Ein Trend der letzten Wochen setzt sich auch an diesem Spieltag fort: In der deutschen Bundesliga wird aktuell nicht der beste Fußball gespielt. Insesondere... Der siebte Spieltag in Deutschland: Bayern strauchelt erneut – Köln erster Verfolger

_Peter Stöger - 1.FC KölnEin Trend der letzten Wochen setzt sich auch an diesem Spieltag fort: In der deutschen Bundesliga wird aktuell nicht der beste Fußball gespielt. Insesondere die Top-Teams bleiben hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Die Zusammenfassung des Wochenendes.

Dortmund frustriert – Hertha clever

Eigentlich verlief dieses Spiel fast exakt so, wie man im Vorfeld annehmen konnte. Der BVB kontrollierte das Spiel, bis auf eine kurze Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit, mit einer Ballbesitzquote von fast 75 Prozent. Allein Pierre–Emerick Aubameyang gab vier Torschüsse ab, davon auch ein verschossener Elfmeter. Es bleibt aber auch weiterhin festzuhalten, dass den Dortmundern in manchen Spielen einfach noch die nötige Zielstrebigkeit in ihren Offensivaktionen abgeht. Hertha-Keeper Rune Jarstein erwischte zudem einen sehr guten Tag. Der Norweger parierte fünf Schüsse, u.a. den Elfer von Aubameyang. Wie erwartet, präsentierten sich die Berliner als die giftigere Mannschaft und eiskalt vor dem Tor. Hertha verübte mehr als doppelt soviele Tackles wie die Borussia, eroberte 22 Mal den Ball (der BVB nur 7 Mal), während ein Geniestreich von Kapitän Vedad Ibisevic ausreichte, um in der 51. Minute 1:0 in Führung zu gehen. Der Fersenpass des Bosniers auf den Torschützen Valentin Stocker war von der ganz feinen Sorte, auch wenn die Dortmunder Matthias Ginter, Julian Weigl und Mikel Merino dabei alles andere als kompakt standen.

Hertha reichten damit insgesamt zwei Torschüsse um einen Treffer zu erzielen.  Danach rannte der BVB wild auf das Tor der Berliner an. Nach dem Aubameyang dann in der 76. Minute den unberechtigten (Kagawa spielte den Ball bereits vorher mit der Hand, die Aktion hätte also abgepfiffen werden müssen)  Handelfmeter ebenfalls nicht verwandeln konnte, verloren die BVB-Fans wohl zumindest kurzzeitig alle Hoffnungen, dass ihrer Mannschaft in diesem Spiel noch ein Tor gelingen könnte. Vier Minuten später belohnte sich der Gabuner, nach einem tollen Dembele-Pass, aber für seinen betriebenen Aufwand und erlöste die Anhänger mit dem Treffer zum 1:1-Endstand. Kurz vor Schluss kam dann nochmal Hektik auf: Emre Mor wurde, nach einer vollkommen überflüssigen Tätlichkeit an Sebastian Langkamp, mit Rot vom Platz geschickt. Gelb hätte es hier sicher auch getan, ließ sich der gefühlt zwei Köpfe größere Langkamp nach Mors Rempler doch allzu theatralisch fallen. Auf Seiten der Berliner war für Torschütze Stocker, nach einem üblen Foul an Ginter, der Arbeitstag ebenfalls durch eine Rote Karte frühzeitig endete.

FC Bayern offenbart erneut einige Defizite

Das hat man beim deutschen Rekordmeister nun wirklich lange nicht mehr gehört und gesehen: eine quasi Brandrede am 7. Spieltag vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. Nachdem die Bayern in den letzten Jahren zu diesem Zeitpunkt der Konkurrenz meist enteilt waren und einen Sieg an den nächsten reihten, forderte Rummenigge die Bayern-Profis im Anschluss an das 2:2 gegen Eintracht Frankfurt, und dem dritten sieglosen Spiel in Folge, auf, ihre derzeitige lasche Einstellung zu hinterfragen. Fakt ist: auch Kapitän Philipp Lahm beklagte den Verlust der abstrakten Eigenschaften Souveränität und Siegesgewissheit. Die Bayern wirken teilweise wirklich geradezu verunsichert, ob der derzeit ungewohnten Situation, den Gegner spielerisch und taktisch nicht an die Wand drücken zu können. Die Mannschaft schafft es im Moment einfach nicht, die Bundesliga-Dominanz der letzten Jahre aufzubauen. Oder kann sich jemand an ein Spiel in den letzten Jahren erinnern, indem der FCB eine 2:1-Führung gegen ein Team abgab, dass sich in Unterzahl befand? Eben.

Die wohl offensichtlichsten Probleme sind aktuell in der Defensivarbeit der Bayern verortet. Die Abwehr um Jerome Boateng und Mats Hummels ließ, gegen eine offensiv nicht unbedingt furchteinflößende Frankfurter Mannschaft, insgesamt 13 Schüsse und 8 Torchancen gegen sich zu. Zudem verlor man während der 90 Minuten 20 Mal den Ball. Besorgniserregende Werte. Vielleicht handelt es sich bei der derzeitigen Mini-Krise nur um eine kurze Phase der Akklimatisierung an den Stil des neuen Trainers Carlo Ancelotti. Zudem ist die Frage wohl legitim, ob man mittlerweile nicht einfach zu hohe Erwartungen an die Bayern stellt? Ob sie in den letzten Jahren die Latte vielleicht einfach sportlich so hochgelegt haben, sodass bereits drei sieglose Spiele als Menetekel des drohenden Untergangs des bajuwarischen Selbstverständnisses gewertet werden? Sei es wie es sei. Ganz nüchtern betrachtet spielt der FC Bayern derzeit einfach schlechten Fußball – und das allein muss den Verantwortlichen wohl zu denken geben.

Krise in Wolfsburg

Nach der enttäuschenden letzten Saison, sollte in dieser Spielzeit beim VfL Wolfsburg alles besser werden. Ja, sogar die Champions League wurde etwas verstohlen als Ziel ausgegeben. Allein, der bisherige Saisonverlauf steht für die Wölfe derzeit unter dem Motto: vom Regen in die Traufe. Blickt man nach der 0:1-Heimniederlage gegen RB Leipzig, während der mal wieder ein vor allem offensiv blutleeres Team sichtbar wurde, auf die Tabelle, heißt die Realität aktuell Abstiegskampf. Mit mageren sechs Punkten liegt das Team von Dieter Hecking nur auf Platz 14 des Tableaus. Für Hecking selber wird die Luft in Wolfsburg folglich immer dünner. Freilich trägt der Trainer nicht alleinige Verantwortung für den Schlamassel, jedoch spricht es auch nicht unbedingt für den 52-Jährigen, dass die Mannschaft in nur zwei Jahren von einem ambitionierten Champions-League–Teilnehmer zu einem, im besten Fall, Mittelklasseteam mutierte. Der Kader an sich gab und gibt nämlich personell eigentlich mehr her.

Falls es Hecking und seiner Mannschaft in den nächsten Spielen nicht gelingt, den so oft zitierten Bock umzustoßen, gerät die dritte Trainerentlassung der Saison wahrscheinlich in nicht allzu ferne Sichtweite. Aufsteiger Leipzig lieferte zwar keine überragende Partie ab, war aber an diesem Sonntagabend, das Team mit den individuell fähigeren Spielern und der besseren taktischen Einstellungen. Das Team von Ralph Hasenhüttl belegt nach diesem Spiel, punktgleich mit Köln, den dritten Platz der Tabelle. Zum Leidwesen der Sachsen steht jedoch zu befürchten, dass Marcel Sabitzer, der sich den Knöchel verdrehte, länger ausfallen könnte. Angesichts der Leistungen des Österreichers in den letzten Wochen, ein herber Verlust.

Short Notes:

Werder unter Nouri weiterhin erfolgreich: Der Trainerwechsel in Bremen brachte bisher den gewünschten Effekt. Auch gegen Bayer Leverkusen zeigten die Norddeutschen eine couragierte Leistung und behielten am Ende die Oberhand. Zwar überließ Werder nach dem 1:0 durch Junuzovic, Bayer die Kontrolle über das Spiel, was zum verdienten Ausgleich durch Calhanoglu führte, blieb aber weiterhin durch Konter gefährlich. Zudem wirkte die Defensive der Grün-Weißen ein wenig stabiler. Der von Neutrainer Nouri zu den Profis geholte Ousmane Manneh sorgte obendrein noch für den etwas glücklichen 2:1-Endstand.

Hoffenheim siegt erneut: Der etwas schmeichelhafte Heimsieg gegen den badischen Lokalrivalen SC Freiburg war bereits der dritte 2:1-Erfolg der „Nagelsmänner“ in Folge. Damit steht Hoffenheim nun schon auf Platz 6 der Tabelle. Beide Teams hatten am Ende fast identische Ballbesitzwerte und gaben nahezu die gleiche Anzahl an Schüssen ab. Während Freiburg sechs davon auf das Hoffenheimer Tor brachte, und damit statistisch betrachtet eigentlich zielstrebiger als die TSG agierte, profitierte das Team von Julian Nagelsmann bei den Toren von Sandro Wagner und Andrej Kramaric von zwei Aussetzern des jungen Türken Caglar Söyüncü. Schwacher Trost für den Innenverteidiger: immerhin bereitete er das zwischenzeitliche 1:1 durch Florian Niederlechner mit einem Traumpass vor.

Köln bleibt erster „Bayern-Jäger“: Im schnell euphorischen Köln stimmten die Fans beim Heimerfolg gegen den FC Ingolstadt bereits die ersten Meistergesänge an. Wenn auch, wissend um den eigenen Ruf, vermutlich mit einem gewissen Augenzwinkern. Platz 2 in der Tabelle ist zurzeit eine schöne Momentaufnahme, aber höchstwahrscheinlich die Folge einer klassischen Überperformance der Mannschaft von Peter Stöger. So beurteilt zumindest Kölns Geschäftsführer Sport, Jörg Schmadtke, die derzeitige Situation. Nichtsdestotrotz legte der „Effzeh“ auch gegen die „Schanzer“ wieder eine beängstigende Effizienz an den Tag: aus drei Torschüssen resultierten zwei Treffer. Erneut durch Anthony Modeste. Der Franzose steht mit sieben Toren in sieben Spielen sinnbildlich für die exzellente Chancenverwertung der Kölner. Ingolstadt kam zwar durch Lukas Hinterseer noch zum Abschlusstreffer, letztendlich war die Offensivleistung aber wiederholt nicht als bundesligatauglich zu bezeichnen. Die Niederbayern holten aus 7 Spielen erst einen Punkt und sind somit Tabellenletzter.

Unglücksrabe Colak: Trotz einer guten Leistung verlor Darmstadt 98 gegen Mainz auch das vierte Auswärtsspiel in Folge. Der FSV ging bereits in der 5. Minute durch Pablo de Blasis in Führung. Danach vergab der Mainzer Jhon Cordoba zwei absolute Hochkaräter, von denen einer hätte sitzen müssen. In puncto Pech konnte der Kolumbianer aber nicht mit dem Darmstädter Antonio-Mirko Colak mithalten. Erst vergab der Stürmer kurz vor Ende der ersten Halbzeit per Elfmeter die Riesenchance zum Ausgleich. Nach dem es Yunus Malli auf Seiten der Mainzer in der zweiten Halbzeit beim Elfmeter zum 2:0 besser machte, schaffte es Colak, nach Pass des eingewechselten Sven Schipplocks, nicht, den Ball aus 5 Metern im leeren Tor unterzubringen und somit den verdienten Anschluss zu erzielen. Zwar gelang den Lilien in der Nachspielzeit tatsächlich noch der Ehrentreffer durch Jerome Gondorf (per Handelfmeter; gleichzeitig das erste Lilien-Auswärtstor), Mainz war an diesem Sonntagnachmittag aber einfach die effizientere Mannschaft.

Zahlen und Fakten zu den restlichen Partien

Borussia Mönchengladbach 0:0 Hamburger SV

Gladbach gab nach zehn Heimspielen in Folge gegen den HSV das erste Mal seit neun Monaten daheim wieder Punkte ab.

Seit der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung mit Trainer Andre Schubert, konnten die Fohlen in den folgenden 3 Pflichtspielen nicht mehr gewinnen.

Der HSV ist zwar immer noch sieglos, holte aber immerhin den ersten Auswärtspunkt der Saison.

Hamburg wartet nun schon bereits seit 5 Spielen auf ein Tor.

Erst zum zweiten Mal in ihrer Bundesligageschichte vergab Gladbach 2 Strafstöße in einem Spiel.

FC Augsburg 1:1 FC Schalke 04

Augsburg ist gegen Schalke bereits seit 4 Spielen ungeschlagen.

Schalke spielte erstmals in dieser Saison Remis.

Augsburgs Daniel Baier erzielte in seinem 197. Bundesligaspiel erst sein 5. Tor. Bereits sein letztes machte er gegen Schalke.

Der Schalker Nabil Bentaleb erzielte sein erstes Pflichtspieltor für seinen neuen Arbeitgeber.

Pfosten des Spieltages

Konstantinos Stafylidis: Eigentlich bestand für das Tor der Augsburger keine Gefahr mehr. Schalkes Breel Embolo war bereits raus aus dem roten Bereich und Richtung Seitenauslinie abgedrängt. Diese Tatsache hielt Stafylidis jedoch nicht davon ab, den Schweizer mit einem brutalen Tackling niederzustrecken. Das erschütternde Resultat dieser perfiden Aktion: Embolo brach sich das Sprunggelenk und fällt mehrere Monate aus. Stafylidis sah für sein Einsteigen nur Gelb. Immerhin entschuldigte er sich umgehend bei dem 19-Jährigen.

Ral, abseits.at

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