Zu Beginn der Saison noch in der Krise hat sich der Arsenal FC wieder ganz oben etabliert. Der englische Traditionsklub hat namhafte Abgänge und... Das große Comeback des Arsenal FC

Zu Beginn der Saison noch in der Krise hat sich der Arsenal FC wieder ganz oben etabliert. Der englische Traditionsklub hat namhafte Abgänge und Verletzungen kompensiert. Trainer Arsene Wenger lässt nicht nur schönen, sondern auch erfolgreichen Fußball spielen.

Vier Niederlagen, ein Unentschieden und nur zwei Siege – Nach der siebten Runde der diesjährigen Premiere-League-Saison sah die Ausbeute des Arsenal FC desaströs aus. Nur zehn Tore hatte man geschossen, dafür 16 bekommen. Die Arsenal-Fans hatten sich das mit Sicherheit anders vorgestellt, der daraus resultierte 15. Tabellenplatz konnte sich gar nicht sehen lassen. Nach dem schlechten Start in die Saison stand sogar der langzeitige und erfolgreiche Trainer Arsene Wenger zur Diskussion. Der französische Trainer ist jedoch geblieben und die Krise längst beendet. Heute steht Arsenal wieder auf dem dritten Tabellenplatz, die Geduld hat sich bezahlt gemacht.

Namhafte Abgänge

Bezahlt hat auch der FC Barcelona, und zwar 34 Millionen Euro im Sommer für Arsenal-Kapitän und Spielgestalter Cesc Fabregas – eine zentrale Figur hatte den Verein verlassen. Auch zwei weitere Stammspieler verließen den Verein, Edeltechniker Samir Nasri so wie Außenverteidiger Gael Clichy heuerten bei Manchester City an. Arsenal investierte zwar mehr als 64 Millionen für neue Spieler wie Mikel Arteta, Alex Oxlade-Chamberlain, Gervinho, André Santos oder Per Mertesacker, wirklich namhafter Ersatz gesellte sich jedoch nicht darunter. Und dennoch konnte Arsene Wengers Team die Abgänge kompensieren. Arsenals Erfolg liegt in erster Linie eben nicht in der individuellen Klasse, sondern in der systematischen Ausrichtung des Teams. Und da setzte Wenger auf Kontinuität. Er hielt im Wesentlichen am offensiven, auf Ballbesitz beruhenden 4-3-3 fest, zog die Flügelstürmer etwas zurück, wodurch die Formation in der Defensivbewegung einem 4-2-3-1 gleicht.

Dynamik auf den Flügeln

Die systematische Stärke Arsenal liegt vor allem im gepflegten Kurzpassspiel und dem geordneten Spielaufbau. Wie kaum ein anderes Team in der Premiere League setzt Arsenal auf das Spiel in Überzahl und Dreiecken. Die neuen Spieler haben sich im Verlauf der Saison in ihre jeweilige Rolle dieses Systems eingelebt, einige von ihnen zählen nun zu Stammspielern. So zum Beispiel der trickreiche Gervinho, der vor allem zu Beginn der Saison auf der linken Außenstürmerposition zum Einsatz kam und dort für ein variables Flügelspiel sorgte. Ebenso variantenreich hat der unglaublich schnelle, technisch versierte und Tor gefährliche Stürmer Theo Walcott bislang auf der rechten Seite agiert und damit den endgültigen Durchbruch geschafft. Auch Oxlade-Chamberlain bringt als Einwechselspieler ähnliche Qualitäten mit. Das verbesserte Flügelspiel hat Arsenals Angriffen mehr Dynamik und dem Konterspiel mehr Effektivität verliehen.

Stabilität in der Abwehr

Eine weitere Veränderung, die sich im Verlauf der Saison vollzogen hat ist die Stabilisierung der Abwehr. So hat man in den letzten neun Runden nur sechs Gegentreffer erhalten. Arsenal spielt mit einer hoch stehenden Abwehr, damit der Ball durch frühes Pressing wieder erobert werden kann. Deshalb war die eigene Abwehr bei schnellen Angriffen der Gegner des Öfteren anfällig. Ein verbessertes Stellungsspiel der Viererkette hat dieses Problem zumindest teilweise in den Griff bekommen.  Auch die beiden Innenverteidiger Thomas Vermaelen und Laurent Koscielny harmonieren momentan. Der Franzose Koscielny besticht durch aggressives und erfolgreiches Zweikampfverhalten. Sein belgischer Partner Vermaelen steht ihm darin nichts nach und belebt zusätzlich die eigenen Angriffe durch seine offensiven Vorstöße und sein gutes Passspiel. Für Stabilität sorgt auch der moderne „Sechser“ Alexandre Song. Song ist zweikampfstark, tackelt hervorragend, sichert vor der Innenverteidigung ab, hat aber ebenso das Auge für den Lochpass oder die Flanke in den Strafraum. So hat er etwa das 2:0 im vergangenen Spiel gegen Aston Villa sehenswert vorbereitet.

Spielerische Klasse im Zentrum

Vor Alexandre Song sorgt der „Achter“ Mikel Arteta für einen geordneten Spielaufbau, durch seine Technik und sein Spielverständnis bringt Arteta den Ball aus einer vom Gegner zugestellten Zone in eine andere und eröffnet dadurch neue Räume. Im offensiven Mittelfeld hat sich in der jüngsten Vergangenheit Tomas Rosicky wieder als Stammspieler etabliert, der seine technische und spielerische Klasse wieder aufblitzen lässt, Tore vorlegt und schießt. An seiner Stelle agiert oft auch der vom Verletzungspech verfolgte Aaron Ramsey durchaus gekonnt. Wesentlichen Anteil am Erfolg des Londoner Klubs hat der niederländische Mittelstürmer Robin van Persie. Sein Laufstil wirkt oft hölzern, seit der WM 2010 ist er seiner Form nachgelaufen, in dieser Saison hat er sie wieder gefunden. Nun ist van Persie so gut wie noch nie. Er schießt Tore am fließenden Band und unterstützt als „falscher“ Neuner das Mittelfeld als Anspielstation und Passgeber. So hat sich auch das Offensivspiel seit dem Saisonbeginn verbessert, seit der siebten Runde hat Arsenal immerhin 51 Tore geschossen.

Arsenals Comeback

Arsenal überzeugt nicht nur auf spielerischer, sondern auch auf kämpferischer Ebene. Nach dem 0:4 Debakel im Champions-League-Achtelfinale gegen den AC in Mailand, siegte man im Rückspiel eindrucksvoll mit 3:0 und verpasste damit nur knapp eine Verlängerung. Auch im Derby gegen Tottenham kämpfte sich Arsenal zurück und verwandelte einen 0:2-Rückstand in einen prestigeträchtigen 5:2-Sieg. Der Meistertitel wird wohl in Manchester landen, aber Arsenal hat sich auf den dritten Tabellenrang zurückgespielt und damit den Stadtrivalen Tottenham überholt. Schön anzusehen ist das auf Ballbesitz basierende Kurzpassspiel schon länger, nun ist das aufstrebende Arsenal wieder auf dem Weg zurück zu erfolgreichen Zeiten.

Emanuel Van den Nest, abseits.at

Emanuel Van den Nest

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