Beim Duell zwischen dem SV Sandhausen und der Fortuna aus Düsseldorf standen sich mit Friedhelm Funkel und Kenan Kocak der älteste und der jüngste... 2:2 gegen Düsseldorf: Packendes Remis in Sandhausen zum Saisonauftakt in Liga 2

Fortuna Düsseldorf Wappen_abseits.atBeim Duell zwischen dem SV Sandhausen und der Fortuna aus Düsseldorf standen sich mit Friedhelm Funkel und Kenan Kocak der älteste und der jüngste Trainer der aktuellen 2. Ligasaison gegenüber. Insbesondere letztgenannter machte mit einer Pressekonferenz kurz vor Saisonbeginn auf sich aufmerksam. Darin charakterisierte Sandhausens Trainer seine Spielweise als „mutig“, „frech“, „kompakt“ und „offensiv“. Im folgenden untersuchen wir, inwieweit man den selbstbewussten Worten Glauben schenken darf.

Taktische Ausrichtungen

Der SV-Sandhausen agierte in einer 4-2-3-1 Grundformation: Gordon und Kister bildeten die Innenverteidigung. Karl und Kulovits besetzten den Sechserraum, flankiert von den beiden Außen Vollmann und Pledl. Wooten spielte leicht versetzt hinter Zentrumsstürmer Sukuta-Pasu. Dabei verzichteten sie weitgehend auf eine Ballzirkulation in der ersten Linie, sondern schlugen den Ball meist früh nach vorne auf den körperlich präsenten Sukuta-Pasu. Dieser sollte Bälle im letzten Drittel sichern, auf nachrückende Spieler ablegen oder sofort abschließen. Des weiteren bediente sich die Sandhäuser einer etwas antiquierten Eröffnungsvariante: Ein vertikaler Pass vom Außenverteidiger zum Außenstürmer. Dies wurde vor allem auf der linken Seite praktiziert. Roßbach spielte direkt vertikal auf Vollmann. Eigentlich wird dieser Pass immer seltener gespielt, da der Gegner in Folge mit drei Spielern den Außenstürmer isolieren kann. Trotzdem gelang es den Fortunen selten Vollmann vom Ball zu trennen, da dieser sich zum einen sehr Ballsicher zeigte und zum anderen vom lauffreudigen Wooten unterstützt wurde. Aus einem ähnlichen Spielzug resultierte dann auch die frühe Führung für die Gastgeber. Sukuta-Pasu sicherte einen langen Ball aus der ersten Linie und legte auf den eingerückten Vollmann ab, der aus 20 Metern abzieht und den Ball im linken unteren Eck versenkt.

Gegen den Ball bildete das Team von Kenan Kocak eine mit vielen Mannorientierungen gespickte  4-4-2/4-4-1-1 Formation. Der SVS rückte dabei mit allen Mannschaftsteilen weit nach vorne-oftmals stand die eigene Viererkette 30-40 vor dem eigenen Tor. Sukuta-Pasu und Wooten liefen den jeweils ballführenden Innenverteidiger an, während ein Sechser (meist Kulovits) den gegnerisch abkippenden Sechser (meist Bodzek) weiträumig mannorientiert verfolgte. Die beiden Außenspieler Roßbach und Klingmann schoben situativ bis auf die Außenverteidiger vor und verstärkten den Druck auf Fortunas erste Linie.  Düsseldorf konnte daraufhin keine vorteilhaften Verbindungen herstellen um einen geregelten Spielaufbau zu betreiben. Konnten die Fortunen trotzdem einmal das hohe Pressing der Sandhäuser umspielen, scheiterte das weitere Offensivspiel oftmals an unvorteilhaften vertikalen Staffelungen. Der Zehnerraum war meist verwaist, da Fink zu weit nach vorne schob und von den herausrückenden Innenverteidigern gedeckt wurde.

Somit waren die Düsseldorfer, die ebenfalls in einem 4-2-3-1 aufliefe, gezwungen lange Bälle zu schlagen, welche von den Innenverteidigern Gordon und Kister souverän geklärt werden konnten. Einzige weitere Option stellten lange Diagonalbälle auf die beiden Außenspieler Bellinghausen und den schnellen Bebou dar. Diese wurden daraufhin allerdings in isolierte Situationen nahe der Seitenauslinie geschickt und mussten sich häufig gegen 2-3 Gegenspieler im Dribbling beweisen.

Auch nachdem 2:0 durch Karl, welches aus einer Standardsituation resultierte, pressten der SVS früh und konnte einige Ballgewinne in hohen Zonen verzeichnen. Weiter potenzielle Tormöglichkeiten wurden aber zu unsauber ausgespielt. Düsseldorf verzichtete nun auf einen abkippenden Sechser, sondern schlug die Bälle nach kurzer Zirkulation in der ersten Linie sofort nach vorne. Dabei konnten Bodzek kurz vor der Halbzeitpause einen zweiten Ball aufsammeln und mit einem Distanzschuss den Anschlusstreffer markieren.

2. Halbzeit

Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine. Auch am Spielrhythmus änderte sich wenig. Allerdings konnte der SVS nicht mehr so weit nach vorne schieben und mit letzter Konsequenz in hohen Zonen pressen. Das Pressing wirkte phasenweise inkohärent und die Fortunen konnten leichter freie Spieler im Zwischenlinienraum anvisieren. Kenan Kocak tauschte Linsmayer für Vollmann aus und stelle nun eine 4-1-4-1 Formation her. Die Breite des Feldes sowie der Zwischenlinienraum wurden nun besser abgesichert.

F95 Trainer Funkel reagierte ebenfalls und ließ die letzte Linie nun mit bis zu vier Spielern besetzen. Er brachte mit Ngombo und Yildirim zwei Spieler die vor allem Durchbrüche realisieren sollten. Es entstanden nun 4-2-4 hafte Strukturen und Düsseldorf versuchte weiterhin mit langen Diagonalbällen zum Erfolg zu kommen. Allerdings änderte sich die Vorgehensweise: Versuchten die Außenspieler in der ersten Hälfte vorwiegend Ballzirkulationen im letzten Drittel anzustoßen oder diagonal Richtung Strafraum zu ziehen, orientierten sie sich nun deutlich häufiger Richtung Grundlinie und versuchten Durchbrüche zu forcieren oder sofort in den Strafraum zu flanken.

Düsseldorf drückte Sandhausen im weiteren Spielverlauf immer weiter nach hinten, trotzdem gelang es den Hardtwäldern vereinzelt gefährliche Entlastungsangriffe zu fahren. Dies lag auch vor allem an häufigen Abspielfehlern der Fortunen, die sich über die ganze Partie hinweg fahrig , ohne Dynamik und langsam in der Entscheidungsfindung zeigten. Dennoch gelang den Düsseldorfern kurz vor Schluss der Ausgleich: Linksverteidiger Schmitz setzt sich auf der linken Außenbahn durch und passt ins Zentrum. Dort waren sich Sandhausens Torwart Knaller und Gordon nicht einig, IV Kister lässt auf Gordon abprallen, von seinem Knie geht der Ball ins Tor.

Fazit

Düsseldorf nimmt einen eher glücklichen Punkt mit nach Hause. Das Team von Cheftrainer Friedhelm Funkel präsentierte sich insgesamt zu eindimensional und zu ideenlos um die Sandhäuser Defensive nachhaltig zu gefährden.

Sandhausens Trainer Kocak ließ seinen Worten Taten folgen und schickte eine offensiv ausgerichtete Mannschaft aufs Feld, die mutig nach vorne spielte, gut gegen den Ball arbeitete und mit ihrem schnellen Vertikalspiel einige gefährliche Aktionen kreieren konnte.

Sandhausen verzichtete auf einen tiefen Spielaufbau und versuchte den Ball schnell nach vorne zu bringen. Dadurch konnten der SVS insbesondere direkt nach Ballgewinnen die noch unsortierte Fortuna Defensive bespielen. Des weiteren wurden so Ballverluste in strategisch ungünstigen Spielregionen vermieden. Allerdings konnte der SV Sandhausen das hohe Pressing und die insgesamt sehr intensive Spielweise nicht über 90 Minuten durchalten. Mitte der zweiten Hälfte wirkten sie phasenweise vertikal unkompakt und ließen den Zwischenlinienraum offen. Durch die Systemumstellung auf ein 4-1-4-1 verbesserte Kenan Kocak die vertikale Kompaktheit seines Teams, büßte aber Offensivpräsenz in der letzten Linie ein.

Marius Kaltwasser

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