Vor dem abendlichen Topspiel hatten die Bayern am Nachmittag mit einem 1:0-Heimsieg gegen Frankfurt im Titelrennen vorgelegt, wodurch die Borussia gegen Bremen unter Zugzwang... Dortmunder Sturmlauf sichert knappen Sieg gegen Bremen

Gelbe Wand Dortmund_abseits.atVor dem abendlichen Topspiel hatten die Bayern am Nachmittag mit einem 1:0-Heimsieg gegen Frankfurt im Titelrennen vorgelegt, wodurch die Borussia gegen Bremen unter Zugzwang geraten war. Für die Werderaner ging es um wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Einem Kampf glich auch das Spiel, bei dem letzten Endes die Dortmunder die Oberhand behielten, wobei die Bremer lange Zeit das Spiel spannend gestalten konnten. 

Skripnik packt die Fünferkette aus

Wie schon gegen den Rekordmeister griff der ukrainische Cheftrainer der Werderaner auf eine Fünferabwehr zurück, diesmal bestehend aus Sternberg, Santi Garcia, Vestergaard, Gálvez und Gebre Selassie. Die nominellen Spitzen Junuzović und Ujah orientierten sich an den tiefsten Dortmunder Mittelfeldspielern, in der Regel also Weigl und Castro. Auffällig war die Positionierung von Sambou Yatabaré, der sich als nomineller Zehner im 5-2-1-2 am linken Dortmunder Halbraum orientierte und teilweise sogar fast auf Höhe von Fritz und Grillitsch ein 5-3-2 bildete, was rein taktisch gegen Dortmund nicht verkehrt ist, angesichts ihrer enormen Stärke in diesem Raum. Allerdings verlor der aufgrund der Abstinenz von Hummels an Bedeutung.

Dortmund in ungewohnter Aufstellung

Dem BVB-Kapitän wurde wegen der kräftezehrenden Länderspielwoche im Hinblick auf die anstehenden englischen Wochen eine Pause gewährt, Sokratis fiel ohnehin aufgrund eines Infekts aus, wodurch das neue Innenverteidigerpaar der Borussen aus Ginter und Bender bestand. Auf dem Papier sollte Erik Durm den zweiten Achter geben, doch im Spielverlauf kristallisierte sich eine 4-2-3-1-Formation mit Mkhitaryan als Zehner und Durm als rechtem Außenspieler heraus. Denn gerade im Angriffsspiel setzte der BVB erneut auf Breite.

Bremer Wackler und Dortmunder Unvermögen

Die erste Hälfte gestaltete sich wie erwartet – die Schwarzgelben waren Herr über den Ball und Bremen verteidigte tief. In der Regel agierten die Gäste in einem Mittelfeldpressing, vereinzelt liefen die Stürmer Bender und Ginter an, wenn sich gute Möglichkeiten dazu eröffneten. Der Plan war den BVB auf den Flügeln einzukesseln, was sich in situativem mannorientiertem Hervorpreschen der Außenverteidiger äußerte. Auch Yatabaré verschob dazu bis zum Flügel, jedoch wusste der BVB sich oft daraus zu befreien. Generell waren vor allem in der Bremer Verteidigungslinie die starken Mannorientierungen zu erkennen. So stand zum Beispiel der linke Halbverteidiger Santi Garcia dem Spielmacher der Gastgeber Mkhitaryan auf den Füßen.

Nach erfolgreicher Balleroberung waren die Bremer auf schnelle Bälle in die Spitze und Spielverlagerungen bedacht, wodurch es häufig zu sehr weiten Pässen und umso schnelleren Ballverlusten kam. Daher kann nicht von einer erfolgsstabilen Offensivstrategie die Rede sein. Aus tiefen Positionen kam der Spielaufbau mangels Unterstützung aus dem Mittelfeld ohnehin nicht in Schwung und nicht zuletzt auch aufgrund des guten Dortmunder Pressings. Auch wenn sich die Werderaner ein wenig freispielen konnten, fehlten passende Folgeaktionen.

Der Tabellenzweite kam dadurch vermehrt zu Chancen nach Ballgewinnen im Mittelfeld. Gerade Garcia zeigte sich überfordert und gab im Spielaufbau viele Bälle her und preschte teilweise (wie in der 24. Minute) in der Rückwärtsbewegung aus der Abwehrkette heraus und bot Lücken an, wodurch der BVB die volle Breite besser bespielen konnte. Wie bereits angerissen, gab es diesen Fokus auf den linken Halbraum in diesem Spiel nicht, da Hummels fehlte und Mkhitaryan sich nach rechts orientierte. Die Spieler in der letzten Linie, sprich Reus, Aubameyang, Mkhitaryan, Durm und oft auch Schmelzer rissen Löcher durch intelligente Bewegungen, indem sie ihre direkten Gegenspieler aus der letzten Linie zogen; daraus schlugen sie aufgrund einer schwachen Chancenverwertung jedoch kein Kapital. Dennoch war das schwarzgelbe Übergewicht nicht zu übersehen.

Turbulente zweite Halbzeit

Ohne nominelle Änderungen ging es für beide Teams in den zweiten Durchgang. Was auffiel, war, dass die Bremer Abwehrlinie ein wenig enger stand, was sich unter anderem Marco Reus mit Tiefensprints vom Flügel aus zu Nutze gemacht hat. Mit der Zeit bröckelte Werders Defensivformation und das 1:0 fiel folgerichtig nach einem Bremer Fehler im Mittelfeld und der darauffolgenden Ausspielung der Mannorientierungen, wodurch Aubameyang sich letzten Endes nur noch zwei Verteidigern gegenübersah.

Werder wechselte in der 65. Minute Öztunali für den schwachen Garcia ein und stellte auf das altbewährte 4-3-2-1 um mit dem Neuling als linkem Achter. Und genau ab diesem Zeitpunkt wurde das Spiel zu einem zunehmend offenen Schlagabtausch. Tatsächlich kamen die Werderaner so vermehrt in gefährlichere Zonen und erzielten auf glückliche Art und Weise den Ausgleich und anschließend nach einem Flügeldurchbruch sogar die kurzzeitige Führung.

Danach wechselten die Bremer jedoch wieder zurück auf die Fünferkette und büßten damit die zuvor gewonnene Mittelfeldkontrolle ein. Durch einen Fehler von Yatabaré, der nun als rechter Außenverteidiger einen zu großen Abstand zum linken Halbverteidiger ließ, erzielte der BVB postwendend den Ausgleich und nach Einwechslung von Pulisic und Ramos auch noch zusätzlich die erneute Führung nach einer Ecke. Generell wollte Dortmund mit den Wechseln die Präsenz in der letzten Linie intensivieren. Nach dem erneuten Rückstand kam Werder erst kurz vor der Nachspielzeit in längeren Ballbesitz und drängte auf einen Lucky-Punch, der ihnen jedoch verwehrt blieb.

Fazit

Die zweite Halbzeit gestaltete sich offener, da beide Mannschaften offensiver agierten und einander zu individuellen Fehlern zwangen. Es kann durchaus als Mitgrund für Werders Unterlegenheit ausgemacht werden, dass die Mannorientierungen klare Lücken offenbarten, wenn der BVB diese für sich zu nutzen wusste. Im Endeffekt wurde kein vollkommener Druck erzeugt, der die Dortmunder zu frühen Ballverlusten zwang, sie wurden lediglich zeitweise zurückgedrängt, blieben aber in Ballbesitz und konnten neu zum Angriff ansetzen. Aus Sicht des Gastgebers bleibt lobend zu erwähnen, dass Pressing und Gegenpressing sehr erfolgsstabil durchgeführt wurden und viele wichtige Ballgewinne einleiteten.

Während Werder nun im Abstiegskampf weiter um den Klassenerhalt bangen muss, kann der BVB sich auch nach dem 28. Spieltag der Bundesliga noch weiterhin Chancen im Meisterrennen ausrechnen und geht mit einem Erfolg in die entscheidenden Wochen.

Shahin Bazani, abseits.at

Shahin Bazani

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