Manchester United konnte sich in der abgelaufenen Saison den 19. nationalen Meistertitel sichern, womit der Klub den Liverpool FC als Rekordmeister ablöste. Obwohl United... Premier League Vorschau: Was machen die "großen Drei" 2011/12?

Manchester United konnte sich in der abgelaufenen Saison den 19. nationalen Meistertitel sichern, womit der Klub den Liverpool FC als Rekordmeister ablöste. Obwohl United in den vergangenen fünf Jahren vier Meisterschaften gewann bzw. sich der Chelsea FC und die ‚Red Devils‘ die letzten sieben Meisterschaften untereinander ausgemacht haben, ist abzusehen, dass das Titelrennen in der kommenden Saison spannender denn je ausfallen wird.

Das Transferfenster, in Anspielung auf die teils absurden Ablösesummen auch ironisch ’silly season‘ genannt, wird zwar ebenfalls erst am 01. Juli 2011 geöffnet, dennoch lässt sich jetzt schon ein Blick auf die Topteams werfen, die teilweise bereits Einkäufe getätigt haben.

MANCHESTER UNITED

Meister Manchester United hatte in der abgelaufenen Saison gerade in Auswärtsspielen das Problem, die Kontrolle im (zentralen) Mittelfeld in der Mehrzahl der Begegnungen dem Gegner überlassen zu müssen. Die Mittelfeldachse, meist bestehend aus Michael Carrick, Darren Fletcher und im letzten Saisondrittel Ryan Giggs, kam mit Pressing nur bedingt zurecht, was sich abschnittsweise in einer unüblich hohen Fehlpassquote und 37 Gegentoren niederschlug. In diesem Transferfenster – diesbezüglich ist sich zumindest der überwiegende Teil der United-Fans einig – soll deshalb ein zentraler Spielgestalter kommen, der dem United-Spiel wieder Sicherheit, Kontrolle und Kontur verpassen soll.

Bereits verpflichtet wurde der 19-jährige englische Innenverteidiger Phil Jones (Jahrgang 1992), um dessen Dienste sich auch der Liverpool FC bemüht hatte. Der £16,5m teure Neuzugang war bei der U21-EM in Dänemark für England im Einsatz. Torhüterlegende Edwin Van der Sar, der künftig mehr Zeit mit seiner Familie verbringen will, sowie Paul Scholes und – bereits im Februar – Gary Neville haben ihren Rücktritt vom aktiven Sport erklärt. Einen Sonderfall bildet Owen Hargreaves, der nach dreijähriger Leidens- und Verletzungszeit keinen neuen Vertrag mehr erhalten wird. Am Transfermarkt gehandelt werden nun der spanische U21-Teamtorhüter David De Gea, der seine Zukunft nach der EM besprechen will, sowie Englands Nationalspieler Ashley Young (derzeit noch bei Aston Villa unter Vertrag), der vielseitig in der Offensive eingesetzt werden kann und damit dem Anforderungsprofil von United-Manager Sir Alex Ferguson entspricht.
Frühe Prognose: United gehört wieder zum engsten Kreis der Favoriten. Ein zentraler Mittelfeldspieler mit Klasseformat ist nicht zwingend notwendig, würde die Titelchancen des Meisters aber erheblich erhöhen. Sir Alex Ferguson hat eine gute gefüllte Kasse (nach letzten Geschäftszahlen rund £113m), mit deren Inhalt er unter dem Glazer-Regime allerdings sehr sorgfältig umgeht. Für United spricht die Routine im Titelkampf, auch wenn diese mit den oben skizzierten Abgängen gelitten haben dürfte.

In: Phil Jones (Blackburn Rovers, £16,5m), Daniel Welbeck (Sunderland, Leihe beendet), Tom Cleverley (Wigan Athletic, Leihe beendet), Federico Macheda (Sampdoria, Leihe beendet)
Out: Edwin Van der Sar (Karriereende), Gary Neville (Karriereende), Paul Scholes (Karriereende), Bebe (Beşiktaş JK, einjährige Leihe), Joshua King (Borussia Mönchengladbach, einjährige Leihe), Owen Hargreaves (freigegeben)

CHELSEA FC

Vizemeister Chelsea FC hat eine durchwachsene Spielzeit hinter sich. Während man mit einer Siegesserie furios in die Saison startete und es den Anschein hatte, dass das Team von Carlo Ancelotti an die tolle und torreiche Saison 2009/10 anknüpfen können würde, kam es nach dem Weggang von Assistenzcoach Ray Wilkins im November 2010 zu einem Einbruch, der für den eigentlich seit Jahren – die Ergebnisse in der Premier League betreffend– konstanten Klub untypisch war. Rückblickend betrachtet hat Chelsea im Sommer 2010 mit Michael Ballack, Joe Cole, Ricardo Carvalho, Deco und Beletti sehr viel an Routine und vor allem Kaderbreite abgegeben, die letztendlich den Unterschied zwischen Titel und Platz 2 ausgemacht hat, da die nachrückenden Jugendspieler den Aderlass an Qualität nicht ausreichend kompensieren konnten, wenngleich der ein oder andere CFC-Supporter mit Recht einwenden wird, dass v.a. Cole & Carvalho ihren Zenit bereits deutlich überschritten hatten.

Klub-Besitzer Roman Abramowitsch griff nicht nur aus diesem Grund bereits im Winter tief in die Tasche und verpflichtete mit Fernando Torres vom Liverpool FC (für geschätzte £50m) und David Luiz (kam von Benfica für £21,3m) zwei Spieler, die dem Klub mit Sicherheit weiterhelfen werden. Beide Akteure sollte man jedoch eine gesamte (Sommer-)Vorbereitung sowie eine komplette Saison Zeit geben, bevor man ein allzu kritisches Urteil über ihre Leistungen fällt. Chelsea hat sich im Sommer bisher am Transfermarkt zurückgehalten, wobei bestätigt ist, dass der Klub ein Angebot für den kroatischen Mittelfeldakteur von den Tottenham Hotspurs, Luka Modric, abgegeben hat. Bereits verpflichtet wurde das 17-Jährige brasilianische Supertalent Lucas Piazón von Sao Paolo. Der prominenteste Abgang zu diesem Zeitpunkt ist Englands U21-Nationalspieler Michael Mancienne, der sich nach 2 ½ Saisonen bei den Wolverhampton Wanderers in die deutsche Bundesliga zum Hamburger SV verab-schiedet hat, wo der ehemalige Chelsea-Angestellte Frank Arnesen nun das Zepter in der Hand hält. Transfergerüchte gibt es weiterhin um den brasilianischen Ausnahmekönner Neymar und Anderlecht-Wunderkind Romelu Lukaku, der in Interviews mehrfach angegeben hat, sich nach seiner Zeit beim belgischen Rekordmeister ein Engagement beim Chelsea FC vorstellen zu können.
Frühe Prognose: Der portugiesische Triple-Gewinner FC Porto hat bestätigt, dass man Trainer-Nachwuchsgenie André Villas-Boas erlaubt hat, Gespräche mit dem Chelsea FC zu führen, um möglicherweise ab 01. Juli das Manageramt an der Stamford Bridge zu übernehmen. Nach gegenwärtigem Stand dürften die Gespräche zu einer Übereinkunft zwischen dem 33-jährigen Portugiesen, der unter Jose Mourinho bereits für die Londoner tätig war, und dem Klub führen, wobei sich die Ablösesumme laut übereinstimmenden Medienberichten in einer Rekordhöhe von £15m bewegen wird.

Die Verpflichtung von Villas-Boas könnte für Chelsea ein gelungener Schachzug, wenn auch mit Risiko behaftet, werden: Ein junger Manager mit sehr spezifischen Ideen, wie Fußball zu zelebrieren ist, der selbst nie (professionell) Fußball gespielt hat, taktisch aber bestens geschult ist, Sir Bobby Robson als seinen größten Einfluss nennt und unter Jose Mourinho sein Handwerk gelernt und bewiesen hat, aus seinen Spielern das Optimum herausholen zu können,– falls Eigentümer Roman Abramowitsch einem solchen Projekt Zeit geben würde, wäre Chelsea auch im ersten Jahr unter Villas-Boas, mit einigen zusätzlichen Verstärkungen, vermutlich Titelkandidat Nr. 1.

In: Lucas Piazón (£6m, Sao Paolo), Daniel Sturridge (Bolton Wanderers, Leihe beendet)
Out: Michael Mancienne (£2m, Hamburger SV)

MANCHESTER CITY FC

Drei Jahre nach der Übernahme durch die Abu Dhabi United Group, angeführt von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan, hat es der Manchester City FC geschafft, die 35 Jahre dauernde ‚Trophäendürre‘ zu beenden und mit einem 1-0 Finalsieg gegen Stoke City den FA-Cup ein fünftes Mal (zuletzt 1969) in den Osten (vormals Süden) von Manchester zu holen. Zudem konnte die Meisterschaft auf Platz 3, punktegleich mit dem Chelsea FC und neun Punkte hinter dem Stadtrivalen Manchester United, beendet werden. Das große Ziel der ‚Citizens‘ ist und bleibt die Meisterschaft, wobei die Millionen der Abu Dhabi Group noch vor der vollständigen Übernahme der FFP-Regeln (Financial Fair Play) dazu dienen sollen, Verstärkungen für die Champions League an Land zu ziehen. Mit dem Erreichen des dritten Platzes erspart sich City auch die Qualifikationsrunde zur Champions League, in der u.a. Bayern München gedroht hätte. Der italienische Trainer/Manager Roberto Mancini hat sich mit dem Titelgewinn im FA-Cup Luft verschafft, auch wenn er aufgrund seiner vorrangig auf Sicherheit bedachten, defensiven Spielweise – oftmals bot Mancini auch gegen nominell schwächere Gegner drei defensive Mittelfeldspieler auf – lange kritisiert wurde. Der 1-0 Erfolg im FA-Cup-Halbfinale gegen Manchester United entschädigte jedoch für vielerlei mäßig attraktive Begegnungen, womit Mancini relativ sicher im Sattel sitzen und für die Planung der kommenden Saison zuständig sein dürfte.
Auf dem Transfermarkt haben die ‚Citizens‘, ähnlich wie Chelsea, bisher noch sehr zurückhaltend agiert. Emmanuel Adebayor kehrt von Real Madrid zurück, während der ehemalige Arsenal-Kapitän Patrick Vieira seine Karriere beendet hat. Abzuwarten bleibt, wie City mit den Abwanderungsgedanken von Kapitän Carlos Tevez umgeht. Der Argentinier, der 2009 von Manchester United zu den Citizens gekommen ist und in den vergangenen zwei Jahren das kreative Um und Auf des Angriffsspiels von Mancinis Team war (53 Tore), hat sich auch nach fünf Jahren auf der Insel noch nicht wirklich eingelebt und spricht lediglich rudimentäres Englisch. Obwohl sich City seine Dienste vor zwei Jahren unbestätigten Gerüchten zufolge rund £47m kosten ließ, hielt dies Tevez nicht davon ab, im vergangenen Herbst einen Transferwunsch bei der Vereinsführung zu deponieren, den er nach einigen Diskussionen wieder zurückgenommen hat. Dennoch sind die Gerüchte, dass Tevez aufgrund der Distanz zu seiner Familie eher gen Süden wechseln möchte, nicht verschwunden.
City wird sich in der kommenden Transferzeit sowohl in der Breite als auch in der Spitze verstärken. Das Gerüst der Mannschaft steht mit dem englischen Teamtorhüter Joe Hart, dem vielleicht besten Innenverteidiger der vergangenen Premier League-Saison, Vincent Kompany, dem Ivorer Yaya Toure, der seine ganze Klasse v.a. im FA-Cup zeigen konnte sowie eben Tevez und David Silva, die an vorderster Front die Kreativabteilung bilden. Behält Mancini sein 4-2-3-1 System bei, wird auch verständlich, warum City für Alexis Sanchez mitbietet, der sich allerdings am Weg zum FC Barcelona befindet. Kolportiert wird zudem, dass ein zentraler Mittelfeldakteur sowie ein Innenverteidiger kommen sollen, wobei der englische Nationalspieler Gary Cahill, derzeit bei den Bolton Wanderers, ganz oben auf der Liste steht.

Frühe Prognose: City wird in den Zweikampf United/Chelsea noch intensiver als vergangene Saison eingreifen, muss allerdings in den Spitzenspielen mehr Engagement und Mut zum Offensivspiel zeigen, um wirklich um den Titel mitspielen zu können. In der vergangenen Saison erreichte das Team nur einen Punkt gegen Manchester United und Arsenal sowie drei Punkte gegen Chelsea – fünf Punkte sind definitiv zu dürftig ge-gen die direkte Konkurrenz, wenn man Meister werden will. Gelingt dies nicht, wird am Ende wiederum maximal Platz 3 stehen.

In: Emmanuel Adebayor (Real Madrid, Leihe beendet)
Out: Patrick Vieira (Karriereende)

Im zweiten Teil der Vorschau auf die kommende Premier League-Saison werden die Titelchancen der “Gunners“ unter die Lupe genommen.

„Starostyak“, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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