Marco Knaller (28), aktuelle Nr. 1 des deutschen Zweitligisten Sandhausen und Sohn der österreichischen Keeperlegende Wolfgang Knaller, hat bisher eine bewegte Karriere hinter sich.... Marco Knaller: Der Torhüter, mit dem keiner mehr rechnete

SV Sandhausen Wappen_abseits.atMarco Knaller (28), aktuelle Nr. 1 des deutschen Zweitligisten Sandhausen und Sohn der österreichischen Keeperlegende Wolfgang Knaller, hat bisher eine bewegte Karriere hinter sich. Einst als „Austria´s next Top-Goalie“ gefeiert, folgte der tiefe Fall. Zahlreiche Verletzungen und auch die eine oder andere obskure Anekdote schienen seine Karriere im Sande verlaufen zu lassen. Doch so ist er nicht, dieser Marco Knaller. Er ist anders – ein echter Knaller eben.

Nur durch einen kurzen, sechs monatigen Abstecher zur Jugend der Wiener Austria unterbrochen, diente sich der junge Marco Knaller über die Akademie und die Amateure der Admira bis zu den Profis hoch.

Am 1.8. 2006, also vor etwas mehr als neun Jahren, gab der damals 19-jährige Knaller sein Debüt in Österreichs zweithöchster Spielklasse gegen den mittlerweile im Insolvenzsumpf versunkenen FC Lustenau. Das Spiel und somit seine Premiere ging auch glatt daneben, der FCL besiegte die Südstädter vor eigenem Publikum mit 2:0.

Am Ende jener Saison, in der sich Knaller einen Stammplatz erkämpfen konnte, ging man jedoch getrennte Wege, nachdem man sich nicht über einen neuen Vertrag einigen konnte. Zu dieser Zeit hatte sich Knaller bereits einen Platz in Österreichs U21-Team gesichert, für welches er auch fünf Spiele absolvierte, ein neuer Stern am österreichischen Torhüterhimmel war aufgegangen.

Sein Weg führte ihn danach just zu jenem Verein gegen den er sein Debüt gab – den FC Lustenau. Dort jedoch konnte er sich nicht gegen seinen Konkurrenten, dem aktuellen Stammgoalie des LASK, Pavao Pervan, durchsetzen und absolvierte lediglich fünf Spiele. So verließ der junge Keeper seinen Arbeitgeber wieder um sein Glück woanders zu versuchen. Dieses war ihm jedoch nicht hold: Knaller verletze sich bei einem Probetraining in Schottland bei Hibernian Edinburgh an der Schulter und fiel für einige Monate verletzt aus. Spätestens jetzt war sein Stern wieder im Verglühen begriffen.

Im Juli 2009 unterschrieb Knaller schließlich bei den Amateuren des FC Kaiserslautern und versuchte seine Karriere dort wieder in Schwung zu bringen. Dies sollte ihm auch einigermaßen gut gelingen. Nachdem er in den ersten fünf Runden mit Fitnessproblemen zu kämpfen hatte und mit einem Platz auf der Bank oder Tribüne vorlieb nehmen musste, kam der mittlerweile 22-Jährige in Runde sechs erstmals zum Einsatz und konnte gegen Bochum II die Null halten – Debüt gelungen! Knaller behielt seinen Stammplatz bis zum Saisonende und auch in der darauffolgenden Saison sollte dem so sein.

Der Ex-Admiraner wurde als dritter Torhüter zu den Profis hochgezogen, sollte jedoch vorerst weiterhin für die zweite Mannschaft in der deutschen Regionalliga spielen. Weiters wurde sein Vertrag bis 2012 verlängert. Diesen Vertrag sollte Knaller auch erfüllen, seine Zeit in Kaiserslautern endete jedoch unschön: Nachdem er sich in einem Spiel gegen Dortmund II seine zweite schwere Verletzung, diesmal am Ellbogen, zuzog wurde ihm von Vereinsseite her noch versprochen, dass seine Genesung Vorrang habe und er sich um seinen Vertrag nicht sorgen müsse, die Realität sollte sich jedoch anders gestalten. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, obwohl man ihm zusicherte, dass es oberste Priorität sei „dass ich wieder fit werde. Gekommen ist allerdings nichts. Und dann hat mein Berater über Umwege erfahren, dass man in der kommenden Saison nicht mehr man mit mir plant. Das war natürlich ein Schlag ins Gesicht.“, so Knaller wörtlich in einem Interview mit sportnet.at.

Nach der Ausbootung beim FCK nahm der nunmehrige Ex-Legionär ein Angebot des heimischen Bundesliga-Aufsteigers aus Wolfsberg an. Auch dort sollte er, trotz guter Leistungen im Pokal, nicht die neue Nummer eins werden. Sein Konkurrent Christian Dobnik spielte eine überragende Saison und leistete sich kaum Fehler, was Knaller erneut nur einen Platz auf der Bank bescherte. Lediglich im Pokal sowie bei den Amateuren des WAC in der Kärntnerliga durfte er in insgesamt neun Spielen sein Können zeigen. Zu dieser Zeit gab es viele Stimmen, die behaupteten, Knaller hätte es nur aufgrund der Verbindungen seines Vaters zum Profi geschafft, den Durchbruch trauten ihm zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige zu. Viele seiner Kritiker hielten ihn für überschätzt. Und tatsächlich schien es so als sollten sie Recht behalten.

Nachdem im Jänner 2013 ein Wechsel zur Admira platzte, da diese sich gegen ihn und für Jürgen Macho entschied, blieb er vorerst in Wolfsberg. Doch seine Zeit in Kärnten sollte bald abgelaufen sein: Nach einer 2:6-Klatsche in Salzburg fuhr er gemeinsam mit seinem Teamkollegen Christian Thonhofer privat und offenbar ohne sich bei Coach Nenad Bjelica abzumelden nach Wien. Wer Bjelica kennt, weiß, dass dies nicht ohne Folgen bleiben sollte. Der Kroate warf Thonhofer und Knaller aus dem Kader. Sein Vertrag wurde per 25.4.2013 aufgelöst und er musste sich um einen neuen Verein umsehen. Doch wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf.

Nach dreimonatiger Vereinslosigkeit absolvierte er ein Probetraining beim deutschen Zweitligisten Sandhausen und man nahm ihn dort prompt als neue Nummer zwei unter Vertrag. In der Saison 2013/14 musste sich der mittlerweile 27-Jährige noch hinter der klaren Nummer eins Manuel Riemann anstellen. Am Ende der Saison standen lediglich zwei Einsätze zu Buche, in denen Knaller den verletzen Riemann vertreten durfte. Bei diesen zwei Einsätzen, sowie im Training scheint der gebürtige Villacher die Verantwortlichen des SVS jedoch überzeugt zu haben: Sein Vertrag wurde verlängert. So durfte er in der folgenden Saison 14/15 weiterhin die Position als Nummer zwei hinter Riemann bekleiden, mit welcher sich der ehrgeizige Goalie auf Dauer jedoch nicht zufrieden geben wollte und so sagte er Riemann den Kampf an. Doch das Schicksal als „Bankdrücker“ blieb ihm hold, da sich Riemann keinen Fehler leistete, was natürlich Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker bedeutete. Man hatte ihn vielerorts endgültig abgeschrieben, obwohl er Riemann in fünf Saisonspielen mehr als würdig vertrat. Beim deutschen Zweitligisten wusste man jedoch, was man an ihm hatte.

Am Ende der vergangenen Saison verließ Riemann überraschend den Verein in Richtung Vfl Bochum. Knallers Chance war gekommen und endlich hatte er nun die Möglichkeit seine langjährigen Kritiker Lügen zu strafen. Er wurde von Coach Alois Schwartz als neuer Stammtorhüter bestätigt. In allen bisherigen Saisonspielen durfte Knaller über 90 Minuten ran und war dabei stets souverän.

Er hat den Durchbruch also doch noch geschafft. Und zwar nicht irgendwo, sondern in der vielleicht besten zweiten Liga Europas. Er war einer mit dem keiner mehr gerechnet hat und möglicherweise war genau das der ausschlaggebende Faktor, der ihm nun doch noch zum Durchbruch verhalf.

René Mersol, abseits.at

René Mersol

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