Samstag, 12. Mai 2001: „Tor in Stuttgart!“, schreit der aufgebrachte Kommentator Tom Bayer in das Mikrofon und wartet, dass vom Münchner Olympiastadion nach Baden-Württemberg... Auch in Deutschland geht’s wieder los – Vorschau auf den ersten Spieltag, Teil 2

Samstag, 12. Mai 2001: „Tor in Stuttgart!“, schreit der aufgebrachte Kommentator Tom Bayer in das Mikrofon und wartet, dass vom Münchner Olympiastadion nach Baden-Württemberg geschaltet wird. Doch er wartet vergeblich, denn „das Tor fällt hier“, wie Kollege Hansi Küpper sein Nicht-Abgeben begründete. Handgestoppte 2,3 Sekunden habe es gedauert, so Bayer weiter. Handgestoppte 2,3 Sekunden, die man nicht im Stadion erlebe, sondern nur in der Konferenz, beteuerte Küpper. Und auch zehn Jahre später gibt es sie noch. Nachdem die ersten beiden Spiele der ersten Samstagkonferenz der neuen Saison bereits im ersten Teil der Vorschau unter die Lupe genommen wurden, gibt es hier nun folgerichtig die anderen Begegnungen.

VFB STUTTGART – FC SCHALKE 04
Mercedes-Benz Arena | Samstag, 15:30 Uhr

Als Krassimir Balakov während der obenerwähnten Konferenz das Siegestor gegen den damaligen Tabellenführer Schalke erzielte hieß die Mercedes-Benz Arena noch Gottlieb-Daimler-Stadion, besaß eine Laufbahn und fasste 53.700 Zuschauer. Während der zweijährigen Umbauarbeiten wurde der Stimmungskiller entfernt und die Kapazität erhöht. „Es ist gleich ein Highlight, zur Stadioneinweihung gegen Schalke zu spielen“, freut sich VfB-Coach Bruno Labbadia. Eine Heimstärke soll in der neuen Arena entwickelt werden, am besten gleich mit einem Sieg am Samstag ein Zeichen Richtung Konkurrenz gesetzt werden. Angesichts der personellen Probleme, besonders in der Abwehr, ist das allerdings alles andere als eine leichtes Unterfangen. Nach den Verletzungen von Matthieu Delpierre, Ermin Bicakcic und Georg Niedermeier verfügen die Stuttgarter nur noch über zwei Innenverteidiger. Wobei einer von ihnen, Serdar Tasci, erst am Dienstag nach einer Muskelverhärtung im Oberschenkel ins Mannschaftstraining einstieg. Sein Nebenmann wird erstmals der mexikanische Neuzugang Maza sein. Der erfahrenen 191cm-Hüne kam vom niederländischen Topklub PSV Eindhoven und stand bereits zum Saisonauftakt im DFB-Pokal in der Startelf. Beim 2:1-Erfolg gegen Wehen Wiesbaden feierte überdies auch der dänische Mittelfeldspieler William Kvist sein Pflichtspieldebüt im Trikot der Schwaben. Der 20-fache Nationalspieler führte als Kapitän den FC Kopenhagen letzte Saison ins Achtelfinale der Champions League. Der VfB sieht in ihm einen Führungsspieler, lautstark soll er seine Mitspieler vom Zentrum aus dirigieren. In Dänemark waren seine Kommandos teilweise sogar im Fernsehen zu hören. Zusammen mit Kuzmanovic wird er um die Hoheit im Mittelfeld kämpfen und versuchen das Offensivquartett um Stuttgarts letztjährigen Topscorer Martin Harnik in Szene zu setzen.
Bei den Schalkern darf man mit derselben Elf wie beim Supercup-Triumph gegen Dortmund rechnen. Das heißt auch der damals überregende Ralf Fährmann wird wieder dabei sein und versuchen seinen Kasten sauber zu halten. Wegen eines Muskelfaserrisses in der Kniekehle fehlte der 22-Jährige letztes Wochenende beim 11:1-Schützenfest beim FC Teningen. Beim höchsten Pokalsieg der Vereinsgeschichte stach vor allem der Niederländer Huntelaar mit vier Toren heraus. Der Stürmer ist im Schalker Angriffszentrum gesetzt, was bedeutet, dass der Ex-Stuttgarter Marica bei seiner Rückkehr maximal auf einen Kurzeinsatz hoffen darf. Nach Muskelproblemen ist dem Rumänen allerdings noch nicht mal ein Kaderplatz sicher. Von den weiteren Neuzugängen werden bis auf den rekonvaleszenten Jones, der noch abgegeben werden soll und Joker Moravek alle in der Startelf stehen. Auf der rechten Abwehrseite hat Höger den Japaner Uchida ausgestochen, links wird Trainer
Rangnick Fuchs ins Österreicher-Duell gegen Harnik schicken. Lewis Holtby ist einer der Toptalente im Mittelfeld, auf die der Coach vertraut. Im rechten wird vorübergehend Baumjohann wirbeln, da sich Leistungsträger Farfan nach einem Muskelfaserriss erst im Lauftraining befindet.

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1. FC KÖLN – VFL WOLFSBURG
RheinEnergieStadion | Samstag, 15:30 Uhr

„Ich freue mich auf morgen und glaube, dass wir ein gutes Spiel machen werden“, ist der neue FC-Coach Stale Solbakken optimistisch für sein Bundesliga-Debüt. Und das obwohl das Konzept des Wunschtrainers von Sportdirektor Volker Finke noch nicht vollends umgesetzt werden konnte. Zu groß sind die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen in der Rückwärtsbewegung, wodurch das Pressing oft wirkungslos bleibt. 750.000 Euro musste der FC an den Norwegischen Verband überweisen um den Glatzkopf in die Domstadt zu holen. Im Vergleich zu den Trainingsmethoden einiger seiner Kollegen lässt der Norweger gemächlich trainieren, was Zweifel an der Fitness der Mannschaft aufkommen lässt. Diese liest sich kaum verändert im Gegensatz zur Vorsaison. Etwas, das bei den Geißböcken nicht immer so war. Mit Sascha Riether kommt der einzige erwähnenswerte Neuzugang ausgerechnet vom Auftaktgegner. Der zweimalige Teamspieler soll die Chefrolle in der Doppelsechs übernehmen, eine Position die Solbakken in seinem 4-4-2 als sehr wichtig empfindet. Nach einem überzeugenden Leihjahr wurde die Kaufoption auf Mato Jajalo gezogen. Neben dem Kroaten konnte nach einem giftigen Poker auch Slawomir Peszko von Finke gehalten werden. Damit blickt der FC Köln auf einen für seine Verhältnisse befriedigenden Transfersommer zurück. Nicht gar so befriedigend war Solbakkens Entscheidung den Kapitän zu wechseln – zumindest für Lukas Podolski.
Im Gegensatz zum VfL Wolfsburg ging die Schleifenübergabe an Innenverteidiger Geromel aber weit reibungsloser über die Bühne. Nach der Pokalpleite gegen Mateschitz Deutschland-Außenstelle griff Marcel Schäfer seine Mitspieler verbal an, woraufhin ihn Magath entmachtete. Nun droht dem einstigen ligaweiten Top-Außenverteidiger sogar die Bank. Da ist er jedoch nicht der einzige, Magath denkt sogar daran sein Meistersystem, die Raute, zu verwerfen. Er müsse seine Ansprüche überdenken, sagte er nach dem Pokal-Aus. Das tat er auch und so testete er gegen die eigenen Amateure die allseits beliebte Doppelsechs, für die neben Neuzugang Träsch auch Josue und Polak infrage kommen. Nach der Systemumstellung wird man wohl auch endgültig nicht mehr auf den Brasilianischen Edeltechniker Diego zurückgreifen. Von den Eskapaden des Ballkünstlers hat man in der Autostadt mittlerweile genug, die rund zehn Millionen Euro hohe Ablösesumme schreckt
potenzielle Interessenten jedoch ab. Abschrecken, und zwar die gegnerischen Stümer, soll der von Eintracht Frankfurt verpflichtete Marco Russ. Der 26-jährige Innenverteidiger soll den verletzten Arne Friedrich ersetzen. Wer sein Nebenmann sein wird bleibt abzuwarten. Kjaer ist nach seiner schwachen Leistung in Leipzig angezählt, Ersatzmann Madlung steht ante portas. Zudem bleibt auch ein Abschied nach nur einem Jahr ein Thema. Dem Vernehmen nach sind italienische Vereine interessiert, Wolfsburg nicht abgeneigt. Geht es nach dem dänischen Nationalspieler wäre es am besten, wenn die Viererkette in der gleichen Zusammensetzung spielen wurde. Unverändert wird das Angriffsduo bleiben. Neuzugang Lakic wird neben seinem kroatischen Landsmann Mandzukic stürmen.

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FC AUGSBURG – SC FREIBURG
SGL-Arena | Samstag, 15:30 Uhr

Neben der Samstagskonferenz ist die Sportschau in der ARD ein weiterer Fixpunkt im Leben vieler Fußballfans. Es ist anzunehmen, dass das erste Bundesligaspiel des FC Augsburgs zu Beginn der 105-minütigen Fußballshow abgewickelt wird. Vom Duell des 16. der Etat-Rangliste gegen das Schlusslicht ebendieser redet auch in der Heimat der Puppenkiste kaum jemand. Die Partie wird von der Suspendierung von Stürmer Thurk überschattet. Da die Augsburger, für viele Absteiger Nummer eins, in der Bundesliga nichtmehr so dominant auftreten und defensiver agieren werden, spielt der Torschützenkönig der vorletzter Zweitliga-Saison in den Plänen von Trainer Luhukay keine Rolle mehr. Er habe nicht die Spieler bekommen, die er sich für die Bundesliga vorgestellt hat. So konnte er sein 4-2-3-1 System erst nach drei Wochen vorgeben, in dem er vor allem Spieler bräuchte, die sich dem Kollektiv unterordnen. „Der eine oder andere Spieler hatte damit Probleme“, fuhr der Niederländer fort. Nun ist Thurk sowohl als Stoßstürmer als auch im zentralen offensiven Mittelfeld nicht als Idealbesetzung zu sehen, mit seinem Torriecher wäre er aber als Joker durchaus eine Waffe. Dass es also nicht nur sportliche Gründe waren, die zum Rauswurf führten, scheint auf der Hand zu liegen und wurde auch von Manager Andreas Rettig bestätigt. Um Protesten vorzubeugen konkretisierte der 51. Bundesligist in einer Aussendung an die Fanklubs die Gründe für die Ausbootung. Zwischen dem 35-jährigen Fanliebling und diversen Trainern habe es immer wieder Meinungsverschiedenheiten gegeben. Dass er für das Pokalspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen nicht nominiert wurde brachte das Fass zum Überlaufen. Der bundesligaerfahrene Torjäger vergangener Zweitligajahre wäre einer der wenigen bekannten Namen im Kader gewesen. So sticht vor allem ein Namen heraus. Lorenzo Davids, der Neffe des berühmtesten Brillenträgers im Fußballsport, kam von NEC Nijmegen und wird im zentralen Mittelfeld auflaufen.
Wenn es beim Sport-Club aus Freiburg im sonst ruhigen Breisgau ähnlich unruhig zugeht ist damit vor allem ein Name verbunden – Papiss Demba Cisse. Mit 28 Tore in 48 Spielen machte der Senegalese in den letzten eineinhalb Jahren auf sich aufmerksam. Der FC Bayern, Schalke, Wolfsburg, aber auch Vereine aus dem Ausland waren am Torjäger dran. Noch aber schnürt der 26-Jährige seine Schussstiefel für die Rot-Weißen. Ob er beim Bundesliga-Debüt von SC-Trainer Marcus Sorg einen Nebenmann haben wird, oder vom 4-1-3-2, das im Cup gegen Unterhaching gespielt wurde abgewichen wird, bleibt abzuwarten. Sollte ersteres eintreten, hat Neuzugang Garra Dembelé gute Chancen neben Cisse auf Torjagd zu gehen. Der aus Mali stammende Stürmer erzielte letzte Saison für Levski Sofia beeindruckende 26 Tore. Mit der Verpflichtung des Schweizer Beg Ferati hat man auf den Abgang Ömer Topraks zu Bayer Leverkusen reagiert. Der 24-Jährige war zuletzt beim FC Basel engagiert und wurde jüngst von Ottmar Hitzfeld erstmals für ein Länderspiel einberufen.

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Übrigens: Macht doch bei unserer Tippliga zur deutschen Bundesliga mit – die geht natürlich auch heute wieder los!

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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