Bei Bayer Leverkusen wollte Aleksandar Dragovic den nächsten Karriereschritt machen. Das hat bisher nur bedingt funktioniert. Im Spiel gegen Dortmund wartet nun erneut eine... Vorschau auf den 23. Spieltag in Deutschland: Die Leiden des jungen Aleks

_Aleksandar Dragovic - ÖsterreichBei Bayer Leverkusen wollte Aleksandar Dragovic den nächsten Karriereschritt machen. Das hat bisher nur bedingt funktioniert. Im Spiel gegen Dortmund wartet nun erneut eine große Herausforderung auf den Innenverteidiger.

Was bisher geschah

Kevin Gameiro nimmt im Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Atletico Madrid Fahrt auf; Aleksandar Dragovic versucht den Franzosen vom Ball zu trennen, stellt sich dabei aber etwas plump an und wird von Gameiro getunnelt. Nach dem der Atleti-Stürmer nun droht, auf das Tor der Leverkusener zu zulaufen, weiß sich Dragovic nicht anders zu helfen und foult Gameiro im Strafraum. Die Folge: Elfmeter für Atletico. Der Gefoulte läuft selbst an und kann zum 1:3 verwandeln.

Bereits am 0:2 war der Österreicher mit einem Querschläger maßgeblich beteiligt. Die deutsche Fachzeitschrift Kicker beurteilte Dragovic nach dieser Leistung mit der Note sechs, und auch sonst fielen die Bewertungen in der Presse vernichtend aus: Das Boulevardblatt Bild stellte beispielweise die allgemeine Tauglichkeit von Dragovic für die Champions League in Frage. Dass Dragovic- Qualifikationsspiele mit eingerechnet- gegen Atletico bereits seinen 24. Champions League – Einsatz feierte und mit 72 Spielen in europäischen Wettbewerben österreichischer Rekordhalter ist, wurde dabei natürlich unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt – Hauptsache, die Schlagzeile passte…

Dennoch lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Dragovic bislang noch nicht im neuen Verein sowie der neuen Liga angekommen ist. Sicher: die deutsche Bundesliga ist natürlich ein anderes Kaliber als die ukrainische Premjer-Liha und eine gewisse Eingewöhnungszeit sei jedem Zugestanden, aber die Verantwortlichen von Bayer hatten sicher gehofft, diese würde bei Dragovic, aufgrund dessen internationaler Erfahrung, geringer ausfallen, zumal er ja auch die Sprache spricht.

Natürlich darf dabei fairerweise die Verletzung zu Beginn der neuen Saison nicht unerwähnt bleiben, die einen verspäteten Einstieg in den Trainingsbetrieb bei Bayer zur Folge hatte und zumindest die erste sportliche Eingewöhnungsphase verkomplizierte. Außerdem hat Dragovic mit Ömer Toprak sowie Jonathan Tah hochkarätige Konkurrenz vor sich. Erst der verletzungsbedingte Ausfall Tahs spülte Dragovic in Bayers erste Elf, wo er aber bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte, siehe seine Leistung in der Champions League.

Da Tah auch für das nächste Spiel ausfallen wird, bekommt Dragovic in Dortmund seine nächste Chance sich zu beweisen. Dort erwartete ihn natürlich eine alles andere als leichte Aufgabe, stellt die Borussia mit bereits 46 erzielten Toren doch die zweitbeste Offensive der Bundesliga hinter Tabellenführer Bayern München.

Von einem Spiel auf ein anderes zu schließen ist natürlich immer problematisch, aber gegen Atletico offenbarte Dragovic massive Probleme bei der Verteidigung von schnellen und trickreichen Akteuren wie Kevin Gameiro oder Antoine Griezmann. Er wirkte dabei arg hüftsteif und ließ die nötige Grundschnelligkeit vermissen – im Duell mit Kalibern a la Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus oder Ousmane Dembele könnte dies ebenfalls fatale Folgen haben.

Betrachtet man momentan das Gesamtbild Bayer Leverkusen wird schnell klar, dass es sich hierbei derzeit um eine instabile Mannschaft handelt, der das Selbstbewusstsein abhanden gekommen zu sein scheint. Diese Tatsache macht es neuen und in der Bundesliga noch unerfahrenen Spieler natürlich nochmal extra schwer, das eigentliche Leistungsvermögen abzurufen.

Dass es sich bei Dragovic um einen potenziell guten Bundesliga-Verteidiger handelt, daran besteht wohl kein Zweifel. Die Begegnung gegen den BVB sollte er daher einfach als die nächste Chance betrachten, sein bereits nachgewiesenes hohes Niveau endlich zu präsentieren und den Durchbruch zu schaffen.

Rund um das Spiel

Dortmund konnte sich nach dem desaströsen Auftritt in Darmstadt vor drei Wochen in den letzten Spielen wieder stabilisieren und geht so als Favorit in die Partie gegen Bayer. Trotzdem taten die Westfalen sich in den letzten Begegnungen mit der Werkself immer schwer; das Hinspiel in Leverkusen ging beispielsweise mit 0:2 verloren.

Sollte der BVB diese Begegnung gewinnen, könnte es endgültig eng werden für Bayer-Trainer Roger Schmitt – trotz aller Treuebekundungen seitens der Verantwortlichen. Schenkt man den Mutmaßungen diverser Medien glauben – vielleicht nicht unbedingt dem Fernsehsender Sky, den der hatte bereits vor zwei Wochen fälschlicherweise die Entlassung von Schmitt verkündet – deuten die Zeichen, aufgrund der bislang so enttäuschend verlaufenen Spielzeit, auf eine Trennung am Saisonende hin.

Zwar hat Bayer aktuell nur fünf Punkte Rückstand auf die internationalen Plätze, bei aber bereits acht Zählern Abstand auf den Vierten Hoffenheim, wird es mit einer erneuten Qualifikation für die Champions League in diesem Jahr schwierig bis unmöglich. Und die Champions League sollte mittlerweile in Leverkusen schon sein, zumal Bayer vor der Saison als Geheimfavorit auf die Meisterschaft gehandelt wurde.

Gegner Dortmund schwimmt bezüglich dessen mit Platz drei derzeit in etwas ruhigeren Gewässern, die Stimmung in und um den Verein bleibt aber auch weiterhin angespannt. Ein Sieg im Heimspiel gegen Bayer, wo man auch wieder auf die Unterstützung der Südtribüne zählen kann, würde den dritten Sieg in Folge in der Bundesliga bedeuten. Vor dem Rückspiel gegen Benfica Lissabon in der Champions League, während dem es ein 0:1 aus dem Hinspiel wett zu machen gilt, ist die Partie gegen Leverkusen ein echter Gradmesser für den BVB und wohl auch Fingerzeig, wohin sich die Saison noch entwickelt.

Dabei fehlen werden den Dortmundern Mario Götze, Sebastian Rode und Sven „Manni“ Bender. Leverkusen muss, neben Tah, bis zum Saisonende noch auf Hakan Calhanoglu verzichten.

Mögliche Aufstellungen

Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Batra, Schmelzer – Durm, Castro, Weigl, Guerreiro – Dembele, Reus – Aubameyang
Bayer Leverkusen: Leno – Henrichs, Toprak, Dragovic, Wendell – Bender, Kampl – Bellarabi, Brandt – Chicharito, Havertz

Weitere Highlights des 23. Spieltags

Köln vs. Bayern München: Die Bayern scheinen sich rechtzeitig in Topform zu befinden. Unter der Woche wurde Schalke 04 im DFB-Pokal souverän mit 3:0 geschlagen. Der Rekordmeister lieferte hier, wie schon zuvor beim 8:0 gegen Hamburg, eine beeindruckende Leistung ab. Die defensiv starken Kölner werden für die Münchner trotzdem ein unangenehmer Gegner sein; auch wenn die keines der letzten drei Spiele gewinnen konnten. Das Hinspiel sollte für die Bayern jedoch Warnung genug sein, hatten die Geißböcke Lewandowski, Müller und Co. beim 1:1 doch am Rande einer Niederlage.

Borussia Mönchengladbach vs. Schalke 04: Während Gladbach nach zuletzt vier Siegen in fünf Spielen wieder Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen aufgenommen hat, musste Schalke nach zwei Unentschieden in Folge den Kontakt nach oben wieder etwas abreißen lassen. Die deutliche Niederlage unter der Woche gegen Bayern könnte zudem am Selbstvertrauen nagen; Gladbach hingegen zog mit einem 2:1 in Hamburg das erste Mal seit 2012 wieder in ein DFB-Pokal – Halbfinale ein.

Ral, abseits.at

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert