Es ist noch gar nicht lange her, da entzückte das befreit aufspielende walisische Nationalteam bei der Euro in Frankreich die Fußballwelt! Vereinstechnisch ist der... Swansea City: Der walisische Vorzeigeklub

Swansea City Wappen Logo_abseits.atEs ist noch gar nicht lange her, da entzückte das befreit aufspielende walisische Nationalteam bei der Euro in Frankreich die Fußballwelt! Vereinstechnisch ist der Swansea City Association Football Club zurzeit das Aushängeschild des kleinen Landesteils im Südwesten des britischen Königreichs. Seit dem Aufstieg in die Premier League 2011 im Mittelfeld gefestigt, droht aber heuer Ungemach. Nach einem durchwachsenen Saisonstart, der schlussendlich in einer desolaten Hinrunde gipfelte, gehen die Schwäne heute erstmals seit über zweieinhalb Monaten wieder von einem Nichtabstiegsplatz in ein Meisterschaftsspiel. Wir blicken zurück auf die jüngste Erfolgsgeschichte des solide arbeitenden Vereins, schauen uns an was den Schwänen heuer noch bevor steht und was es mit dem emotionalen Österreich-Bezug auf sich hat.

Knapp 100 Jahre im grauen Mittelmaß

Die Vereinsgeschichte ist zwar lang, doch die Highlights des letzten Jahrhunderts sind schnell erzählt. Da wäre einerseits das Jahr 1961, als man als erster walisischer Klub im Europacup antreten durfte. Gegen Motor Jena aus der DDR war schon in Runde eins Endstation. Neun walisische Cupsiege und zwei Halbfinaleinzüge im FA-Cup stellten lange Zeit die größten Erfolge für die Mannschaft aus der zweitgrößten Stadt Wales dar. In der Liga gelang der sportliche Höhepunkt 1981 mit dem Aufstieg in die höchste englische Spielklasse. Doch nach nur zwei Saisonen ging es schnell wieder runter – innerhalb weniger Jahre sogar der Absturz bis retour in Liga vier.

Die 2010er – die goldene Zeit

Erst im neuen Jahrtausend konsolidierte sich der Verein. Unter Brendan Rodgers gelang 2011 der sensationelle, erstmalige Aufstieg ins Oberhaus. Im Playoff setzte man sich vor 86.000 Zuschauern im Wembley gegen Reading durch und trug sich damit als erstes nichtenglisches Team der Premier League in die Geschichtsbücher ein. Mit dem geringsten Etat erreichte man in der Premierensaison als eines der attraktivst aufspielendsten Teams Rang elf. Der nordirische Manager wechselte in der Folge nach Liverpool zum FC.

Sein Nachfolger Michael Laudrup sorgte mit einem 5:0 Auftaktsieg in der zweiten Saison gleich für das nächste Highlight: die erste Tabellenführung in der Premier League. Mit Wilfried Bony gelang ein millionenschwerer Coup, der die Transferstrategie schön wiederspiegelt: Zuerst wurde zwar eine klubinterne Rekordablöse von knapp 12 Millionen Pfund für den Angreifer gestemmt, ehe Manchester City eineinhalb Jahre später mehr als das Doppelte für den Ivorer auf den Tisch blätterte. Mit dem 5:0 Liga-Cup-Erfolg gegen den Viertligisten Bradford City wurde im Februar 2013 die erste „Silverware“ geholt und damit der Startplatz für die Europa League gesichert.

Genau ein Jahr später, im Februar 2014 trennte man sich dann vom Erfolgstrainer. Während es im Europacup lief und man sich für das Sechzehntelfinale qualifizierte, stotterte der Motor in der Liga etwas. Doch entscheidender war, dass sich der in die Auslage gecoachte Däne keine Zusage für die kommende Saison abringen lassen wollte. Mit Garry Monk übernahm in der Folge ein Swansea-Urgestein. Unter dem englischen Abwehrspieler gelang in der Saison 2014/15 mit Rang acht der Höhepunkt der jüngsten Vereinsgeschichte. Doch Monk war bald wieder Geschichte: Im Herbst gewannen die Schwäne nur eins der ersten elf Spiele, Co Alan Curtis sprang für einen Monat ein, ehe Francesco Guidolin übernahm und den Klub auf Rang zwölf führte.

Die heurige Saison – es läuft nicht so

Nachdem im Sommer ein amerikanisches Konsortium den Verein übernahm und die Leistungen anfangs nicht wirklich zufriedenstellend waren, wurde mit Bob Bradley überraschend ein Landsmann der neuen Eigentümer auf die Bank gesetzt – nach dem Motto „America first“. Nach 85 Tagen wurde das Ami-Experiment beendet – zwei Siege waren deutlich zu wenig! Swansea rutschte unterdes immer tiefer in die Krise. Der über die Jahre viel bewunderte Swansea-Spielstil ging im rauen Abstiegskampf heuer etwas verloren, im Board und im Fanblock wurde man zudem immer unruhiger.

Anfang des Jahres übernahm Carlos Ancelotti’s Assistent Coach Paul Clement das Zepter im Liberty Stadium, als bereits dritter Manager an der Seitenoutlinie! Was für den Klub durchaus ungewöhnlich ist, tauchte man zuletzt jahrelang durch smarte, unaufgeregte Entscheidungen, meist unterhalb der hektischen Premier-League-Schlagzeilen durch.

Doch mit Clement ist die Hoffnung vorerst wieder an die walisische Südküste zurückgekehrt. Der Mission Klassenerhalt wurde mit einem deutlichen Lebenszeichen an der Anfield Road wieder neuer Schwung verleitet. Nach über einem Jahr verloren die Reds daheim erstmals wieder ein Pflichtspiel. Nach 2:0 Vorsprung und dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Gastgeber, erzielte der Isländer Gylfi Sigurdsson doch noch den vielumjubelten und so wichtigen Siegestreffer für das damalige Tabellenschlusslicht. Als Belohnung folgte der Sprung aus der Abstiegszone. Dazu hat Clement mit Luciano Narsingh, Martin Olsson und Tom Carroll mittlerweile auch am Transfermarkt noch personell etwas nachgerüstet.

Auch schon die Woche vor dem Auswärtssieg zeigte der Pfeil daheim gegen Arsenal leistungstechnisch nach oben. Zumindest in Halbzeit eins, da wurde den Gunners lange die Stirn geboten, ehe man schlussendlich naiv mit 0:4 unterging. Beim so wichtigen Sieg zuvor bei Crystal sorgte übrigens der Ex-Bayern-Co für erste Schlagzeilen. Der tags zuvor erst eingestellte 44–Jährige Engländer wollte sich von der Tribüne aus ein Bild seines neuen Vereins machen. Dort hielt es ihn nur eine Halbzeit lang, so wechselte er runter auf die Betreuerbank! Die Mannschaft zeigte die gewünschte Reaktion, der Trainereffekt ging voll auf: Swansea drehte das so wichtige Abstiegsduell!

Doch Vorsicht ob der Euphorie: Ende November schien das Momentum schon nach dem Hinspiel gegen Palace auf der Haben-Seite, als in der Nachspielzeit das Match auf 5:4 gedreht wurde. Die Folge war nur ein Sieg aus den nächsten sieben Spielen und eine Verschärfung der Krise.

So geht es weiter

Damit will man sich gar nicht mehr länger befassen. Viel wichtiger ist die Gegenwart und da läuft Swansea heute im Duell mit Southampton erstmals seit zweieinhalb Monaten wieder von einem Nichtabstiegsplatz aus aufs Feld. Daheim sollte gegen den Tabellen-Elften unbedingt noch Punktezuwachs her, die drei Februar-Aufgaben werden danach nicht einfacher. Da stehen Duelle bei den Titelkandidaten Manchester City und Chelsea am Programm, außerdem kommt Meister Leicester ins Liberty Stadium.

Danach warten mit Burnley, Hull, Bournemouth und Middlesbrough vier „Sechspunkte-Spiele“ , Teams gegen die für den Klassenerhalt unbedingt gepunktet werden muss. Aus den Cup-Bewerben ohnehin bereits frühzeitig raus, kann man sich voll auf die sechszehn verbleibenden Endspielen konzentrieren. Das Saisonfinale findet am 21. Mai daheim gegen West Bromwich statt, spätestens da soll dann wieder durchgeatmet und gefeiert werden. Auf eine weitere Saison „Top-Flight-Football“ in Wales, es wäre die siebente in Serie.

Die traurige Verbindung mit Österreich

Der Österreich-Bezug der Schwäne ist leider ein sehr tragischer! Die Rückennummer 40 vergibt der Klub nicht mehr. Diese trug die bei der Admira aus Linz ausgebildete Nachwuchshoffnung Besian Idrizaj, der im Sommer 2009 bei Swansea anheuerte. In der Nacht zum 15. Mai des darauffolgenden Jahres verstarb der 23-Jährige an einem Herzinfarkt. Bei der sehr emotionalen Aufstiegsfeier ein Jahr später trug man statt der obligatorischen Aufstiegs-T-Shirts, weiße Leibchen mit dem Namen und dem Bild des ehemaligen Teamkameraden.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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