und erzielte seitdem in 63 Spielen drei Treffer. Der Mittelfeldspieler verfügt über einen harten Schuss und übernimmt in der Defensive mehr Aufgaben als Trashi. Sein Partner im zentralen Mittelfeld ist dafür etwas trickreicher und dynamischer und versteht es gut seine Mitspieler vorne einzusetzen.

Im Sturm hat momentan das 20-Jährige Talent Realdo Fili die besten Karten. Der U21-Nationalspieler erzielte im Hinspiel den Führungstreffer seiner Mannschaft und ist ein quirliger Angreifer, der über eine gute Technik verfügt. Vor ihm wird man sich sicher in Acht nehmen müssen.

Fazit

Der FK Partizani Tirana ist schon gegen Ferencvaros als Außenseiter in die Partie gegangen und ist dementsprechend auch gegen Red Bull Salzburg in der Rolle des Underdogs. Die Mannschaft verfügt über einen sehr guten Torhüter, der auch in einer großen Liga locker bestehen könnte. Die Abwehr ist routiniert und es könnte eventuell auf ein Geduldsspiel hinauslaufen, bis der Riegel durchbrochen wird. Ein wenig Kreativität wird sicher gefragt sein. Vor dem Mittelfeld muss man sich sicher nicht fürchten, Realdo Fili im Sturm ist hingegen potentiell für die eine oder andere Überraschung gut. Alles in allem befindet sich außer Torhüter Hoxha kein Spieler im Kader der Albaner, der in der Mannschaft der Salzburger eine Rolle spielen würde. Partizani Tirana ist sich seiner Rolle jedoch bewusst und wird mit viel Kampf die individuellen Unterschiede wettmachen wollen. Ins offene Messer wird die Sormanis Mannschaft sicherlich nicht hineinlaufen, die Albaner werden diszipliniert gegen den Ball arbeiten und auf schnelle Konter setzen. Sollte Oscar Garcias Mannschaft jedoch in Normalform agieren, sollten dieser Gegner kein Stolperstein werden.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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