Am kommenden Freitag fällt in der zweiten deutschen Bundesliga der Startschuss zur neuen Saison. Von 3. August 2012 bis 19. Mai 2013 kämpfen 18... Ein Blick ins deutsche Unterhaus: Das hat sich bei den Zweitligisten getan (Teil 2)

Am kommenden Freitag fällt in der zweiten deutschen Bundesliga der Startschuss zur neuen Saison. Von 3. August 2012 bis 19. Mai 2013 kämpfen 18 Mannschaften um das Erbe der SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf und gegen jenes des Karlsruher SC, Alemannia Aachen und Hansa Rostok. Wer sind die Favoriten auf den Aufstieg? Für welche Teams ist der Klassenerhalt schon ein Erfolg? abseits.at wirft vor dem Saisonstart einen ausführlichen Blick auf die 18 Zweitligisten.

TSV 1860 München

Neben den Bundesligaabsteigern Hertha, Köln und Kaiserlautern sowie dem FC St. Pauli gilt 1860 München gemäß einer Umfrage der dpa zu den Mitfavoriten um den Aufstieg. Ein Überraschungskandidat? Nicht wirklich, wenn man sich die jüngste Entwicklung ansieht. Die Sechzger stellten hinter Meister Fürth die zweitbeste Rückrundenmannschaft und legten die beste Saison seit sieben Jahren hin. Zudem wurden die Münchner im Gegensatz zu vergangenen Zeiten auch am Transfermarkt entscheidend aktiv. „Wir schalten jetzt um auf Attacke“, kündigt Geschäftsführer Robert Schäfer an. Möglich machte dies auch eine millionenschwere Finanzspritze eines jordanischen Investors. In der Defensive rüstete man mit dem Premier-League-erfahrenen Moritz Volz sowie dem Polen Grzegorz Wojtkowiak auf. Der Defensivallrounder war zuletzt Kapitän bei Lech Posen und gehörte auch zum Stammpersonal bei der jüngsten EM-Endrunde. Dies trifft auch auf Grigoris Makos, der sogar Viertelfinalluft schnappen durfte, zu. Der 25-Jährige, der von AEK Athen kam, war der absolute Wunschkandidat von Trainer Reiner Maurer und hat nach Angaben des 52-Jährigen „praktisch keine Schwäche“, ist deshalb im zentralen Mittelfeld gesetzt. Ebenfalls eine AEK-Vergangenheit hat der argentinische Stürmer Ismael Blanco. Der 29-Jährige wurde im schwarz-gelben Dress zweimal Torschützenkönig, scheint jedoch seinen Zenit bereits überschritten zu haben.

Daher versuchte man die Abgänge von Stürmertalent Kevin Volland (14 Saisontore) und Stefan Aigner (11 Saisontore) im Offensivbereich anderwärtig aufzufangen. Zum einen verpflichteten die Löwen Moritz Stoppelkamp von Hannover 96, zum anderen angelte man sich den 24-jährigen Marin Tomasov. Das vermeintliche Toptalent aus Kroatien stellt eine Wundertüte dar, gilt aber als technisch hochversiert und als gefährlicher Schütze bei Standardsituationen. Stoppelkamp hingegen hat sich bereits perfekt eingelebt, erzielte im Test gegen Ligakonkurrent MSV Duisburg (4:0) beispielweise zwei Tore. „Für mich steht fest: Stoppelkamp ist der neue Volland. Er ist sehr beweglich, einfach stark“, schwärmt Schäfer. Weiters lotste man mit Maximilian Nicu (SC Freiburg) einen weiteren arrivierten Offensivspieler in die bayrische Landeshauptstadt. Die Dichte im Angriff ist somit auch nach den empfindlichen Abgängen hoch, zumal sich mit Kapitän Benjamin Lauth und Daniel Halfar weitere potenzielle Stammspieler im Kader tummeln. Während die Spieler selbst forsche Töne anschlagen – „Ich will in die erste Liga!“ (Makos), „Der Club ist vom Anforderungsprofil her ein Erstligist“ (Stoppelkamp) – bremst Präsident Dieter Schneider die Euphorie etwas ein: „Ich werde sicher nicht sagen, dass wir aufsteigen, damit sind wir oft genug auf die Schnauze gefallen.

SSV Jahn Regensburg

Der erste Aufsteiger, der in der Zweitligasaison 2012/2013 gegen den Ball treten wird, ist der SSV Jahn Regensburg. Die Oberpfälzer wagen das Abenteuer zweite Bundesliga, im Gegensatz zu Auftaktgegner 1860, ohne große Namen. Dafür musste der Liganeuling wichtige Leistungsträger abgeben. Offensivmotor Tobias Schweinsteiger wechselte nach München zu seinem prominenten Bruder, wird dort allerdings bei den Amateuren dem runden Leder nachjagen, Verteidiger Ronny Philp will dies in der Bundesliga beim FC Augsburg machen. Sein Trainer wird dort jedoch der gleiche bleiben, da auch Markus Weinzierl beim FCA anheuerte. Mit dem vielleicht niedrigsten Etat der dritten Liga führte er den Jahn in der letzten Saison über die Relegation in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Davor war Weinzierl zehn Jahre lang beim Verein – zunächst als Spieler, dann als Co- und letztlich als Cheftrainer.

Seine Nachfolge tritt Oscar Corrochano an, der damit vor einer nicht unkomplizierten Ausgangslage steht. Der Liga-Neuling, der zuletzt die U23 von Eintracht Frankfurt betreute, gilt als moderner Trainer, der den Hauptfokus auf Taktik legt. „Es geht darum, flexibel zu sein, sich nicht hinten rein drängen zu lassen, aber deswegen auch nicht ins offene Messer der gegnerischen Mannschaft zu laufen. Deswegen ist es so wichtig, schnell umzuschalten. Grundsätzlich bin ich ein Trainer, der lieber agieren als reagieren lässt. Ob das dann im 4-4-2 oder im 4-2-3-1-System umgesetzt wird, bestimmt dann allerdings auch der jeweilige Gegner“, beschreibt der 35-Jährige sein Konzept. Trotz seines bescheidenen Kaders glaubt  Corrochano nicht, dass sich auf Zweitliga-Niveau irgendeine Mannschaft eine andere unterschätzt. „Wir fangen alle bei null an. Und wir wissen genau, was auf uns zukommt. Dennoch glaube ich, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden.

VfL Bochum

In den letzten Saisonen wurden dem VfL Bochum stets gute Chancen auf einen Platz in der Bundesliga eingeräumt. Davor hielt sich der Arbeiterverein trotz widrigsten Begleitumständen lange Zeit in der Bundesliga, galt als unabsteigbar. Die Zeiten haben sich bei der einstigen grauen Maus allerdings geändert. Eine turbulente letzte Saison hat der Revierklub nur vier Zähler vor den Abstiegsrängen abgeschlossen. Das hatte eine Flut an Abgänge zur Folge. Neben jungen Spielern wie Kevin Vogt (Augsburg), Björn Kopplin (Union Berlin) oder Daniel Ginczek (St. Pauli) musste sich der VfL auch um eine komplett neue Kreativabteilung umsehen. Giovanni Federico beendete seine Karriere, Mimoun Azaouagh wechselte nach Kaiserslautern und Takashi Inui, das Herzstück der Mannschaft, wurde für knapp 1,5 Millionen zur Frankfurter Eintracht transferiert. Da die finanziellen Möglichkeiten arg beschränkt und so keine adäquaten Ersatzleute verpflichtet werden konnten, war vor allem das Gespür von Sportvorstand Jens Todt und Trainer Andreas Bergmann gefragt.

So wurde der Kader verjüngt und neben ablösefreien, externen Neuzugängen finden sich auch einige Nachwuchsspieler im Aufgebot wieder – unter anderem Leon Goretzka, der das deutsche U17-Team heuer ins Finale der U17-EM führte. Der Mittelfeldspieler wird demnächst mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold zum Nachwuchsspieler des Jahres 2012 ausgezeichnet. „Er bringt fußballerisch alles mit und ist trotz seiner Jugend schon sehr weit“, lobt VfL-Coach Bergmann sein Nachwuchsjuwel. „Leon ist ein herausragendes Talent und identifiziert sich total mit dem VfL.“ Hinter dem 17-jährigen Gymnasiasten waren zahlreiche europäische Schwergewichte wie Bayern München, Juventus Turin und Inter Mailand. Umso erfreuter war man in Bochum als Goretzka seine Unterschrift unter den ihm angebotenen Profivertrag setzte. Wichtig für einen erfolgversprechenden Umbruch sind neben jungen Talenten, aber auch gestandene Führungsspieler. So wird neben den bereits im Kader befindlichen Routiniers Marcel Maltritz, Christoph Dabrowski und Paul Freier auch Alexander Iashvili eine wichtige Rolle einnehmen. Der 34-jährige Georgier kam ablösefrei vom KSC und soll als Ruhepol im Bochumer Spiel fungieren. Trotz der hier dargelegten Sachlage verfolgt man beim VfL durchaus hohe Ziele, wie Todt klarstellt: „Wir wollen Verfolger der Top vier oder fünf der Liga sein.

SG Dynamo Dresden

Ebenfalls beim VfL Bochum landete Zlatko Dedic, der letzte Saison an Dynamo Dresden ausgeliehen war. Dort bildete er gemeinsam mit Mickael Pote zusammen ein brandgefährliches Sturmduo, das zusammen auf 25 Saisontreffer kam, damit die Hälfte aller Dynamo-Tore erzielte und die Schwarz-Gelben von den Abstiegsrängen fernhielt. Einen adäquaten Sturmpartner stellte man Pote bisher nicht zur Seite, man sei aber, so Trainer Ralf Loose, noch auf der Suche nach zwei Stürmern. „Unser Budget ist eben sehr schmal, deshalb konnten wir meinen Wunschstürmer Rangelov nicht zu uns bringen. Wir planen zwar weiter mit einem 4-4-2-System, beschäftigen uns aber auch mit einem 4-2-3-1“, hat der Chefcoach auch einen Plan B parat. Bis auf den Angriff ist man bei den Sachsen überall ausgeglichen besetzt und verstärkte sich nur punktuell. Aus der Ligue 2 kamen zum Beispiel Mittelfeldspieler Anthony Losilla von Stade Laval („Mit ihm sind wir in diesem Mannschaftsteil in der Breite besser aufgestellt.“) und Idir Ouali von Le Mans („Er wird den Konkurrenzkampf im Offensivbereich beleben.“).

Weiters holte Dynamo mit Florian Fromlowitz einen erfahrenen Torhüter, der den „Kampf ums Leiberl“ anheizen soll. Für eine klare Nummer eins hat sich Loose noch nicht ausgesprochen, beim Härtetest gegen West Ham United (3:0) hütete aber Benjamin Kirsten das Tor. „Er ist vielleicht deshalb vorne, weil er in der Rückrunde im Tor stand und da gut gespielt hat. Florian Fromlowitz kam mit etwas Trainingsrückstand zu uns und musste danach noch eine kleine Pause einlegen, aber er hat sich kontinuierlich gesteigert“, begründete Loose diese Entscheidung. Für Fromlowitz, der vor einigen Jahren noch als großes deutsches Torwarttalent galt, wäre eine Degradierung ein enormer Rückschlag, nachdem er bereits beim MSV Duisburg und Hannover 96 seinen Stammplatz verlor. Obwohl der neunte Platz letzte Saison und der ausgewogene Kader Erwartungen geschnürt hat, stapelt Trainer Loose tief: „In der 2. Liga gibt es doch immer nur zwei greifbare Saisonziele: Aufstieg oder Klassenerhalt. Vorn werden wir nicht eingreifen können. Allein schon aus wirtschaftlicher Sicht kommt für Dynamo in den nächsten zwei, drei Jahren nur der Klassenerhalt infrage.

MSV Duisburg

Der MSV Duisburg hat eine sehr wechselhafte Saison 2011/2012 hinter sich. Das begann mit einem sich heftigen drehendem Transferkarussell und mündete nach einem Zick-Zack-Kurs auf Tabellenplatz zehn. Trainer Milan Sasic wurde nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Viertligisten Holstein Kiel und nur neun Punkten nach dem zwölften Spieltag entlassen. Sein Nachfolger Oliver Reck holte den MSV anschließend aus dem Sumpf, nur um mit fünf Niederlagen in Serie zu Jahresbeginn auf den Relegationsplatz abzurutschen. Mit einem energischen Schlussspurt gelang den Zebras jedoch ein versöhnlicher Abschluss. Für die neue Spielzeit hielt der Meistertorhüter von Werder Bremen größtenteils am Kader der vergangenen Saison fest und beschloss auf den vorhandenen Strukturen aufzubauen. Nur zwei Spieler wurde abgegeben – neben dem bereits erwähnten Fromlowitz, verließ auch Bruno Soares den Verein –, nur drei neue wurden geholt. Das Loch in der Defensive, das Abwehrchef Soares, der künftig für Fortuna Düsseldorf verteidigt, hinterlässt, soll von Julian Koch (Borussia Dortmund) und Adil Lachheb (Arzgebirge Aue) geschlossen werden.

Vor allem von ersterem erwartet man sich in Duisburg einiges, zählte er bei seinem letzten Gastspiel (2011/2012) doch zu den besten Spielern der zweiten Liga. Allerdings bestritt der Blondschopf in den letzten 18 Monaten verletzungsbedingt kein einziges Spiel. Die folgenschwere Verletzung, ein Außenbandriss sowie und Anriss des vorderen Kreuzbandes samt Kompartmentsyndrom, zog er sich übrigens noch im blau-weißen Dress zu. Beim MSV wollte der 21-Jährige eigentlich wieder voll durchstarten und einen Platz in der Stammformation scheint ihm sicher, doch beim letzten Test gegen Twente zog er sich einen Meniskuseinriss zu und musste wieder unters Messer. Vier bis sechs Wochen fällt der Youngster deswegen aus, beschert seinem Trainer damit Kopfzerbrechen. „Jetzt haben wir natürlich ein Problem, werden es aber intern lösen“, meint Reck. Auch die Testspielergebnisse machen es dem 47-Jährigen leichter, gegen Twente verlor man 0:1, in Leverkusen 1:5 und gegen 1860 setzte es eine 0:4-Schlappe – nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen optimalen Saisonstart. In diesem sieht aber Sportdirektor Ivo Grlic den Grundstein um eine ruhigere Spielzeit als letztes Jahr zu absolvieren, was das inoffizielle Ziel des MSV ist: „Wir müssen unbedingt besser starten als im letzten Jahr.

VfR Aalen

Der VfR Aalen sorgte wie seine Mitaufsteiger nicht mit überdimensionalen Personalinvestitionen für Aufsehen. Vielmehr lenkte eine, vor allem aus österreichischer Sicht höchstunerfreuliche Meldung das Interesse der Öffentlichkeit auf die 66.000-Einwohner-Stadt. Ralph Hasenhüttl, der Trainer des Aufsteigers, erkrankte kurz vor dem Saisonstart am Hantavirus. Sprach sich Sportdirektor Markus Schupp nach Bekanntwerden dieser Hiobsbotschaft noch klar für den Österreicher aus, steht seit dieser Woche auch ein externer Trainerwechsel im Raum. „Wir müssen alles überdenken, es steht zu viel auf dem Spiel. Der Verein muss bei jeder Entscheidung an oberster Stelle stehen“, so Schupp gegenüber dem SID. Verantwortlich dafür ist vor allem die 0:5-Testspielklatsche gegen den Regionalligisten SG Sonnenhof-Großaspach. Hasenhüttl habe ein sehr enges Verhältnis zur Mannschaft gepflegt. Daher sei es klar, dass es einige Spieler emotional mitnehme, aber „das ging gar nicht. So etwas ist nicht zu akzeptieren und so etwas lassen wir uns auch nicht noch einmal bieten“, war der Sportdirektor wütend.

Die Namen der potenziellen Nachfolger – Marco Kurz, Klaus Augenthaler, Benno Möhlmann – heben sich in ihrem Bekanntheitsgrad deutlich von jenem des Spielerkaders ab. Nur wenige Spieler verfügen über Erfahrung jenseits der dritten Liga. Deshalb verpflichtete der VfR mit Oliver Barth vom SC Freiburg einen routinierten Abwehrchef. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Spieler mit einer solchen Vita für den VfR Aalen entscheidet“, so Schupp. Auch von Mittelfeldmann Nico Zimmermann verspricht man sich auf der Ostalb einiges. „Mit Nico gewinnen wir einen offensiv vielseitig einsetzbaren, äußerst laufstarken und zweitligaerfahrenen Mittelfeldakteur hinzu“, freut sich der Sportdirektor auf den Ex-Braunschweiger, der seine Stärken in der Torvorbereitung und bei Standardsituationen hat. Das Ziel ist der Klassenerhalt und warum sich die Liga auf den VfR Aalen freuen darf, begründet Hasenhüttl so: „Weil sie eine tolle, sympathische Truppe zu sehen bekommt – eine Mannschaft, die heiß ist und wild entschlossen, auch in dieser Liga einen laufintensiven, attraktiven und begeisternden Fußball zu spielen.

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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